Terminator – Die Erlösung ist sowohl Prequel wie auch Sequel.

Streit vor der Erlösung

Terminator 3 konnte damals nicht an den Erfolg seiner Vorgänger anschließen. Bei einem Budget von $187,3 Millionen spielte er an den Kinokassen „nur“ $433,4 Millionen ein, also etwas mehr als das doppelte, aber nicht das als Mindestmaß für einen Erfolg vorausgesetzte Dreifache des Filmbudgets. Trotzdem stand außer Frage, dass es eine Fortsetzung geben würde. Allerdings war offen, wer den Film finanzieren und produzieren würde?

Ursprünglich waren die Produzenten Andrew G. Vajna und Mario Kassar dafür verantwortlich. Sie nahmen die aus Terminator 3 bekannten Schauspieler Nick Stahl und Claire Danes unter Vertrag, damit die beiden ihre Rollen aus dem Film wieder aufnehmen würden. Ein Skript wurde erstellt und es war bereits bekannt, dass Arnold Schwarzenegger keine große Rolle übernehmen würde, weil er zu jener Zeit Gouverneur von Kalifornien war. Auch sollte Warner Bros. den Film finanzieren, derweil Metro-Goldwayn-Mayer für den Vertrieb verantwortlich sein sollte.

Doch dann änderten sich Dinge. Es stand fest, dass die Story des Films in der Zeit vorwärts springen würde, weshalb die beiden Hauptfiguren neu gecastet werden mussten. Ebenso zerstritten sich Vajna und Kassar, weswegen die Filmrechte an die Halcyon Company verkauft wurden. Und diese hatte dann auch noch juristische Probleme mit MGM, bei der es um die Vertriebsrechte für Terminator – Die Erlösung ging. Doch der Streit wurde schließlich außergerichtlich beigelegt. Am Ende bezahlte Warner Bros. $60 Millionen für die amerikanischen Vertriebsrechte, derweil Sony Pictures $100 Millionen für die internationalen überwies.

Wenn viele Köche am Brei arbeiten

Die Suche nach einem neuen Regisseur ging relativ schnell. Niemand Geringeres als McG, der zuvor schon unter anderem die Filmadaptionen von Charlies Engel drehte, setzte sich auf den Regiestuhl. Er nannte die ersten beiden Filme als seine Lieblingsfilme und hatte in einem seiner früheren Werke auch Robert Patrick, den T-1000 aus Terminator 2, gecastet.

Wesentlich problematischer war das Schreiben des Drehbuchs von „Terminator – Die Erlösung“. Viele verschiedene Drehbuchautoren sollten im Laufe der Zeit an dem Erstellen und Überarbeiten des Skripts beteiligt gewesen sein. Die Autoren des Drehbuchs zu Terminator 3, John Brancato und Michael Ferris, erstellten die erste Fassung und wurden dafür als Drehbuchautoren in den Credits genannt. Doch danach arbeiteten viele andere Skriptautoren an dem Buch, darunter auch Jonathan Nolan, dem Bruder des berühmten Regisseurs Christopher Nolan, der gemeinsam mit diesem die Skripte für die Dark Knight-Filmtrilogie verfasst hatte. Laut Schauspieler Christian Bale musste er allerdings Projekt wegen des Streiks der Drehbuchautoren im Jahr 2007 bis 2008 und einer daraus anderweitigen Verpflichtung abrupt verlassen. Letzten Endes waren die Überarbeitungen so umfangreich, dass Alan Dean Foster, der den Roman zum Film verfasste, sein Werk nochmal überarbeiten musste, weil das finale Filmskript sich zu sehr von dem unterschied, was er vorweg erhalten hatte. Dummerweise geschah dies, nachdem er seine erste Romanfassung bereits beim Verlag eingereicht hatte.

Der Cast konnte sich sehen lassen. Der eben genannte Christian Bale wurde in der Rolle des John Connors gecastet, Sam Worthington hingegen erhielt den Zuschlag für die Figur des Marcus Wright. Interessanterweise wurde er von James Cameron persönlich empfohlen, da die beiden bereits bei dem ersten Avatar-Film zusammengearbeitet hatten. Anton Yelchin konnte man als jungen Kyle Reese bewundern, derweil Moon Bloodgood als die toughe Pilotin Blair Williams zu sehen war. Bryce Dallas Howard wurde zu Kate Connors, John Connors Ehefrau, während der Rapper Common zur rechten Hand des Widerstandskämpfers wurde, zu Barnes. Eine Leiterin des menschlichen Widerstands wurde durch Jane Alexander dargestellt, während Helena Bonham Carter von ihrem damaligen Ehemann Tim Burton davon überzeugt wurde, die Rolle der Dr. Serena Kogan zu übernehmen. Michael Ironside wurde zum Anführer des menschlichen Widerstands, General Ashdown, derweil sein Kollege Ivan G’Vera zu General Losenko wurde. Jadagrace Berry war als die achtjährige stumme Star zu sehen. Der Bodybuilder Roland Kickinger stellte seinen Körper als T-800 zur Verfügung, auf den schließlich digital das Gesicht von Arnold Schwarzenegger eingefügt wurde. Linda Hamilton steuerte noch einige Tonbandaufnahmen bei, war allerdings selber im Film nicht zu sehen. Sie war die einzige Darstellerin früherer Terminator-Filme, die in diesem Kinofilm wiederkehrte.

Von den Toten wieder auferstanden

Der kriminelle Marcus Wright wird im 2003 hingerichtet. Vorher hat er noch eingewilligt, dass sein Körper Cyberdyne Technologies für deren Experimente zur Verfügung gestellt wurde. Jahre danach übernimmt Skynet die Kontrolle über die Welt und der Krieg zwischen Mensch und Maschine bricht aus.

2018 ist John Connors Teil des Widerstands. Er ist noch nicht der Anführer von diesem, wird aber von anderen respektiert. Nach einer Falle, bei der allerdings ein wichtiges Stück Technologie entdeckt wird, dass gegen die Maschinen helfen könnte, konfrontiert er die aktuelle Leitung der Menschen. Dabei erfährt er von einer Todesliste, auf der sowohl sein Name steht, wie ebenfalls ein gewisser Kyle Reese. Der seinerseits wiederum auf einen wieder unter den Leben wandelnden Marcus Wright stößt, der nur einen Wunsch hat. Nach L.A. zu kommen, auch wenn die Stadt von Skynet beherrscht wird.

Man muss den Machern von Terminator – Die Erlösung zu Gute halten, dass sie einen frischen Ansatz gewählt haben. Dass sie nicht schon wieder denselben Plot der letzten drei Filme wiedergekäut haben, sondern etwas anderes probieren. Und angesichts des durchaus prominent besetzten Casts hätte man meinen können, dass das durchaus ein guter Film hätte werden würde.

Eine gute Idee

Die Idee, dass der Kinofilm einerseits nach den vorigen drei Filmen spielt, aber gleichzeitig ebenfalls deutlich davor, hat etwas. So wird er sowohl zu einem Sequel wie auch einem Prequel. Und so befindet man sich in einer Zeit, als die T-800 noch in der Entwicklung sind und stattdessen andere, deutlich grobschlächtigere oder nicht menschenähnliche Maschinen die Waffen Skynets sind. Was die KI jedoch nicht weniger gefährlich macht. Im Gegenteil: Im Laufe des Films sieht man wiederholt, welche mechanischen Kreationen diese Intelligenz einsetzt, um der Menschheit gefährlich zu werden. Autonom fahrende Motorräder oder mechanische Schlangen sind dabei nur zwei der vielen Werkzeuge, die sie durchaus effektiv nutzt.

Auch die Schauspieler machen in Terminator – Die Erlösung überwiegend eine großartige Arbeit. Wobei man einen Christian Bale gefühlt alles vorsetzen kann, er würde es schaffen, daraus ein Meisterwerk zu erschaffen. Hier langt es aus, dass er in vielen Szenen intensiv auf ein Kassettenspieler schaut, auf dem er die Aufnahmen seiner früheren Mutter abhört. Doch auch Sam Worthington macht eine gute Arbeit. Ihm kauft man ab, dass er einen eigenen Kopf hat, den er immer versucht, durchzusetzen. Gleichzeitig setzt er sich jedoch auf für diejenigen ein, die ihm wichtig sind, was man daran sieht, dass er, als Kyle und Star entführt werden, alles versucht, um diese zu befreien. Der Twist, den seine Figur ausmacht, ist eine gelungene Überraschung. Und über Anton Yelchins Performance braucht man nicht reden. Der viel zu früh verstorbene Schauspieler stellt einen Kyle Reese dar, der zwar bereits als Jugendlicher voller Hass auf die Maschinen ist und in der Lage ist, auf den Füßen zu denken. Doch fehlt ihm die Erfahrung, die Michael Biehn der Figur in Terminator 1 gab. Und auch Jadagrace Berry ist ein Highlight des Films. Sie ist ein Beispiel dafür, dass Kinder in einem solchen Krieg zu schnell erwachsen werden müssen, um zu überleben. Denn sie agiert nicht wirklich wie ein Kind, sondern wie jemand, der schon viel gesehen und erlebt hat.

Doch die besten Schauspieler können nicht übertünchen, dass die Story von Terminator – Die Erlösung gleich mehrere Löcher aufweist und die Charaktere häufig auch eher… unintelligent agieren. Geschweige denn hier Handlungspotential nicht wahrgenommen wird.

Jede Menge Plotlöcher

Es gibt beispielsweise eine Szene, in der Marcus, Kyle und Star auf einen lokalen Widerstand stoßen. Die Situation droht zu eskalieren, bis die Anführerin sich durchsetzt und Star zumindest mit etwas zu Essen versorgen will. Ehe dann auf ein Mal ein gigantischer Roboter die Menschen durch die Wand ergreift und die Flüchtenden in ihren Fahrzeugen alle vernichtet.

Hier gibt es in Terminator – Die Erlösung gleich mehrere Aspekte, die einen übel aufstoßen. Die Menschen wissen, dass die Maschinen überall sind und stellen keine Wachen auf? Wozu verstecken sie sich dann? Auch hätte der Koloss an Roboter jede Menge Lärm verursachen müssen, doch anscheinend bewegt er sich flüsterleise, was jedoch nie im Film gesagt wird und was auch ehrlich gesagt unlogisch ist.

Es geht noch weiter. Später ist Marcus mit der Pilotin Blair Williams unterwegs. Sie machen bei einer anscheinend verlassenen Fabrik halt. Sie beauftragt ihn, Material fürs Feuer zu holen, während sie sich im strömenden Regen auszieht und wäscht. Dann Schnitt und sie wärmt sich am Feuer, als auf ein Mal Leute kommen, die ihr nichts gutes wollen. Sie kann sich zwar anfänglich gegen diese wehren, wird allerdings von der Mehrheit überwältigt. Ehe Marcus aus dem Nichts zur Rettung kommt. Wo er war, was er gemacht hat? Wird nicht erklärt.

Er wird respektiert weil….?

Es sind solche Details, die einen beim Zuschauen ärgern. Die auch meiner Meinung nach ein deutlicher Hinweis darauf sind, dass das Drehbuch von mehreren Leuten geschrieben worden ist und was vermutlich auch der Grund für diese Plotholes in Terminator – die Erlösung ist.

Doch auch bei den Charakterisierungen gibt es Lücken. Man erfährt, dass John Connors von den Leuten mit Respekt behandelt wird. Aber woher das kommt, wird nur angedeutet. Anscheinend reichen seine Ansprachen über die Funkgeräte, dass die Menschen ihm aufs Wort gehorchen, auch wenn das als Grund meiner Meinung nicht ausreicht. Aber es rächt sich hier ebenfalls, dass man ihn gefühlt die meiste Zeit nur am Tisch sitzen sieht, aufs Tonband hörend oder eben diese Ansprachen haltend, sieht. Nur am Anfang und Ende darf er auch in Actionszenen mitwirken, die aber nicht erklären, wieso und wodurch er den Respekt erhalten hat.

Die Beziehung zwischen ihm und seiner Ehefrau Kate beschränkt sich übrigens in Terminator – Die Erlösung auf eine Handvoll von Szenen. Und in diesen kommt keine wirkliche Chemie zwischen Christian Bale und Bryce Dallas Howard auf. Das war in Terminator 3 am Ende deutlich besser und nachvollziehbarer.

Ein Finale zum Stolpern

Kommen wir zum Finale. Das ist überwiegend packend inszeniert, gerät aber am Ende ins Stolpern. Arnold Schwarzeneggers Gesicht digital auf den Körper von Roland Kickinger kopiert sorgt für einen starken Uncanny Valley-Effekt, der einen sehr irritiert. Auch die Tatsache, dass John Connor sich verzweifelt bemüht, Marcus wiederzubeleben, derweil im Hintergrund ein schockgeforener T-800 sich langsam befreit, wirkt unglaubwürdig. Wäre es nicht besser gewesen, den Roboter erst ein für alle Mal unschädlich zu machen, ehe er sich um seinen Kampfgefährten kümmert?

Doch die Krönung ist, dass diese Wiederbelebung nur den Zweck hat, damit der Wiederbelebte wiederum sein eigenes Leben opfert, so dass John weiterleben kann. Das ist so haarsträubend, da fehlen mir echt die Worte. Es wirkt so, als ob hier versucht wurde, noch mehr Drama in den Film reinfließen zu lassen. Was aber nicht funktioniert, da dadurch die Aktionen von Connor selbst ad absurdum geführt wurden.

Wenn man den Film dann am Ende mit den früheren Teilen vergleicht, fällt er massiv ab. Er ist jetzt nicht absolut schlecht. Aber zu einem positiven Endeindruck fehlt einiges.

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Götz Piesbergen

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