Ghost Rider: Spirit of Vengeance ist ein Sequel, mit dem man nicht gerechnet hat.

Film fehlgeschlagen, Fortsetzung erhalten

Der 2007er Ghost Rider-Film war eine gewisse Erfahrung. Vom Soundtrack und den Special Effects her war er grandios. Doch bei den Darstellern und der Story versagte er. Am Ende konnte der Kinofilm bei einem Budget von 110 Millionen US Dollar 228,7 Millionen US Dollar einspielen. Und da Hollywood-Produktionen gerne mal das Dreifache des Filmbudgets erzielen müssen, um als erfolgreich zu gelten, konnte man diese Comicadaption durchaus als kleinen Fehlschlag interpretieren.

Doch ab Release des Films schien die Frage nicht zu sein, ob, sondern wann das Sequel kommen würde. Schließlich betonten sowohl Peter Fonda als auch Hauptdarsteller Nicolas Cage ihr Interesse daran, ihre jeweiligen Rollen wieder aufzunehmen. Und auch Executive Producer Avi Arad sprach sich sehr für eine Fortsetzung aus.

Schließlich begann Columbia Pictures, die den ersten Teil finanzierten und vertrieben, 2008 Gespräche zu führen, um die Fortführung zu realisieren. 2009 wurde bekannt, dass das Filmstudio grünes Licht dafür gab. Klar war, dass Nicolas Cage seine Rolle als Johnny Blaze wieder aufnehmen würde und dass das Drehbuch von David S. Goyer stammen würde. Der meinte zu seinem Skript, dass die Geschichte von Ghost Rider: Spirit of Vengeance acht Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils angesiedelt sei. Für die Regie wurde das Duo Neveldine/Taylor angeheuert.

Ghost Rider

Budgetkürzungen

Nicolas Cage war allerdings der einzige Darsteller, der aus Ghost Rider wieder auftauchen sollte. Der Rest des Casts waren alles neue Leute. Johnny Witworth wurde in die Rolle des Ray Carrigan/Blackout gecastet, während der junge Fergus Riordan zu Danny Ketch wurde. Der Ire Ciarán Hinds wurde zum neuen Schauspieler von Mephistopheles, derweil die Italienerin Violante Placido zu Dannys Mutter Nadya Ketch wurde. Idris Elba wurde zum „Gotteskrieger“ Moreau, derweil namenhafte Schauspieler wie Christopher Lambert und Anthony Head kleinere Rollen erhielten.

Gedreht wurde der Film überwiegend in Rumänien und der Türkei. Und im Vergleich zum ersten Teil wurde bei Ghost Rider: Spirit of Vengeance das Budget gekürzt. Er hatte jetzt nur 57 Millionen US Dollar zur Verfügung.

Des Teufels Sohn

Acht Jahre sind vergangen, seitdem in Johnny Blaze der Ghost Rider erwacht ist. Irgendwann in dieser Zeit hat sich der ehemalige Stuntfahrer nach Europa verzogen, weit weg von Amerika. Er hat sich verbarrikadiert, in der Hoffnung, den Rider nicht hervorrufen zu müssen. Doch die Ankunft des Franzosen Moreau macht diese zunichte. Denn dieser hat einen Auftrag für ihn.

Johny Blaze soll Danny Ketch beschützen, einen Teenager, der sich gemeinsam mit seiner Mutter Nadya in Europa mit Gaunereien über Wasser hält. Das Besondere ist, dass er der Sohn des Teufels ist und dass dieser ebenfalls jetzt auf der Erde wandelt, um seinen Spross zu holen. Denn er will dessen Körper, um damit über alles zu herrschen. Und zu diesem Zweck nutzt er auch diverse Handlanger, die dem Rider das Leben schwer machen.

Welch negative Überraschung

Der allererste Ghost Rider-Film war … nicht gerade sehr überzeugend. Ich hatte an ihm einiges zu kritisieren und am Ende waren die einzigen Sachen, die ich nicht bemängelt hatte, die Musik und die Special Effects. Ich hatte mir dann noch später die Extended Version angeguckt und danach den Film erstmal abgehakt. Bis ich jetzt bei meinem Vorhaben, alle Superheldenadaptionen seit dem Jahr 1998 anzuschauen, bei Ghost Rider: Spirit of Vengeance angekommen war. Meine Vorfreude hielt sich natürlich angesichts des „Vergnügens“, den der erste Teil bei mir auslöste, in Grenzen. Doch selbst unter diesem Vorzeichen hatte es der neuste Film mit dem Rider noch geschafft, mich negativ zu überraschen.

Das liegt vor allem an einer Sache, die man ganz deutlich im Film merkt. Das geringere Budget. Was sich in jederlei Hinsicht bemerkbar macht.

Ghost Rider

Billig produziert

Alles, aber auch wirklich alles in Ghost Rider: Spirit of Vengeance wirkt billig produziert. Man hat überwiegend das Gefühl, dass der Film eher ein B-Movie ist, statt ein vollwertiger Kinofilm. Klar, es kracht und brennt zwar immer mal. Doch selbst in diesen Momenten wirkt das Filmabenteuer nicht überzeugend.

Ein Problem an diesem Film ist außerdem, dass er nur eine Laufzeit von 95 Minuten hat. Davon kann man gut 7 Minuten für die Credits abziehen. Womit die eigentliche Erzählzeit für die Story im 80er Minuten-Bereich liegt. Mit der Konsequenz, dass diese Comicadaption mit einem Affentempo durch die Geschichte hetzt. Charaktere und Konflikte werden eingeführt und dann heizt der Film auch schon von Actionszene zu Actionszene. Momente zum Innehalten und Charakter ausbauen gibt es zwar auch, doch wirken diese eher bemüht, anstatt durchdacht. Mal ganz abgesehen davon, dass eine Beziehung zwischen Figuren nicht durch eine einzige gemeinsame Szene entsteht, sondern durch deren vielen. Was hier einfach nicht der Fall ist.

Nicolas Cage selber muss geahnt haben, bei was für einem Müll er mitwirkt. Denn noch mehr als im ersten Ghost Rider-Film spielt er in Ghost Rider: Spirit of Vengeance komplett überdreht und übertrieben. Noch mehr als im vorigen Teil wirkt dies hier absolut fehl am Platze und schadet dem Sehvergnügen sogar mehr. Man verdreht die Augen, wenn Nicolas Cage sich clowneresk benimmt, und sehnt sich nach dem Moment, wo es endlich mit der Handlung weitergeht.

Chemie gesucht

Wobei man nicht davon ausgehen darf, dass die anderen Schauspieler eine bessere Leistung abliefern. Auch Idris Elba muss geahnt haben, in was für einer B-Movie-Produktion er hier gelandet ist, und spielt seinen Moreau ähnlich übertrieben wie Nicolas Cage. Nur dass er hier die richtige Balance zwischen Overacting und normalen Acting findet. Leider wird er nur sehr spärlich im Film eingesetzt, sodass auch sein Charakter kaum Entwicklung erhält.

Der Rest des Casts ist in Ghost Rider: Spirit of Vengeance gefühlt nur da. Sie versuchen zwar ihr Bestes, den Film irgendwie zu retten, aber keiner der Beteiligten macht einen guten Job. Die Chemie zwischen Violante Placido und Fergus Riordan ist nicht vorhanden, und Ciarán Hinds hat noch nicht einmal ansatzweise dasselbe Charisma wie Peter Fonda.

Und die Actionszenen? Sagen wir so: Es reicht nicht aus, dass, wenn der Ghost Rider auftaucht, alles in Feuer und Asche gelegt wird. Es mag spektakulär wirken, wenn der Rider einen Bagger 288 als neues Vehikel auswählt. Aber dass er davor die ganzen Kugeln ignoriert und sich zum Bagger hinschleppt, kann nicht überzeugen. Und auch sonst sind die Gegner für den Rider am Ende nur besseres Fallobst.

Ghost Rider

Miese Special Effects

Und dann sind da noch all die Logiklücken in Ghost Rider: Spirit of Vengeance. Bei einem Kampf wird der Rider durch die Geschosse, die er schluckt, ausgeknockt und verwandelt sich in Johnny Blaze. Nur um in einer anderen Auseinandersetzung die ganzen Kugeln und Raketen zu ignorieren, ohne dass es Konsequenzen hat. Das irritiert und passt einfach nicht. Oder dass Figuren auf einmal an Orten auftauchen, wo andere wichtige Charaktere sind, ohne dass erklärt wird, wie sie dorthin gekommen sind oder woher sie das wussten. Und das zieht sich durch den gesamten Film!

Womit wir bei den Special Effects angekommen sind. Hier merkt man ganz besonders das fehlende Budget. Im ersten Film sah der Rider und sein Bike noch Badass aus. Hier wirkt es wie eine Billigproduktion und das Motorrad wie ein schwarzer, verbrannter Plastikklotz. Auch die Maske des späteren Blackouts wirkt billig, wenn man sieht, wie die Hautfarbe rund um die Augen normal ist und nicht weiß wie im restlichen Gesicht. Oder dass die Szene, wo Danny Ketch Johnny Blaze mit Feuer anspuckt, nicht sonderlich überzeugt. Oder, oder, oder …

Fehlt nur noch die Musik. Und auch die fällt enttäuschend aus. Keine Ahnung, wer dieses Mal für den Score verantwortlich war. Aber wie auch beim ganzen sonstigen Film macht sich hier bemerkbar, dass er nicht so überzeugend klingt, wie beim ersten Teil.

Satz mit X: War wohl nix. Ghost Rider: Spirit of Vengeance schafft es, in jedem nur erdenklichen Aspekt zu enttäuschen. Immerhin gingen danach die Rechte an der Figur zurück an Marvel, die den Charakter dann radikal anders einsetzten.

 

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Götz Piesbergen

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