Wolverine beschreitet den Weg des Kriegers.

Die Fortsetzung kommt!

X-Men Origins: Wolverine kam 2009 in die Kinos und spielte damals gerade mal knapp über das doppelte des ursprünglichen Budgets ein. Auch bei den Kritikern fiel der Film durch. Trotzdem gab es direkt nach Release Pläne einer Fortsetzung. Wohin die Reise gehen würde, deutete dabei die Post-Credit-Szene an, in der man sah, wie Wolverine in einer japanischen Bar trank.

Dass es einen weiteren Teil geben würde, wurde dann bereits vier Tage nach Filmstart bestätigt. Und ursprünglich war geplant, den Film so bald wie möglich in die Kinos zu bringen. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Zunächst lief alles nach Plan. Christopher McQuarrie, der bereits am Skript des allerersten X-Men-Films mitarbeitete, dafür allerdings keine Nennung erhielt, war im März 2010 fertig dem Skript. Dabei folgte er der Vorgabe von Produzentin Lauren Shulen Donner, dass die Geschichte des Sequels in Japan stattfinden sollte. Es galt dann nur noch, den Regisseur zu finden, der sich schließlich im Oktober 2010 fand. Niemand Geringeres als Darren Aronofsky (Black Swan) sollte sich auf den Stuhl des Filmemachers setzen. Der Beginn der Dreharbeiten wurde für den März 2010 terminiert. Zunächst sollte in New York gedreht, dann die Arbeiten später nach Japan verlegt werden, wo der Großteil der Szenen aufgenommen werden sollten.

Wenn Mutter Natur interveniert

Doch die Pläne änderten sich schlagartig, als am 11. März 2011 das große Erdbeben in Japan stattfand, das dann auch unter anderem die Fukishima-Katastrophe auslöste. Dies führte dazu, das Darren Aronofosky aus seinem Vertrag ausstieg. Offiziell begründete er das damit, dass ihm der Gedanke, für mindestens ein Jahr von seiner Familie getrennt zu sein, nicht gefiel. Inoffiziell kann man allerdings davon ausgehen, dass die Ereignisse in Japan dazu führten, dass er diese Entscheidung fällte.

Womit Wolverine: Weg des Kriegers, wie der Kinofilm in Deutschland hieß, ohne Regisseur dastand. Doch glaubte man den Medien und Aussagen der Beteiligten, dann war dies kein Problem. Man hatte Zeit und Hugh Jackman selbst betonte immer wieder, dass der Film nicht tot sei.

Am Ende standen acht Regisseure als Nachfolger zu Auswahl. Und die Verantwortlichen entschieden sich für James Mangold, der bereits mit Hugh Jackman in Kate & Leopold zusammengearbeitet hatte und unter anderem für Walk the Line sogar einen Oskar gewann. Doch ehe er loslegen konnte, ergab sich eine weitere Verzögerung.

Jede Menge neue Gesichter

Hugh Jackman wurde für die Muscial-Adaption Les Misèrables gecastet, weshalb die Dreharbeiten nicht wie geplant im Oktober 2011 starten konnten. Stattdessen wurde der Drehbeginn für Wolverine: Weg des Kriegers auf Frühling 2012 verlegt. Die Zeit wurde jedoch gut genutzt, da man Mark Bomback (Total Recall (2012)) anheuerte, damit er das ursprüngliche Drehbuch noch überarbeiten konnte. Fest stand dabei, dass der Film sich hauptsächlich an der ersten eigenen Serie der Figur orientierte, die 1982 herauskam und von Chris Claremont geschrieben und von Frank Miller illustriert worden war.

Überwiegend setzte sich der Cast aus Franchise-Neulingen zusammen. Neben Hugh Jackman nahm nur Famke Janssen ihre Rolle aus den früheren X-Men-Filmen wieder auf. Hiroyuki Sanada (Rush Hour 3), ein in Japan sehr bekannter Charakterhersteller, wurde zu Shingen Yashida, dem Vater von Mariko Yashida. Jene wurde von dem japanischen Model Tao Okamoto dargestellt, für die dies die erste Rolle überhaupt war. Ihre Freundin und Leibwächtiger Yukio wurde durch Rila Fukushima zum Leben erweckt, die ebenfalls ein Model war, aber im Gegensatz zu Okamoto bereits über einige Schauspielerfahrungen verfügte. In der Rolle des Yashidas wurde der der 1946 geborene Haruhiko Yamanouchi (Der Tiefessetaucher) gecastet. Will Yun Lee (Stirb einen anderen Tag) war gebürtiger Amerikaner und erhielt die Rolle von Marikos ehemaligen Kindheitsfreund Harada. Und als Viper, die weibliche Antagonistin, wurde die Russin Svetlana Viktorvona Khodchenkova (Dame, König, As, Spion) gecastet.

Ein fragwürdiges Geschenk

1945 ist Logan ein Gefangener der Japaner in Nagasaki. Als solcher erlebt er mit, wie die Amerikaner über der Stadt die Atombombe abwerfen. Und während alle Offiziere Selbstmord begehen, befreit ein junger Offizier mit dem Namen Yashida die Kriegsgefangenen. Logan rettet ihm am Ende das Leben.

Jahrzehnte später vegetiert Wolverine fernab jeglicher Zivilisation in den Wäldern von Kanada vor sich hin. Er leidet immer noch darunter, dass er seine Geliebte Jean Grey umbrachte. Er halluziniert regelmäßig von ihr. Doch dann wird er von der Japanerin Yukio aufgespürt, die ihn mit nach Japan nimmt. Denn Yashida liegt im Sterben und möchte vor seinem Ableben Logan noch ein Geschenk übergeben. Er will, dass Logan seine Selbstheilungsfähigkeiten auf ihn überträgt und dafür dann aus dem Leben scheiden kann. Logan lehnt jedoch ab.

Doch dann geraten die Umstände außer Kontrolle. Zunächst träumt Logan davon, dass Viper, die Ärztin von Yashida, ihn nachts besucht und etwas mit ihm anstellt. Und als er bei der Beerdigung von Yashida Mariko die Nichte und Alleinerbin des alten Mannes kennenlernt und mitkriegt, wie sie entführt wird, muss er feststellen, dass seine Selbstheilungskräfte nicht mehr funktionieren. Was zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt geschieht.

Es wird vieles besser gemacht

Wolverine: Weg des Kriegers macht viele Dinge besser, als X-Men Origins: Wolverine. Er ist deutlich spannender, gibt sich wesentlich mehr Mühe, seine Figuren zu respektieren, und unterhält einen von Anfang bis Ende. Dabei vermeidet er gleichzeitig Klischees, die man leicht bedienen könnte, wenn es um Japan und seine Einwohner geht.

Eine wunderbare Kulisse

So nutzt James Mangold das Land und seine Bewohner als eine gelungene Kulisse. Nicht nur, dass er die Handlung des Films eben nicht ausschließlich in Großstädten stattfinden lässt, es finden Szenen auch in Küstenregionen, in Dörfern und in den Bergen statt. Dabei hat man nie das Gefühl, dass es dem Regisseur darauf ankommt, irgendwelche Vorurteile zu bestätigen. Im Gegenteil: Er begegnet der fremden Kultur mit dem größtmöglichen Respekt, was man dem Film auch anmerkt.

Die Klischeefalle vermeidet der Regisseur jedoch nicht nur da. Sondern ebenso in anderen Aspekten von Wolverine: Weg des Kriegers. So ist Mariko keine einfache Damsel in Distress, die ständig von Wolverine auf Grund ihrer Unfähigkeit gerettet werden muss. Stattdessen erhält sie zahlreiche gute Szenen, wo sie beweisen kann, dass sie eine kluge Frau ist, die sich nicht einschüchtern lässt, sondern sich durchaus zu behaupten weiß. Was im Laufe des Films auch wichtig wird. Es ist also kein Wunder, dass Logan ihr verfällt.

Starke Figuren

Dieser wird von Hugh Jackman wieder großartig dargestellt. Dieses Mal ist Wolverine ein alter Krieger, gequält von den Taten seiner Vergangenheit. Dass er wiederholt von Jean Grey – grandios vom Famke Janssen gespielt – halluziniert, versinnbildlicht das. Denn vor allem ihr Tod und die Tatsache, dass er es war, der sie getötet hat, sind Auslöser für seine Qualen. Dennoch kann er nicht vom Leben loslassen, selbst dann, als es ihm angeboten wird.

Die Beziehung zu Mariko ist es anschließend auch, die seine Lebensgeister in Wolverine: Weg des Kriegers wieder weckt. Für sie geht er im wahrsten Sinne des Wortes durch die Hölle, sogar dann, als er seine Selbstheilungsfähigkeiten verliert. Das hält ihn nicht auf, im Gegenteil: Er handelt weiterhin so wie bislang, getrieben von dem Wunsch, sie zu beschützen und zu verhindern, dass sie stirbt.

Yukio ist dabei der passende Konterpart zu ihm. Sie ist ebenfalls eine Mutantin, mit der Fähigkeit, Visionen der Zukunft zu kriegen. Sie lässt sich nicht unterbuttern, auch nicht von Wolverine selbst, sondern bezeichnet sich rotzfrech als seine Leibwächterin. Die beiden ergänzen sich dabei perfekt, wie man in den wenigen Szenen sieht, in denen sie gemeinsam agieren.

Auch Viper ist eine unglaublich starke Figur in Wolverine: Weg des Kriegers. Sie ist geheimnisvoll und tödlich. Sie scheint ebenfalls eine Mutantin zu sein und ist durch ihre Art und Weise der perfekte Konterpart zu Logan. Schade nur, dass ihre wahren Motive im Laufe des Films nie wirklich geklärt werden. Sie scheint mit Yashida zusammenzuarbeiten und sehr an den Selbstheilungsfähigkeiten Wolverines interessiert zu sein, doch gibt es nicht die Szene, wo erklärt wird, weshalb dem so ist. Es ist interessant, dass sie eine gut ausgebaut Persönlichkeit hat, aber alles andere ein weißes Blatt ist.

Ein misslungenes Finale

Und das macht sich ebenfalls bei den restlichen Figuren bemerkbar, wo Dinge nicht geklärt werden. Oder die gefühlt in der Handlung untergehen. Marikos Kindheitsfreund Harada hat ein paar starke Szenen, kommt allerdings aus der Rolle eines bessere Handlangers nie heraus. Ihr Vater Shingen hat auch exzellente Szenen, wird ebenso wunderbar dargestellt. Doch seine Motivation kommt über ein „Ich bin neidisch, weil meine Tochter die Erbin ist und nicht ich“ nicht hinaus.

Und dann ist da das Finale des Films. Hier fällt Wolverine: Weg des Kriegers komplett auseinander. Wo auf ein Mal ein Plottwist eingebaut wird, der nicht gut aufgebaut wird. Zwar wird die Motivation des wahren Antagonisten deutlich gemacht, aber man fragt sich, wozu der ganze Aufwand? Hier wird der Plot zu Gunsten der Action geopfert, was angesichts der Tatsache, wie sehr die Handlung zuvor begeistert hat, sehr schade ist.

Immerhin gibt es eine gelungene Post-Credit-Szene, die auf X-Men: Zukunft ist Vergangenheit hinarbeitet. Der Film kam ein Jahr später, also 2014, in die Kinos und wurde zu der Zeit gedreht. Regie führte wieder Bryan Singer. Doch mehr dazu dann, wenn er hier auf warp-Core.de besprochen wird.

Am Ende ist Wolverine: Weg des Kriegers ein guter Film, auch wenn er im Finale auseinanderfällt und viele Figuren nur notdürftig charakterisiert werden. Das Ambiente und die Hauptcharaktere machen das wieder wett.

 

Info

Drehbuch: Mark Bomback, Scott Frank
Hauptdarsteller:
Hugh Jackman, Hiroyuki Sanada, Famke Janssen, Will Yun Lee
Produzent: Lauren Shuler Donner, Hutch Parker
Regie: James Mangold

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Götz Piesbergen

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