Die Winter Queen taucht in der Moderne auf.

Cover © Splitter

Bitte zwei Mal lesen

In einer warmen Sommer Nacht bricht aus heiterem Himmel ein Gewitter über New Orleans herein. Ein Blitz trifft ein Dach, auf dem eine Strohfigur steht. Aus den Flammen tritt eine Frau, bewaffnet mit einer Klinge und einem Outfit, das an eine Art moderne Red Sonja erinnert. Sie ist zunächst verwirrt, ehe sie die Aufmerksamkeit der Ordnungsbehörden erregt und vor ihnen flieht.

Kurze Zeit später macht ein Serienmörder von sich reden. Er stiehlt seinen Opfern die Zunge und ist anscheinend unauffindbar. Er scheint im Zusammenhang mit der mysteriösen Frau zu stehen, doch was genau die Verbindung ist, das bleibt für die Polizei unklar.

Winter Queen ist ein Comicalbum, dass man zwei Mal lesen sollte. Denn beim ersten Mal entgehen einem viele Details, die dann erst beim zweiten Mal auffallen. Was allerdings am Gesamteindruck nichts verändert.

Ein wilder Beginn

Das Album wurde von Fernando Dagnino geschrieben und illustriert. Der Künstler ist gebürtiger Spanier, der 1973 zur Welt kam. Er hat dabei sowohl amerikanische Comics gezeichnet, wie auch europäische Alben.

Winter Queen fängt wild an. In einem Prolog wird man Zeuge, wie ein Magier ermordet wird, ehe dann im ersten Teil die eingangs erwähnte Protagonistin auftaucht. Doch ist diese nicht die einzige Handlungsträgerin, da auch der Scharlatan Eddie mit von der Partie ist.

Dieser gibt vor, ein Voodoo-Magier zu sein, während in Wahrheit sein Kompagnon alles über seine Bühnenopfer durch Hacking und Suche herausfindet. Doch das Besondere an ihm ist, dass er wirklich Voodoo kennt. Und zwar anhand einer guten Bekanntin von ihm, die in ihrer gemeinsamen Kindheit dafür gesorgt hat, dass sie nicht bei einem Busunfall ums Leben kamen.

Wenn man Sachen erst sehr spät beendet

Eigentlich wären das perfekte Zutaten für einen Mystery-Thriller, für eine Kriminalgeschichte mit übernatürlichen Elementen. Denn in „Winter Queen“ existiert die Hölle, Dämonen und Magie. Und all dies verwurstet Fernando Dagnino zu einer wilden Story.

Doch diese Art und Weise, wie er die Geschichte in diesem Album erzählt, hat einen gewaltigen Nachteil: Viele Plots oder Elemente werden angerissen und erst viele, viele Seiten später zu Ende gebracht. Wenn überhaupt.

So erfährt man erst nach grob einem Drittel, dass die titelgebende Winter Queen in Wahrheit Elizabeth Stuart ist, die für einen Winter lang die Königin von Böhmen war. Was ihr widerfahren ist und wie das, was man zu Beginn von ihr erfährt, mit dem Rest der Geschichte übereinstimmt, bleibt allerdings lange offen. Stattdessen fängt Fernando Dagnino diverse andere Plots an, deutet ein paar Sachen an, ehe er schließlich diese Handlung abschließt.

Bitte Sitzfleisch mitbringen

Deshalb braucht man für dieses Album viel Sitzfleisch und Geduld. Denn man hat beim Lesen eher das Gefühl, dass es ihm um die Idee an sich ging und nicht so sehr darum, aus dieser eine halbwegs vernünftige Story zu machen. Ideen hat er viele: So enthüllt er irgendwann, dass Elizabeth ein Alter Ego in Form einer Dämonin hat. Die wiederum in der Hölle gesucht wird und anscheinend an Eddie viel Gefallen findet.

Auch der Plot um den Serienmörder wird in Winter Queen lange Zeit nur rudimentär vorangetrieben. Man sieht ihn immer wieder dabei, wie er Leute tötet und anschließend in einen neuen Körper stürzt. Was er genau will beziehungsweise sucht bleibt lange Zeit unklar und scheint Fernando Dagnino auch nicht so wichtig gewesen zu sein.

Es ist klar, dass bei dieser Art zu erzählen früher oder später Frust aufkommt. Wo man sich beispielsweise gewünscht hätte, dass der Name von Eddie gleich bei seinem Erstauftritt genannt wird, geschieht dies erst Seiten später, als seine erste Szene schon weit fortgeschritten ist. Auch das Finale lässt zu wünschen übrig und wirkt hastig und übers Knie gebrochen.

Begeisterung sieht anders aus

Die Illustrationen wirken in „Winter Queen“ dreckig und düster. Es scheint so, als ob eine Art von dunkler Patina über den Darstellungen liegt. Die noch dazu zwar solide sind, aber nicht gerade Begeisterungsstürme hervorrufen.

Wäre die Story stringenter erzählt, die vielen Ideen besser gebündelt und eingebaut und die Grafik nicht mit dieser Patina belegt: Das hätte ein durchaus solides und unterhaltsames Album werden können. So aber bleibt am Ende das Fazit, das unterm Strich die Frustgefühle überwiegen.

Info

Szenario, Zeichnungen: Fernando Dagnino
Farben: Marco Lesko
Verlag: Splitter
Sonstige Informationen: Produktseite

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Götz Piesbergen

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