Der bisherigen Verfilmungen genießen bei Fans nicht gerade großes Ansehen.
Resident Evil soll eine neue Verfilmung bekommen, nachdem die kommerziell erfolgreiche Reihe von Paul W.S. Anderson endete und der erste Versuch – Welcome to Raccoon City – einer Neuverfilmung scheiterte. Auch die Netflix Serie bekam keine zweite Staffel spendiert. Woran liegt es aber, dass die Verfilmungen bei den Fans der Spielereihe, eher mit einem argwöhnischen Blick betrachtet werden?
Die Netflix-Serie – 2022
Fangen wir mit dem einfachsten an, der Serie von Netflix. Diese schildert eine Zukunft, bei denen Zombies die Welt bevölkern und die Menschheit ums Überleben kämpft. In Rückblenden wird gezeigt, wie die Töchter von Albert Wesker einer Verschwörung der Umbrella Corporation auf die Schliche kommen.
Hier haben wir es mit einem Endzeit-Szenario zu tun, welches es so in der Spielereihe nicht gibt. Ausbrüche von Viren oder anderen Gefahren sind immer lokal, aber nie global. Im schlimmsten Fall ist eine Insel oder eine Stadt komplett befallen und wird zerstört, um den Ausbruch einzudämmen. Auch viele andere Aspekte der Serie, wie die Stadt, in der die Rückblenden spielen, existieren so nicht in der Spielereihe. Diese wurde komplett von Umbrella für die Angestellten und deren Familie gebaut, wird streng überwacht und wirkt sehr steril. Dazu kommt, dass man sich einen Charakter aus dem Franchise genommen hat und diesen komplett anders dargestellt hat. Es kommt zwar später heraus, dass dieser nur ein Klon ist, aber da war der Schaden schon angerichtet. Und dabei lasse ich den Hautfarbenwechsel sogar ganz außer Acht, denn dies ist der kleinste Grund zur Kritik. Mit dem leider verstorbenen Lance Reddick hatte man auf jeden Fall eine gute Besetzung gefunden.
Welcome to Raccoon City – 2021
In der jüngsten Spielfilm-Verwertung des Franchises treffen wir etliche bekannte Charaktere aus den Spielen und auch die Handlung ist von dort bekannt. Sollte also eigentlich ein Selbstläufer sein, oder? Mitnichten, denn man mischte die Handlung von zwei Videospielen, die zwar grob am selben Platz spielen, aber zu unterschiedlichen Zeiten. Alleine dafür musste man eine Menge Kompromisse eingehen, damit sich die beiden Handlungen nicht zu sehr in die Quere kommen. Hätte das eventuell noch funktioniert, überlädt man den Film aber auch mit Charakteren. Vor allem mit Nebencharakteren aus dem ersten Teil der Spielereihe, die dort schon lange tot waren, während man spielbare Nebencharaktere wegließ.
Darüber hinaus hat man sich an so ziemlich jeder Persönlichkeit und Biografie ausgetobt. Da retten auch die vielen Anspielungen auf die Spiele nichts, das ist eben nicht das Resident Evil, welches wir kennen und es sind auch nicht die Charaktere, die wir kennen. Da geht es nicht mal um Optik, auch wenn Leon eher aussieht wie Léon, da der kanadische Schauspieler Avan Jogia indische Wurzeln hat. Nein, es geht einfach nur um die Persönlichkeit. Ich hab noch nie etwas darum gegeben, wenn die Leute nicht aussehen wie in der Vorlage und ich kann komplett nachvollziehen, warum wir heutzutage diverser besetzen. Aber lasst die Persönlichkeit doch bitte so wie in der Vorlage. Egal ob ihr einen Comic, ein Videospiel oder einen Roman verfilmt. Dichtet doch Claire Redfield keine Freundschaft mit Lisa Trevor an, die ohne jegliche Grundlage ist.
Die Anderson-Reihe – 2002 bis 2017
Der erste Teil machte vieles richtig, lediglich das (oder ein) Herrenhaus und die Umbrella Corporation mitsamt dem T-Virus ist aus den Spielen entnommen, erzählt wird aber eine eigenständige Geschichte. Das Herrenhaus ist immer noch in der Nähe von Raccoon City, deswegen kann man schon davon ausgehen, dass es eben dieses Herrenhaus aus dem ersten Teil der Videospielreihe ist, wozu auch passt, dass es der Eingang zu einem unterirdischen Forschungskomplex ist. Ansonsten wird frei erzählt, mit neuen Charakteren. Allen voran natürlich Alice, die im Laufe der Serie noch eine größere Bedeutung bekommt.
Mit dem zweiten Teil Apocalypse bediente man sich nun aber dem zugrundeliegenden Material und brachte neben Nemesis als biologische Waffe auch etliche andere Charaktere aus dem Videospiel, vor allem Resident Evil 3: Nemesis, auf die große Leinwand. Den zweiten Teil ignorierte man aber. Bis heute wird Sienna Guillory als die beste Besetzung für Jill Valentine aufgeführt, während Oded Fehr als Carlos Olivera allerdings weniger Liebe erfährt. Nur wenige Fans mögen die Änderungen an Nemesis und vor allem an Alice, die hier ebenfalls genetisch manipuliert wurde und zu einer Superfrau wurde. Sie drängt alle anderen Charaktere in den Hintergrund und das bestimmt auch den Rest der Reihe.
Dazu kommt dann noch, dass ab dem dritten Teil Extinction wir das gleiche Problem haben wie in der Netflix-Serie. Es ist nun eine globale Pandemie und keine lokale Epidemie mehr, die Menschheit ist am Ende. Auch hier dreht sich dann irgendwann wieder alles um Klone, Charaktere aus den Videospielen werden nur noch eingesetzt, damit man irgendeinen Bezug dazu hat, denn die Story ist längst weit weg von der Vorlage. Woher kennt Alice Claire Redfield? Wissen wir nicht. Ist auch egal.
Animationen
Neben den Live-Action-Adaptionen gab es auch einige animierte Ableger. Diese werden von den meisten Fans als die besseren Verfilmungen angesehen, da Storys aus den Spielen aufgegriffen werden, aber andere Geschichten erzählt werden.
Wie könnte man es also besser machen?
Meckern kann man immer viel, aber es soll hier ja darum gehen, wie man die Verfilmungen von Resident Evil verbessern kann. Da dies eine Kolumne ist, hat es natürlich viel mit meiner eigenen Meinung zu tun und es wird immer Fans geben, die an einer Verfilmung etwas auszusetzen haben. Im Prinzip gibt es hier aber nur zwei Möglichkeiten.
Welt borgen, eigene Charaktere
Da sich Resident Evil um Bioterrorismus dreht und nicht um einzelne Charaktere, wäre es möglich, einen anderen Schauplatz zu wählen und eigene Charaktere einzuführen. Dies hat man halbwegs im ersten Teil der Anderson-Reihe gemacht, bevor man dazu überging, Charaktere aus den Spielen einzuführen und dann doch sein komplett eigenes Ding durchzuziehen. Diese Methode funktioniert nicht bei „Charakter-Franchises“ wie Tomb Raider oder Hitman.
Ein gutes Beispiel für diese Methode ist die Fallout-Serie. Diese erzählt eine komplett neue Geschichte, mit neuen Charakteren, aber den bekannten Fraktionen und der Welt. Hier hat man wirklich viel Liebe zum Detail investiert und das ist auch nötig, denn die Welt verkauft hier den Film. Die Schauspieler müssen zwar auch abliefern, aber man ist freier bei den Persönlichkeiten. Fallout ist aber auch prädestiniert für ein solches Vorgehen, denn bisher waren die Spielercharaktere immer neue Figuren, die sonst noch keinen Auftritt hatten.
Genauer an der Vorlage bleiben
Wenn man ein Spiel verfilmt, kann man natürlich Handlungselemente mischen, Figuren aus anderen Spielen der Reihe schon früher bringen und ähnliche Dinge. Aber der Kern muss erhalten bleiben. Im Falle von Resident Evil könnte man zum Beispiel das Prequel Zero und den ersten Teil kombinieren, da diese direkt zusammenhängen und zeitlich nur wenige Stunden dazwischen liegen, außerdem erklärt Zero die Beweggründe für Resident Evil 1. Ebenso kann man Resident Evil 2 und 3 kombinieren, da diese sogar zeitgleich spielen. Dort würde es sogar Sinn machen, dass man die eigentliche Chronologie (Erst RE3 bis circa die Hälfte – dann RE2 – dann RE3 bis zum Ende) ignoriert und sie tatsächlich simultan laufen lässt. Dafür muss man natürlich einige Änderungen am Verlauf vornehmen, aber kaum eine Verfilmung macht das nicht, denn es ist ein Film und kein Spiel. Oder will wirklich jemand 30 Minuten Jill sehen, dann Leon und Claire für 60 Minuten und dann nochmal Jill für 30 Minuten?
Wirklich gut umgesetzt hat man dies bei Silent Hill. Der Film ändert natürlich die Geschichte ein wenig, aber eben nur ein wenig. Aus dem eigentlichen Protagonisten Harry Mason und seiner Tochter Cheryl wurde Rose DaSilva und ihre Tochter Sharon. Der Grund für den Trip nach Silent Hill ist ebenfalls ein anderer, das hängt aber damit zusammen, das man hier auch die Erklärungen aus Silent Hill 3 mit einbezogen hat. An manchen Stellen hat man sich zu weit vorgewagt, aber alles in allem ist man der Vorlage sehr gerecht geworden.
Fazit
Es gibt nicht DEN einen Weg um eine Verfilmung ansprechend zu machen, und vor allem sind auch die Fans sich nicht immer einig und gemeckert wird immer. In meinen Augen muss Resident Evil aber eher der Vorlage folgen. Schwierig wird es dann, wenn das beliebte Material ausgeht. Zwar haben alle Spiele ihre Fans, aber nach Resident Evil 5 wird die Fanbase kleiner.
Disclaimer: Natürlich gibt es auch unter den Fans der Spielereihe unterschiedliche Meinungen zu den Verfilmungen. Abgebildet ist deswegen nur ein Durchschnitt. Und es liegt in der Natur der Sache, dass dies nur meine subjektive Meinung ist.
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