In der vierten »Deep Space Nine«-Episode ist es Odo, der »Unter Verdacht« steht.
Die Lösung gegen Langeweile heißt Schule!
Es herrscht der übliche Alltag an Bord der Raumstation. Julian Bashir versucht, bei Jadzia Dax zu landen, die ihn allerdings amüsiert ins Leere laufen lässt. Keiko O‘Brien beschwert sich bei ihrem Mann Miles, dass sie sich fehl am Platze fühle.
Doch dann entdeckt Odo einen Bajoraner, dem er nach kurzem Gerangel ein Zeitlimit von 26 Stunden gibt, um die Station zu verlassen. Er rechtfertigt dies später damit, dass es sich bei dem Mann um Ibudan handelt, einen Verbrecher, der für andere hingegen ein Held war. Odo hatte ihn schon einmal ins Gefängnis gebracht, jedoch ließ die provisorische Regierung von Bajor ihn wieder frei.
Zur selben Zeit freunden sich Jake Sisko und Nog miteinander an. Sie sind die einzigen ungefähr gleichaltrigen Jungen auf der Station. Da sie keine Möglichkeit haben, sich die Langeweile zu vertreiben, beginnen sie allerlei Schabernak zu treiben, bis sie dabei erwischt werden. Keiko O‘Brien bekommt dies mit und beschließt deshalb, eine Schule zu gründen.
Ein Mord mit einem Verdächtigen
Dann wird Ibudan auf der Holosuite ermordet. Einer der Hauptverdächtigen ist Odo, da er sich als einziger durch die Türritzen der Suite hätte quetschen können. Er hat auch kein Alibi, da er sich zu dem potentiellen Zeitpunkt des Mordes regenerierte, was jedoch keiner mitbekam.
Er beginnt mit den Ermittlungen und findet heraus, dass Ibudan an Bord seines Schiffes mit einer anderen Person reiste, obwohl seine Unterkunft nur für einen Passagier gedacht war. Doch ehe er seine Untersuchungen weiter fortführen kann, macht sich unter der Bevölkerung an Bord der Station Unruhe breit. Ein Lynchmob will den Gestaltwandler umbringen und ausgerechnet Quark kann die Meute beruhigen. Trotzdem, um die Situation zu entschärfen, suspendiert Benjamin Sisko Odo.
Julian Bashir findet in dem Quartier des Mordopfers biologische Spuren. In einem Experiment lässt er diese wachsen bis sich herausstellt, dass daraus ein Klonkörper entsteht. Und zwar von Ibudan selbst!
Ende gut…?
Daraufhin beschließt Odo, den Verbrecher zu verhaften. Er stellt ihm eine Falle und in der Tat gelingt es ihm, den Bajoraner zu überführen.
Derweil eröffnet Keiko O‘Brien ihre Schule. Zunächst scheint es so, als ob sie keine Schüler haben würde. Bis Commander Sisko und Rom ihre jeweiligen Söhne bei ihr abliefern und sie den Unterricht beginnen kann.
Verdächtig langweilig
Eine der interessantesten Figuren von »Deep Space Nine« war bislang Odo. Der gestaltwandelnde Sicherheitschef war ein Hingucker, vor allem durch sein glattes und nahezu konturloses Gesicht. Hinzu kam auch noch seine trockene Art, mit der er das Geschehen kommentiert. Die Tatsache, dass er in »Unter Verdacht« eine zentrale Rolle einnimmt, sollte den Zuschauer daher im Prinzip erfreuen.
Doch wenn man sich »Unter Verdacht« anschaut, wird man sich schnell langweilen. Die Handlung plätschert eher vor sich hin, mit nur wenigen Momenten, die einem dauerhaft in Erinnerung bleiben. Was insofern schade ist, als dass die Folge ein richtig guter „Whodunnit“ im Sci-Fi-Umgebung hätte werden können.
Doch dafür fehlen in »Unter Verdacht« ein paar Sachen. Neben der schon bereits fehlenden Spannung, ist es vor allem das Gefühl, dass Odo die Ermittlungen leitet und vorantreibt. Doch bis auf ein paar gute Ansätze zu Beginn ist da nichts. Stattdessen sieht er sich Anfeindungen und einem Mob ausgesetzt. Er ist passiv, statt aktiv. Immerhin kann die schauspielerische Leistung von René Auberjonois überzeugen. Er macht aus der nicht überzeugenden Vorlage das Beste und lässt Odo glänzen.
Ein Arzt, der sein Handwerk versteht
Im Vergleich zur Darstellung des Constables kommt Julian Bashir besser weg. Zum ersten Mal kann man ihn als Arzt ernstnehmen, weil er als einziger aktiv agiert und zu den Ermittlungen beiträgt. Man erhält einen Hinweis darauf, was die Figur für Potential besitzt.
Es ist außerdem schade, dass aus dem Bajoraner Zayra wenig gemacht wird. Es hatte den Anschein, als ob er vermutlich von Ibudan in dessen Pläne eingeweiht worden war. Vom Timing her passte es einfach zu sehr, dass er einen Mob gegen den Constable anführte, um ihn umzubringen. Leider hat das nicht funktioniert.
Zum ersten Mal in »Deep Space Nine« hat Keiko O‘Brien ihren Auftritt. Die Figur kennt man bereits von The Next Generation, wo sie schon ein paar Mal auftauchte. Dass sie hier auf der Raumstation sein würde, wurde schon in »Der Abgesandte« erwähnt.
Wurde überhaupt nachgedacht?
Doch auch dieser Plot vermag nicht das Interesse des Zuschauers zu wecken. Hier herrscht ebenfalls keine Spannung, wenngleich die Motivation der Beteiligten nachvollziehbarer geworden ist. Es stellt sich allerdings die Frage, was sich Benjamin Sisko dabei dachte, seinen Sohn mit auf eine Raumstation zu nehmen, wo es anscheinend keine angemessenen Freizeitaktivitäten für ihn gibt. Das lässt den Commander in einem schlechten Licht da stehen; als jemanden, dem die Aktivitäten des eigenen Sohnes egal sind, solange er nicht gegen die Regeln der Station verstößt. Es beißt sich mit seiner Darstellung aus »Der Abgesandte«, wo er deutlich zeigte, wie viel ihm sein Sohn bedeutet.
Der deutsche Titel »Unter Verdacht« passt besser zum Inhalt der Episode als der englische »A Man Alone«. Letzteres könnte eine Anspielung auf die Tat von Ibudan sein, der sie schließlich alleine durchgeführt hat. Doch der deutsche Titel gibt perfekt wieder, worum es in der Episode geht.
Diese Folge kann nicht wirklich überzeugen. Sie ist langweilig und plätschert vor sich hin. Einer der wenigen Lichtblicke ist die grandiose, schauspielerische Leistung von René Auberjonois.
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