3RNCRCS zeigt, dass man mit der reinen Wahrheit weiterkommt.

Wenn das Stottern bestätigt wird

Quiet (Stephanie Beatriz) und John Doe (Anthony Mackie) versuchen, vor Sweet Tooth (Samoa Joe/Will Arnett) zu fliehen, schaffen es aber nicht weit. In einem Casino werden sie von ihm gefangengenommen und dazu gebracht, eine Show von ihm anzusehen. Danach bittet er um Kritik. Wie soll man ihm da antworten?

Mike (Tahj Vaughans) und Stu (Mike Mitchell) sind zwei Wächter, die von Kannibalen gefangengenommen worden sind. Doch noch ehe diese sie aufessen können, werden sie von den Männern und Frauen von Agent Stone (Thomas Haden Church) gerettet. Der sie in seinen Reihen aufnimmt, wo sie sich ihren Lohn und Brot dadurch verdienen können, in dem sie „Möwen“ töten, Überlebende, die versuchen Ressourcen zu stehlen.

In meinem Review zur Auftaktfolge von Twisted Metal, WLUDRV, meinte ich, dass die Serie immer dann am besten funktioniert, wenn es kracht. Sobald es leiser und charakterintensiv wird, fängt die Reihe zu stottern an. Was sich in 3RNCRCS bestätigt.

Ein Psycho als Offenbarung

Der Anfang der Folge, wo John und Quiet von Sweet Tooth verfolgt werden, ist wirklich exzellent. Es ist eine spannende Verfolgungsjagd, bei der sich einmal mehr zeigt, welche Tricks John im Laufe der Jahre gelernt und in sein Auto eingebaut hat. Aber auch, dass hier anscheinend jedes Vehikel irgendwie modifiziert wurde. Was man daran sieht, als Sweet Tooths umgebauter Eiswagen auf ein Mal Maschinengewehre auspackt, die dafür sorgen, dass die Protagonisten in einem Casino reinkrachen und zum Stillstand kommen.

Was dann auch der Moment ist, wo 3RNCRCS langsam aber sicher beginnt, abzubauen. Die Folge hat zwar ihre Augenblicke, etwa wenn sie Sweet Tooths Wahnsinn präsentiert. Baut jedoch ebenfalls Szenen ein, die einen etwas ratlos zurücklassen.

Sweet Tooth ist die Offenbarung und auch irgendwo die Rettung der Serie. Die von Samoa Joe dargestellte und von Will Arnet gesprochene Figur ist optisch ein Highlight. Die Körpermassen, die scheinbar nur mühsam von den Klamotten zurückgehalten werden, der ungewaschene Körper und die bizarre Clownsmaske, sowie natürlich das Verhalten des Charakters lassen ihn unverwechselbar wirken. Der todernst, wie er bei einigen Leichen meint, dass sie schon vor seiner Ankunft da lagen oder wie er als seinen besten Freund eine Papiertüte´vorstellt, sind einfach nur genial.

Potential nicht genutzt

Doch dem gegenüber stehen viele Momente, wo man sich fragt, ob 3RNCRCS den Zuschauer für dumm verkaufen will. Weil es gleich mehrere Szenen gibt, die nur dann funktionieren, wenn die handlungstragenden Figuren auf ein Mal temporär blind und taub waren. Dass John zu Beginn nicht mitkriegt wie Quiet sein Auto stiehlt? Geschenkt. Das ist ein Gag, der in der Film- und Fernsehhistorie schon oft vorgekommen ist. Aber das John dann später nicht mitkriegt, wie Sweet Tooth ihn quasi umrundet? Oder dass Letzterer die Seite des Milchmanns verlassen haben muss, um Quit einzufangen und in eine Art Terrarium oder ähnliches zu stecken, ohne dass dies gezeigt oder erwähnt wurde? Das sind alles Momente, wo man sich als Zuschauer nur an den Kopf fassen kann, weil es einfach nur dämlich wirkt. Und das kann man auch nicht mit Suspense of Disbelief erklären.

Auch was Quiet angeht, enttäuscht die Folge. Ihre Charakterisierung wird nicht weiter ausgebaut, sieht man davon ab, dass sich auf ein Mal zeigt, dass sie doch reden kann und kein Blatt vorm Mund nimmt. Es ist schade, dass die Figur auf ein Mal doch reden kann, weil eine stumme Hauptfigur Twisted Metal etwas besonderes gegeben hat. So wird der Charakter zu etwas Beliebigen, die sich nur dadurch hervorhebt, dass sie eben weiblich ist und sich nichts sagen lässt.

Was die beiden Wachmänner angeht, die man in 3RNCRCS kennenlernt? Hier wäre es nicht verkehrt gewesen, wenn man erfahren hätte, woher sie kommen. Stattdessen kriegt man nur mit, wie sie von Agent Stone gerettet werden und sich langsam etwas Distanz zwischen ihnen aufbaut, weil der eine anfängt, gerne zu töten, derweil der andere davon nichts hält. Das ist vor allem deshalb so Schade, weil man das Gefühl hat, dass ihr Herkunftsort nicht so weit entfernt liegen muss. Aber es wird eben auch nicht darauf eingegangen, woher sie kommen.

Man hat hier einfach den Eindruck, als ob beim Schreiben der Folge vom Ende aus gedacht wurde und der Beginn dann egal war. Mit dem Ergebnis, dass es hier mehrere Aspekte gibt, über die man stolpert. Hoffentlich bessert sich die Serie hier, denn auf Dauer kann nur Action als Unterhaltungsbasis nicht funktionieren.

Infos:

Drehbuch: Michael Jonathan Smith
Showrunner: Michael Jonathan Smith
Regie: Kitao Sakurai

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Götz Piesbergen
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