Ära des Untergangs war erneut ein Transformers-Blockbuster, trotz der viele negativen Kritiken.
Kommt er zurück oder kommt er nicht?
Es ist immer wieder erstaunlich: Qualitativ bauten die Transformers-Filme von Teil zu Teil ab. Sie wurden von den Kritikern damals regelrecht in der Luft zerrissen. Und dennoch gingen die Zuschauer in Scharen in die Kinos, womit die jeweiligen Kinofilme regelmäßig wahre Blockbuster waren, mit Einspielergebnissen, die oft genug jenseits der Milliarden-Grenze waren. Was auch für den letzten Teil, Die dunkle Seite des Mondes, galt. Bei einem Budget von 195 Millionen US Dollar spielte er über 1,1 Milliarden US Dollar ein. Zu sagen, dass dies der helle Wahnsinn war und ist, ist selbst heutzutage noch übertrieben.
Und so war es auch kein Wunder, dass schon bald ein Teil 4 angekündigt wurde. Wobei von vorneherein feststand, dass weder Shia LeBouf noch Michael Bay selbst zurückkehren würden. Zumindest sagten sie dies während der Produktion zum dritten Teil aus.
Es war allerdings nicht das erste Mal, dass sich der Regisseur zierte. Auch im Vorfeld zu Teil 3 hieß es, er würde nicht zurückkehren, nur um dann noch zurückzukommen. Und so sollte es ebenso in Ära des Untergangs sein. Nachdem wild spekuliert wurde, ob und wer jetzt den beiden nachfolgen würde, wurde schon bald verkündet, dass die Verhandlungen mit Michael Bay ein Erfolg waren. Und der Filmemacher doch noch den vierten Teil drehen würde.
Alles neu macht die 4
Das Drehbuch sollte einmal mehr von Ehren Kruger geschrieben werden, derweil Steve Jablonsky sich um den Filmsoundtrack kümmern würde. Interessant war die Nachricht, dass Teil 4 nicht nur von Paramount produziert werden würde. Sondern ebenso die chinesischen Produktionsfirmen China Movie Channel und Jiaflix Enterprises mit involviert waren. Dementsprechend konnte man von ausgehen, dass China einen gewichtigen Part im Film spielen würde.
Der menschliche Cast wurde komplett neu zusammengestellt. Nachfolger von Shia LeBouf wurde niemand Geringeres als Mark Wahlberg (The Italian Job), der die Rolle des Cade Yeager übernahm, einem alleinerziehen Vater und nicht sonderlich erfolgreichen Erfinder. Seine Filmtochter Tessa wurde von Nicola Peltz (Bates Motel) dargestellt, derweil T.J. Miller (Deadpool) zu Lucas Flannery wurde, dem besten Freund von Cade. Der Ire Jack Reynor (Delivery Man) wurde zu dem Rennfahrer Shane Dyson, der gleichzeitig auch noch der Freund von Tessa war. Auf der Gegenseite wurde Stanley Tucci (Captain America: The First Avenger) als der skrupellose Geschäftsmann Joshua Joyce, Kellsey Grammer (X-Men: Der letzte Widerstand) als der abtrünnige Staatsangestellter Harold Attinger und Titus Welliver (Lost) als der korrupte CIA-Offizier James Savoy. Sophia Myles (Thunderbirds) als Cades ehemalige Geliebte Darcy Tyril und Li Bingbing (A World Without Thieves) als die Eigentümerin einer chinesischen Fabrik Su Yueming rundeten den menschlichen Cast ab. Unter den Transformers nahmen nur Peter Cullen, Robert Foxworth und Reno Wilson wieder ihre Rollen auf. Der Rest waren alles neue Figuren und Sprecher, wenn auch durchaus prominent. John Goodman (Roseanne) verlieh dem Wrecker Hound seine Stimme, derweil Ken Watanabe (Godzilla) zu dem samuraiartigen Drift wurde. John DiMaggio (Futurama) übernahm die Rolle des Scharfschützen Crosshairs, während Mark Ryan (Black Sails) zum Kopfgeldjäger Lockdown wurde. Frank Welker (Mortal Kombat) erhielt schließlich den Zuschlag für die Stimme des Galvatrons.
Gedreht wurde sowohl in den USA, wie auch in Hong Kong. Wobei es in der ehemaligen britischen Kronkolonie zu einem unschönen Vorfall kam, als Michael Bay von zwei Männern mit dem Nachnamen Mak angegriffen wurde. Diese verlangten von ihm 100.000 Hong Kong Dollar, was ungefähr 12,900 US Dollar entsprach. Jedoch wurden die Angreifer und ihr Mithelfer festgenommen und angeklagt.
Erstaunlich
Es sind einige Jahre seit der Schlacht von Chicago vergangen. Und die Narben sind noch längst nicht alle verheilt. So sind alle Transformers Persona Non Grata und werden gejagt. Vor allem der Transformerskopfgeldjäger Lockdown, der mit der privaten Militärfirma KSI zusammenarbeitet, tut sich da besonders hervor. Doch egal, was sie auch probieren, vor allem einer bleibt verschwunden: Optimus Prime, Anführer der Autobots, ist nirgends aufzufinden.
Bis eines Tages der Erfinder Cade Yeager ihn aus Versehen findet. Ursprünglich hielt er ihn für einen demolierten Truck, den er repariert wieder für teuer Geld verkaufen wollte. Doch dann entpuppt sich dieser als Optimus und schon bald sind Chuck, seine Tochter und sein bester Freund auf der Flucht vor KSI, denen jedes Mittel recht ist, um den letzten freien Transformer in ihre Hände zu kriegen.
Es ist immer wieder aufs neue erstaunlich: Jedes Mal, wenn ich mir einen der „Bayformers“-Filme angucke, meine ich zu wissen, was mich erwartet. Nur um dann jedes Mal aufs Neue negativ überrascht zu werden.
Mal wieder eine mittlere Katastrophe
So auch bei Ära des Untergangs: Der ganze Filme machte auf mich den Eindruck, dass Michael Bay es nur ums Geld ging, als er ihn Runterkurbelte. Denn der Kinofilm wirkt lieblos gemacht, von einer Story getragen, die nicht wirklich weiß, was sie möchte und mit einem Cast gesegnet, der sich am besten mit einem Wort beschreiben lässt: Er ist „Existent“!
Immerhin scheinen die Macher aus den Fehlern der früheren Filme gelernt zu haben. Sie haben die Anzahl an sprechenden Transformers stark reduziert, die Gegner sind dieses Mal keine Dececpticons (Bis auf eine Ausnahme) und es gibt mehr Frauen in dem Film, die mehr als nur Eye Candy sind.
Was leider den Film nicht davor rettet, dass er immer noch eine mittlere Katastrophe ist, bei dem nichts zum anderen passt. Was man vor allem bei den Frauenfiguren merkt.
Wenn eine emanzipierte Frau ein Fremdkörper ist
So ist Tessa Yeagers erster Auftritt immer noch pures Eye Candy, über deren Aussehen sexistische Kommentare gemacht werden. Es wird angedeutet, dass sie wohl von ihrem Vater seine Intelligenz geerbt hat. Doch ist dies im Laufe des Films zunehmend irrelevant, weil sie nur eine Funktion hat: Die der Damsel in Distress. Heißt, sie gerät wiederholt in Schwierigkeiten, läuft schreiend vor Gefahren davon und darf dann häufig von den wahren Herren der Schöpfung gerettet werden. Die Figur der Darcy Tyril wird da schon besser dargestellt, sie ist wesentlich eigenständiger und gerät nicht in Schwierigkeitten. Was vermutlich der Grund ist, wieso der Charakter dann zum Ende des Films immer irrelevanter wird. Sie darf zwar noch einiges zeigen, ist aber ansonsten schon bald eine Random-Randfigur.
Weshalb auch Li Bingbings Su Yueming so hervorsticht. Hier merkt man, dass die chinesischen Co-Produzenten sehr darauf geachtet haben, dass sie in einem positiven Licht dargestellt wird. Sie ist forsch, meinungsstark und durchsetzungsfähig. Was ironischerweise sie wie ein Fremdkörper wirken lässt. Es passt irgendwie nicht zu diesem Ensemble an Frauenfiguren, die alles sollen, nur ja nicht den Männern die Schau stehlen.
Denn es sind die Männer, die dominieren. Es sind die Männer, die Action haben dürfen. Die auf andere schießen oder die Fluchtfahrzeuge fahren. Männer sind eindeutig das starke Geschlecht, die dementsprechend im Vordergrund stehen.
Ich Held, du Fahrer
Doch gleichzeitig hat man das Gefühl, dass die Darstellung der männlichen Figuren sich ebenfalls auf ihre jeweilige Funktion beschränkt. Mark Wahlbergs Cade Yeager ist der Held und darf dementsprechend mit einer absolut lächerlich aussehenden Wumme auf andere schießen. Wobei er nebenbei auch noch den Vater spielen darf, der darauf aufpasst, dass seine Tochter ja nichts anstellt, wie beispielsweise ihren freien Willen zu beweisen, in dem sie ihren eigenen Freund aussucht. Nein, dieser muss sich erst dem strengen Herrn Papa beweisen. Dass er übrigens auch noch Erfinder ist, dass wird dann ab dem Moment, wo die Familie flieht, völlig irrelevant. Man sieht ihn noch ein paar Mal mit technischen Equipment spielen, doch das selber zusammenbasteln wird unterm Tisch fallen gelassen. Lieber soll er noch ein paar mehr Schüsse mit dieser lächerlichen Schwertkanonen abfeuern.
Tessas Freund Shane Dyson ist übrigens Rennfahrer. Falls man das nicht schon beim ersten Mal mitgekriegt haben sollte, keine Sorge: Es wird bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit erwähnt. Und letzten Endes ist dies auch seine Hauptfunktion: Er darf fahren, Cade darf schießen. Alles, was darüber hinausgeht, muss wohl bei der Postproduktion aus dem Film geschnitten worden sein.
Ach ja und im ersten Akt hat man noch Cades Freund Lucas Flannery. Der irgendwie als Comedy Relief dienen soll, bis er dann umgebracht wird und danach keine Erwähnung mehr findet. Was schön zeigt, wie irrelevant diese Figur war.
Okay, wer ist jetzt der Antagonist?
Was man ebenfalls von der Gegenseite sagen kann. Am besten kommt noch Stanley Tuccis Joshua Joyce davon. Seine Wandlung vom Saulus zu Paulus wirkt sogar halbwegs glaubwürdig. Auch wenn er ansonsten eher als Comedy Relief dient, als Antagonist, den man einfach nicht ernst nehmen kann.
Wobei er immer noch mehr besser davonkommt als seine Schurkenkollegen. Sowohl Harold Attinger wie auch James Savoy sind bestenfalls präsent. Sie erhalten nicht sonderlich viel Profil, da sie nur ein paar Mal auftauchen, bedrohlich reinschauen dürfen und ansonsten die Action wieder den Transformers gehört. Im Falle von James Savoy kommt gleichzeitig auch noch mit hinzu, dass die Figur einen absolut lächerlichen Tod stirbt. Cade wirkt einen American Football, James fängt ihn und wird dann von dem Erfinder aus dem Fenster geworfen. Was unfreiwillig komisch aussieht.
Man hat einfach das Gefühl, dass Ära des Untergangs nicht so recht weiß, welche Story es jetzt erzählen will. Da werden im Prolog die Creator eingeführt, wie sie einen Landstrich der Erde vor Millionen von Jahren vernichten, danach sieht man, wie Lockdown Ratchet zur Strecke bringt und tötet. Was einen nicht sonderlich berührt, da die Figur in all ihren Auftritten eh kaum Profil erhalten hat. Dann wird Lockdown fürs erste aus dem Film geschrieben, so dass anschließend auf ein Mal Galvatron als Bedrohung aufgebaut wird. Nur, damit dann Lockdown zum großen Finale zurückkehrt und Galvatron vorher noch verschwinden kann. Da fragt man sich, wer ist jetzt der Big Bad? Die Creator, die von Lockdown ein paar Mal erwähnt werden und ansonsten keine Rolle spielen? Lockdown selbst, der stark eingeführt wird und dann dessen Fähigkeiten, Teile seines Körpers in Waffen zu verwandeln, auf ein Mal nicht mehr verwendet werden? Oder ist es Galvatron, der wiedergeborene Megaron, der auftaucht und dann wieder abtaucht? Vermutlich, weil er in einem nächsten Teil eine größere Rolle spielen soll.
Die Dinbots? Kann man getrost vergessen.
Der Film führt wiederholt Plots und Schurken ein, lässt sie unter den Tisch fallen und muss dann erst mühsam wieder neue aufbauen, nur um sich dann wieder auf altbewährte Figuren zu besinnen. Die er entsprechend weiterentwickeln muss. Das schadet dem Film spürbar, weil darunter auch der Spannungsaufbau leidet. Weniger wäre mehr gewesen, vor allem weniger Laufzeit.
Und dann sind da noch die Dinobots. Deren Charakterisierung beschränkt sich darauf, dass sie wild sind und ansonsten Optimus im finalen Kampf helfen dürfen. Dadurch bedingt, dass sie eh keine Dialoge haben, bleiben sie stumme und blasse Nebenfiguren, deren Coolness, die sie ansonsten haben, hier völlig verschwindet. Letzten Endes dienen sie Optimus nur als Reittiere und Soldaten, nachdem er sie erst gefügig geprügelt hat. Genausogut hätte man sich deren Auftritt sparen können.
Es ist einfach nur eine einzige Katastrophe. Nichts an Ära des Untergangs passt zusammen. Die Figuren, darunter auch die Autobots, bleiben blass und/oder klischeehaft. Die Story leidet unter den wiederholten Neustarts, was die Schurken angeht. Und dann ist da noch der Score, bzw. die eingesetzten Musikstücke. Sorry, aber die Tracks der ersten Filme waren besser. Hier wirkt Imagine Dragons „Battle Cry“ wie ein Fremdkörper, nicht passend zu dem Geschehen oder zu den finalen Credits. Aber andererseits passt dies zum gesamten Film, der einfach nicht passend wirkt.
Einmal mehr schaffen es die Bayformer-Filme negativ zu überraschen. Nur, dass es dieses Mal so wirkt, als ob der Regisseur für die Dreharbeiten keine Lust hatte und den Film lieblos runterdrehte. Was kein schmeichelhafter Gesamteindruck ist.
Info
Regie: Michael Bay
Drehbuch: Ehren Kruger
Produzent: Lorenzo di Bonaventura, Tom DeSanto, Don Murphy, Ian Bryce
Hauptdarsteller: Mark Wahlberg, Stanley Tucci
Kamera: Amir Mokri
Schnitt: William Goldenberg, Roger Barton, Paul Rubell
Lust, in unserem Team mitzumischen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.
- Der freundliche Spider-Man aus der Nachbarschaft – 05 – Das ungezügelte Einhorn - 26. März 2025
- Daredevil Born Again – 03 – Seine Schützende Hand - 25. März 2025
- Das Reich ohne Namen – 2. Akt (Herik Hanna, Redec) - 24. März 2025