Transformers 3: Die dunkle Seite des Mondes grenzt an einer Beleidigung des Zuschauers.

Die Umstände sind Schuld

Transformers? War okay. Nicht großartig, aber immer noch durchschnittlich gutes Popkornkino. Transformers – Die Rache: War ein Mehr an mehr, dass am Ende für den Zuschauer deutlich weniger war. Beiden Filmen gemein ist, dass sie von den Kritiken zwar teilweise – zu Recht – in der Luft zerrissen wurden. Dennoch aber die Masse in die Kinos lockte. Da der letzte Teil 836,5 Millionen US-Dollar einspielte, bei einem Budget von 200 bis 210 Millionen US-Dollar, war klar, dass es eine Fortsetzung geben würde.

Und die sollte zwei Jahre später in die Kinos kommen, sehr zur Überraschung von Regisseur Michael Bay. Seine Reaktion auf die Nachricht, dass Transformers 3: Die dunkle Seite des Mondes am 29. Juni 2011 offiziell herauskommen würde, grenzte an Entsetzen. Denn eigentlich hatte er für den 1. Juli 2012 zugesagt, weil er sich ein Jahr Auszeit nehmen wollte, damit sich sein Gehirn erholen könnte. Jetzt musste er also bereits wesentlich früher anfangen.

Dabei nahm er sich eine Sache vor. Auf Grund der negativen Kritiken an Transformers 2 sollte der dritte Teil düsterer und ernster sein. Dass das Drehbuch von Teil 2 so schwach war, sah der Regisseur ein. Doch die Schuld sah er weniger bei sich oder den Drehbuchautoren, als vielmehr beim Autorenstreik von 2007-2008. Er sagte außerdem zu, dass der Schwachsinns-Humor aus dem letzten Film im neuen Teil nicht mehr vorhanden sein würde.

Transformers 3 – Die dunkle Seite des Mondes

Auf Nimmerwiedersehen, Megan Fox

Das Skript zu Die dunkle Seite des Mondes schrieben dieses Mal nicht die vorherigen Drehbuchautoren Roberto Orci und Alex Kurtzman. Stattdessen machten sie Platz für ihren früheren Mitautoren Ehren Kruger. Der holte sich für das Skript Tipps und Hinweise von der Trickfirma ILM, die ihm Plotpunkte vorschlugen. Ebenso sollte später auch noch die Drehbuchautorin Jenni Konner angeheuert werden, um das Drehbuch etwas aufzupeppen, indem sie die weiblichen Charaktere aus- und mehr Witze einbaute. Das Ergebnis war am 19. März 2010 fertig.

Der Film wurde auch in 3D gedreht, weil diese Technologie nach dem Erfolg von James Camerons Avatar-Kinofilm wieder im Aufwind war und die Produktionsfirmen das entsprechend nutzen wollten. Michael Bay wollte diese jedoch ursprünglich nicht einsetzen und konnte erst durch James Cameron selbst dazu gebracht werden, sie doch noch zu nutzen. Wobei der Regisseur und seine Crew noch Monate damit verbrachten, spezielle 3D-Kameras zu entwickeln, die auch portabel waren.

Beim Casting gab es eine große Überraschung. Megan Fox sollte nicht mehr in Transformers 3: Die Dunkle Seite des Mondes zurückkehren. Der Grund dafür soll gewesen sein, dass sie die Arbeitsweise des Regisseurs mit der eines gewissen Deutschen Diktators aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verglich. Michael Bay selbst behauptete, dass Executive Producer Steven Spielberg ihm aufgetragen habe, sie zu feuern. Und schickte dann auch noch eine vergiftete Entschuldigung hinterher, in der er unter anderem meinte, dass Filmemachen eben nicht warm und gemütlich sei.

Viele Bekannte und ein paar Neuzugänge

Immerhin kehrte der Großteil der Schauspieler des ersten Teils zurück, inklusive der Sprecher der bereits bekannten Transformers. Als Ersatz für Megan Fox wurde das Model Rosie Huntington-Whiteley als Carly Spencer, Sam Witwickys neue Freundin, gecastet. Für sie war es die erste Filmrolle überhaupt. Ihr Arbeitgeber Dylan Gould wurde durch Patrick Dempsey zum Leben erwecket, derweil man mit John Malkovich eine wahre Hollywood-Legende casten konnte. Er übernahm die Rolle des Bruce Brazos, der Sams Boss war. Weitere wichtige Schauspieler sollten Frances McDormand als Charlotte Mearing, Director of National Intelligence, Alan Tudyk als Dutch Gerhardt, persönlicher Assistent von Seymour Simmons und Ken Jeong als der paranoide Jerry „Deep“ Wang. Buzz Aldrin selbst hatte außerdem noch einen Cameoauftritt, wo er sich selber darstellte.

Bei den Transformers gab es Neuzugänge. Von denen vor allem Leonard Nimoy als Sentinel Prime, Francesco Quinn als Dino/Mirage und James Remar als Sideswipe zu nennen sind. Für Nimoy war es nicht das erste Mal, dass er mit den sich transformierenden Robotern in Berührung kam, da er bereits im 1980er Zeichentrickfilm Transformers – Der Kampf um Cybertron Galvatron sprach. Für Francesco Quinn sollte seine Rolle in Transformers 3: Die Dunkle Seite des Mondes die finale sein, da er einen Monat nach Release im Alter von 48 Jahren an einem Herzinfarkt starb.

Seitdem die Autobots geholfen haben, die Decepticons zurückzuschlagen, arbeiten sie daran, insgeheim Frieden in der Welt zu schaffen. Doch dann stoßen sie auf Hinweise darauf, dass sich auf der dunklen Seite des Mondes ein Schiff befindet, welches in den letzten Tagen des Kriegs auf Cybertron verloren gegangen ist. An Bord soll sich zum einen der legendäre Anführer Sentinel Prime befinden, wie auch die Space Bridge, mit der es möglich ist, große Distanzen im Weltraum in Nullzeit zu überbrücken.

Transformers 3 – Die dunkle Seite des Mondes

Andere Fehler, selber Absturz

Die Autobots begeben sich zum Mond, finden den komatösen Körper von Optimus Vorgänger vor, bringen ihn und die Überreste der Space Bridge zur Erde, wo der aktuelle Anführer seinen Vorgänger wiederbelebt. Doch schon bald zeigt sich, dass Sentinel Prime ein Verräter ist. Er hat mit den Decepticons zusammengearbeitet und will Cybertron wiederbeleben. Und das auf Kosten der Erde. Er kriegt dabei Unterstützung durch einen besonders skrupellosen Menschen, mit dem zufälligerweise Sam Witwicky und dessen neuer Freundin Carly Spencer in Verbindung stehen.

Ich dachte eigentlich, dass Transformers 2: Die Rache schon eine mittlere Katastrophe war. Doch Transformers 3: Die dunkle Seite des Mondes schafft es, nicht nur mit dem gleichzuziehen, sondern am Ende sogar schlimmer zu sein. Es ist dabei nicht so, dass der Film dieselben Fehler, wie der Vorgänger begeht. Dem ist überwiegend nicht der Fall. Stattdessen macht er komplett andere.

Die einzigen, die diesen Transformers-Film vor einem Komplettabsturz retten, sind Leonard Nimoy und John Malkovich. Nimoy hat nicht nur Sentinel Prime gesprochen. Ebenso hat er ihn auch dargestellt, bzw. das MoCap für dessen Gesicht gemacht. Mit dem Ergebnis, dass er mit seiner Erfahrung von mehreren Jahrzehnten als Schauspieler und Sprecher viel rausreißt. Er schafft es, die richtigen Nuancen zu setzen, mit denen der Vorgänger von Optimus sympathisch und seine Motive nachvollziehbar wirken. Malkovich hingegen agiert herrlich Over to Top, so als ob er wüsste, in was für einer Schrottproduktion er gelandet ist.

Charakterisierungen? Uninteressant

Doch hat das auch gleichzeitig den Nachteil, dass dadurch alle anderen Charaktere in den Schatten gestellt werden. Nicht, dass das einen großartig stört. Man ist es ja schon von früheren Filmen gewohnt, dass wenn man nicht gerade Optimus ist, alle anderen Figuren allerhöchstens rudimentär dargestellt werden. Ansonsten ist vielleicht noch wichtig, dass die Decepticons von Megatron angeführt werden, der übrigens immer noch unter den Verletzungen vom letzten Teil leidet. Und dass Bumblebee nicht richtig reden kann, sondern sich auf Samples aus dem Radio verlassen muss, um zu kommunizieren.

Doch dieses Wissen ersetzt in Transformers 3: Die dunkle Seite des Mondes nicht die Figurenzeichnung, die einfach nicht vorhanden ist. In keinem seiner Auftritte in der gesamten Filmreihe wurde Megatron mal etwas näher charakterisiert. Er verkam immer wieder zu einer Randfigur, der böse ist und das musste als Charakterisierung reichen. Was auch in diesem Film vorkommt. Es hätte sich so viel Storypotential angeboten, aus der Tatsache, dass er verwundet ist und anscheinend versucht zu heilen. Stattdessen erhält er eine Handvoll von Auftritten und darf von Sentinel Prime in die Schranken verwiesen werden.

Es ist einfach wie bei den früheren Filmen. Alle Transformers, abgesehen von Optimus, werden zu Stichwortgebern, die sich ab und zu prügeln und töten dürfen. Und wenn sie sterben, dann ist es dem Zuschauer egal. Man spürt nichts, weil man keine Verbindung zu ihnen aufbaut. Ein Autobotwissenschaftler mit dem Namen Que darf zum Beispiel ein paar Sätze sagen, sieht vom Aussehen wie ein verrückter Wissenschaftler aus, ehe er dann von einem Decepticon getötet wird. Oder es tauchen die Wreckers – eine aus den Comics bekannte Autobotgruppe – auf, dürfen ein paar Sätze sagen und sind ansonsten Schießbudenfiguren, die 08/15-Decepticons töten dürfen. Und sie alle haben die Charaktertiefe einer kleinen Pfütze, die kurz vorm Verdunsten steht.

Transformers 3 – Die dunkle Seite des Mondes

Alles egal, nur die Action nicht

Am heftigsten fällt dieses Charaktermanko in Transformers 3: Die dunkle Seite des Mondes allerdings bei Shockwave auf. Wenn man es richtig macht, ist er eine gelungene Figur, ein eiskalt berechnender Decepticon. Hier taucht er ein paar Mal auf, darf ein bißchen herumtönen, ehe er dann am Ende getötet wird. Persönlichkeit? Anscheinend nicht wichtig.

Man bekommt dabei einfach das Gefühl, dass den Machern halbwegs gute Charakterisierungen egal waren. Hauptsache, es kracht, es rummst und die Sponsoren werden glücklich. Denn natürlich werden immer prominent Marken in Szene gesetzt und kann das US-Militär glänzen. Was wichtig ist, denn anscheinend sollen mit diesem Machwerk die pubertären Zuschauer angesprochen werden. Denn die freuen sich, wenn es kracht, wenn es rummst und auch andere ihrer Instinkte angesprochen werden. Und durch das prominente Platzieren bestimmter Marken sorgen sie bestimmt für einen Cashflow von ihrem oder der Geldbörse ihrer Eltern. Oder werden dazu überzeugt, der „Coolen“ US-Armee beizutreten.

Und was die Instinkte angeht: Nur weil Megan Fox nicht mehr da ist, heißt das nicht, dass Transformers: Die dunkle Seite des Mondes auf „Eye-Candy“ verzichtet. Denn Rosie Huntington-Whiteley übernimmt einfach deren Funktion, was man schon in ihrer ersten Szene sieht. Die darin besteht, dass sie bekleidet nur mit einem Herrenhemd und einer Unterhose eine Treppe hochsteigt und die Kamera natürlich direkt aufs Höschen hält. Über weite Teile des Films ist sie in Klamotten zu sehen, die ihre Figur betonen und mehr oder weniger viel Haut freilassen. Nur um Ende trägt sie etwas mehr und darf dann wie Bryce Dallas Howard in Jurassic World in Stöckelschuhen durch die Gegend laufen und dabei auch Hochhäuser hinabrutschen oder vor Decepticons davonlaufen. Schließlich müssen ja die hohen Beinchen betont werden, das ist ja wichtiger, als die Gesundheit der Darstellerin. *sarkasmus*

Frauen, das schwache Geschlecht

Allgemein hat der Film ein Problem mit Frauenfiguren. Entweder dienen sie als Comedy Relief, Eye Candy oder sind über kurz oder lang inkompetent, damit sie von dem starken und wichtigeren Geschlecht, den Männern gerettet werden können! Es ist wohl unnötig zu betonen, wie veraltet diese Sorte von Charakterisierungen sind. Da fragt man sich wirklich, wie das Skript aussah, ehe Jenni Konner angeblich die weiblichen Figuren ausgebaut hat?

Transformers 3: Die dunkle Seite des Mondes zu schauen ist eine Herausforderung. Weil einem immer wieder Sachen auffallen, die unterstreichen, dass den Machern alles egal war, was am Ende rauskam. Die Charakterisierungen? Rudimentär, wenn man es schön formulieren möchte. Die Story? Voller Plotlöcher und Sachen, die nicht erklärt werden. Was sind diese Minibots, die Megatron in der Wüste gezüchtet hat? Wieso zerfällt Ironhide zu Rost, nachdem er von Sentinel Prime getötet wurde, aber Que, nachdem ein Decepticon ihn umgebracht hat, nicht? Woher hat die NASA damals gewusst, dass da etwas unterwegs zum Mond ist? Wieso wechseln Tag und Nacht bei einigen Szenenwechseln sich gegenseitig ab? Wieso können die Decepticons bei helligsten Tag und vor Zeugen Personen töten und niemanden fällt es auf?

Es sind alle diese Elemente, die dafür sorgen, dass der Film eine Nahezu-Komplett-Katastrophe ist. Da helfen weder Leonard Nimoy noch ein John Malkovich.

Transformers 3 – Die dunkle Seite des Mondes

Die Nicht-Mühe macht sich bezahlt

Denn auch die Special Effect sind teilweise…. nicht gut. Die Computermontagen mit John F. Kennedy zu Beginn sehen sehr wacklig aus. Und die eine Szene, in der Bumblebee sich mit Sam im Inneren in seine Robotform verwandelt, sein Mensch rausfällt, er ihn nach kurzer Zeit wieder einfängt und sich wieder zurückverwandelt, soll wohl spektakulär wirken. Kann aber auch nicht so recht überzeugen.

Und wer auf die Action setzt? Klar, Transformers 3: Die dunkle Seite des Mondes ist krachend inszeniert. Aber das ist am Ende nur Lärm, der die inhaltliche Leere nur notdürftig übertüncht. Denn all die Action bringt nichts, wenn am Ende nichts dahinter steckt, weil die Charakterisierungen zu wünschen übrig lassen und einem so die Figuren egal sind. Und das darf bei einem Film einfach nicht sein! Etwas Mühe muss sich gemacht werden! Aber vermutlich war dies hier nicht nötig. Warum auch? Mit 1,124 Milliarden US Dollar hat der Kinofilm deutlich mehr eingespielt, als sein Vorgänger. Womit die Mühe, die sich nicht gemacht wurde, belohnt wurde.

 

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