Nach der Entdeckung eines vermissten Schiffes verschwindet Captain Kirk unter mysteriösen Umständen.
Staffel 3, Folge 9 – Sternzeit 5693,2
Das Spinnennetz – The Tholian Web
Die Handlung
Die Enterprise ist auf der Suche nach der vermissten Defiant. Das gesuchte Schiff treibt antriebslos durchs All. Kirk (William Shatner) beamt sich mit Spock (Leonard Nimoy), McCoy (DeForest Kelley) und Chekov (Walter Koenig) auf das havarierte Raumschiff, wo sie feststellen, dass niemand mehr am Leben ist.
Plötzlich beginnt das Schiff sich aufzulösen. Da es auf der Enterprise zu Problemen mit der Energieversorgung kommt, kann Scott (James Doohan) nur noch drei Personen gleichzeitig beamen. Kirk bleibt zurück und verschwindet mit der Defiant, bevor Scott den Transporter erneut einsetzen kann.
Spock konstatiert, der Raum verliere an Stabilität, sodass es Öffnungen zu Paralleluniversen geben müsse. Berechnungen zeigen, dass der Raum sich alle paar Stunden wieder verdichtet. Spock will während einer solchen Raumverdichtung den Captain zurückholen.
Unterdessen tauchen Tholianer auf und verlangen den sofortigen Rückzug der Enterprise, da diese sich unerlaubt in ihrem Sektor aufhalte. Spock verhandelt um eine temporäre Aufenthaltserlaubnis. Gleichzeitig zeigt sich, dass die Instabilität des Raumes die Crewmitglieder in eine Art Wahnsinn verfallen lässt. McCoy forscht fieberhaft nach einem Gegenmittel.
Der Plan, Captain Kirk bei der nächsten Raumverdichtung zu retten, schlägt fehl, da sich die Struktur des Raumes verändert hat. Die Zeit drängt, denn Kirks Sauerstoffvorrat ist endlich und auch die Tholianer verlangen immer eindringlicher den Abzug der Enterprise.
Rezension von Das Spinnennetz
Das ist Science-Fiction! Übergänge in Paralleluniversen durch instabilen Raum, Raumverdichtungen, ein zwischen den Universen verschwundener Captain, der als vermeintlicher Geist auftaucht, Aliens, welche Spinnennetze aus Energie anfertigen. Da schlägt mein Herz höher. Die Tholianer haben mir direkt gefallen. Zwar ist hier nicht allzu viel von ihnen zu sehen, aber es fällt immerhin ein Name (Loskene) und es erscheinen zwei tholianische Raumschiffe. Ihre Art, ein Energienetz zu spinnen, lässt mich sofort an spinnenartige oder zumindest insektenartige Wesen denken.
Das verlorene Schiff
Gleich zu Beginn hat mich Das Spinnennetz mitgerissen. Diese befremdliche grüne „Leuchten“ der Defiant macht unmissverständlich klar, dass da etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist.
Die Stimmung auf der Defiant ist beklemmend, was wunderbar durch Licht und Dunkelheit und durch Kamerawinkel dargestellt wird. Hier wird mit relativ wenig Aufwand eine solche Atmosphäre erzeugt. Da verstand jemand sein Handwerk. Dann geht es weiter mit dem Moment, in dem McCoy bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Wie sich das Schiff mitsamt der Crew einfach langsam auflöst und durchsichtig wird – klasse gemacht, auch wenn ich belustigt anmerken möchte, dass es ein wenig seltsam erscheint, dass ausgerechnet der Fußboden stabil bleibt.
Ein wenig zu belächeln sind die glitzernden Raumanzüge. Meine Mutter nennt sie übrigens wegen der Form der Helme „Joghurtbecher“. Tatsächlich sollten die Anzüge wohl futuristisch wirken. Nun, das war wohl etwas zu viel des Guten.
Der spukende Captain
Kirk wird von Spock in einer, sagen wir, etwas missratenen Trauerfeier für tot erklärt. Tatsächlich ist er gefangen. Ob dieser Ort als ein Irgendwo oder ein Nirgendwo zu bezeichnen ist, bleibt der Fantasie überlassen. Fakt ist, dass es ihm dort alles andere als gut geht, wenn man sein gequält gestikulierendes geisterhaftes Abbild betrachtet.
Die Idee, Kirk als eine Art Geist auf der Enterprise auftauchen zu lassen, ist genial. So zeigt sich, dass er noch leben könnte. Dabei taucht er an unterschiedlichen Orten auf, beispielsweise in Uhuras (Nichelle Nichols) Spiegel. Der Hintergrund dabei könnte fast eine wissenschaftlich anerkennenswerte Erklärung für Spukphänomene sein: Eine Person, welche in einer Art Zwischenraum feststeckt und bei strukturellen Schwankungen immerhin halbwegs zurückkehrt. Passend zum vermeintlichen Spuk glaubt Spock den Meldungen über die Sichtung des Captains nicht – bis er ihn, geradezu verblüfft für vulkanische Verhältnisse, auf der Brücke erblickt.
Darstellungen
Das Spinnennetz ist wahrlich eine gelungene Folge. Die Dynamik zwischen den Charakteren und die schauspielerische Leistung sind lobenswert. Beispielsweise ist eindeutig ersichtlich, wie unwohl Chekov sich auf der Defiant fühlt. Seine Mimik spricht Bände, während er alleine durch den Maschinenraum geht und die vielen offensichtlich gewaltsam zu Tode gekommenen Besatzungsmitglieder sieht. Gleichzeitig sieht er aus, als bedrücke ihn das bekannte Gefühl, „etwas im Rücken zu haben“, während ihn ein heftigeres Unwohlsein anfällt.
Die Beziehung zwischen Kirk, Spock und McCoy wird in Das Spinnennetz sehr deutlich. Da sind drei Männer, die unterschiedlicher nicht sein können und doch zusammengehören wie nichts anderes in der Galaxie. Fehlt einer, ist das extrem spürbar. Hier verschwindet Kirk und mit ihm ein Haltepunkt und Fels in der Brandung zwischen dem kühlen Logiker Spock und dem gefühlsbetonten McCoy. Spock will das Schiff führen und dabei emotionslos rein der Logik folgen, woraufhin McCoy höchst emotional mit heftiger Kritik reagiert. Ohne Kirk, der normalerweise an einem Punkt beschwichtigend eingreift, sind Spock und McCoy, was den Umgang miteinander betrifft, regelrecht verloren. Und als ob Kirk so etwas geahnt hätte, findet sich in seinem Nachlass ein Video, in dem er seinen Freunden quasi post mortem die Köpfe wäscht und es schafft, bei beiden einen Denkprozess in Gang zu bringen, welcher später in einer sehr rührenden Szene endet: McCoy akzeptiert Spock als Captain und will sich bei ihm für sein rüdes Verhalten entschuldigen. Spocks Antwort nach kirk’scher Art lautet: „Vergiss es, Pille.“ Ohne eine Miene zu verziehen natürlich und doch scheint es, als ob hinter der Fassade Emotionen liegen.
Fazit
Ich habe es einige Male schon erwähnt, daher gibt es an dieser Stelle nur eine knappe Zusammenfassung: Spitzenmäßig.
Fun Facts
- Die Thematik der „Parallelräume“ wird in der Star Trek ENT Episode Die dunkle Seite des Spiegels I aufgegriffen.
- Die Tholianer selbst kommen in mehreren Folgen der nachfolgenden Serien vor oder zur Sprache: Star Trek ENT Die Zukunft, Star Trek TNG Rikers Vater und Tödliche Nachfolge, Star Trek DS9 Die Front und Zu den Waffen. Darüber hinaus spielt in Star Trek Nemesis ein tholianischer Botschafter eine Rolle.
- In der ersten Drehbuchfassung war Spock derjenige, der verschwinden sollte.
- Statt der Raumanzüge sollten die Charaktere ursprünglich Kraftfeldgürtel tragen. Diese wären aus Sicht der Autorin Judy Burns besser für Kirks geisterhafte Darstellung geeignet gewesen als die Raumanzüge. Nach ihrer Meinung sieht es “einfach dämlich aus”, wie Kirk immer wieder in seinem Raumanzug erscheint.
Der deutsche Titel
Ich bin recht erstaunt, dass hier auch wieder etwas Fantasie am Werk gewesen ist. Statt eines nüchternen oder, noch schlimmer, vorweggreifenden Titels darf es wieder etwas stilvoller sein. Das Spinnennetz halte ich für eine gute Bezeichnung. Der Titel verrät nichts, klingt nicht langweilig und passt obendrein zur Natur der Tholianer.
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