Ein zufälliges Zusammentreffen mit den Klingonen entwickelt sich zu einem blutigen Kleinkrieg.
Staffel 3, Folge 7 – Sternzeit unbekannt
Das Gleichgewicht der Kräfte – The Day of the Dove
Die Handlung
Ein Notruf führt die Enterprise nach Beta XII-A. Kirk (William Shatner), McCoy (DeForest Kelley), Chekov (Walter Koenig) und Lt. Johnson (David L. Ross) beamen auf den Planeten. Von der Kolonie in Not ist keine Spur zu finden.
In diesem Moment taucht ein schwer beschädigtes klingonisches Raumschiff auf. Eine Gruppe Klingonen, angeführt von ihrem Kommandanten Kang (Michael Ansara), beamt auf Beta XII-A. Kang beschuldigt Kirk, ihn angegriffen zu haben. Kirk hingegen wirft Kang vor, die Kolonie auf dem Planeten vernichtet zu haben. Kang beginnt die Sternenflottler zu foltern und fordert die Enterprise.
Mit einem Trick kann Kirk seine Offiziere und sich selbst zeitversetzt zu den Klingonen zur Enterprise beamen lassen, sodass Kang und seine Begleiter erst später materialisieren und unter Arrest gestellt werden können. Die restlichen überlebenden Klingonen werden von ihrem Schiff gerettet.
Kurz darauf passieren seltsame Dinge. Mehrere Decks werden plötzlich verschlossen, sodass der Großteil der Besatzungen gefangen ist. Zwischen den verbliebenen Crewmitgliedern und den Klingonen entbrennt ein hasserfüllter Kampf auf Leben und Tod. Dabei wurden verschiedene Dinge und Waffen in altertümliche Schwerter verwandelt, mit denen die Gruppen aufeinander losgehen. Geschlagene Wunden heilen merkwürdigerweise nahezu sofort.
Es stellt sich heraus, dass ein fremdes Wesen an Bord ist, welches sich von Hass ernährt. Kirk will Kang von der Sinnlosigkeit der Kämpfe überzeugen und so das Wesen vertreiben.
Rezension von Das Gleichgewicht der Kräfte
Ein Wesen, welches sich von negativen Emotionen ernährt. Das kommt bekannt vor. Etwas Ähnliches haben Kirk und seine Mannschaft schon in der Folge Kurs auf Marcus 12 erlebt. Allerdings richtet sich der Fokus in Das Gleichgewicht der Kräfte mehr auf die Auswirkungen auf die vom Hass erfüllten Personen statt auf das Alien selbst.
Ich hasse dich!
Hass ist eine sehr heftige Emotion. Hass zerstört. Hass führt auf die dunkle Seite der M… ups, nicht ganz, aber ähnlich.
Wer so sehr hasst, dass er oder sie anderen bewusst schaden will, befindet sich bereits in einer Gewaltspirale abwärts. Wohin das führt, sehen wir hier. Beide Gruppen bekämpfen, bekriegen sich regelrecht. Der Hass macht sie blind, sie schauen nicht nach links oder rechts. Wie fremdgesteuert gehen sie aufeinander los.
„Fremdgesteuert“ ist als Bezeichnung gar nicht verkehrt. Zwar sind Klingonen und Föderierte nicht gerade Freunde, aber ein derartiges sinnloses Massaker würden sie dennoch nicht veranstalten. Das Wesen hat den Hass gesät. Anschließend braucht es sich nur zurücklehnen und genießen. Hass ist ein Selbstläufer, vor allem, wenn dazu noch Vorurteile kommen.
Das Gleichgewicht der Kräfte ist ein Paradebeispiel dafür, was geschieht, wenn niemand den Hass bekämpft. Je länger der Hass wirken kann, desto schwieriger wird es, ihn zu überwinden. Es ist einfacher, sich ihm zu überlassen, da der Kampf gegen diese starke Emotion viel Kraft kostet.
Gleichzeitig wird der Hass so stark, dass die Enterprise-Crew sogar untereinander in Streit gerät. Die Brückenbesatzung keift sich gegenseitig an, selbst Spock (Leonard Nimoy) reagiert ungehalten, als er Scotty (James Doohan) „die Zurschaustellung seiner albernen Emotionen“ unterstellt. Scotty Antwort darauf ist göttlich: „Sie können mir den Buckel runterrutschen und mit der Zunge bremsen!“
Lügen, Vorurteile, Missverständnisse
Hass lässt sich schnell entfachen, wenn man noch Brandbeschleuniger hinzufügt. Chekov wird eine falsche Erinnerung eingeimpft. Eigentlich ist er ein Einzelkind, doch plötzlich redet er davon, wie sein Bruder Piotr bei einem Angriff durch Klingonen ums Leben gekommen sein soll. Diese Lüge lässt Chekovs Emotionen hochkochen, sodass er sich sehr aggressiv verhält, einer tickenden Zeitbombe gleich.
Auch die Behauptung, Gefangene würden brutal misshandelt und umgebracht, findet sich auf beiden Seiten, sodass hier ein Vorurteil die Abneigung zum Gegner größer werden lässt.
Solche Brandbeschleuniger sind leider, muss man sagen, nichts Ungewöhnliches. Gezielte Fehlinformationen, Kriegspropaganda, lückenhafte Berichte, Fake-News. All das wurde und wird immer noch genutzt, um Hass gegen eine bestimmte Personengruppe zu schüren, seien es Angehörige einer bestimmten Religion, Angehörige einer bestimmten Kultur oder einfach ein komplettes Land.
Diese Problematik wird in Das Gleichgewicht der Kräfte hervorragend dargestellt und darf gut und gerne als abschreckendes Beispiel gelten.
Richtung Frieden
Das Gleichgewicht der Kräfte wartet mit einer wunderbar “startrekkigen” Lösung auf. Kirk, der sich am stärksten dem Hass widersetzt, setzt auf Ehrlichkeit und Vertrauen. Statt das sinnlose Gemetzel fortzuführen, versucht er mit einer Person der gegnerischen Seite ein ruhiges Gespräch zu führen. Die Klingonin Mara (Susan Howard) scheint geeignet. Zunächst misstrauisch, fasst sie Vertrauen.
Gleichzeitig erfahren die Zuschauer endlich einmal etwas über die Klingonen. Ihre Heimatwelt ist eher karg und bietet wenig Ressourcen. Um zu überleben, sind sie gezwungen, von anderen zu nehmen, woraus sich die harte und kriegerische Art der Klingonen entwickelt hat. Dieses Wissen lässt die Klingonen in einem ganz anderen Licht erscheinen. Waren sie bislang als Eroberer bekannt, so wird hier klar, warum sie so sind. Natürlich ist es nicht in Ordnung, andere zu unterjochen und sie zu zwingen, ihre Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Das geht sicherlich auch freundlicher.
Allerdings könnte das Wissen um die Herkunft und die gesellschaftliche Entwicklung der Klingonen ein guter Grundstein für Friedensverhandlungen werden. Zumindest kann man Verständnis aufbringen und Angebote für ein neues Zusammenleben hervorbringen. Das ist schwierig, natürlich, denn so schnell können die Klingonen auch nicht aus ihrer Haut. Jahrhundertelange Prägung auf Eroberung, Kämpfe und die daraus resultierende Ehre verschwindet nicht mal eben.
Den Frieden mit Kang schafft Kirk trotzdem, wenngleich man zugeben muss, dass das zum Teil auf einen Zufall beruht. Das fremde Wesen taucht plötzlich auf, sodass Kang es sehen und Kirks Ausführungen Glauben schenken kann.
Fazit
Das Gleichgewicht der Kräfte ist eine starke Episode, welche die komplexen Zusammenhänge, die zum Hass führen, sehr gut beleuchtet. Der Weg zum Frieden führt über Akzeptanz der anderen, Verständnis und Vertrauen. Die vielbesungene Philosophie von Star Trek wird hier sehr deutlich.
Fun Facts
- Der Charakter Kang taucht in der Deep Space Nine Episode Der Blutschwur wieder auf.
- David L. Ross, der eigentlich Lt. Galloway verkörpert, ist hier als „Redshirt“ zu sehen,
Der deutsche Titel
Das Gleichgewicht der Kräfte ist recht passend. Der Titel bezieht sich auf das ausgewogene Verhältnis der Kontrahenten. Auf beiden Seiten ist die Gruppenstärke gleich. Der Umstand, dass die erlittenen Verletzungen sofort wieder heilen, hält das Gewicht ebenso in Waage. Und nicht zu vergessen: Mara, die Klingonin, die ebenfalls den Hass durchbrechen kann, sodass auf beiden Seiten Verfechter für den Frieden vorhanden sind.
The Day oft the Dove ist, wie oft, poetischer geraten. Die Taube gilt als Friedenssymbol.
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