Eine missachtete Warnung bringt die Crew um Captain Kirk in tödliche Gefahr.
Staffel 3, Folge 6 – Sternzeit 4385,3
Wildwest im Weltraum – Spectre of the Gun
Die Handlung
Die Föderation wünscht, Kontakt zu den Melkotianern aufzunehmen. Captain Kirk (William Shatner) erhält den Auftrag und lässt Kurs auf Melkot setzen. Dabei trifft die Enterprise in der Nähe des melkotianischen Planeten auf eine Warnboje. Die Melkotianer wünschen keinen Kontakt. Kirk fliegt dennoch weiter.
In Begleitung von Spock (Leonard Nimoy), Scott (James Doohan), McCoy (DeForest Kelley) und Chekov (Walter Koenig) beamt er auf Melkot. Dort eröffnen die Melkotianer dem Außenteam, dass die Missachtung der Warnboje mit dem Tod bestraft werden soll. Kirk beteuert seine friedlichen Absichten, aber überzeugt dabei nicht.
Das Team wird in einer Art irdische Wildweststadt versetzt. Ein Kraftfeld verhindert eine Flucht. Den Bewohnern erscheinen sie als die sogenannte Clantonbande, welche in historischer Zeit mit den Earps verfeindet gewesen sind. Auf Melkot sollen die Männer von der Enterprise die Rolle der Clantons spielen, die bei der Schießerei mit den Eraps am OK Corral in Tombstone ums Leben gekommen waren.
Kirk versucht sowohl den Barkeeper als auch Morgan Earp zu überzeugen, nicht Ike Clanton zu sein. Vergebens. Die Offiziere schmieden Pläne, wie sie lebend aus der Sache herauskommen können. Dabei gerät Chekov in einen Streit mit Morgan Earp, der ihn erschießt. Spock fällt auf, dass die Geschichte um den Showdown am O.K. Corral verändert wurde, denn Chekov hatte die Rolle des Billy Clayborne inne, welcher die Schießerei überlebt hat. Aus dieser Erkenntnis stellt Spock die Theorie auf, dass alles nicht real ist. Die anderen zweifeln.
Mittels der vulkanischen Gedankenverschmelzung will Spock seinen Schiffskameraden Sicherheit geben.
Rezension von Wildwest im Weltraum
Der Unsinn, möglichst viele Führungsoffiziere ins Unbekannte zu schicken, begleitet uns auch hier. Wieder verlassen sowohl der Captain als auch sein unmittelbarer Vertreter das Schiff. Warum ausgerechnet auch der Chefingenieur das Schiff verlassen soll, leuchtet nicht ein. Ebenso wenig wie der Umstand, dass als ärztliche Begleitung unbedingt der Leitende Medizinische Offizier dabei sein muss. Bei einer Katastrophe würde das Schiff diverse Führungskräfte verlieren, allen voran die beiden Kommandooffiziere.
Wir wollen euch hier nicht haben!
Es wurde eine Warnung ausgesprochen. Die Melkotianer möchten unter sich bleiben. Sollte man das nicht achten? Stattdessen fliegt Kirk einfach weiter. Der Wunsch des Volkes, auf eine Kontaktaufnahme zu verzichten, ist unwichtig. Dabei gibt es viele gute Gründe, warum jemand nicht oder noch nicht für Besucher offen sein möchte. Angefangen von der Gefahr, potenziell tödliche Keime einzuschleppen, über die Möglichkeit einer heimlichen invasorischen Absicht, bis hin zu den Gefahren, die auf dem jeweiligen Planeten auf die Besucher warten. Hier sind die Melkotianer allerdings eindeutig fremdenfeindlich. Sie bitten nicht, sondern verbieten ausdrücklich den Kontakt.
Gerade die Föderation basiert auf Friedfertigkeit, miteinander statt gegeneinander, Respekt und Achtung. Natürlich hat Kirk einen Auftrag erhalten und soll diesen erfüllen. Was aber, wenn dies aus Gründen des Respektes nicht möglich ist? Ich glaube kaum, dass Kirks Vorgesetzte ihm daraus einen Strick gedreht hätten. Schließlich ist die Föderation, inklusive der Sternenflotte, keine invasorische Macht. Andererseits wäre Wildwest im Weltraum an dieser Stelle schon zu Ende gewesen und Kirk steht bekanntlich für Wagemut und Draufgängertum – folglich fliegt er natürlich weiter.
Im Wilden Westen
Die Missachtung der Warnung führt unweigerlich zu einem Kontakt, der jedoch anders verläuft, als Kirk erhofft hatte. Aus heutiger Sicht kann man das Aussehen des Alien belächeln. Der Melkotianer erscheint als regenbogenbuntes Etwas mit gelblich glühenden Augen. Man darf dabei die Zeit nicht vergessen. Es ist 1968 und – ganz wichtig – das Budget, das Roddenberry für Wildwest im Weltraum zur Verfügung stand, war eher ein Almosen als ein wirkliches Budget. Der Aufbau der Westernstadt als Illusion ist definitiv gelungen. Durch ihre Lückenhaftigkeit macht sie einen komplett surrealen Eindruck. Der schreiend rote Himmel sowie der stetig heftig werdende Wind, der am Ende beim Showdown fast zum Sturm wird, verstärken die unwirkliche Atmosphäre zusätzlich.
Der Melkotianer verhängt nun die Todesstrafe und schickt das Außenteam gefühlt zurück ins Jahr 1881. Am 26. Oktober diesen Jahres findet eine historische Entscheidung statt. Tatsächlich basiert die Szenerie der Melkotianer auf geschichtlichen Geschehnissen. In Tombstone / Arizona führten komplexe Verwicklungen in Tombstone zu einem heftigen Konflikt. Am Ende standen sich zwei verfeindete Gruppen gegenüber. Die Earps, bestehend aus Morgan, Virgil und Wyatt Earp sowie Doc Holliday und die Clantons, vertreten von Ike und Billy Clanton sowie Tom und und Frank McLaury. Billy Claiborne gehörte zu keiner der Gruppen. Er war an dem Tag zur falschen Zeit am falschen Ort, ein klassisches Versehen also. Er und Ike Clanton kamen unverletzt davon. Die Earps überlebten allesamt, jedoch mit erheblichen Verletzungen.
Der Showdown am O.K. Corral ist nun die Vollstreckung des melkotianischen Urteils. Offenbar haben die Melkotianer eine sadistische Ader. Statt die Strafe direkt zu vollziehen, umrahmen sie diese und lassen die Delinquenten auf ihren Tod warten. Sie sperren sie quasi in einer Art Todeszelle, in der sie auf ihr (vermeintlich) unweigerliches Ende warten sollen.
Friedliche Lösungen
Die Melkotianer legen in Wildwest im Weltraum eine gewisse Brutalität an den Tag. Die Verurteilten sollen auf ihren Tod warten und diesem anschließend direkt ins Auge blicken. Tod durch Erschießung ist auch keine besonders schnelle Lösung, wenn man Pech hat.
Darüber hinaus stirbt Chekov vor den Augen seiner Schiffskameraden, was große Trauer bei den anderen hervorruft und gleichzeitig in einem Streit mündet, weil Spock keinerlei Emotionen zeigt, womit vor allem McCoy und Scott nicht zurechtkommen.
Und doch steht am Ende eine relativ friedliche Lösung. Spock überzeugt seine verbliebenen Gefährten mittels vulkanischer Gedankenverschmelzung von der Unwirklichkeit der gesamten Szenerie. Die Idee, dass Einbildungen töten können, ist spannend. So lange geglaubt wird, die Kugeln seien echt, töten diese. In dem Moment, in der ihre Realität angezweifelt wird, werden sie zu dem, was sie eigentlich sind: Trugbilder. Mit diesem Wissen stellen sich die Offiziere ihren Henkern entgegen. Sie selbst schießen nicht. Wozu auch? Die Earps sind ebenso Trugbilder. Außerdem ist die Entscheidung, nicht zu schießen, ein Beweis der Friedfertigkeit.
Fazit
Wildwest im Weltraum ist eine der eindeutig sehenswerten Episoden. Trugbilder, Zweifel, Emotionen fügen sich zu einer gelungenen Story. Gleichzeitig zeigt sich, wie mit wenigen Mitteln eine überzeugende, zum Thema passende Szenerie aufgebaut werden kann.
Fun Facts
- DeForest Kelley war zuvor bereits ein bekannter Westerndarsteller. In dem Klassiker Gunfight at the O.K. Corral, in dem auch Burt Lancaster und Kirk Douglas mitgewirkt hatten, spielte Kelley die Rolle des Morgan Earp.
Der deutsche Titel
Den Titel Wildwest im Weltraum kann ich als weder als gelungen bezeichnen, noch wirklich ernst nehmen. Er klingt eher nach Komödie als nach Science-Fiction. Ganz im Gegensatz dazu unterstreicht der englische Titel Spectre of the Gun die Unwirklichkeit der Geschehnisse.
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Ha! Jetzt sind wir im selben Rythmus. Die Folge habe ich auch gerade gesehen.
Ich kann mich für diese Art von Folgen nicht ganz so begeistern, aber die Western-„Fressen“ etc. waren schon recht cool. Hatte was.