In ferner Zukunft wird die Menschheit von Cyborgs bedroht. Der Schlüssel zur Rettung liegt in der Vergangenheit.

Halbgares Konzept

Im Jahr 4039 gibt es nur noch eine menschliche Stadt auf Erden, die kurz davor steht, von einer Cyborg-Rasse namens Jen-Diki überrannt zu werden. Im letzten Moment gelingt es den Menschen, ihre gesamte Stadt in die Vergangenheit zu schicken. Während sie sich durch den Zeitstrom bewegt, werden Ballard (Tom Burlinson) und Petra (Carrie Fisher) vorausgeschickt, um im Jahr 1988 alles auf die Ankunft der Metropole vorzubereiten.

Die beiden landen in Australien. Da bei dem Angriff der Jen-Diki ein Pfeiler der Stadt zerstört wurde, müssen die beiden Pioniere einen Erdwall aufschütten. Hilfe erhalten sie dabei von der Geologin Annie (Nikki Coghill) und einer Gruppe Aborigines. Deren uralte Felszeichnungen haben die Ankunft der Stadt bereits vorausgesehen, was bedeutet, dass sie sich eigentlich noch weiter rückwärts durch die Zeit bewegen muss. Dieser Aspekt wird jedoch später nicht ausreichend erklärt.

Die Felszeichnung ist natürlich für den Film entstanden, orientiert sich allerdings an realen Vorbildern. So finden sich die Figuren mit den großen Augen, die rund um die Kuppel der Stadt platziert sind, tatsächlich auf echten Höhlenmalereien der Aborigines-Urahnen. Nur sehen diese eben nicht wie Zeitreisende und erst recht nicht wie Jen-Diki aus. Hier wurde eine Chance vertan, näher auf Theorien der Prä-Astronautik einzugehen.

Time Guardian

Abgesehen davon, dass die australischen Ureinwohner den Besuchern aus der Zukunft aufgrund ihrer Legenden  bereitwillig helfen, spielen sie später ebenfalls keine entscheidende Rolle mehr. Und das ist nicht der einzige Punkt, der nicht zu Ende gedacht worden ist. Obwohl die Zeit drängt und es zwischendurch schon einige Jen-Diki ins Jahr 1988 geschafft haben, finden Ballard und Annie mal eben so die Zeit, um in einem Teich zu plantschen. Eine Szene, die der ernsten Situation absolut nicht angemessen ist.

Doch es kommt noch krasser. Bei der Ankunft der Jen-Diki stirbt ein Trucker. Als Ballard und Annie ihn am nächsten Tag finden, bringen sie die Leiche zur Polizei, wo sie erst mal eine Zeugenaussage machen. Da nichts Greifbares gegen sie vorliegt, lässt der Sheriff sie gehen, nur um sie später doch noch zu verhaften, weil sie eine Waffe aus dem Truck mitgenommen haben. Diebstahl an einem Toten. Der Sheriff hat die beiden echt auf dem Kicker, warum auch immer. Annie hat er bereits bei ihrer ersten Begegnung geraten, den Ort umgehend wieder zu verlassen und nicht zurückzukehren. Dabei hat sie überhaupt nichts getan, was ein solches Verhalten rechtfertigt.

Ein Hilfssheriff spielt derweil mit einem Artefakt der Jen-Diki herum, welches sich in ein Zeitportal verwandelt. Aus diesem zieht er eine futuristische Waffe, die aus welchen Gründen auch immer direkt am anderen Ende herumliegt. Kurz darauf wird er von einem Cyborg durch das Portal gezogen und es bleibt nur noch ein rauchender Stiefel von ihm übrig. Tolles Klischee! Und nicht einmal das wird konsequent durchgezogen, denn während der Stiefel nach der Attacke auf der Seite liegt, steht er später, als der Sheriff ihn findet, aufrecht da. Obendrein klebt noch Blut daran, dessen Herkunft ebenso schleierhaft ist wie die Tatsache, dass es Stunden später nicht eingetrocknet ist.

Time Guardian

Nachdem der Zeitreisende und seine Begleiterin eingebuchtet sind, konfisziert der Sheriff die Zeitarmbänder der beiden und schlägt alle Warnungen von Ballard in den Wind. Logisch, dass alsbald die Jen-Diki angreifen und alle Cops platt machen, allerdings nicht in der Wache. Dort werden die Gefangenen allein gelassen und auf der Flucht ebenfalls von Jen-Diki attackiert.

Außerhalb des Dorfes kommt es schlussendlich zur finalen Schlacht, als die Metropole aus der Zukunft eintrifft. Nachdem Ballard den Anführer der Jen-Diki getötet hat, verkündet er die Niederlage selbiger. Sie könnten nun nicht mehr gewinnen, was eigentlich totaler Quatsch ist, da sie immer noch eine gewaltige Streitmacht bilden. Diese schaltet Ballard jedoch mit einer Spezialwaffe aus, welche die konzentrierte Zeitenergie aus fünf Jahrhunderten abfeuert. Wissenschaft und Logik? Fehlanzeige!

Am Ende verschwindet dann die Metropole aus der Zukunft wieder. Wohin? Wahrscheinlich in eine noch weitere Vergangenheit, was die Felszeichnungen erklären würde. Doch halt, was ist mit dem defekten Pfeiler? Wird die Stadt in der Vergangenheit nicht einstürzen, wenn dort nichts aufgeschüttet wird? Und da die fragliche Stelle im Jahr 1988 erst aufgeschüttet werden musste, spricht alles dafür, dass es in noch weiterer Vergangenheit keine Aufschüttung gab, denn die wäre sonst bereits da.

Ein Terminator Rip-Off?

Grundlegende Handlungselemente sind offenkundig aus Terminator entlehnt. In der Zukunft kämpfen die letzten Überlebenden der Menschheit gegen Cyborgs und um sich zu retten, reisen sie in die 1980er. Die Cyborgs folgen ihnen natürlich, womit das Prinzip von Terminator umgekehrt wird. Es gibt sogar einen Angriff auf eine Polizeiwache und an einer Stelle bringt Ballard den Spruch: „Ich komme wieder!“ Soweit die Gemeinsamkeiten.

Natürlich gibt es auch Unterschiede, weshalb man dem Film eine gewisse Eigenständigkeit zugestehen kann. Die Jen-Diki sind im Gegensatz zu den Terminatoren keine Maschinen, die von einer KI gesteuert werden, sondern waren einst selbst Menschen, die sich mit Technologie verbessert haben. Im Film heißt es dazu: „Wir wissen, dass sie Androiden sind – teils Mensch, teils Maschine.“ Autsch, da hat man doch glatt Cyborgs mit Androiden verwechselt!

Im Prinzip ähneln sie damit jedenfalls den Borg aus Star Trek, allerdings assimilieren sie andere Menschen nicht, sondern töten sie nur, um ihre Stadt zu übernehmen. Warum? Müssten sie nicht selbst genügend Lebensraum und Technologie haben? Noch mehr ungeklärte Rätsel…

Vom Aussehen her, erinnern sie derweil an die Zylonen aus Kampfstern Galactica. Nur mit Hörnern, um sie etwas dämonischer aussehen zu lassen. Und wie gesagt stecken unter der Panzerung mutierte Menschen, was sie dann doch wieder von den Zylonen unterscheidet.

Time Guardian

Kleiner Funfact am Rande: Der Boss der Menschenmetropole wird von Dean Stockwell (1936-2021) gespielt, der später die Rolle des Zylonenmodells Nr. 1 alias John Cavil in Battlestar Galactica übernahm. Außerdem war er in Star Trek: Enterprise sowie Stargate – Kommando SG1 zu sehen. Leider kommt seine Rolle in Time Guardian etwas zu kurz und hat nicht mal einen Namen. Im Abspann wird er lediglich als „Boss“ aufgeführt.

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Dean Stockwell als „Boss“

Ähnlich zu kurz kommt Carrie Fishers Rolle, womit der Film seine bekanntesten Stars ziemlich stiefmütterlich behandelt. Immerhin eine kleine Star Wars-Anspielung gibt es aber für Nerds zu entdecken. Auf der Zeitanzeige der Brücke (ja, die Stadt hat tatsächlich eine Brücke wie ein Raumschiff) taucht eine Reihe von Zahlen und Buchstaben auf. Wer genau hinsieht, erkennt in der Abfolge „R2D2C3PO“.

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Was hätte sein können

Der Film hätte durchaus funktionieren können, wenn man nicht mittendrin die Drehbuchautoren gewechselt und nur acht Wochen vor Drehbeginn ein komplett neues Drehbuch vorgelegt hätte. Obendrein wurde die Drehzeit von 13 auf neun Wochen gekürzt. Die ständigen Änderungen haben dem Endergebnis sichtlich geschadet.

Obendrein kommen einige fragwürdige Szenen vor. So wird Annie bei ihrer Ankunft im Outback erst einmal Opfer von radikalem Sexismus. Die Bevölkerung des Kaffs, in dem sie landet, scheint komplett nur aus Männern zu bestehen und man fragt sich, ob es keine Frauen im Outback gibt? Lüsterne Pfiffe sind noch das Harmloseste, was Annie widerfährt. Es folgen Sprüche wie: „Ich würde lieber unter ihr liegen als unter diesem scheiß Truck!“ Ob das auch im ursprünglichen Drehbuch so drin stand?

Noch schlimmer benimmt sich jedenfalls der Sheriff, der Annie ohne sichtbaren Grund nicht ausstehen kann. Vielleicht gibt er ihr die Schuld an der ersten Zeit Anomalie, die sämtliches Wasser blitzartig gefrieren lässt, darunter auch die Pisse seines Kollegen, der gerade im falschen Moment auf die Toilette geht. Aber hey, wenn selbst Körperflüssigkeiten gefrieren, müssten dann nicht alle Anwesenden augenblicklich sterben? Solche Logiklöcher fügen dem Film weiteren Schaden zu.

Dabei fängt er eigentlich gar nicht mal so schlecht an. Die Eröffnungsszene in der Zukunft wirkt zumindest interessant und die Spezialeffekte können sich für die damalige Zeit sehen lassen. Auch die Sets der futuristischen Stadt sehen gut aus. Doch kaum beginnt die Reise in die Vergangenheit, wird der Film gehörig vor die Wand gefahren!

Time Guardian

Fazit zu Time Guardian: Die Zeit braucht einen besseren Wächter

Time Guardian wartet mit gelungenen Spezialeffekten und einer teils hochkarätigen Besetzung auf. Leider macht er kaum etwas daraus. Was bleibt, sind ein paar Schauwerte und das Gefühl, dass mit einem besseren Drehbuch und mehr Drehzeit ein richtig guter Klassiker aus dem Film hätte werden können.

Info

Drehbuch: John Baxter & Brian Hannant
Regie: Brian Hannant
Erscheinungsjahr: 1987

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Warpskala

Warpskala
4 10 0 1
4/10
Total Score

Positiv

  • Sehenswerte Spezialeffekte & Sets.
  • Nette Easter-Eggs.
  • Carrie Fisher!

Negativ

  • Undurchdachtes Konzept.
  • Nicht nachvollziehbares Verhalten mancher Charaktere.
  • Jede Menge Logiklöcher.

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