The Nightmare before Christmas beweist, dass auch Weihnachten schön schaurig sein kann.
Ein Gedicht als Ursprung
Tim Burton ist heutzutage für seine dunklen Filme bekannt. Kinostreifen wie Batman, Beetlejuice oder Sweeney Todd haben ihn und seine mitunter makabren Geschichten weltberühmt gemacht. Doch ausgerechnet bei einem der bekanntesten Werke, das sogar mit seinem Namen wirbt, war er nicht direkt involviert.
Die Rede ist natürlich von Tim Burton’s The Nightmare before Christmas. Zwar basierte der Film auf einer Story von ihm, ebenso wie er auch Produzent war. Doch Regie führte jemand anderes.
Doch der Reihe nach: Die Idee zu der Geschichte kam ihm, als er 1982 in dreiseitiges Gedicht schrieb. Zu der Zeit war er bei Walt Disney Feature Animation angestellt. Ursprünglich hatte er vor, sein Werk als einen Kurzfilm mit Vincent Price als Erzähler zu realisieren. Jedenfalls das, oder eine andere Möglichkeit, sein Werk irgendwie auch anderen zu präsentieren. Er erschuf gemeinsam mit Rick Heinrichs Storyboards und Konzeptwerke, die er später Henry Sellik präsentierte, der zu jener Zeit ebenfalls ein Animator von Disney war.
Aus einem Gedicht wird ein abendfüllender Film
Der Konzern mit der großen Maus überlegte sich, nach dem Erfolg von Vincent 1982 Tim Burtons Werk zu adaptieren. Doch die Entwicklung des Projekts stagnierte, da der Ton der Geschichte für Disney zu merkwürdig war. Und da man sich allgemein nicht einigen konnte, feuerte der Konzern den Schöpfer der Story schließlich 1984. Was für ein Glücksfall sein konnte, da er eine erfolgreiche Karriere als Regisseur starten konnte.
Doch die Idee der Adaption sollte Tim Burton nie wirklich loslassen. Weshalb er 1990 herausfand, dass Disney immer noch die Filmrechte besaß. Danach beschlossen er und Henry Sellik einen abendfüllenden Film zu schaffen. Tim Burton baute die Storyline seiner Geschichte aus und Sellik selbst erklärte sich bereit, Regie zu führen.
Jeffrey Katzenberg, Vorsitzender von Disney, sah dies als Gelegenheit, die aktuelle Erfolgsserie an animierten Filmen weiter auszubauen. Allgemein wollte man der Konzern mit The Nightmare before Christmas beweisen, welche technischen Möglichkeiten und erzählerische Erfolge man bereits mit Falsches Spiel mit Roger Rabbit hatte. Und Walt Disney Pictures Präsident David Hoberman meinte sogar, dass der Film beweisen würde, dass der Konzern andere und merkwürdige Dinge tun könne, dass er außerhalb seiner Komfortzone agieren könne.
Let’s make some Music
Für die Adaption von seiner Geschichte griff Tim Burton auf viele gute Bekannte zurück. Neben Henry Sellik, der die Regie führte, wurde auch sein früherer Mitarbeiter Michael McDowell dazu engagiert, aus dem Gedicht ein Drehbuch zu machen. Es gab allerdings zwischen den beiden kreative Differenzen, die dazu führten, dass Tim Burton beschloss, aus dem Film ein Musical zu machen. Gemeinsam mit seinem anderen früheren Mitarbeiter Danny Elfman erschuf er eine grobe Storyline und zwei Drittel aller Lieder, die vorkamen. Später wurde dann auch noch Caroline Thompson angeheuert, um das Drehbuch zu überarbeiten. Wobei Sellik selber später meinte, dass nur wenige Dialoge wirklich von ihr stammen, da sie die meiste Zeit mit anderen Projekten beschäftigt waren und er und andere den Film immer wieder überarbeiteten.
Das Besondere an The Nightmare before Christmas ist, dass er ein Stop-Motion-Film ist. Und Henry Sellik meinte zu den Dreharbeiten, die 1991 anfingen, dass Tim Burton ein Ei legte, welches er dann ausbrütete. Tim Burton selbst war froh, dass er nicht in die langwierigen Dreharbeiten selbst direkt involviert war. Er fand die Produktion sowieso schwierig genug, weil parallel an Batman Returns arbeitete, sowie der Vorproduktion zu seinem Ed Woods-Film.
Der Cast von dem Film setzte sich aus folgenden Schauspielern zusammen: Chris Sarandon sprach den Hauptcharakter Jack Skellington, derweil Danny Elfman die Singstimme war. Die Figur der Sally wurde von Catherine O’Hara gesprochen. Doctor Finkelstein, dessen Name nur zweimal im Film genannt wird, erhielt seine Stimme von William Hickey. Glenn Shadix wurde zum Bürgermeister von Halloween Town, während Ken Page Oogie Boogie, einen bösen Geist in Halloween Town, sprach.
Wenn man Halloween über hat
Einmal im Jahr wird in Halloween Town, einer Welt, die von bösen Geistern, Monstern und anderen übernatürlichen Wesen bevölkert ist, Halloween gefeiert. Dabei steht ihr unumstrittener König Jack Skellington im Mittelpunkt des Geschehens. Doch der ist den regelmäßigen festlichen Aktivitäten langsam müde, weil sie immer dasselbe sind. Er sehnt sich nach Abwechslung. Die er findet, als er eines Tages nach Christmas Town gerät, einer Welt, in der sich alles um weiße Weihnachten dreht.
Begeistert von dem, was er dort sah, kehrt er zurück in seine Welt und beschließt etwas Radikales. Er möchte anstelle vom Nikolaus raus und überall Geschenke verteilen. Dafür muss er erstmal seine Untertanen überzeugen. Und bis auf Sally, die eine schreckliche Zukunft vorhersieht, sollte Jack seinen Plan umsetzen, machen alle begeistert mit.
Kurz bevor The Nightmare before Christmas fertig war, wurden noch einige weitreichende Entscheidungen getroffen. Disney selbst kriegte kalte Füße und meinte, dass der Film für Kinder zu dunkel und gruselig sei. Weshalb sie ihn auch nicht, wie ursprünglich geplant und beworben, unter ihrem Walt Disney Feature Animation-Label herausbrachten. Sondern mit dem eher an Erwachsenen orientierten Touchstone Pictures-Studio. Ebenso wurde wenige Wochen vor der Premiere entschieden, dass Tim Burtons Name mit in den Titel kommen würde, obwohl er selbst nicht direkt in die Entwicklung involviert war. Er selbst sah es als eine Art Markennamending an und war sich diesbezüglich unsicher.
Ein Halloween-Film für Weihnachten und umgekehrt
Der Film selbst kam 1993 in die amerikanischen Kinos und 1994 in die deutschen. Er war ein Sleeper Hit, bei dem es etwas brauchte, bis er bei einem Budget von 18 Millionen US Dollar insgesamt 107,8 Millionen US Dollar einspielte. Doch die Kritiker und die Zuschauer waren alle hellauf begeistert. Zu Recht, wenn man sich heute den Film anschaut.
Was hier geschaffen wurde, ist wirklich ein Meisterwerk. Ein düsterer Film, der allerdings gleichzeitig auch fröhlich ist. Ein Halloween-Film, den man ebenfalls zu Weihnachten gucken kann und umgekehrt.
Was Nightmare before Christmas so besonders macht, ist die Tatsache, dass er einige Ohrwürmer als Lieder besitzt. Die in eine Story gebettet sind, die zeigt, dass man den Geist von Weihnachten verspüren kann. Und diesen dann trotzdem missverstehen kann.
Extrovertiert trifft introvertiert
Dabei dreht sich der Film um zwei Figuren. Einmal Jack Skellington, der von seinem Wunsch, selber eine (un)frohe Beschwerung zu machen, wie besessen ist. Und einmal Sally, eine Art Frankensteinische Puppe, die sehr viel Leid durchmacht.
Es ist interessanter Kontrast zwischen den beiden Charakteren. Dort hat man den schon extrovertierten König von Halloween Town, der sich nach Abwechslung seht. Der einerseits sich als guter Monarch gibt. Aber wenn ihm jemand auf die Nerven geht oder etwas nicht nach Wunsch verläuft, er im wahrsten Sinne des Wortes seine hässliche Seite zeigt.
Sally hingegen ist introvertiert. Auch sie will ausbrechen. Doch wo ihr heimlich angebeteter Jack aus dem ermüdenden Alltag herauswill, ist sie im wahrsten Sinne des Wortes eine Gefangene des verrückten Doktor Finkelsteins. Den sie wiederholt vergiftet oder sonst wie versucht, bewusstlos zu machen, damit sie davonlaufen kann. Zusätzlich ist sie auch mit der Gabe der Voraussicht „gesegnet“ und ist allgemein die Stimme der Vernunft, auf die allerdings niemand hört.
Vielfältige und interessante Figuren
Natürlich besteht der Film nicht nur aus den beiden Figuren. Ebenso gibt es noch viele andere interessante Charakteren, die stellenweise sehr exzentrisch wirken. Da ist der Bürgermeister von Halloween Town, der im wahrsten Sinne des Wortes doppelgesichtig ist und der ohne seinen König absolut entscheidungsunfähig ist. Oder das „Süßes und Saures“-Trio, dass es faustdick hinter den Ohren hat. Oder Oogie Boogie, der glücksspielbesessen ist und dabei auch gleichzeitig ständig bescheißt, sogar sich selbst. Oder, oder, oder…
Selbst die unbedeutendsten Nebenfiguren sehen visuell interessant aus. Wie die Vampire, die ständig mit Sonnenschirmen durch die Gegend laufen. Oder das Musikertrio, dass man wiederholt sieht. Oder, oder, oder..
Man verliebt sich sofort in diese unterschiedlichen Charaktere und ihre jeweiligen Motivationen. Und lacht über einige ihrer Aktionen. So leiht sich Jack von Doktor Finkelstein dessen Forschungsequipment aus, um mehr über Weihnachten herauszufinden und wie er seine Idee seinen Untertanen näher bringen kann. Und macht als erstes gleich mal das Mikroskop kaputt. Oder wie Jack im finalen Akt die Geschenke verteilt und die Geschosse der Flakgeschütze als Signale interpretiert, die ihm den Weg zeigen. Oder wie Sally Doktor Finkelstein davon überzeugt, dass die Suppe, die sie ihm kredenzt, nicht vergiftet ist. Oder, oder, oder…
Ein Meisterwerk
Es gibt viele Momente, viele Szenen, die man hervorheben kann. Am Ende muss man einfach sagen, dass The Nightmare before Christmas ein grandioses Meisterwerk ist. Und zwar in jederlei Hinsicht, in jedem Aspekt.
Und damit sind natürlich auch die Animationen gemeint. Zwei Jahre lang wurde an diesem Stopmotion-Werk gearbeitet. Und man sieht, wie viel Fleißarbeit in diesem Film steckt. Szenen, wie beispielsweise die, als Sally selber versucht, den gefangenen Nikolaus zu befreien, oder Jacks Tanz durch die Weihnachtswelt sind animationstechnisch Meisterwerke.
Und dann natürlich die Musikstücke. Im Grunde ist jeder gelungen. Wobei mein Lieblingsstück Jack Skellingtons „Nanu“ ist, dass er singt, als er Christmas Town erkundet.
The Nightmare before Christmas ist ein Weihnachtsfilm, der ohne zuckersüßen Süßstoff und Klischees auskommt. Und ein Film, denn man auch ohne diese festliche Zeit genießen kann.
Info
Regie: Henry Selick
Drehbuch: Caroline Thompson, Michael McDowell, Story: Tim Burton
Produzent: Tim Burton, Denise Di Novi
Hauptdarsteller: Danny Elfman, Chris Sarandon, Catherine O’Hara, William Hickey, Glenn Shadix, Paul Reubens, Ken Page, Ed Ivory
Musik: Danny Elfman
Kamera: Pete Kozachik
Schnitt: Stan Webb
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