Thor: The Dark Kingdom gilt als einer der schlechtesten MCU-Filme der zweiten Phase.

Am Ende keine Euphorie mehr da

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich damals in Thor: The Dark Kingdom reinging. Ich war von dem ersten Thor-Film begeistert, womit ich gefühlt einer der wenigen war. Umso größer war die Erwartung an den zweiten Teil. Doch von meiner anfänglichen Euphorie war am Ende nur noch wenig übrig. Ich war mit dem Endergebnis unzufrieden. Woran lag es?

Es gab jetzt nicht die eine Szene, die eine Sache, die dieses Gefühl der Unzufriedenheit auslöste. Vielmehr waren es diverse Gründe. Und unterm Strich hatte ich den Eindruck, dass in diesem Film der große filmübergreifende Plot über das eigentliche Filmgeschehen gestellt wurde.

Die Suche nach dem Regisseur

Es war schonmal kein gutes Zeichen, dass die ursprüngliche Entwicklungsphase des Films eher rumpelig ablief. Das fing schon damit an, dass der Regisseur des ersten Thor-Films, Kenneth Branagh, trotz anfänglicher Vorfreude dann doch nicht mehr zur Verfügung stand. Und während die Suche nach dem Nachfolger anlief, wurde schonmal Don Payne, einer der Drehbuchautoren des ersten Teils, angeheuert, um die Story zu verfassen.

Die wurde dann allerdings von dem Creative Comitee von Marvel Entertainment abgelehnt, weil darin Hela die Antagonistin war. Und man ging damals davon aus, dass ein weiblicher Bösewicht kein Spielzeug an Jungs verkauft. Womit natürlich feststand, dass das Drehbuch überarbeitet werden musste.

Unterdessen ging das Suchen nach einem Regisseur weiter. Zunächst sollte Brian Kirk (Game of Thrones) der Nachfolger werden, doch dann musste er auf Grund einiger Aspekte des Vertrags, den er mit Marvel aushandelte, wieder aussteigen. Seine Nachfolgerin wurde Patty Jenkins (Monster), die allerdings ebenfalls einige Zeit später ausstieg. Als Grund nannte sie kreative Differenzen.

Drei Tage nach ihrem Ausstieg wurde berichtet, dass Marvel Studios die Liste an potentiellen Nachfolgern auf Alan Taylor und Daniel Minahan zusammengekürzt hatte. Am Ende wurde es Alan Taylor, der zuvor durch Serien wie Boardwalk Empire oder Game of Thrones bekannt wurde. Auch in Sachen Drehbuch kam Bewegung ins Spiel, als Robert Rodat angeheuert wurde, Don Paynes Skript zu überarbeiten.

Wer wird der Antagonist?

In Sachen Cast gab es zunächst jede Menge gute Nachrichten. Nahezu alle Hauptdarsteller von Thor sollten auch in Thor: The Dark Kingdom wiederkehren. Bei der Wahl des Darstellers von Malekith, dem Anführer der Dunkelelfen, wurde zunächst Mads Mikkelsen ausgewählt. Doch dann musste er auf Grund eines Schedulekonflikts absagen, weshalb statt ihm am Ende Christopher Eccleston (Doctor Who) die Rolle übernahm. Die Rolle des Fandral erhielt Zachary Levy (Shazam), da der ursprüngliche Darsteller der Figur, Joshua Dallas, nicht konnte, da er in der Serie Once Upon a Time – Es war einmal … stark involviert war.

Womit eigentlich alle Probleme geklärt waren und die Dreharbeiten anfangen konnten. Allerdings sollte es bei dem Skript noch eine überraschende Enthüllung stattfinden. Denn es stellt sich heraus, dass daran noch drei weitere Leute mitgearbeitet hatten. Christopher Yost, Christopher Markus und Stephen McFeely waren persönlich von Produzent Kevin Feige angesprochen worden, um an dem Skript zu feilen. Auch Joss Whedon, der Regisseur und Drehbuchautor von Avengers, steuerte einiges dazu bei, indem er einige Szenen überarbeitete, die nicht so funktionierten, wie sie auf dem Papier standen. Allerdings wurde er dafür nicht als einer der Leute genannt, die in irgendeiner Form am Drehbuch arbeiteten.

Eine Konvergenz droht

Vor Äonen versuchten die Dunkelelfen unter ihrem Anführer Malekith die neun Welten zu erobern. Ihre Waffe sollte der Äther sein. Doch die Asen unter ihrem Anführer Bor, dem Vater von Odin, konnten das Schlimmste verhindern. Bor konnte den Äther auf einer geheimen Welt verstecken, Malekith und einige seiner Getreuen konnten allerdings entkommen.

In der Jetztzeit ist der Bifröst, die Regenbogenbrücke der Asgarder, wieder repariert, weshalb Thor (Chris Hemsworth) und seine Getreuen jetzt auf allen neun Welten erneut für Recht und Ordnung sorgen können. Doch dann entdecken sie, dass eine Konvergenz bevorsteht, ein seltenes Ereignis, in dem alle neun Welten in einer Linie stehen. Was jede Menge Turbulenzen hervorruft.

Unter anderem auch auf der Erde, wo Jane Foster (Natalie Portman) vor lauter Liebeskummer lange Zeit nicht mehr richtig gearbeitet hat. Doch die merkwürdigen Phänomene bringen sie dazu, wieder aktiv zu werden. Bei der Untersuchung eben dieser gerät sie aus Versehen in die geheime Welt und stößt auf den Äther, der daraufhin in ihren Körper eindringt. Auf einmal steht sie im Mittelpunkt des Interesses diverser Mächte. Thor und die Asgardier wollen sie schützen. Und der wiedererwachte Malekith will den Äther in ihr haben und ist bereit, dafür buchstäblich über Leichen zu gehen.

Kein Glück in Sachen Big Budget Hollywood

Christopher Ecclestone scheint in Sachen Big Budget Hollywood-Filmen nicht wirklich mit Glück gesegnet zu sein. Zu G. I. Joe – Geheimakte Cobra meinte er, dass er die Rolle nur wegen des Geldes angenommen hätte und er sich jeden Tag die Kehle durchschneiden wollte, was, wenn man den Film gesehen hat, verständlich ist. Und in Thor – The Dark Kingdom erhält er eine Maske, die ihn fast zur Unkenntlichkeit entstellt und bleibt dabei blass. Man merkt hier dem Film an, dass viele Szenen, die die Figur des Malekith weiter ausgebaut hätten, aus der finalen Fassung entfernt wurden, um den Film „effizienter“ zu machen.

Eine nichtssagende Spezies

Aber es ist auch symptomatisch für den Film, dass er immer dann schwächelt, wenn es um die Dunkelelfen und ihre Pläne an sich geht. Das Problem ist einfach, dass im Prinzip die Rasse anscheinend nur aus Malekith besteht. Der Rest wirkt wie bloße Roboter, die seinen Befehl ausführen. Hier rächt es sich, dass das einzig anders aussehende Mitglied dieser Spezies, abgesehen von Malekith, nur sein loyaler Helfer Algrim ist, der sich dann später opfert, um als Kurse für Chaos im Gefängnis von Asgard zu sorgen.

Und Algrim selbst kriegt bis zu seinem Ende sowieso nur wenig zu tun. Wie gesagt, seine Funktion ist es nur, der loyale Helfer Malekiths zu sein. Und sobald er diese Pflicht erfüllt hat, vermisst man ihn auch nicht. Was nicht gerade für die Figur spricht.

Allgemein muss man Thor – The Dark Kingdom dafür kritisieren, dass der ganze Plot um den Äther nur den Zweck hat, dass dadurch ein weiterer Infinity-Stein eingeführt wird. Natürlich muss man sich auch fragen, wieso der Äther, der die ganze Zeit als eine frei herumschwebende Flüssigkeit dargestellt wird, am Ende eine Art festes Objekt sein soll. Immerhin gibt es dafür am Ende einen netten Gastauftritt von Benecio del Toro als Collector, der von dem Schauspieler herrlich exaltiert und exzentrisch zum Leben erweckt wird.

Gute Szenen für die restlichen Figuren

Nur, was bleibt von dem Film über, wenn  Hauptplot und Hauptantagonist schwächeln und nicht überzeugen können? Immerhin einige gute Szenen, in denen die anderen Figuren glänzen können. So merkt man dem Film an, dass Thor nicht mehr der hitzköpfige Krieger ist, wie er zu Beginn des ersten Teils vorgestellt wurde. Er agiert umsichtiger als früher. Was ihn trotzdem nicht davon abhält, Sif zu „retten“, was sie nicht für nötig hält, wie sie ihm klar macht.

Auch muss man würdigen, dass der Film mehr Szenen für Rene Russo beinhaltet, in dem die Schauspielerin glänzen kann. Zwar stirbt ihre Figur Freya, ermordet durch einen Kurse. Doch vorher kann sie beweisen, was für eine starke und kluge Frau sie ist. Etwas, was ja im ersten Teil der Schere zum Opfer fiel. Auch Idris Elbas Heimdall darf dieses Mal mit in die Action eingreifen und kann beweisen, was für eine starke, aber auch intelligente Figur sein Charakter ist.

Genialer Cameoauftritt

Doch die stärkste Figur ist in Thor – The Dark Kingdom ausgerechnet Loki (Tom Hiddleston). Der wurde ja am Ende von Avengers festgenommen und nach Asgard abgeführt, wo er von Odin zu Gefängnis verurteilt wird, wo man ein mal mehr den Gott der Lügen und Intrigen kennenlernt, als er den angreifenden Dunkelelfen den Weg aus dem Gefängnis zeigt.

Wobei am stärksten der Moment ist, wo er erfährt, dass seine Ziehmutter gestorben ist, vermutlich durch sein Tun. Zu sehen, wie er nach der Nachricht aufsteht und mit einer ruhigen Handbewegung den gesamten Inhalt seiner Gefängniszelle zerstört, ist stark und zeigt, wie sehr ihn die Nachricht getroffen hat. Was nochmal dadurch verstärkt wird, als Thor ihn aus der Zelle rausholt und man sieht, wie er hinter einer Illusion versteckt hat, wie er seine Wut und seine Trauer rausgelassen hat.

Allgemein, die Paarung Loki und Thor funktioniert am besten. Weil beide Schauspieler sich gegenseitig dazu antreiben, das Beste aus ihren Rollen zu holen. Grandios allein die Szene, in der sie, nachdem Thor seinen Bruder aus der Zelle befreit hat, gemeinsam den Flur entlanggehen. Und Loki lauter Schabernack treibt, unter anderem sich in Captain America zu verwandeln, was übrigens ein netter Cameoauftritt von Chris Evans ist, der absolut überzeugen kann. Außerdem darf er heldenhaft sein Leben opfern, wobei sich am Ende herausstellt, dass er das vorgetäuscht und stattdessen Odins Gestalt angenommen hat, um über Asgard zu herrschen. Eine nette Enthüllung, die definitiv neugierig auf das macht, was hier noch kommt.

Es gibt allerdings in Thor – The Dark Kingdom neben den Antagonisten noch eine Figur, deren Darstellung enttäuscht. Die Rede ist von Jane Foster. Zwar betont der Film weiterhin ihre Intelligenz, ohne die weite Teile der Geschichte nicht funktionieren würden. Doch gleichzeitig wirkt sie vor allem dann, als sie vom Äther besessen ist, zu passiv. Sie lässt sich treiben und muss mit ansehen, wie die Dunkelelfen Freya umbringen. Erst am Ende des Films, wenn sie wieder auf der Erde und ätherfrei ist, ist sie wieder die Alte.

Merke: Niemals Übergreifenden Plot über Filmplot stellen

In Sachen Special Effects kann der Film natürlich überzeugen. Szenen, wie der Angriff der Dunkelelfen auf Asgard oder die Bestattung von Freya und all jener, die während des Angriffs gestorben sind, ist großartig. Doch rettet das nicht den Film.

Am Ende zeigt dieser Film, dass es für MCU-Filme fatal sein kann, wenn der Hauptplot zu sehr darauf fokussiert ist, die MCU-Gesamthandlung voranzutreiben. Denn darunter leidet nahezu alles. Was den Film am Ende etwas rettet, ist die Tatsache, dass er einigen vernachlässigten Nebenfiguren die Chance gibt, zu glänzen. Das und die Paarung Thor und Loki kann noch am ehesten überzeugen.

Info

Regie: Alan Taylor
Drehbuch: Christopher Yost, Christopher Markus, Stephen McFeely, Don Payne (Story), Robert Rodat (Story)
Produzent: Kevin Feige
Musik: Brian Tyler
Kamera: Kramer Morgenthau
Schnitt: Dan Lebental, Wyatt Smith

 


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Götz Piesbergen
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