In Front Toward Enemy dreht Lewis Wilson endgültig durch.

Bomben als Meinungsverstärker

Um für sein Recht auf Waffenbesitz zu demonstrieren, zündet Lewis Wilson (Daniel Webber) zahlreiche Bomben. Danach schreibt er einen Brief an Karen Page (Deborah Ann Woll), in der Hoffnung, dass sie sich für seine Mission ausspricht. Doch die Reporterin tut dies live im Radio eben nicht. Weshalb der Ex-Soldat Konsequenzen androht.

Frank Castle (Jon Bernthal) will Wilson stoppen. Danke David Liebermans (Ebon Moss-Bachrach) Hilfe kann er herausfinden, wo der Veteran sich das letzte Mal aufgehalten hat. Doch als der Punisher in die Wohnung eindringt, findet er einen gefesselten Curtis Hoyle (Jason R. Moore) vor, an dem eine Bombe befestigt worden ist.

Die Punisher-Reihe wird im Prinzip von drei Plots vorangetrieben. Der erste ist die Verschwörung, in die hochrangige Offiziere und Veteranen verwickelt sind, die zuletzt sich sehr dramatisch entwickelt hat. Dann ist die Familie Lieberman, in der Frank Castle langsam die Stelle eines Ersatz-Vaters und Ehemanns einnimmt und die der Serie ziemlich schadet. Und zuguterletzt ist da noch der Plot um Lewis Wilson, dem jungen Soldaten, der immer mehr und mehr durchgedreht ist. Letzterer ist in Front Toward Enemy die Haupthandlung.

Ähnlichkeiten sind vorhanden

Es ist eine exzellente Folge, die zwar auch Actionszenen hat. Die aber gleichzeitig mehr eine Psychologie-lastige Episode ist. Eine, in der das Seelenleben der Figuren im Mittelpunkt steht. Und eine, in der es endlich zur Konfrontation zwischen Frank Castle und Lewis Wilson kommt.

Bereits in Die Judas-Ziege war klar, dass der junge Veteran sich auf einen Pfad begibt, der nicht gut enden wird. In Im Fadenkreuz fing er an, Bomben zu bauen. Die jetzt in dieser Episode explodieren. Die Geschehnisse in Front Toward Enemy sind also eine konsequente Weiterentwicklung der letzten Ereignisse, weshalb sie auch so gut ist.

Dabei erhält man ebenfalls einen Einblick auf das Selbstbild Frank Castles. Als nämlich Lewis Wilson seine Taten mit denen des Punishers vergleicht, dreht dieser förmlich durch. Denn, soviel wird klar, Frank Castle sieht sich als jemand, der sich den Konsequenzen seiner Taten stellt, der nicht einsieht, dass das, was er macht, dasselbe ist, wie der junge Veteran. Er sieht sich also als Diener einer harten, aber gerechten Sache und lehnt es rigoros ab, dass es zwischen ihm und Wilson Gemeinsamkeiten gibt. Obwohl der junge Soldat durchaus auf eine gewisse Art und Weise recht hat.

Am Ende ein Sieger

Denn beide töten für etwas, was sie als eine gerechte Sache ansehen. Beide haben kein Problem damit, Leute zu töten, die in ihren Augen die Feinde sind. Und beide reagieren erbost, wenn man sich, wie in Front Toward Enemy erdreistet, sie auf die Schwachstellen dieser Sichtweise hinzuweisen.

Und doch gibt es signifikante Unterschiede, schon allein von der Motivation her. Lewis Wilson wird von seinem Wunsch angetrieben, ein imaginäres Recht zu verteidigen und zögert dabei nicht, Unschuldige zu töten. Frank Castle hingegen will „nur“ Rache, zieht aber eine Grenze dabei, Leute umzubringen, die mit der Sache nichts zu tun haben.

Die Konfrontation der beiden in Front Toward Enemy macht diese Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich sichtbar. Und am Ende ist Lewis Wilson sogar so etwas wie der Sieger. Zwar kann Frank seinen Kameraden Curtis Hoyle befreien. Doch bei der Flucht wird sein Gesicht aufgenommen und in allen Medien verbreitet. Was das für Folgen haben wird, dürfte spannend werden.

Ein schwieriges Thema

Doch die Episode vergisst dabei nicht den Plot um die Verschwörung. Einmal mehr sieht man, wie Billy Russo Madani tröstet, obwohl er ja für den Mord an ihrem Kollegen verantwortlich war. Wo man erneut seine Chuzpe und Eiseskälte bewundert. Und am Ende der Folge tritt sich Lieberman mit Madani direkt, um mit ihr zusammenzuarbeiten.

Front Toward Enemy ist eine exzellente Punisher-Folge. Eine, die sich des schwierigen Themas Waffenbesitz in den USA annimmt und es behandelt, ohne eindeutig Stellung zu beziehen. Eine, mit wunderbaren Charaktermomenten, wie etwa, als Karen Page eindeutig Stellung gegen Lewis Wilson bezieht. Aber auch eine, die die Probleme der Serie sichtbar macht.

Dies ist jetzt die neunte Episode von 13. Und man hat das Gefühl, dass der einzige Plot, der nennenswert weit genug entwickelt ist, um ein spannendes Finale zu werden, der von Lewis Wilson ist. Die anderen Haupthandlungen treten gefühlt auf der Stelle oder sind einfach nur nervig. Da muss noch einiges passieren, ansonsten wird es ein Staffelfinale werden, das ähnlich enttäuschend ausfällt, wie das von Iron Fist.

Info

Drehbuch: Angela LaManna
Showrunner: Steve Lightfoot
Regie: Marc Jobst

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Götz Piesbergen
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