Wer ist Die Judas-Ziege?

Es geht bergauf

Micro (Ebon Moss-Bachrach) kann Frank Castle (Jon Bernthal) nicht versorgen, weshalb er sich an dessen ehemaligen Mitsoldat Curtis Hoyle (Jason R. Moore) wendet. Gemeinsam gelingt es ihnen, den Verwundeten so zu verarzten, dass er wieder auf die Beine kommt. Kaum ist dies geschehen, empfangen sie einen Funkspruch, der von Billy Russo (Ben Barnes) stammt und der sich mit Frank treffen möchte. Und trotz der Gegenargumente von Lieberman beschließt Castle, sich mit seinem Freund zu treffen.

Unterdessen setzt sich Curtis Hoyle für einen der Leute ein, die seine Treffen besuchen. Der noch junge Lewis Wilson (Daniel Webber) hat sich mit einem Cop angelegt und wurde verhaftet. Vorher hatte er noch mit einem älteren Veteranen für das Recht demonstriert, Waffen zu tragen. Doch ausgerechnet dieser Veteran hat ihn in Stich gelassen. Und dann erfährt er von Hoyle, was dieser ältere Soldat in Wahrheit ist.

Es geht mit der Punisher-Serie bergauf. Gunner hat schon vieles richtig gemacht, wenn es auch einige kleinere Mankos gab. Doch Die Judas-Ziege ist die erste Folge, die zum ersten Mal nahezu komplett begeistert.

Sprachlos

Es ist dabei auch eine Episode, die einen wiederholt auf dem falschen Fuß erwischt. Die sich nicht so entwickelt, wie man es erwartet hätte. Und die einen deshalb einen immer wieder sprachlos zurücklässt.

Da ist zum einen in Die Judas-Ziege der Plot mit Lewis Wilson. Bislang hat die Serie diese Handlung nebenbei köcheln lassen. Man erlebte einen jungen Veteranen, der nach seiner Rückkehr orientierungslos war, der unter PTSD litt, sich aber nicht helfen lassen wollte. Der wiederholt falsche Entscheidungen traf, sich mit den falschen Leuten traf und dadurch immer mehr und mehr auf einen gefährlichen Weg geriet.

In dieser Folge explodiert dies alles förmlich. Zuletzt konnte man sehen, wie er sich mit einem älteren Veteranen einließ, der immer wieder auf die Regierung und wie sie ihre Soldaten behandelt, schimpfte. Gemeinsam mit diesem will er jetzt vor einem Gerichtsgebäude für das Recht auf Waffenbesitz demonstrieren, legt sich aber dann mit einem Polizisten an und wird verhaftet. Wobei er dabei mitkriegt, wie der ältere Mann ihn im Stich lässt, ihm den Rücken zudreht und fortgeht, als ob ihn das alles nichts angeht.

Ein Pfad, der nicht gut enden wird

Was schließlich zu einer Szene führt, die in Die Judas-Ziege ein für alle Mal klar macht, dass Lewis Wilson jetzt endgültig auf einen Pfad geraten ist, der nicht gut enden kann. Denn als er von Curtis Hoyle erfährt, dass der vorgebliche Veteran gelogen hat, konfrontiert er ihn zu Hause. Es kommt zu einem Handgemenge, an dessen Ende der junge den älteren Mann absticht. Zuletzt sieht man dann, wie er blutüberströmt herumschreit.

Es ist ein Moment, den man so schnell nicht vergessen wird. Und es wird einem klar, wie gut die Macher von The Punisher diesen Plot entwickelt haben. Was auch immer hier jetzt als Nächstes geschehen wird, es wird für Lewis Wilson nichts gutes werden. Denn mit dem Mord hat er eine Grenze überschritten, die am Ende nur in viel Leid und Blut enden wird.

Das heißt jetzt nicht, dass der Hauptplot im Vergleich dazu nicht so gut geworden ist. Im Gegenteil: Auch dieser Part von Die Judas-Ziege kann überzeugen. Weil man hier sieht, wie sich das Verhältnis zwischen Frank und Joey Lieberman verändert hat. War es vorher noch eins geprägt von Herablassung und Arroganz seitens des Punishers, merkt man jetzt, wie sehr er langsam den ehemaligen Datenanalysten zu schätzen weiß. Schließlich hat dieser gemeinsam mit Curtis Hoyle sein Leben gerettet.

Misstrauen wird geweckt

Allerdings betont diese Folge ebenfalls, dass Frank Castle immer noch seine eigenen Entscheidungen trifft. Denn als Billy Russo ihn via Funkspruch zu einem Treffen einladet, ignoriert er die Bedenken von Micro und macht sich auf den Weg zu diesem.

Jenes Aufeinandertreffen verläuft augenscheinlich in Die Judas-Ziege normal. Allerdings wird man misstrauisch, als der Kamerad von Frank Castle ihm eine Flucht aus Amerika anbietet, die Möglichkeit, alles hinter sich zu lassen, Tabula Rasa zu machen. Denn die Art und Weise, wie das vorgetragen wird, erinnert einen an den Beginn der Folge.

Denn das große Thema dieser Folge ist Verrat und Lüge. So entdeckt am Anfang der Episode Russo, dass ihn Madani angelogen hat. Dabei identifiziert er ihre Lüge anhand derselben Symptomen, die er auch während des Gesprächs mit Frank Castle zeigt. Und das ist sehr auffällig.

Ein Plot wie aus einer Soap

Und tatsächlich wird am Ende von Die Judas-Ziege bestätigt, dass Russo Dreck am Stecken hat. Denn er arbeitet für Rawlings, denselben Agenten, der Madani abhört und die Soldaten auf Gunner angesetzt hat. Womit viele der Taten, die er vorher gemacht hat, einen neuen Aspekt erhalten. Auch hier wird es spannend sein, wie sich das entwickelt.

Weniger gut und definitiv ein Minus-Faktor dieser Folge ist der Plot um Liebermans Familie. Wo der Familiensegen schiefhängt. Der Sohn von Joey wird immer mehr rebellisch und greift sogar seine Schwester an, weshalb seine Mutter überfordert ist. Und Frank Castle bietet ihr quasi seine Schulter an, um sich auszuheulen, während Joey Lieberman das ganze hilflos beobachtet.

Dieser Plot, dieser scheinbare Versuch von Frank Castle, Joey Lieberman vor laufender Kamera die Familie auszuspannen, hat bereits die letzten Folgen genervt. Im Prinzip ist es eine Handlung, die extrem unnötig ist. Vor allem, worauf will dieser Plot hinaus? Das die Liebermans zu Franks neuer Familie werden und der untergetauchte Joey das tatenlos zulässt? Gefühlt wirkt dies eher wie etwas aus einer 08/15-Soap.

Trotzdem macht Die Judas-Ziege definitiv Spaß.

Infos:

Drehbuch: Christine Boylan
Showrunner: Steve Lightfoot
Regie: Jeremy Webb

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Götz Piesbergen
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