Zwei tote Männer treffen sich.
Tot, aber lebendig
Frank Castle (Jon Bernthal) wird von einem Mann namens Micro (Ebon Moss-Bachrach) kontaktiert. Er spielt ihm eine Disc zu, auf der ein Video ist, das zeigt, wie Frank als Teil einer Armeeeinheit einst einen Mann tötete, der vorher von ihm und seinen Kollegen gefoltert wurde. Daraufhin beschließt Frank den Spieß umzudrehen und herauszufinden, wer ihn jetzt genau beschattet.
Zu diesem Zweck kontaktiert er Karen Page (Deborah Ann Woll), die bald herausfindet, dass hinter dem Micro ein ehemaliger NSA Analyst mit dem Namen David Lieberman steckt, der allerdings angeblich tot ist. Doch ist er in Wahrheit quicklebendig und beobachtet heimlich seine Familie, die schon bald von Frank Castle besucht wird. Auf diese Weise und auch durch andere Methoden wird auf den Analysten jede Menge Druck ausgeübt, wodurch er unachtsam wird.
Zwei tote Männer bezieht sich auf Frank Castle und David Lieberman. Beide haben gemein, dass sie offiziell als tot gelten, in Wahrheit jedoch quicklebendig sind.
Vertrauen ist ein kostbares Gut
Ansonsten sind sie zwei komplett gegensätzliche Figuren. Bei David ist die Familie lebendig, während sie bei Frank tot ist. Ebenso vertraut der NSA-Analyst auf die Macht der Technologie, derweil der Punisher auf Freunde und Bekannte setzt, um weiterzukommen. Und auch, wenn beide bereit sind, Gewalt einzusetzen, ist sie bei Frank zielgerichtet und deutlich brutaler, sowie effizienter.
Doch ist Zwei tote Männer auch ein Wiedersehen mit Karen Page. Zuletzt sah man sie ja in der Defenders-Serie, wo sie unter anderem mit Foggy Nelson auf dem Polizeirevier von Misty Knight in Sicherheit gebracht wurde. Ihre Beziehung zum Punisher ergibt sich aus der zweiten Daredevil-Staffel, wo sie immer an seiner Seite stand.
Letzteres wird auch in dieser Folge wieder aufgegriffen. Sie ist eine der wenigen Vertrauenspersonen, die Frank Castle hat, weshalb es Sinn macht, dass er sie um Unterstützung bittet. Wodurch man ebenfalls erneut die hartnäckigen Seiten der Reporterin kennenlernen kann, mit der sie versucht, die Wahrheit hinter Micro herauszufinden.
Es rumpelt mal wieder
Doch Zwei tote Männer konzentriert sich nicht nur auf Frank Castle und seine Freunde. Auch Special Agent Madani erhält wieder ihre Szenen. Und ihr Fall wird endgültig mit der Vergangenheit von Frank Castle in Verbindung gebracht. Weil der Mann, denn dieser in dem eingangs erwähnten Video umbrachte, ihr damaliger Partner war. Dass ihr von ihrem Vorgesetzten Wolf eigentlich ein Riegel bei den Ermittlungen in diesem Fall vorgeschoben wurde, umgeht sie dabei sehr geschickt. Womit sie in dieser Folge mit die sympathischste Figur überhaupt ist.
Denn ansonsten muss man bei der Kritik dieser Episode ein Mal mehr das wiederholen, was man ebenfalls bei der letzten Folge aufgeführt hat. Es rumpelt in dieser Episode. Sie läuft nicht rund, sondern gibt im Gegenteil eher Grund zur Sorge.
So wird in Zwei tote Männer nie so wirklich klar, wieso Micro Frank Castle nachspioniert und ihn dazu bringen will, ihn zu kontaktieren. Angeblich will er ihm helfen, doch aus welchem Grund? Das wird nicht deutlich. Stattdessen wird er zeitweise wie ein Voyeur dargestellt, der seine Familie heimlich durch überall im Haus versteckte Kameras beobachtet. Es fällt schwer, für ihn Sympathien zu empfinden.
Wirkt eher wie ein Antagonist, denn ein Protagonist
Wobei er nicht der Einzige ist, bei dem das der Fall ist. Auch bei Frank Castle selbst fällt es schwer, über weite Teile der Episode positive Gefühle für ihn zu entwickeln. Denn einen Großteil der Laufzeit von dieser agiert er sehr antagonistisch. Er lauert Carson Wolf in dessen zu Hause auf und verprügelt ihn nach Strich und Faden, ehe er ihn foltert, um mehr über Micro herauszufinden. Zwar stellt sich dabei heraus, dass der Vorgesetzte von Madani Dreck am Stecken hat. Doch wirkt das wie eine notdürftige Erklärung.
Viel schlimmer ist, dass Frank in Zwei tote Männer die Familie von Micro unter fadenscheinigen Gründen aufsucht und so den NSA-Analysten aus der Fassung bringt. Eine solch hinterhältige Vorgehensweise hätte man von dem Punisher nicht erwartet und es sorgt eben nicht dafür, dass er Sympathiepunkte gewinnt. Im Gegenteil: Durch dieses Verhalten und auch andere Ereignisse wirkt er mehr wie ein Unsympath.
Klar, Frank Castle ist ein Anti-Held, der Kriminelle tötet und dabei nicht sonderlich zimperlich vorgeht. Aber es passt nicht zu der Figur, dass er Zivilisten als Mittel zum Zweck einsetzt. Das hat er bereits bei seinem ersten Auftritt in der zweiten Daredevil-Staffel nicht getan.
Dieser rumpelige Verlauf schadet der Serie mehr, als das es ihr nutzt. Hoffentlich wird sie sich bald fangen.
Infos:
Drehbuch: Steve Lightfoot
Showrunner: Steve Lightfoot
Regie: Tom Shankland
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