Am Ziel ist sowohl die The Penguin-Staffel, wie auch entweder Sofia Falcone oder Oswald Cobblepot.

Es geht zu Ende

In der Vergangenheit kriegt Francis Cobblepot (Deirdre O’Connell) Besuch von dem Ganoven Rex Calabrese (Louis Cancelmi). Ihm gegenüber enthüllt sie, dass sie weiß, dass ihr Sohn Oswald seine Brüder auf dem Gewissen hat. Doch später lässt sie sich von ihm und dem Versprechen, dass er für sie alles besser machen möchte, um den Finger wickeln.

In der Gegenwart ist Oz (Colin Farrell) ein Gefangener von Sofia (Cristin Milioti). Als sie droht, seine Mutter zu foltern, gesteht diese überraschend, was sie damals bereits wusste. Sie will daraufhin ihren Sohn mit einer zerbrochenen Flasche attackieren, verletzt ihn jedoch nur, weil sie in einem dementen Anfall ihre verstorbenen Kinder sieht und daraufhin kollabiert. Das Chaos nutzt der Pinguin, um sich zu befreien und viele der Anhänger von Sofia umzubringen. Diese kann fliehen, womit klar ist, dass es auf eine finale Konfrontation zwischen den beiden hinauslaufen wird.

Ich habe mich ehrlich gesagt vor Am Ziel gefürchtet. Nicht etwa, weil sie gruselig geworden ist. Sondern weil sie das Ende einer Serie markiert, die bis auf Kinoabend durch die Bank weg absolut grandios war. Ich wollte nicht, dass diese exzellente Reihe vorbei war. Doch alles hat ein Ende, auch The Penguin.

Stärke und Selbstbewusstsein kann auf vielerlei Art und Weise ausgedrückt werden

Und zum Abschluss zieht die Serie nochmal alle Register ihres Könnens. Denn es zeigt sich, dass Erfolg und Niederlage hier nahe beieinander liegen. Man sieht über weite Teile eine Sofia Falcone, die, nach ihrem kleinen Zusammenbruch in der letzten Folge, dieses Mal umso befreiter agieren kann. Was sich auch in ihrer Kleidung ausdrückt. Sie kleidet sich sehr sexy und drückt damit ihr Selbstbewusstsein aus.

Dabei ist dies keine leere Geste. Es scheint so, als ob ihre kleine Schwächephase nur noch mehr ihren Willen gestärkt hat. Als sich beispielsweise Oswald befreit, reagiert sie nicht mit Panik, sondern schießt sogar zurück. Und als die Anführer der Gangs zu ihr kommen, schafft sie es, diese mit ihrem Charisma gefangen zu nehmen. Und zuguterletzt sieht man sie, wie sie, um einen Schlussstrich zu ihrer Vergangenheit zu ziehen, das Haus der Falcones mitsamt allen Habseligkeiten verbrennt.

Sie agiert aus einer enormen starke Position heraus. Einfach, weil sie anscheinend alle Trümpfe in der Hand hat. Sie dominiert, sie kontrolliert, sie hat die Ressourcen.

Gangster mit einer Silberzunge

Und Oswald? Bei ihm ist es das Gegenteil: Er agiert über weite Teile der Folge aus einer Schwächeposition heraus. Er hat im Prinzip alles verloren. Seine Mutter hasst ihn, die Gangs wollen ohne das Bliss nichts mit ihm zu tun haben und am Ende steht nur Vic zu ihm.

Doch ausgerechnet dieser Junge schafft es, Oz wieder aufzurichten. Er muntert in auf, er animiert ihn, er treibt ihn an. So dass sein Arbeitgeber erneut zur alten Form aufläuft.

Denn einmal mehr zeigt sich, dass Oz nicht nur ein Schalspurgangster ist. Sondern ebenfalls äußerst rede gewandt. So sieht man ihm mit einem Politiker reden, wo er die Realität sich so zu Recht biegt, dass es schon fast nicht feierlich ist. Er selbst gibt sich als Unbeteiligter und schiebt das Drogenlabor den Maronis in die Schuhe. Sofia hingegen lässt er wie eine Verrückte aussehen. Eigentlich müsste diese Lügengebilde nicht funktionieren. Doch das tut es. Denn am Ende gewinnt er die Oberhand und schafft es, Sofia zu überrumpeln. Und auf ein Mal ist es sie, die alles verliert.

Wenn das Blatt des Schicksals sich wendet

Dieser Wechsel, die Art und Weise, wie sich hier das Schicksal innerhalb weniger Minuten ändert… das ist einfach nur grandios inszeniert. Denn im Grunde genommen scheitert Sofia nicht an sich selbst. Sondern daran, dass Ozs Silberzunge sich am Ende als stärker erwiesen hat, als sie selbst. Und wie das aufgebaut worden ist, wie das inszeniert worden ist… das ist Spitzenklasse.

Womit allerdings die Überraschungen noch nicht zu Ende sind. Im Gegenteil: Oswald hat zwar gewonnen, doch ausgerechnet die Person, für die er alles gemacht hat, kriegt es nicht mehr mit. Seine Mutter Francis liegt nach einem Schlaganfall im Wachkoma. Was für ihn persönlich, der ja immer eine Art Muttersöhnchen war, schwer zu akzeptieren ist.

Und dann die letzte Szene mit Vic. Wo Oswald den Jungen umbringt, mit dem Argument, dass Familie einen schwach macht. Das ist eine Wendung, mit der man so nicht gerechnet hat. Die aus dem Nichts kommt. Und die am Ende doch passend ist.

Mit einem Mord fing es an, mit einem Mord hört es auf

Denn die ganzen Ereignisse von The Penguin fingen ja in Nach der Flut damit an, dass der Pinguin den Bruder von Sofia umgebracht hat. Dementsprechend ist der Mord an Vic eine Art Klammer, die hiermit geschlossen wird. Es ist ein weiterer Mord, allerdings einer, der einen Schlussstrich unter das Geschehen der Serie setzt.

Wobei am Ende von Am Ziel noch einige Hintertüren für Fortsetzungen offengelassen werden. Zum einen kriegt Sofia, die wieder in Arkham sitzt, einen Brief von ihrer Halbschwester Selina Kyle. Und zum anderen wird deutlich gemacht, dass Oswald jetzt eine Lüge lebt. Dass seine Freundin in die Rolle seiner Mutter schlüpft, um ihn zu loben. Und früher oder später wird dieses Lügengebilde zusammenbrechen.

Enden tut die Episode damit, dass man am Himmel ganz schwach das Batsignal sieht. Es ist der deutlichste Hinweis darauf, dass die Serie am Ende eben immer noch ein Spin-off zu The Batman war. Wobei sich die Anspielungen auf den Film sehr zurückgehalten haben. Dass sie erst jetzt Auftauchen ist daher passend. Sie tauchen entsprechend auch erst dann auf, wenn sie nicht mehr die Handlung der Serie bestimmen können.

Am Ziel ist ein fantastisches Finale.

Info

Drehbuch: Lauren LeFranc
Showrunner: Lauren LeFranc
Regie: Jennifer Getzinger

 


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Götz Piesbergen
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