Im Royal Dragon gibt es jede Menge Informationen.

Infodrop

Das Royal-Dragon-Restaurant will gerade schließen, als Jessica Jones (Krysten Ritter), Luke Cage (Mike Colter), Danny Rand (Finn Jones) und Matt Murdock (Charlie Cox) das Lokal auf der Suche nach einem Versteck vor der Hand stürmen. Kaum angekommen, werden auch die unterschiedlichen Ansichten innerhalb der Gruppe offensichtlich. Matt Murdock will seine Identität um jeden Preis schützen, derweil Jessica Jones einfach nur den Fall ihrer Klientin lösen will und an der Hand kein Interesse hat.

Schließlich stößt Stick (Scott Glenn) zu der Gruppe. Er enthüllt viele Informationen über die Organisation, woher sie stammt, wer sie anführt und was für Pläne sie hat. Doch könnte dies zu spät sein, denn die Hand bzw. ihre Waffe, der Black Sky, wird bereits aktiv.

Mit Royal Dragon erreicht die The Defenders-Miniserie Halbzeit. Es ist die vierte von acht Folgen, weshalb die Macher der Serie sich entschlossen haben, handlungstempotechnisch auf die Bremse zu treten und stattdessen erstmal ein paar Infos zu droppen.

(K)ein Team

Doch zunächst fokussiert sich die Folge darauf, zu zeigen, was für ein Nicht-Team die Gruppe ist. Dass die vier nicht miteinander auskommen würden, war klar. Auch bei dem Avengers-Film war es ja so, dass das Team zunächst aus leider Einzelindividuen besteht, die sich dann für den finalen Akt zusammenraufen. Doch im Fall der Defenders fühlt es sich anders an.

Hier hat man den Eindruck, dass der Individualismus der jeweiligen Charaktere zu stark ist. Die einzigen, die halbwegs Interesse daran haben, in Royal Dragon zusammenzuarbeiten, sind ausgerechnet Luke Cage und Danny Rand, die vielleicht komplett gegensätzlichsten Personen. Dort der in Armut aufgewachsene, große gewachsene farbige Mann mit der Superstärke und kugelsicherer Haut. Hier der neureiche weiße Mann, der von vielen Dingen keine Ahnung hat und auf seine Martial-Arts-Künste sowie die Iron Fist setzt.

Natürlich wird hier auf das Comic Team-Up der zwei angespielt. Schließlich waren die beiden in der Welt der bunten Bilder lange Zeit die Heroes for Hire. Doch auch davon abgesehen fühlt es sich glaubwürdig an, wie sie trotz ihrer Unterschiede bereit sind, zumindest zu versuchen, zusammen vorzugehen.

Unglaubliche Enthüllungen

Bei Matt Murdock und Jessica Jones in Royal Dragon ist das nicht der Fall. Bei Letzterer verwundert es nicht. Schon in ihrer eigenen Serie wurde sie als extreme Einzelgängerin dargestellt, die beständig daran arbeitet, alle in ihrer Umgebung zu vergraulen. Doch im Fall des Anwalts irritiert es, da er in der zweiten Staffel ja selber gesehen hat, was geschieht, wenn man alleine oder nahezu alleine vorgeht. Allerdings überzeugen seine Argumente, dass er seine Liebsten schützen möchte, weshalb er auch die meiste Zeit sein Gesicht verbirgt.

Der Auftritt von Stick, der in Schlechtes Benehmen der Hand entkommen konnte, markiert dann den ersten Wendepunkt. Die Präsenz des manipulativen alten Mannes dient dazu, die Stimmung nochmal hochkochen zu lassen. Vor allem, als er enthüllt, was der Ursprung der Hand ist und in welcher Verbindung sie zu K’un-L’un steht. Was eine Enthüllung ist, mit der man nicht gerechnet hat, die aber in gewisser Weise Sinn ergibt.

Vor allem, weil das im Nachhinein eine Unklarheit der Iron Fist-Serie aufklärt, in der ja enthüllt wurde, dass es anscheinend mehrere Abteilungen der Hand gibt. Royal Dragon erklärt jetzt, wer diese sind, wer sie anführt – darunter einige bekannte Namen – und welche Rolle der Black Sky innehat. Das sind wichtige Informationen, die dafür sorgen, dass man zumindest für einen kurzen Moment sprachlos dasitzt.

Was sollte das für ein Plot sein?

Gleichzeitig sieht man aber auch, dass der Black Sky, aka Elektra, in der Folge nochmal getestet wird. Wobei sie sich erneut als äußerst tödlich erweist. Kompliment muss man übrigens der Kostümabteilung der Serie geben, die ihr ein comicgetreues Kostüm geben, ohne von dem Realismus, der der die Netflix-Marvel-Reihen auszeichnet, abzuweichen.

Auch Sigourney Weaver aka Alexandra hat ihre Auftritte in Royal Dragon. Hier vertieft sie einmal mehr ihre Kontrolle über den Black Sky – einmal, als man zum ersten Mal sieht, dass sie gesundheitliche Probleme hat, und dann am Ende, als sie die Helden konfrontiert. Letzteres ist eine grandiose Szene, in der sie ohne große Anstrengungen alle anderen an die Wand spielt.

Einen Wermutstropfen gibt es allerdings in der Episode. Jessica Jones kriegt einen eigenen Subplot, der sie aus dem Restaurant rausführt. Doch im Prinzip fühlt sich diese Handlung wie ein Lückenfüller an, da das, was sie tut, sie nicht wirklich vorwärts bringt und ihr Verschwinden am Ende auch unlogisch wirkt.

Doch das ist nur ein kleines Manko einer ansonsten guten Episode.

 

Drehbuch: Douglas Petrie & Marco Ramirez
Showrunner: Marco Ramirez
Regie: Phil Abraham

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Götz Piesbergen
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