The Dark Knight Rises ist Höhepunkt und Abschluss von Christopher Nolans Batman-Trilogie.
Warten auf die richtige Idee
The Dark Knight gilt vielen als eine der besten Superheldenverfilmungen aller Zeiten. Wobei ein Teil des Ruhms, den dieser Kinofilm einheimste, sicherlich auch dem tragischen Tod des Joker-Darstellers Heath Ledgers galt. Der Film war ein Kassenschlager, weshalb eine Fortsetzung eigentlich automatisch ein Muss war. Oder?
Erstaunlicherweise nicht, was aber auch an Regisseur, Produzenten und Drehbuchautoren Christopher Nolan selbst lag. Dieser tat sich ursprünglich schwer, nach dem Ableben Heath Ledgers eine Fortsetzung zu drehen oder gar die Joker-Rolle neu zu besetzen. Für ihn kam es letzten Endes auf eine Story an, die ihn emotional mitnehmen würde und ihn nicht, so seine Befürchtung, während der Hälfte der Produktion langweilen würde. Warner Bros. selbst war da wesentlich optimistischer und hofften, dass ein dritter Teil 2011 oder 2012 herauskommen würde.
Doch am 9. Februar 2010 wurde bekannt, dass Christopher Nolan die Geschichte für The Dark Knight Rises geknackt hatte. Gemeinsam mit seinem Bruder Jonathan Nolan und David S. Goyer arbeitete er am Screenplay, ehe letztgenannter die Produktion verließ, um an Man of Steel mitzuarbeiten. Und so beendete Jonathan die Arbeit.
Dem Studiowunsch nicht entsprochen
Das Studio hatte ursprünglich gewollt, dass der Riddler, am besten noch dargestellt von Leonardo DiCaprio, der Antagonist des Films werden sollte. Doch Christopher Nolan hatte andere Vorstellungen. Er entschied sich für Bane, eine Art von Gegenspieler, der eine deutliche physische Präsenz im Film haben sollte. Ursprünglich wusste der Regisseur nichts über den Charakter, doch sprach ihn der Archetypus an, den die Figur darstellte. Für ihn war es eine Art klassisches Filmmonster mit einem Gehirn. Dabei ließ er sich beim ersten Entwurf von Charles Dickens Eine Geschichte aus zwei Städten inspirieren. Spätere Grundlagen für das Skript sollten der Storyarc Knightfall (wo Bane seinen Erstauftritt hatte und damals Batman kurzzeitig verkrüppelte), der von Frank Miller geschriebene und illustrierte Klassiker The Dark Knight Returns (wo Batman nach mehreren Jahren Abwesenheit nach Gotham City zurückkehrte), sowie die Storyline No Man’s Land (in der Gotham City von der Außenwelt abgeschnitten wurde) sein.
Zu The Dark Knight Rises kehrten natürlich viele alte Bekannte zurück. Christian Bale, Michael Caine, Gary Oldman und Morgan Freeman sollten ihre Rollen aus den früheren Filmen wieder aufnehmen. Neu hinzu kamen Anne Hathaway als Selina Kyle aka Catwoman, die sich vorher für fit hielt, aber ihre Fitnessbemühungen für ihren Auftritt intensivieren musste. Sie orientierte sich bei ihrer Darstellung an der Hollywood-Diva Hedy Lamarr, die ja auch ursprünglich die Inspiritationsquelle für die Figur war. Tom Hardy erhielt die Rolle des Banes, den er noch bedrohlicher darstellen wollte, als Robert Swensons Version aus Joel Schumachers Batman & Robin. Für seine Rolle legte er 14 Kilo zu. Die Französin Marion Cotillard wurde zu Miranda Tate. Sie synchronisierte ihre Figur in den europäischen und frankokanadischen Versionen selbst. Joseph Gordon-Levitt erhielt den Zuschlag für den Polizisten John Blake, der noch denselben Idealismus hat, den James Gordon und Batman ursprünglich hatten, den sie aber dann im Kampf gegen das Verbrechen verloren. Von den weiteren Darstellern sind vielleicht noch Cilian Murphy und Liam Neeson zu nennen, die ihre Rollen als Jonathan Crane und Ra’s Al Ghul für den Film kurzzeitig wieder aufnehmen sollten.
Messen mit einem Meistwerk?
Acht Jahre sind vergangen, seit Harvey Dent und Rachel Dawes ums Leben kamen. Bruce Wayne hat sich von der Öffentlichkeit zurückgezogen, ein körperliches Wrack wegen den Jahren seiner Existenz als Batman. James Gordon hingegen hat all die Jahre über die wahren Ereignisse geschwiegen, doch sein Schweigen setzt ihm immer mehr zu.
Dann geschehen mehrere Dinge, die die Situation verändern. Die Diebin Selina Kyle stiehlt die Perlenkette von Bruce’ Mutter und seine Fingerabdrücke. Gleichzeitig startet der Schurke Bane eine Serie von Terroranschlägen, um die Stadt zu verunsichern. All dies bewegt Bruce Wayne dazu, wieder das Kostüm von Batman anzuziehen, sehr zum Kummer von Alfred, der deswegen kündigt. Schon bald kommt es zu einer Konfrontation zwischen dem dunklen Ritter und dem Anarchisten, die sehr zu Ungunsten des Superhelden ausgeht.
Wie bereits erwähnt, war in nicht gerade wenigen Augen The Dark Knight ein Meisterwerk. Und an diesem Film musste sich The Dark Knight Rises messen lassen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich damals im Kino den Film gesehen hatte und am Ende nicht vollkommen überzeugt war. Doch jetzt, nach einem weiteren Ansehen, hat sich meine Meinung zum Positiven geändert.
Der Film ist nicht perfekt. Er hat seine Mankos, die dann später noch angesprochen werden. Aber das ändert nichts daran, dass man über weite Teile der Laufzeit exzellent unterhalten wird.
Ein Schlussstrich wird gezogen
The Dark Knight Rises ist ein deutlicher Schlussstrich unter Christopher Nolans Batman-Trilogie. Er lässt zwar am Ende die Tür für eine etwaige Rückkehr offen, doch dadurch, dass er Plots aus Batman Begins aufgreift, weiterentwickelt und zu einem Abschluss bringt, plus eben die Gastauftritte von Cilian Murphy und Liam Neeson, wird deutlich, dass hier etwas zu Ende geht.
Man hat hier einen Bruce Wayne vor sich, der sich vor lauter Selbstmitleid in sein Schneckenhaus verkrochen hat. Der das, was draußen geschieht, komplett ignoriert. Bis ihn die Realität wieder einholt, und er seiner alten Sucht verfällt.
Denn anderes kann man seine Rückkehr in seine Batman-Rolle nicht bezeichnen. Er weiß, dass sein Körper im Grunde genommen nicht mehr dafür geeignet ist, weil er zu kaputt ist, und zieht am Ende seine Wiederkehr trotzdem durch, dank diverser technischer Hilfsmittel. Es ist also auch kein Wunder, wenn Alfred ihn deshalb in The Dark Knight Rises verlässt, weil er nicht mit ansehen kann, wie der Mann, dem er jahrelang treu gedient hat, anscheinend sehenden Auges den Tod in Kauf nimmt.
Ein lebender Mythos
Als Kontrast dazu wird Lucius Fox eingebaut, der Bruce Wayne immer noch mit den neusten technischen Spielmitteln ausstattet. Obwohl er eigentlich am Ende von The Dark Knight mit ihm gebrochen hat. Vielleicht ist dies für ihn seine Art Sucht, Sachen zu entwickeln und sie im Einsatz zu sehen? Man weiß es nicht, aber es ist schon interessant, die beiden alten Herren und ihr jeweiliges Verhalten gegenüberzustellen.
Dabei tut The Dark Knight Rises Einiges, um um Bane herum eine schier mythologische Aura aufzubauen. Man hat es hier mit jemandem zu tun, der skrupellos und zugleich äußerst intelligent vorgeht. Der eine Art Kult aufgebaut hat, mit Anhängern, die für ihn und seine Pläne willentlich in den Tod gehen, wie man in der Anfangssequenz sieht. Und der seinen Gegenspielern, vor allem Batman, stets einen Schritt voraus zu sein scheint.
Die Intelligenz und Skrupellosigkeit, mit der die Figur vorgeht, macht sie so besonders. Es ist die Tatsache, dass er sowohl muskulös ist, wie auch intelligent agiert – ein Kontrast, der in der Welt der Comics ebenfalls sehr selten vorkommt –, die ihn so hervorstechen lässt. Und hinzu kommt dann stets diese Unvorhersehbarkeit, mit der er handelt. Als es zur ersten direkten Konfrontation zwischen ihm und Batman kommt, und der dunkle Ritter ihm unterlegen ist, tötet er ihn nicht, sondern verkrüppelt ihn nur und lässt ihn in das Gefängnis werfen, aus dem er einst gekommen ist.
Was hat er gesagt?
Tom Hardy gibt dabei sein Bestes, um die Figur glaubhaft zum Leben zu erwecken. Da der Großteil seines Gesichts in The Dark Knight Rises von einer Maske verdeckt ist, kann er nicht über die Mimik dieses Emotionen zeigen. Das heißt, er muss auf die Körpersprache setzen, was jedoch nicht immer funktioniert. Denn oftmals bestehen seine Gesten daraus, dass er seine Hände entweder an einer Weste oder woanders unterhakt, was auf Dauer zu wenig ist.
Auch die Sprache ist ein Schwachpunkt der Figur. Sowohl im Original als auch in der deutschen Fassung wurde eine Sprachmelodie verwendet, die sehr ungewöhnlich klingt. Und zuweilen leider auch sehr lächerlich. Das ist durch die eben erwähnte Maske bedingt, weshalb seine Sprache im Original im Nachhinein verbessert werden musste, um sie verständlicher zu machen.
Wobei seine Taten in The Dark Knight Rises ganz und gar nicht lächerlich sind. Zu sehen, wie er und seine Leute systematisch das Vertrauen in Gotham und seine Strukturen erschüttern, überall Chaos und Anarchie verbreiten, mit dem Höhepunkt, wo sie die Stadt von der Außenwelt abkoppeln, hat schon etwas. Dabei fällt auf, dass er anscheinend stets genau weiß, welche Geheimnisse seine Gegner haben und wie er sie zu seinem Vorteil ausnutzen kann. Zum Beispiel, als er in einer Szene James Gordons ursprüngliche Rede hervorholt und vorträgt. Hier wird ein gelungener Plottwist vorbereitet, der alles, was man zuvor wusste, auf den Kopf stellt.
Ignorierte Funken
Interessant ist auch der Umgang des Films mit Selina Kyle. Von Anfang wird sie als selbstbewusste Frau eingeführt, die weiß, wie sie sich wehren kann, und stets für Überraschungen gut ist. Es sprühen ebenso zwischen ihr und Bruce Wayne aka Batman wahrnehmbar die Funken, sodass man eigentlich davon ausgehen könnte, dass, wie in den Comics und ihren früheren Film und Serien-Inkarnationen, eine Beziehung zwischen den beiden Figuren aufgebaut wird.
Doch stattdessen wird statt ihr Miranda Tate als neues Love Interest für Bruce Wayne präsentiert. Eine Entscheidung, die für den finalen Akt von The Dark Knight Rises logisch wichtig ist. Aber gleichzeitig auch eine, die einen, angesichts der spürbaren Zuneigung zwischen Batman und Catwoman, sich am Kopf kratzen lässt, weil sie dann doch unlogisch wirkt.
Immerhin ist es jetzt nicht so, dass Selina sobald Bruce Wayne verkrüppelt wird, im Film keine Bedeutung mehr hat. Sie erhält selbst dann immer noch genügend Szenen, die sie weiter ausbauen und zeigen, nach welchem Moralkompass sie agiert. Sie hat ihr Herz am rechten Fleck, wie sich erweist, indem sie für diejenigen sorgt, die ihr nahestehen.
Die Tür für eine Fortsetzung bleibt einen Spalt offen
Was man bei der Figur übrigens nicht erwarten darf, sind Katzenanspielungen. Ihre Rolle in The Dark Knight Rises heißt zwar Catwoman. Doch hat ihr Aussehen und Agieren nichts Katzenhaftes. Was auch zu der bislang immer schon realistischen Interpretation Christopher Nolans der Comicwurzeln Batman passt.
Zum Ende des Films hin wird der Plan der Schurken ein wenig zu komplex. Es wird klar, dass sie ein ultimatives Ziel haben, das sich mit dem, was sie ansonsten lautstark verkünden, im Prinzip beißt. Nur stellt sich die Frage, wieso sie dann das so lange hinauszögern? Doch nicht etwa, um Rache an Bruce Wayne zu nehmen? Der ist ja schließlich in dem Gefängnis gefangen, aus dem Bane kommt. Auch agieren einige Figuren zu over the top. Batmans Bestehen darauf, dass er sich selbst opfert, um einen Sprengkörper in Sicherheit zu bringen, macht zwar im Kontext der finalen Szenen des Films Sinn, wirkt aber, wie auch der gesamte letzte Akt, übertrieben dramatisch und irgendwo unlogisch.
Nicht unerwähnt darf Joseph Gordon-Levitt bleiben, der hier als John Blake glänzen kann. Da die meisten Figuren von Christopher Nolans Batman-Trilogie überwiegend nur in diversen Grauschattierungen schillern, sticht eine solch eindeutige Heldenfigur in The Dark Knight Rises enorm hervor. Er wird stets positiv in den Vordergrund gerückt, wirkt stets als jemand, der eindeutig weiß, was richtig und was falsch ist, und der sich für die Schutzlosen einsetzt. Wieso er so hervorgehoben wird, zeigt sich am Ende des Films, in den finalen Szenen, womit dann auch die Möglichkeit einer Fortsetzung offengelassen wird.
Vergleicht man jetzt The Dark Knight mit The Dark Knight Rises, dann ist erstgenannter Film etwas besser als letztgenannter. Wobei der Grund nur minimale Unterschiede macht. Unterhalten wird man so oder so, da der Film, wie es für Christopher Nolan üblich ist, exzellent in Szene gesetzt worden ist.
Info
Drehbuch: Jonathan Nolan, Christopher Nolan
Hauptdarsteller: Christian Bale, Michael Caine, Gary Oldman, Anne Hathaway, Tom Hardy, Marion Cotillard, Joseph Gordon-Levitt, Morgan Freeman
Produzent: Emma Thomas, Christopher Nolan, Charles Roven
Regie: Christopher Nolan
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