The Book of Beastly Creatures ist der erste Teil einer neuen Buchreihe aus dem Hause Hex Arcana und stammt aus den Federn der Indie-HorrorfilmmacherInnen Lawrie Brewster, Sarah Daly und Thomas Staunton, auf die Filme wie Lord of Tears (2013), The Black Gloves (2017) oder Automata: The Devil’s Machine (2018) zurückzuführen sind.
Dass Lawrie, Sarah und Thomas tolle Filme machen können, ist hinlänglich bekannt. Können sie aber auch Bücher schreiben?
Das Auge liest mit – Der äußere Eindruck
The Book of Beastly Creatures liegt in einer Hardcover-Ausgabe mit einem großartigen Titelbild vor, das die schaurige Protagonistin aus dem Film Automata: The Devil’s Machine zeigt. Vor jeder Kurzgeschichte befindet sich eine von James Olley entworfene farbige Darstellung des übernatürlichen Wesens, das in der jeweiligen Story besprochen wird. Insgesamt betrachtet macht das ganze Buch einen hochwertigen Eindruck.
Die Kurzgeschichten in The Book of Beastly Creatures
Obwohl die 18 Kurzgeschichten von drei Personen geschrieben wurden (Lawrie Brewster, Sarah Daly und Thomas Staunton), harmonieren sie vom Stil her sehr gut miteinander und vermitteln durchaus ähnliche Atmosphären. Vielleicht ist es am treffendsten, die Erzählungen als Schauergeschichten einzuordnen, wobei Ähnlichkeiten zu Genregrößen wie H.P. Lovecraft natürlich gewollt sind, da Hex Arcana einen gewissen Retrostil vertreten möchte.
Drei der Geschichten greifen mit der Immortal bzw. Infernal Princess und The Owlman Charaktere aus den Filmen der AutorInnen auf. Andere Erzählungen handeln von verschiedenen übernatürlichen Wesen, wobei mir Thomas Staunton mit seinem – im wahrsten Sinne des Wortes – bösartigen Schimmelpilz besonders innovativ gewesen zu sein scheint. Aufgrund der schottisch-irischen Herkunft der AutorInnen sind manche Kreaturen in den kulturellen Kontext der jeweiligen Heimatländer einzuordnen, wobei Sarah Daly eine in diesem Kontext fast schon exotisch erscheinende Geschichte aus einem tatsächlich existierenden Wald in der Nähe des rumänischen Klausenburg (Cluj-Napoca) erzählt. Auch die USA kommen als Handlungsort vor.
Die meisten der Kurzgeschichten verfügen über einen gewissen Retro-Charme, während sich eine Erzählung in einer nahen Zukunft ereignet.
Der Sonderfall The Immortal Princess
Während die meisten Geschichten relativ kurz sind, fällt Lawrie Brewsters The Immortal Princess mit etwa 40 Seiten etwas aus dem Rahmen. Denn Lawrie, der Alte Geschichte an der Universität St. Andrews studiert hat, packt hier sichtlich die Schreiblust, wenn er die Protagonistin aus Automata: The Devil’s Machine mit einer ausführlichen Hintergrundgeschichte versieht, die in die Zeit des Preußenkönigs Friedrich II. (1712-1786) einzuordnen ist. Wer den Film gesehen hat und zu schätzen weiß, wird diese Geschichte gerne lesen. Für Leute, die den Film nicht kennen, könnte die Erzählung etwas zu ausufernd sein.
Regeln für ein Rollenspiel
Am Ende des Buches findet sich eine Übersicht sämtlicher in den Kurzgeschichten aufgetretenen Kreaturen mit Charakterwerten und Sonderfertigkeiten, damit man sie für Rollenspiele verwenden kann. Grundsätzlich halte ich dies für eine großartige Idee, doch hat sich mir leider nicht erschlossen, auf welches Rollenspielsystem sich die Werte beziehen bzw. wie das Spiel gespielt werden soll.
The Book of Beastly Creatures – Mein Gesamteindruck
Die Geschichten sind allesamt sehr gut geschrieben und unterhaltsam, wobei es keine einzige Erzählung gab, die mir gar nicht gefallen hat. Bemerkenswert ist, dass ich beim Lesen der Kurzgeschichtensammlung immer ein schaurig-wohliges Gefühl hatte, was darauf zurückzuführen ist, dass es den drei AutorInnen durchaus gelingt, gruselige Atmosphären mit Retro-Charme zu erzeugen.
Ausblick
In einem Youtube-Video, das nebenbei natürlich auch dazu diente The Book of Beastly Creatures zu bewerben, kritisierte Lawrie Brewster kürzlich die Cover moderner Bücher aus dem Horrorgenre und stellte diesen das Artwork von Werken vergangener Jahrzehnte gegenüber. Dabei hat er bei mir einen Nerv getroffen, da auch ich die ältere künstlerische Gestaltung wesentlich ansprechender finde als das moderne Design unserer Zeit. Insofern gefällt mir der Retro-Horror-Stil von The Book of Beastly Creatures ziemlich gut und ich bin gespannt, was da in Zukunft noch aus dem Hause Hex Acarna auf uns zukommen wird.
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