In The Autobiography of Mr. Spock erinnert sich der bekannte Vulkanier an sein Leben.
Der bekannteste Vulkanier wird vorgestellt
Zeit seines Lebens hat Spock in der Galaxie seine Fingerabdrücke hinterlassen. Er war Teil der legendären Enterprise-Crew unter Captain James T. Kirk. Er arbeitete an einer Wiedervereinigung zwischen Vulkan und Romulus. Und gab letzten Endes sein Leben, in dem Versuch, die romulanische Sonne vom Supernovawerden abzuhalten.
Doch nur wenige wissen von seinem Privatleben. Von seiner Lese- und Rechtschreibstörung, die ihn in seiner Kindheit prägten. Von seinem distanzierten Verhältnis zu seinem Vater. Oder von den wiederkehrenden Visionen des roten Engels. All dies und noch mehr, legt er jetzt in seiner Autobiografie offen.
Worauf liegt der Fokus?
Es hat etwas Faszinierendes an sich, die The Autobiography-Werke zu lesen. Vor allem, wie die jeweiligen Autoren das entsprechende Leben der Figuren zu Papier bringen. David A. Goodman, der die Lebenserinnerungen von James T. Kirk und Jean-Luc Picard verfasste, arbeitete gefühlt eine Checkliste ab, um möglichst viele Details einzubauen. Doch wie sieht es bei Una McCormack aus?
Die Frage ist bei ihr insbesondere deshalb so interessant, weil die Autorin sich mit „Star Trek“ sehr gut auskennt. Ihre Beiträge zum Litverse, wie beispielsweise Die Welten von Deep Space Nine 01: Cardassia – Die Lotusblume, sind lesenswert. Und ihre Romane zu Star Trek – Picard, Die letzte und einzige Hoffnung sowie Zweites Ich sind ebenfalls gut geworden. Vor allem die Liebe zu Cardassia und seinen Bewohnern zeichnen ihre Geschichten aus.
Nun sind Letztere natürlich in diesem Roman nicht so prominent vertreten. Im Gegenteil, in The Autobiography of Mr. Spock steht, wie der Titel es ja schon verrät, das Leben und Sterben des berühmten Vulkaniers im Mittelpunkt des Geschehens. Wobei sich dabei die Frage stellt, was hier alles berücksichtigt wird? Werden die Ereignisse der Discovery-Reihe mit eingebaut? Vielleicht auch die von Strange New Worlds? Oder gibt es mit dem Ende von Enterprise einen klaren Cut?
Geprägt von dem Roten Engel
Das Schöne ist, dass das Buch von Una McCormack zu einem Zeitpunkt herausgekommen ist, wo Michael Burnham in die Zukunft verschwand. Weshalb die Autorin die Adoptivschwester und ihre Geschichte in den ersten beiden Star Trek – Discovery-Staffeln mit in den Roman einbauen konnte. Ebenso, wie sie auch die Vorgeschichte zu den Kelvinverse Star Trek-Filmen mit berücksichtigen kann.
Dadurch wirkt The Autobiography of Mr. Spock wesentlich vollständiger, als im Vergleich die von Picard. Wobei die Autorin zwischen den beiden Figuren eine Querverbindung aufbaut, in dem sie den berühmten Captain der D-Enterprise zum Leser der Lebenserinnerungen des Vulkaniers macht. Der dann dementsprechend das Nachwort verpasst. Was angesichts der Umstände des Wiedervereinigungs-Zweiteilers auch Sinn ergibt.
Es ist interessant, wie Una McCormack über das Leben von Spock berichtet. Beziehungsweise, wie unterschiedlich sie im Vergleich zu David A. Goodman vorgeht. Sie verzichtet darauf, einfach nur eine Checkliste abzuarbeiten, sondern versucht eine große Erzählung zu entwerfen, die von den regelmäßigen Visionen Spocks von dem roten Engel geprägt sind.
Kein Übervulkanier
Auch sonst liegt der Fokus von The Autobiography of Mr. Spock nicht so sehr auf dem beruflichen Leben des Vulkaniers. Sondern mehr auf seinem Privatleben. Sie beschreibt ausführlich, wie die Kindheit von dem späteren Sternenflottenoffizier war, wie er unter einer Dyslexie litt, die erst spät diagnostiziert wurde. Wie das Verhältnis zwischen ihm und seiner Mutter innig war, derweil das zu seinem Vater kühl und distanziert.
Una McCormack begeht nicht den Fehler, ihn als einen Übervulkanier darzustellen. Sie beschreibt auch seine charakterlichen Schwächen. Wie etwa seinen Widerwillen, als Michael Burnham in sein Leben tritt, seine Eifersucht auf sie, die sich dann jedoch später in geschwisterliche Zuneigung umwandelte. Ebenso streift sie die Tatsache, dass Spock nie eine Frau gefunden und Kinder gezeugt hat.
Doch dieser Fokus aufs Private hat auch seine Konsequenzen. Das, weshalb viele dieses Buch kaufen, wird nur am Rande behandelt. Wer sich The Autobiography of Spock kauft, der erwartet, mehr über Spocks Perspektive seines Verhältnisses zu Kirk und McCoy zu erfahren oder allgemein mehr über seine Sternenflottenkarriere. All das spielt in diesem Buch jedoch keine große Rolle, weshalb diese Leute enttäuscht sein dürften.
Schade
Und das ist schade. Weil es eben das ist, was einen im Prinzip an dieser Figur interessiert. Zwar sorgt Una McCormacks Fokus auf das Private von Spock dafür, dass er als Charakter nachvollziehbarer wirkt. Aber stellenweise hat man das Gefühl, sie schießt übers Ziel hinaus. Dass er unter einer Lese- und Schreibschwäche litt, ist einfach nicht so interessant.
Immerhin präsentiert die Autorin in The Autobiography of Mr. Spock einen interessanten Blick auf die vulkanische Kultur. Vor allem, wenn man sich ihr Nachwort durchliest, merkt man, mit wie viel Akribie sie dabei zu Werke war. Welche teils sehr obskuren Quellen sie heranzog. In dieser Hinsicht enttäuscht das Buch nicht.
Ist The Autobiography of Mr. Spock also empfehlenswert? Man muss es Una McCormack zu Gute halten, dass sie einen anderen Ansatz versucht. Aber dass die Sternenflottenzeit und die Jahre mit James T. Kirk nur gestreift werden, ist dann doch schade. Weil das der eigentliche Grund sein dürfte, wieso man sich dieses Buch kauft.
Autor: Una McCormack
Titel: The Autobiography of Mr. Spock
Verlag: Titan Books
Erschienen: 09/2021
Einband: Hardcover
Seiten: 200
ISBN: 978-1785654664
Sonstige Informationen: Produktseite
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