The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro wagt einiges.

Jede Menge Rückkehrer

The Amazing Spider-Man war im Kasten und wurde in die Kinos gebracht. Die Kritiken zu dem Film waren überwiegend positiv. Weshalb natürlich klar war, dass es die obligatorische Fortsetzung geben würde.

Wobei zunächst unklar war, ob Regisseur Marc Webb wieder Regie führen würde. Er zierte sich ein wenig, ehe er schließlich sich doch bereit erklärte, sich erneut auf den Stuhl des Filmemachers zu setzen. Er selbst sagte aus, dass er ein Universum erschaffen wollte, dass nicht nur künftigen Storylines widerstehen würde, sondern sie sogar erwarten würde, derweil der Film für sich alleine stehen würden.

Er war auch nicht der Einzige, der zurückkehren sollte. Ebenso sollten natürlich Andrew Garfield und Emma Stone ihre Rückkehr feiern. Campbell Scott, Embeth Davidtz und Sally Field sollten ebenfalls ihre Rollen wieder wahrnehmen.

Prominente Namen

Ebenso zurückkehren sollte auch James Vanderbilt als Drehbuchautor, nachdem er bereits das Skript für den ersten Teil verfasst hatte. Allerdings wurden dann Roberto Orci und Alex Kurtzman für die Überarbeitung des ersten Drehbuchentwurfes angeheuert. Sie wurden später von Jeff Pinkner verstärkt. Was dazu führte, dass die drei letztgenannten die Credits für das Drehbuch erhielten, während Vanderbilt „nur“ für die Story gelistet wurde.

Bei den Schauspielern gab es ebenfalls einige prominente Neuzugänge. Jamie Foxx (Ali) wurde in der Rolle des Schurken Electro gecastet, dessen Aussehen und Fähigkeiten sich an denen der Version aus dem Ultimate Universum orientierte. Dane DeHaan (Kill Your Darlings) erhielt den Zuschlag für Harry Osborn, der später zum Green Goblin wurde. Der kanadische Schauspieler Colm Feore (Trudeau) wurde als Vize-Präsident von Oscorp Donald Menken gecastet. Und Paul Giamatti kriege die Zusage für die Rolle des Schurken Aleksei Sytsevich, der dann am Ende des Films zu Rhino wurde.

Eine Sache wurde schon im Vorfeld geändert. Das Kostüm von Spider-man wurde verändert. Es orientierte sich mehr an den Comics, derweil die Webshooter so designt wurden, dass sie sich mehr ins Kostüm integrierten.

Große Pläne

Zwei Jahre sind vergangen, seit dem Peter Parker als Spider-Man den Lizard bekämpfte. Seitdem ist er, wann immer er kann, als der kostümierte Held unterwegs, um das Verbrechen zu bekämpfen und Unschuldige zu retten. Wie beispielsweise dem Elektroingenieur Max Dillon, dem er Mut einredet. Doch wegen all diesen Aktionen leidet sein Privatleben und seine Beziehung zu Gwen Stacey besonders. Weshalb schließlich beide Schluss machen.

Doch dann kommen Dinge in Bewegung. Zunächst kommt sein Kindheitsfreund Harry Osborn zurück. Dieser erfährt dabei von seinem Vater, dass er, genau wie dieser an einer Erbkrankheit leidet, für die es anscheinend kein bekanntes Gegenmittel gibt. Und Matt Dillon gerät, als er etwas reparieren soll, in ein spezielles Wasser, wo er von Elektroaalen angegriffen wird. Daraufhin mutiert er zu lebendiger, elektrischer Energie, die Rache an all jenen nehmen will, die auf ihn herabgesehen haben. Und da ist es egal, ob dies real oder eingebildet war.

Ursprünglich hatte Sony mit The Amazing Spider-Man 2 einiges vor. Der Film sollte Auftakt zu einem ganzen Filmuniversum werden. Die Schurken sollten eigene Film erhalten, Venom sollte verfilmt werden und es waren Amazing Spider-Man 3 und sogar 4 geplant. Es waren hochtrabende Pläne, die sich dann allerdings kurz nach dem Release von Teil 2 in die Luft auflösten und zu den Verhandlungen zwischen Sony und Marvel führten, was die Verwendung der Figur in den Filmen anging.

Woran lag es?

Nur, woran war der Film am Ende gescheitert? Was genau war denn jetzt Ursache dafür, dass er zwar viel Geld einspielte? Aber dennoch deutlich unter den Erwartungen von Sony zurückblieb?

Ich denke, es gab nicht den einen Grund, sondern vielmehr derer vieler. Man merkte dem Film an, dass er teilweise versuchte, die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden. Die Story war zwar mitunter etwas düster. Aber gleichzeitig sollte es auch jede Menge Humor geben. Wie etwa, als Andrew Garfield als Spider-man zu Beginn des Films einen Raubüberfall verhindert und dabei jede Menge Sprüche klopft. Man merkt hierbei, wie sehr Peter Parker sich mittlerweile als Spider-man wohlfühlt, wie sehr er in der Rolle angekommen ist.

Wobei natürlich ein wenig Melodrama nicht fehlen darf. Denn wiederholt wird er von der Vision des Geistes des toten George Stacys heimgesucht. Was auch die Beziehung zu Gwen beeinträchtig.

Eine wunderbare Chemie

Die Chemie zwischen Andrew Garfield und Gwen stimmt einfach. Beide ergänzen sich perfekt, beide sind wunderbar ausgestaltete Figuren. Hier hat man den „Nerd“, der jedoch unter den Fehlern der Vergangenheit leidet. Darunter auch das ungeklärte Schicksal seiner Eltern. Hier die selbstbewusste, hübsche, junge Frau, die weiß, was sie will. Und die doch bei ihrer Beziehung zu Peter unsicher ist, ob sie jetzt nur mit ihm gut befreundet sein will. Oder ob sie sich dennoch eine Liebesbeziehung mit ihm wünscht.

Es ist eigentlich ein wunderbares Melodram in The Amazing Spider-Man 2. Der Plot mag cheesy und soaplastig wirken, aber das ist Spider-Man auch in den Comics. Doch hier im Film leidet die Handlung darunter, dass einige Szenen einfach nur unfreiwillig komisch wirken. Die Szene, in der Peter Gwen von seinen Befürchtungen erzählt, hätte für den Film eine besonders Wichtige werden können. Stattdessen wurde daraus ein Cringefest, mit Dialogen, die klingen, wie aus einer 08/15-Soap. Immerhin berappelt sich der Plot ein wenig davon und vermag vor allem dank der Chemie zwischen den beiden Darstellern zum Ende hin sogar richtig spannend zu werden.

Doch ausgerechnet bei den Schurken werden Fehler begangen, von denen sich der Film nie so richtig erholt. Jamies Foxxs Einführung als Matt Dillon ist gelungen. Er ist ein Underdog, jemand, auf den ständig herabgesehen wird und der in der Hackordnung ganz unten steht. Dem man gerne unliebsame Aufgaben zuschanzt und der sich nichts sehnlicher als Anerkennung wünscht. Eigentlich eine gute und nachvollziehbare Figur.

Was für ein Fehlgriff

Die aber mit ihrer Wandlung zu Electro von jetzt auf gleich langweilig wird. Auf ein Mal ist er böse, eben weil wer böse ist. Dass er Anerkennung will, taucht nur in einigen Zeilen auf, ansonsten ist er nur auf Chaos, Zerstörung und Tod aus. Es hilft auch nicht, dass man anscheinend Jamie Foxx für die Darstellung eine blaue Latexhaut mit Lichtstreifen zwängte. Stellenweise erinnert die Figur vom Aussehen her mehr an Doctor Manhattan aus dem Watchmen-Film, denn an einen eigenständigen Charakter. Es wirkt einfach lächerlich.

Und das Casting von Dane DeHaan hat sich als ein kapitaler Fehlgriff erwiesen. Er wirkt wie ein Milchbubi, der sauer ist, weil sein Vater ihn fortgeschickt hat. Sein Wunsch danach, von seiner Krankheit geheilt zu werden, spielt bei seiner Figur eine wichtige Rolle, wirkt aber ebenso nur aufgezwungen. Was auch für die Freundschaft zu Peter Parker gilt.

Wo die Chemie zwischen Andrew Garfield und Emma Stone einfach funktionierte, ist sie zwischen Garfield und DeHaan nicht vorhanden. Die Freundschaft wirkt erzwungen und nicht natürlich. Hier rächt es sich, dass der Charakter erst in diesem Film eingeführt wurde und nicht, wie damals James Franco, bereits im ersten Teil auftauchte. So muss der Film verzweifelt die Freundschaft zwischen den beiden Figuren aufbauen, gleichzeitig auch die Rivalität zwischen dem Alter Ego Peters und Harry vorbereiten, um dann im finalen Akt Harry zum Green Goblin werden zu lassen.

Wenn man sich die Luft gegenseitig wegnimmt

Das hätte funktionieren können, wenn Harry der einzige Schurke im gesamten Film war. Stattdessen ist da noch Electro, der ja ebenfalls seine Zeit verlangt, um sich weiterzuentwickeln. Zwar verbünden sich die beiden im letzten Akt, doch zuvor nehmen sie sich gegenseitig die Luft zum Atmen weg, so dass keiner von beiden wirklich zufriedenstellend wirkt.

Wobei auch das Aussehen vom Green Goblin an Lächerlichkeit nicht zu überbieten ist. Genauso wie der Look von Electro funktioniert es nicht. Harry mutiert zu einer Art menschlichem Frettchen, dass sich in eine lächerlich auswirkende Rüstung zwängt. Da war der Power Rangers-Look aus den Sam Raimi-Filmen deutlich besser.

Immerhin bietet der Film am Ende einen fiesen Plottwist. Als nämlich Gwen vom Green Goblin gekidnappt wird, von einem hohen Dach runterfällt, Peter versucht sie zu retten und sie bei der Rettungsaktion stirbt. Es ist ein fieses, dunkles und böses Ende, was allerdings comicakkurat ist. Denn dort war der Tod von Gwen Stacy ein Fanal, dass Spider-man für eine gewisse Zeit in Wut und Trauer versetzte. Hier im Film wird die Trauerphase naturgemäß abgekürzt, damit er in den letzten Minuten wieder als Held gegen Rhino antreten kann.

Was für ein Soundtrack!

Gelungen ist übrigens der Soundtrack. Hans Zimmer hat einmal mehr Bestleistung abgeliefert. Der Score besteht aus jeder Menge Ohrwürmer, sowie dem einen oder anderen überraschenden Lied. Hier ist die Qualität wirklich begeisternd.

Für Andrew Garfield sollte dies für lange Zeit das letzte Mal sein, dass er als Spider-Man auftreten konnte. Erst Jahre später erhielt er die Chance, erneut das Kostüm anzuziehen und gleichzeitig auch das Traumata von Gwen Stacys Tod verarbeiten zu können. Und die Figur an sich? Sollte man demnächst im Marvel Cinematic Universe wiedersehen, dargestellt von einem jungen Schauspieler mit dem Namen Tom Holland.

Info

Regie: Marc Webb
Drehbuch: Alex Kurtzman, Roberto Orci, Jeff Pinkner, Geschichte: Alex Kurtzman, Roberto Orci, Jeff Pinkner, James Vanderbilt
Produzent: Avi Arad, Matt Tolmach
Hauptdarsteller: Andrew Garfield, Emma Stone, Jamie Foxx, Dane DeHaan, Campbell Scott, Embeth Davidtz, Colm Feore, Paul Giamatti, Sally Field
Kamera: Dan Mindel
Schnitt: Pietro Scalia

 


Lust, in unserem Team mitzumischen? Dann schaut doch mal auf unsere MITMACHEN Seite.

 

Warpskala

Warpskala
4 10 0 1
4/10
Total Score
Götz Piesbergen

Kommentar verfassen