Unterwegs in M 13 – Atlan ist auf verzweifelter Mission.

Thantur-Lok brennt
© Pabel-Moewig Verlag KG

Titel: Thantur-Lok brennt
Autor: Verena Themsen
Titelbild: Swen Papenbrock
Erschienen: 20.03.2020

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Seit drei Wochen tobt der Krieg in Thantur-Lok und Mascant Atlan kann die Fronten für den Thantur-Baron da Ariga gerade so halten. Nachdem das Ewige Imperium unter Imperator da Hozarius ein Eingreifen im angeblichen Bruderkrieg ablehnt, verlegt sich Atlan auf einen Coup: Nach Murnark mit der altgedienten Talur-Flottenwerft kann Rebellen-Herausforderer Jarak da Nardonn unter Vorspiegelung falscher Fakten gelockt werden.

In der Erwartung auf geheim entwickelte Waffen verleiten Atlan, lokaler Hochingenieur und Gucky mit einberufenem Intergalaktischen Korps da Nardonn zu einer Kette von fragwürdigen bis fatalen Handlungen, die sie anschließend medienwirksam gegen ihn wenden können, um ihn bei verbündeten Naats und traditionstreuen Anhängern in Verruf zu bringen und so seines Rückhalts zu berauben. Sodann klären sie auch noch auf, dass Ladhonen derweil insgeheim beschlagnahmte Etappenhöfe zur Bleisphäre transportieren …

Die Drei Ultimaten Beobachtungen

1. Ich glaube, dass du glaubst, dass ich glaube, was du zu glauben glaubst

Bei all dem Zug um Zug schon erstaunlich, dass Terrarkonidin Themsen nicht von einer Garrabo-Partie zwischen Tran-Atlan und Anführer der imperialistischen Gos’Pothora (Kristallgetreuen) da Nardonn schreibt, die sich im gegenseitigen Ausmanövrieren Breheb-Vretatou (Schach) androhen.

Als Garrabo-Figuren spielen nämlich sowohl die Tato Markane des Planeten Murnark als auch der Werft-Hochingenieur Vadkuin – beide aus dem Hause da Chao – ihre Rolle und ziehen passgenau auf Position, wie es dank Möhrensaft transaktiver Gucky und seine tollkühne Crew ebenso im Sinne Atlans machen. Wegen hochgeheimer Informationen zu neuen technischen Errungenschaften, die man Nardonns Leute eben doch abfangen lässt, kann man den Putschisten höchst selbst ins Parauvsystem und nach Murnark locken. In vorgetäuschten Scharmützeln lässt man Nardonn seine Züge ziehen, wie er kurzerhand System und Planet im Sinne eines traditionsbewussten Reiches annektiert.

Doch reizt Nardonn sein Blatt zu sehr aus resp. wird zu sehr gereizt. Unter anderem auch von mal wieder als Pethora da Gavvhad auftretender Dancer, deren weiblichen Reizen der Möchtegern-Imperator erschreckend triebgesteuert erliegt und sich ihrer angeblichen Söldner-Expertise zu lange anvertraut. Geblendet vom arkonidischen Musterauftreten der Geschwister lässt sich Nardonn ziemlich einfach lenken und zu am Ende fatalen Fehleinschätzungen hinreißen. Er gibt sich gegenüber das System absichernden und gegen Atlans Schiffe kämpfenden Naats abfällig und macht ihre Opfer verächtlich; er opfert freimütig zahllose Arkoniden (de facto nur Arkonoide, sog. Lyos) in der gesprengten Talur-Werft und hinterlässt so Trümmer statt Fundamente für ein neues Reich.

Und er geht – trotz Extrasinn, wenn der auch nur ein einziges Mal einen Hinweis gibt – immer heftiger und unnachgiebiger vor, je schlechter die Lage für ihn wird, je mehr sich Hochingenieur Vadkuin da Chao als angeblich glühender Atlan-Verehrer in seiner Werft verschanzt. Kurzum: In der Meinung, er wäre strategisch klug vorgehender Arkonide alter Schule, geht er dem Arkoniden viel älterer Schule Atlan auf den Leim. Erst ein allzu terranisches Nicken Pethorasmacht Nardonn misstrauisch, das aber viel zu spät und ohne noch Profit aus dieser Einsicht ziehen zu können.

2. Thantur-Lok brennt

Ganz „Thantur-Lok brennt“, wie der Titel verheißt und seit drei Wochen tobt auch der Mehrparteien-Mehrfronten-Krieg. Doch mir hat sich hier nicht Thantur-Lok als M 13, also als gesamter, schlachtenreich umkämpfter Kugelsternhaufen dargestellt. Anfangs siegreich aus einer Schlacht herausgekommen richtet sich schnell sämtliche Aufmerksamkeit alleinig ins Parauvsystem und dort auf den Planeten Murnark. Hier entspinnt sich sodann auch ein weiteres Gefecht, seitens Atlans Truppen mehr vorgetäuscht als wirklich geführt. Nach Nardonns Einheiten stoßen noch absichernde Naat-Ovoidtaumer sowie später sogar ladhonische Kräfte hinzu.

Diese Schlacht ist durch all die gegenwärtigen Truppen beispielhaft und letztlich ja auch entscheidend. Aber einen panoramahaften Eindruck eines „brennenden Thantur-Loks“ habe ich nicht für den Zeitraum vom 15. – 21.04. 2046 NGZ. Und ich meine kein „show, don’t tell“, wo wir in zig schlaglichternen Szenen von all den Fronten quasi live erfahren. Aber als mascant hätte ich mehr Kriegsüberblick von Atlan erwartet, der für uns nachvollziehbar die Verläufe nachzeichnet (Exposition) und seine Schlüsse daraus zieht – gerne auch mit Extrasinn, der mangels Ich-Perspektive direkt nicht zu Wort kommt.

3. Leutnant Guck und SEIN Transgalaktisches bis Transuniverselles Korps

Transgalaktisches Korps – was soll das denn sein? „Na ja – mein neues Mutantenkorps, was sonst! Ich selbst bin natürlich der wichtigste Teil und könnte das locker allein schaffen, aber du hast ja noch einige Parabegabte mehr zusammengesammelt, die unter meiner Führung gedeihen könnten“, so Gucky nicht ohne Selbstbewusstsein. „Blechkamerad“ TARA-Psi wird zum ersten Partner, mit dem Gucky ungezählt oft umherhopst und nicht zuletzt die Naatschen Raumer insoweit manipulieren kann, dass sie Nardonns eigene „Grabrede“ mit anhören und sich danach von ihm lossagen.

Auf Murnark helfen in ihrer arkonidischen Fazialmaske Schlafner und Dancer tüchtig mit, den neuen Imperator in spe in die Irre zu führen. Hier aber auch für mich ungeklärt gebliebener Bruch: Pethora/Dancer gibt derart genaue Informationen zu Atlans Standort und intime Beweggründe von ihr und ihrem Bruder an Nardonn weiter, dass mehr noch als Atlan Gucky ein Überlaufen für möglich hält. Ich situativ auch. Doch das scheint sich in Luft aufzulösen und kein Thema mehr zu sein, denn die Geschwister sind am 23.04. wieder mitten drin statt nur dabei, sprich beim Einsatz auf dem Etappenhof Almyra aktiv.

Auch Chariklis spricht Gucky als Mitglied an, die ohnehin in ihren Wachphasen alle paar Tage genausten von Ziehvater Ma-Anlaan informiert wird, um durch weitere präkognitive Visionen weiterzuhelfen (bezogen auf den Krieg bisher keine). Diese fünf wären dann noch nicht transgalaktisch, aber sobald entweder Donn (und Pen Assid) aus Ancaisin zurückkämen oder man doch noch psibegabte Jungcairanerin Neseese rekrutieren könnte, wären auch die Grenzen eine Galaxis keine mehr für den Retter des Universums.

Eine reizvolle Idee, ein Mutantenkorps zu revitalisieren, wenngleich Gucky als Drill-Master eventuell nicht für alle die bestmögliche Lehrkraft wäre. Aber solange Gucky Möhrensaft als Zaubertrank literweise trinken kann und sogar aus empowernden wurzelförmigen Gefäß, kenne ich nichts und niemanden, das und der ihm widerstehen könnte; nicht in der Form, die er hier an den Tag legt. Gucky klar die extrovertiert proaktivere Hälfte von Guclan / Atucky!

Fazit zu „Thantur-Lok brennt“

Ich muss zugeben, den Roman in aktuellen Zeiten nicht mit voller Konzentration gelesen zu haben, weshalb ich teils nachzulesen hatte, um Atlans Coup nachzuvollziehen. Wie da das eine ins andere griff, erschloss sich mir nicht sogleich, nach hinten raus dann freilich schon. Und am Ende auch weitestgehend angetan vom Inhalt und den geschaffenen Fakten fürs Weitere: Ob da Nardonn nun erledigt ist, ist vorerst nur zu vermuten. Evtl. greift er nun auf Guerilla-Taktiken mit minimierter Streitmacht zurück – vermutlich erst recht, weil sich der eigentliche Plan der Ladhonen herauszukristallisieren beginnt.

Sie kämpfen zwar noch mit, zunehmend aber nur mit halber Kraft und m.E. in Kürze gar nicht mehr. Das, weil sie vordringlicher Etappenhöfe, wie in letzter Woche durch die „Transmitter-Hasardeure“ erobert und den Cairanern beschlagnahmt, zur Bleisphäre transportieren. Letzte Woche v.a. noch von Kapitel 1 irritiert gewesen, das völlig unangebunden Atlan fokussierte. Nun ist klar, dass es ein foreshadowing war auf die Zusammenhänge Etappenhöfe beschlagnahmender Cairaner und sie übernehmender Ladhonen. Doch wozu braucht man dort beim transuniversellen Portal herkömmliche Transmitter auf 5D-Basis? Das wird nächste Mal wohl der eine Expokratenteil uns enthüllen.

Sehr schön, dass in „Thantur-Lok brennt“ das Jahrhundertmädchen Chariklis kurz erwähnt wird, wenn sie auch im Langschlaf inaktiv bleibt; ihr Ziehvater Ma-Anlaan ist als Strategietheoretiker – entgegen meiner einstigen Vermutungen – weiterhin stets von Atlan mit gutem Rat eingebunden und bleibt so „lebendig“. Und dass dann noch, fast schon nebenbei, “Arkons Admiral“ Markul agh Fermi aus seiner Gefangenschaft befreit und von Atlan sogleich integriert wird – sehr gutes Wiederaufgreifen schon fortgeglaubter Ein-Heft-Charaktere.

Weniger warm werde ich mit Technonerd Hochingenieur da Chao und Murnarkonidin Salkis und ihrer „Beziehung“. Wenn „Thantur-Lok brennt“ und sie dann füreinander entflammen, brenne ich wiederum nicht vor Spannung durch. Weshalb ich dann nicht “die emotionale Geschichte auch ohne die Bedeutung für den Roman spannend fand.“ Liegt auch an Salkis‘ wohl traditionalistischem Frauenbild, das sie pflegt, um ihren Liebsten zu gefallen, der sie ständig mit Essoya (Nichtadlige) und Weib abwertet, bloß um seine Liebe für sie nicht offen zeigen zu müssen. Das ergab für mich keine sinnvolle Verknüpfung (ggf. auf symbolischer Ebene) zwischen den Kampf um Thantur-Lok, den entscheidenden Auseinandersetzungen auf Murnark und der ungelenken Liebelei der beiden.

In Summe haben sich wieder Puzzlestücke zusammengefügt und für nächste Woche erwarte ich expokratische Ausmalungen, die uns den Zielen der Vecuia an der Bleisphäre näherbringen.

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Dominic Schnettler
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