Terminator 2: Tag der Abrechnung gilt als einer der besten SciFi-Filme aller Zeiten.

Eine komplexe Rechtelage

Der allererste Terminator-Film war ein Überraschungserfolg. Bei einem Budget von 6,4 Millionen US Dollar spielte er 78,4 Millionen ein. Und Hauptdarsteller Arnold Schwarzenegger machte bereits damals klar, dass er an einem Sequel interessiert sei. Regisseur, Drehbuchautor und Produzent James Cameron war diesbezüglich allerdings eher zurückhaltend. Seiner Meinung nach war die Story mit dem Ende des ersten Teils abgeschlossen, eine Fortsetzung daher nicht nötig.

Es sollten schließlich mehrere Jahre vergehen, ehe Terminator 2 gedreht werden würde. Das lag jetzt weniger auf Grund mangelnden Interesses seitens James Cameron, der mit Aliens und Abyss – Abgrund des Todes gut beschäftigt war und seinen Ruf als Meisterregisseur noch weiter ausbaute. Als vielmehr, als dass die Rechtelage… komplex war.

Denn diesen waren zweigeteilt worden. Die eine Hälfte hatte die damalige Produktionsfirma Hemdale Film Corporation, mit deren Mitgründer John Daly sich der Regisseur nicht sonderlich gut verstand. Denn jener versuchte, das Ende des Films zu ändern, weshalb es fast zu einer handfesten Auseinandersetzung zwischen den beiden kam. Und ohne dessen Einwilligung hätte damals kein Sequel gedreht werden können.

Terminator 2

Die Zeit drängt, die Kosten müssen wieder rein

Wobei er nicht der Einzige war, dem die Rechte gehörten. Denn James Cameron hatte sich 1989 von seiner Ehefrau Gale Anne Hurd scheiden lassen. Sie war zufälligerweise Produzentin und Co-Autorin des ersten Films und erhielt Camerons Anteil an den Filmrechten für einen ganzen US Dollar. Womit die Chancen auf einen Terminator 2 Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre in weite Ferne gerückt schienen.

Doch dann kam langsam Bewegung in die Sache. James Camerona, Gale Anne Hurd, Arnold Schwarzenegger und Special Effects Artist Stan Winston verklagten Hemdale, weil die Firma ihnen angeblich Profite des ersten Teils vorenthielten. Dann kriegte Schwarzenegger allerdings mit, dass die Hemdale Film Corporation in finanziellen Schwierigkeiten steckte und konnte das unabhängige Filmstudio Carolco Pictures überzeugen, die Filmrechte von dem anderen Studio abzukaufen. Was es dann auch machte, ebenso, genauso, wie sie ebenfalls den Anteil von Gale Anne Hurd kauften. Das Ganze war für das Studio sehr teuer. 17 Millionen US Dollar gab es damals aus, ein heftiger Preis. Weshalb das Studio sich nach Erhalt der Rechte sofort daran machte, die Kosten wieder reinzuholen.

Man sagte James Cameron klipp und klar, dass er entweder jetzt das Sequel drehen würde. Oder man jemand anderen finden würde. Um die Worte etwas abzumildern bot man ihm 6 Millionen US Dollar als Honorar an. Und um die Sache noch interessant zu machen, war Terminator 2 eine Produktion verschiedener Studios. Ebenso sollte Tristar Pictures den Film in die Kinos bringen, was allerdings bedeutete, dass er rechtzeitig zum geplanten Release am 27. Mai 1991, Memorial Day, fertig sein musste. Die Zeit drängte also.

Training für den Job

James Cameron ließ sich davon nicht abschrecken und sagte zu. Er hatte nur sieben Wochen Zeit, ein fertiges Skript zu produzieren und machte sich so dann mit seinem Partner in Crime, dem Co-Autoren des Drehbuchs von Terminator 1, William Wisher, daran, ein Treatment anzufertigen. Sie teilten sich die Arbeit auf. Wisher kümmerte sich um die erste Hälfte, Cameron um die zweite. Wobei Letzterer grundsätzlich festlegte, was in dem Film geschehen sollte. So setzte er fest, dass es in dem Film darum geht, dass der Terminator wie in dem Filmklassiker Der Zauber von Oz ein Herz kriegen sollte, dass es um die familiäre Beziehung zwischen ihm, John Connor und Sarah Connor gehen sollte. Außerdem hielten sie Rücksprache mit der Special Effects Firma ILM, um zu sehen, welche ihre Einfälle möglich umzusetzen waren und welche nicht. Als Arnold Schwarzenegger das fertige Skript in den Händen hielt, war er bezüglich einiger Ideen skeptisch. Aber letzten Endes hatte er nur eine Bedingung. Man sollte ihn cool aussehen lassen.

Dementsprechend war klar, dass er zu Terminator 2 zurückkehren würde. Wenn auch zu einer, für damalige Verhältnisse, heftigen Gage. Er verdiente zwischen 11 und 15 Millionen US Dollar, die Carolco zum größten Teil in Form einer Gulfstream III bezahlte. Auch Linda Hamilton kehrte zurück, wobei sie nur eine Million US Dollar verdiente, was sie nicht gerade happy machte. Sie bereitete sich extensiv vor und verlor 5,4 Kilo an Körpergewicht für die Rolle. Die Dreharbeiten waren für sie allerdings alles andere als einfach, weil sie, neben dem Training, dem Filmen sich auch um ihren neugeborenen Sohn Dalton kümmerte. Wodurch sie im Schnitt nur 4h Schlaf pro Tag hatte. Robert Patrick wurde die Rolle des T-1000 gecastet. Der Schauspieler lebte damals in seinem Auto und trainierte ebenfalls sehr stark für die Rolle. So lernte er beispielsweise, wie man rannte, ohne schwer zu atmen. Für die Bewegung seiner Figur orientierte er sich an der Tierwelt. In der Rolle des jungen John Connors wurde Edward Furlong gecastet. Er selbst hatte keine bisherige Schauspielerfahrung und musste für die Rolle unter anderem lernen, Spanisch zu sprechen und Motorrad zu fahren. Als letzter des Maincasts wurde Joe Morton angeheuert. Er selbst sagte, dass er glaubt, dass James Cameron wohl vorschwebte, dass ein Mensch der einer Minorität angehört, für die Veränderung der Welt wichtig sei. Ursprünglich war für die Rolle Denzel Washington vorgesehen, der allerdings absagte, weshalb die Anzahl an Szenen des Charakters reduziert wurden. Damit die On-Screen-Beziehung zwischen Joe Morton und den anderen Figuren glaubwürdiger wirkte, hielt der Schauspieler übrigens Distanz von den anderen Darstellern.

Das Jahr 1995. Viele Jahre nach den Ereignissen des ersten Terminator-Films werden wieder Terminators durch die Zeit geschickt. Der T-1000 ein nahezu unzerstörbarer Prototyp aus flüssigem Metal wird von Skynet entsannt, damit er den jungen John Connor tötet. Der Widerstand hingegen hat es geschafft, einen T-800 zu fangen und umzuprogrammieren. Er soll den künftigen Anführer der Menschheit beschützen.

Terminator 2

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In jener Zeit lebt der Junge bei einer Pflegefamilie, nachdem seine Mutter Sarah verhaftet wurde, als sie versuchte, ein Kraftwerk in die Luft zu springen. Er selbst hört nicht auf seine Pflegemutter, sondern nutzt das Wissen, dass seine wahre Mutter ihm beigebracht hat, um sein Leben zu leben. Doch dann entdecken die Terminators ihn und der Kampf um die Zukunft entbrennt erneut.

Terminator 2 – Tag der Abrechnung ist in jederlei Hinsicht größer, bombastischer und brachialer als der erste Teil. Aber gleichzeitig ist der Film auch persönlicher, näher an den Protagonisten dran. James Cameron schafft es dabei, dass man lernt, einen gefühllosen Roboter zu mögen, derweil man wie gebannt vor dem Bildschirm sitzt, und die Special Effects bestaunt.

James Cameron spielt dabei erneut mit den Erwartungen des Zuschauers. Allein die erste halbe Stunde des Films fragt man sich, wer jetzt der Böse ist und wer nicht. Zunächst ist man dank des Vorwissens von Teil 1 der Auffassung, dass Arnold Schwarzenegger der Antagonist ist und der Charakter von Robert Patrick der Gute ist. Bis man in einer genialen Szene sieht, dass es in Wahrheit umgekehrt ist.

Ein Duell der Gegensätze

Dabei verzichtet der Regisseur darauf, Schwarzenegger in jenen 30 Minuten von Terminator 2 – Tag der Abrechnung zu viel reden zu lassen. Erneut ist die Figur wortkarg und spricht eher mit Taten, als mit Worten. Ganz anders der T-1000, der, wenn er mit Menschen interagiert, freundlich wirkt, ehe er dann gnadenlos zuschlägt.

Es ist ein Duell der Gegensätzlichkeiten, welches von dem Regisseur bewusst so inszeniert worden ist. Dort der agile T-1000, der die schlimmsten Angriffe einfach so wegsteckt und dabei zielgerichtet vorgeht. Hier der eher steife T-800, der von den Befehlen seines Schützlings abhängig ist und erst nach und nach lernt und begreift, was es heißt, Mensch zu sein. Was man auch daran merkt, wie er quasi „auftaut“, wie er verbaler wird, ohne dabei großartig das Gesicht zu verziehen, was erst am Ende des Films dann wirklich geschieht, als er lernt, wie man richtig lächelt.

Und in diese Konstellation stoßen dann in Terminator 2 – Tag der Abrechnung John und Sarah Connor. James Cameron verzichtet darauf, den Jungen als Überflieger zu charakterisieren. Er verfügt zwar über allerlei außergewöhnliche Fähigkeiten und Wissen. Doch am Ende ist er nur ein einfacher Teenager, dem über weite Teile des Films seine Eltern fehlen. Weshalb der T-800 für ihn eine Art Vaterersatz wird, auch wenn der nicht väterlich agiert. Wobei er alles daran setzt, dass der Roboter lernt, was es heißt, ein Mensch zu sein. Er setzt den Prozess in Bewegung, die am Ende dem T-800 quasi sein Herz gibt. Er mag den Roboter und tut alles, um ihn mit seinen Möglichkeiten zu schützen. Und gleichzeitig möchte er seine Mutter befreien, als er die Möglichkeit dazu hat. Auch wenn er zuvor schlecht über sie geredet hat. Denn am Ende vermisst er sie einfach.

Terminator 2

Keine Übermenschen, „nur“ Menschen

Sarah Connor hingegen ist zu Beginn des Films noch im Irrenhaus eingesperrt. Sie versucht, auf verschiedene Art und Weise freizukommen, ehe sie sich auf das besinnt, was sie ebenfalls gelernt hat. Ihr Sohn schildert sie als eine Besessene, von dem Gedanken angetrieben, ihr Kind zum künftigen Anführer des Widerstands auszubilden. Er soll eigenständig sein, weshalb sie ihn, als er sie befreit hat, als erstes ausschimpft, eben weil er sie befreit hat. Doch später wird klar, dass sie für ihn, trotz der düsteren Zukunft, nur das Beste möchte. Weshalb sie sogar soweit geht, um den Erfinder von Skynet zu töten, ohne dass vorher abzusprechen.

Die von Linda Hamilton dargestellte Sarah Connor ist dabei eine komplett andere Person als in Terminator 1. Sie ist nicht mehr die verängstigte junge Frau. Die Traumata jener Geschehnisse haben sie in Terminator 2 – Tag der Abrechnung deutlich härter und selbstständiger gemacht. Die Darstellung ist dabei kein Widerspruch, sondern eine natürliche Weiterentwicklung, angesichts jener vergangenen Geschehnisse.

Und genau wie bei ihrem Sohn wird darauf verzichtet, sie als Übermensch zu charakterisieren, dem alles gelingt. Am Ende leiden beide, zeigen beide Emotionen. Sie vermisst den Vater von ihrem Sohn und kriegt eine Angstattacke, als sie den T-800 wiedersieht. Und er wird als typischer Teenager dargestellt, der nach außen hin sich cool gibt, dann allerdings beim ersten Anblick des T-800, als der seine Schrotflinte hervorholt, in Panik ausbricht. All dies sorgt dafür, dass die beiden Connors für den Zuschauer nachvollziehbare Charaktere bleiben.

Nicht nachdenken, Kopfschmerzalarm

Erst spät im Film stößt dann auch noch Miles Bennett Dyson hinzu. Die ganze Zeit hört man nur von seinen Taten, darüber, dass er Skynet erfunden hat. Seine Auftritte in den ersten beiden Dritteln sind sporadisch, gerade genug, um ihn dem Zuschauer in Erinnerung zu behalten. Und dann im letzten Drittel lernt man ihn schließlich ausführlich kennen.

Dabei zieht James Cameron in Terminator 2 – Tag der Abrechnung alle Register. Er stellt ihn als weltvergessenen Wissenschaftler dar, der an etwas arbeitet, weil es möglich ist, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Gleichzeitig jedoch lernt man ihn auch als liebevollen Familienmenschen kennen. Mit einer liebevollen Ehefrau und zwei Kinder, für die er, nach gut Zureden seiner besseren Hälfte, sogar die Arbeit liegen lässt. Er ist kein Monster, er ist ein Mensch, der die Möglichkeiten hat, sich einen Herzenswunsch zu erfüllen. Auch wenn dieser, ohne dass er es zunächst weiß, den Untergang der Menschheit bedeutet. Am Ende ist es die Familie, die für die Verbindung zwischen ihm und den Connors sorgt, sowie seine Entscheidung, seine Arbeit zu vernichten.

Dabei darf man nicht all zu sehr über die Entstehungsgeschichte von Skynet nachdenken. Denn diese setzt ein Zeitparadoxon voraus. Ohne die Ereignisse von T1 hätte Miles Bennett Dyson nicht die Möglichkeiten, die Voraussetzungen für die Entstehung der späteren KI zu erschaffen. Die allerdings wiederum in ihrem Versuch, die Vergangenheit zu vernichten, sich ja eigentlich selbst schaden würde, aber im Prinzip damit sich selber erschafft. Wie gesagt, besser nicht all zu sehr nachdenken, weil man ansonsten Kopfschmerzen kriegt.

Terminator 2

Er ist cool, Mann!

Was an Terminator 2 – Tag der Abrechnung wirklich exzellent ist, sind weniger die Special Effects. Als vielmehr die Tatsache, dass die ganze Zeit der T-1000 der eigentliche Überlegene ist, der die Handlung kontrolliert. Immer dann, wenn die Protagonisten meinen, sie hätten ihn besiegt, zeigt sich, dass er in Wahrheit immer noch am Leben ist. Er steckt Schüsse weg und regeneriert sich selbst dann, wenn sein gesamter Oberkörper gerade noch so am restlichen Körper hängt. Weshalb der finale Kampf, wo er sogar den T-800 nahezu tötet, umso beeindruckender ist. Man fiebert richtig mit, weil man nicht weiß, wie das gut ausgehen soll.

Und hier kommen dann auch die Special Effects zum Tragen. Der Film war einer der ersten, in denen Computereffekte glaubwürdig eingesetzt worden sind. Die ganzen Morphingszenen des T-1000 sind sensationell. Und unterstreichen das Gefühl des Grusels, den man dabei kriegt. Zu sehen, wie er beispielsweise im finalen Akt sich als Blob in einen Heli reinbewegt, nur um diesen dann zu übernehmen beeindruckt noch heute. Auch wenn man ehrlich sagen muss, dass die Effekte an sich nicht ganz so gut gealtert sind. Aber sie wirken immer noch beeindruckender, als die Stopmotiontricks von Terminator 1.

James Cameron ist mit Terminator 2 – Tag der Abrechnung wirklich der ganz große Wurf gelungen. Er schafft es, Arnold Schwarzeneggers Wunsch, ihn cool wirken zu lassen, in die Realität umzusetzen. Schon allein die Szene, wo er mit einer Minigun ganze Polizeiheerscharen außer Gefecht setzt, erzeugt ein Grinsen.

Ein Must-See

Was man auch durch den Humor kriegt. Wobei dieser behutsam eingesetzt wird. Man amüsiert sich, wenn man mitkriegt, wie der Terminator den Befehl John Connors niemanden zu töten, interpretiert. Doch die Komik drängt sich nie in den Vordergrund, sie dominiert nicht, sondern ist immer nur im Hintergrund ganz sanft aktiv. Sie lenkt nicht von der brachialen Action und den Horrormomenten ab, wie etwa, als man sieht, wie der T-800, sich in den Arm schneidet, um die Fleischhülle abzuziehen.

Terminator 2 – Tag der Abrechnung mag in Sachen Special Effects stellenweise nicht ganz so gut gelungen sein. Doch die gelungene Story, die coolen Charaktere und die brachiale Action gleich das mehr als aus. Der Film war damals ein Must-See und ist es heute immer noch.

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