Darth Vader muss sich gegen mehr als nur einen Attentäter wehren.
Handlungen
Die Titelgeschichte beginnt damit, dass das Imperium einem Bergbauunternehmer neue Vertragsbedingungen aufnötigt. Als dessen Sohn einen Vertreter der Gegenseite attackiert, streckt Darth Vader ihn mit dem Lichtschwert nieder. Der Vater setzt daraufhin mehrere Attentäter auf den dunklen Lord an. Drei sterben bei dem Versuch, Vader zu töten, die anderen fünf stecken ihren Vorschuss ein und suchen das Weite. Erst der neunte Attentäter scheint das Format zu haben, es mit dem Sith aufnehmen zu können.
Vader vereitelt unterdessen einen Anschlag auf den Imperator, der von einem Kult der kopflosen Schlange verübt wird. Dieser Kult hat bereits mehrere Sternenzerstörer im Orbit eines Mondes vernichtet, zu dem Darth Vaders Ermittlungen führen. Mit zwei imperialen Gardisten, die er noch nicht wegen Unfähigkeit hingerichtet hat, landet er auf dem Mond. Einer seiner Begleiter wird von der wilden Fauna des Planeten erwischt, die bereits die kompletten Mannschaften der abgestürzten Sternenzerstörer erledigt hat. Der andere fällt dem Attentäter zum Opfer.
Dieser lässt Vader zunächst in den Tempel des Schlangenkultes ziehen, wo der dunkle Lord erfährt, dass er Teil einer uralten Prophezeiung ist. Einer Prophezeiung, die auf die Ureinwohner des Planeten zurückgeht und von dem Volk, welches sich später dort angesiedelt hat, übernommen worden ist. Vader soll zwei Schlangen erschlagen, welche als Jedi und Imperium gedeutet werden. Eine dritte Schlange soll er zwar köpfen, doch soll diese überleben und er würde die Armee der Anbeter dieser kopflosen Schlange anführen. Er soll der Galaxis die Freiheit bringen, indem er die Ordnung zerstört und Chaos bringt.
Vader denkt jedoch nicht daran, seinen Meister zu verraten und eine Armee von grässlich mutierten Humanoiden anzuführen. Er erfüllt die Prophezeiung nur in so weit, dass er die Führer des Kultes ermordet, worum diese geradezu betteln. Ansonsten ist er jedoch nur an der antiken Waffe interessiert, welche mehrere Sternenzerstörer vom Himmel geholt hat. Er greift sich mit Hilfe der Macht den Kristall im Herzen der Waffe, was eine Kettenreaktion auslöst.
Auf dem sterbenden Planeten muss er sich nur noch ein Gefecht mit dem neunten Attentäter liefern, der jegliche Angebote, die Seiten zu wechseln, ablehnt. Nachdem dieser erledigt ist, fliegt er zurück zu Darth Sidious und überreicht ihm den Kristall, der von größtem Interesse für Moff Tarkins Todessternprojekt ist. Danach muss Vader nur noch eine Sache erledigen: den Auftraggeber der Attentate ausschalten.
In der Bonusgeschichte Vader im Visier sucht der dunkle Lord den bothanischen Informationshändler Jib Kopatha auf, dessen Leistungen zu wünschen übrig lassen. Nachdem der Sith sein Opfer erfolgreich eingeschüchtert hat, bietet ihm eine Falleen die gewünschten Informationen über den Aufenthaltsort der Rebellenflotte an, die sie jedoch gar nicht besitzt. In Wahrheit lockt sie ihn in eine Falle, denn unter Vaders Kommando wurden eine Viertelmillion Falleen auf ihrer Heimatwelt abgeschlachtet.
Rezension von Darth Vader und der neunte Attentäter
Die Hauptstory ist kurz nach Episode III angesiedelt und beginnt vielversprechend. Vader macht sich schnell Feinde, wobei es um sein jüngstes Opfer, den Sohn des Bergbauunternehmers, nicht wirklich schade ist. Zum einen ist dieser ein Sklaventreiber, der die Minenarbeiter aus reinem Vergnügen auspeitscht und es dann auch noch wagt, etwas von „Ehre“ zu faseln, als Vader die Vertragsbedingungen zugunsten der Vertragspartner seines Vaters ändert. Zum anderen ist er selbst schuld, wenn er vor einem Sith einen Angriff auf die andere Delegation startet.
Der Vater ist von dem Tod seines Sohnes derart erschüttert, dass er für seine Rache jeden Preis zu zahlen bereit ist. Allerdings trifft das nicht auf die angeheuerten Attentäter zu. Nachdem drei dran glauben mussten, suchen die anderen das Weite. Der Bergbauunternehmer sucht daraufhin einen Gangsterboss auf einem Sumpfplaneten auf, der ihm einen fähigeren Attentäter vermitteln soll. Als er zunächst nicht eingelassen wird, lässt er seine Söldner die Wachen massakrieren, um sich Zutritt zu verschaffen. Kurz darauf sind jedoch seine Söldner tot, als der gewünschte Attentäter aufkreuzt. Man hätte das gewiss auch anders regeln können, ohne sinnloses Blutvergießen.
Warum der Attentäter den Job schlussendlich doch annimmt, lässt sich nur mit grenzenloser Geldgier erklären. Das vermeintliche Motiv der Gerechtigkeit zieht nicht, da er andernfalls die Sklaven seines Auftraggebers befreien müsste. Überhaupt ist der Attentäter nicht wirklich konsequent und der Unternehmer, der ihn anheuert, glänzt ebenfalls nicht sonderlich durch Intelligenz. So droht ihm der Attentäter, er solle sich nicht umdrehen, da es einen hohen Preis hätte, wenn er ihn ansähe. Prompt dreht sich der Klient um und später sieht man ihn dann ohne Augen und Ohren. Dennoch hält er am Deal fest, so groß ist sein Hass gegenüber Vader.
Kurz darauf macht die Geschichte eine Wendung und es rücken Anschläge des Kultes der kopflosen Schlange ins Zentrum, der erst einen Sternenzerstörer zerstört und dann eine Bombe unter Palpatines Thron platziert. Nur dank Vaders Eingreifen überlebt sein Meister. Der Schüler beschuldigt umgehend die Leibgarde des Imperators, versagt zu haben, was für die zwei Anwesenden den sofortigen Tod nach sich zieht. Als weitere Gardisten eintreffen, bittet ein weiterer demütig um Enthauptung und der dunkle Lord erfüllt ihm diesen Wunsch. Von den restlichen sollen zwei Palpatine in Sicherheit bringen, zwei andere begleiten Vader auf seiner Mission, den Schlangenkult ausfindig zu machen.
Unterwegs begegnet Vader einem weiteren Selbstmordattentäter, welcher ironischerweise einen Angriff des neunten Attentäters vereitelt. Der ist zwischenzeitlich zu einem reinen Beiwerk degradiert worden und spielt keine größere Rolle als die Monster, die Vader am Zielort beiläufig niedermetzelt. Der neue Plot um den Schlangenkult hat nunmehr Priorität, weshalb der Attentäter sein Opfer ungehindert in den Tempel spazieren lässt. Dies kommentiert er dann noch unnötigerweise mit den Worten: „Gönn dir dein Abenteuer.“
Dieses Abenteuer erinnert an eine Episode der Netflix-Serie Inside Job. Es geht um einen unterirdisch lebenden Kult, der von Kapuzenträgern geleitet wird. Obwohl der Comic schon deutlich älter ist, fühlt man sich an die mysteriösen Roben erinnert. Die an irdische Geheimbünde erinnernde Symbolik im Tempel tut ihr Übriges. Das alles will nicht so recht zu Star Wars passen, welches mit dem Sith-Kult bereits eine eigenständige Mythologie kreiert hat. Man fühlt sich eher wie in einem Indiana-Jones-Comic.
Obendrein wird nicht erklärt, warum das Volk der Schlangenanbeter so grauenvoll mutiert ist. Es lässt sich höchstens mutmaßen, dass dies etwas mit der Energiequelle der Waffe zu tun hat, die von den Meistern durch Gedankenkraft gesteuert wird. An dieser Waffe ist Darth Vader sehr interessiert und den Kyberkristall in ihrem Zentrum sichert er für das Todessternprojekt. Als Ursprungsstory für den Todessternlaser ist dieser Plot jedoch ungeeignet, da selbiger sich bereits im Bau befindet. Die Technologie für den Superlaser existiert also längst und es gibt in der Galaxis noch mehr Kyberquellen. Der Comic beißt sich mit dem offiziellen Kanon und gehört daher völlig zu recht zu den Legends.
Doch nicht einmal in sich funktioniert die Story, die immer krudere Ausmaße annimmt. So bricht auf dem Mond nach dem Entfernen des Kristalls das vom Schlangenkult gewünschte Chaos aus. Dummerweise fällt das gesamte Volk diesem zum Opfer. Und das in einem atemberaubendem Tempo, denn nur wenige Momente später brechen rund um den Tempel Vulkane aus. Kurz darauf explodiert die Welt wie der Genesis-Planet aus Star Trek III – Auf der Suche nach Mr. Spock.
Das Ganze ist so offensichtlich geklaut, dass sogar der Bossgegnerkampf zwischen Vader und dem neunten Attentäter an Kirks Gerangel mit dem Klingonen Kruge erinnert. Vader reicht dem Attentäter dabei die Hand, welche dieser ausschlägt, um kurz darauf zu sterben. Jedoch nicht durch einen Sturz in Lava, sondern durch das Lichtschwert des dunklen Lords. Im Gegensatz zu Star Trek III ist dieses Zwischenfinale deutlich unglaubwürdiger, da der Mond weitaus schneller zerfällt als der Genesis-Planet. Allein dieses Tempo ist schon ein Problem, aber dass der Prozess dann noch pausiert, um den Kampf zu ermöglichen, ist der Gipfel. Ebenso die Lava, durch die Vader mit dem Raumschiff des Attentäters fliegt, ohne dass das Vehikel dabei Schaden nimmt.
Leider ist das noch nicht das Ende der Absurditäten. Es gibt da nämlich etwas, das Vader nicht weiß. Sein Meister hat alles inszeniert, um ihn einer Prüfung zu unterziehen. Ernsthaft? Palpatine opfert mehrere wertvolle Sternenzerstörer und seine halbe Leibgarde, nur um Vader auf einen Mond zu locken, um ihm was anzubieten? Die Wahl zwischen Ordnung und Chaos? Einer der wichtigsten Motive für Anakin Skywalker, sich der dunklen Seite anzuschließen, war sein Wunsch, der Galaxis Ordnung zu bringen. Wie wahrscheinlich wird es da wohl sein, dass er sich einem Chaoskult anschließt?
Weiterhin stellt sich die Frage, ob die Felsmalereien, die Vader im Zentrum einer Prophezeiung gezeigt haben, echt oder Teil der Inszenierung waren? Wenn Letzteres der Fall wäre, hätte Palpatine das gesamte Volk der Schlangenanbeter in seine Pläne einbeziehen müssen, denn die leben dort schon seit Generationen und hätten es mitbekommen, wenn jemand Fremdes ihre Wände bepinselt. Die Geschichte ist so unfassbar unausgegoren, dass man sich permanent die Haare raufen möchte.
Zumindest optisch macht der Comic aber durchaus was her. Die Zeichnungen haben einen solch irrsinnigen Detailgrad, dass man länger auf den Seiten verharrt, als es für die dünne Story nötig wäre. Egal ob der Bergbaupalast auf dem Eisplaneten oder die Sternenzerstörer des Imperiums – alles sieht hervorragend aus! Im Übrigen sind diesmal korrekterweise Sternenzerstörer der republikanischen Venator-Klasse gezeichnet worden, denn die Geschichte spielt kurz nach dem Fall der Republik.
Die Charaktere sind ebenfalls gut getroffen, sowohl der Faltenwurf der Kleidung als auch die Rüstungen der Sturmtruppen können überzeugen. Gleiches trifft auf die Umwelt des Mondes zu. In Sachen naturgetreue Darstellung sind auch die etwas weniger appetitlichen Details zu erwähnen. Als sich der Auftraggeber mit einer abgehackten Hand Zutritt zur unterirdischen Anlage des Gangsterbosses verschafft, sind an der Schnittkante Knochen und Muskeln sehr detailliert dargestellt. Man fühlt sich an die medizinischen Skizzen von Leonardo daVinci erinnert.
Für den Gangsterboss hat man sich übrigens eine neue Spezies einfallen lassen, deren Vertreter wie Dämonen aus der Hölle aussehen und obendrein in einer unterirdischen Höhle hausen. Hier macht sich bemerkbar, dass Stephen Thomson in der Vergangenheit schon Comics zu Clive Barkers Hellraiser gezeichnet hat. Leider wirkt das hier völlig deplatziert, denn es handelt sich eben um einen Star-Wars-Comic und da haben Dämonen nichts zu suchen. Für die Rolle des Gangsterbosses hätte ebenso ein Hutt getaugt. Zumal der Teufel am Ende Darth Vader hoffnungslos unterlegen ist. Was ist denn das für eine Aussage?
Wenigstens an der Koloration gibt es nichts auszusetzen. Die ist sehr naturalistisch und besticht durch hervorragende Leucht- und Glanzeffekte. Die Beleuchtung insgesamt ist ebenfalls gelungen. Wie bereits erwähnt, wird hier einiges fürs Auge geboten. Nur leider macht das die dünne Story nicht wirklich wett.
Rezension von Vader im Visier
Die Bonusgeschichte hat keinerlei Bezug zur Titelstory und spielt obendrein deutlich später, denn es wird sowohl die Zerstörung des Todessterns als auch das Durchbrechen der Blockade um Hoth durch die Rebellen erwähnt.
Im Gegensatz zur Hauptgeschichte sind hier erfreulicherweise die Motive aller Charaktere nachvollziehbar. Die Falleen haben guten Grund, an Darth Vader Rache zu nehmen, denn unter seinem Kommando hat das Imperium auf ihrem Heimatplaneten grausame Biowaffenexperimente vorgenommen. Ob es dabei um die Pheromone der Falleen ging, mit denen sie ihre Gegenüber gefügig machen können, wird allerdings nicht erwähnt. Jedenfalls sollten die Experimente anschließend vertuscht werden, wozu eine ganze Stadt in Grund und Boden bombardiert wurde, was eine Viertelmillion Falleen das Leben kostete.
Selbstverständlich ist von vornherein klar, dass das Attentat auf Vader zum Scheitern verurteilt ist, denn sein Schicksal ist schließlich aus Episode VI bekannt. Nichtsdestotrotz eröffnet der Comic weitere Einblicke in die Verbrechen des Imperiums und verdeutlicht damit die Gründe für die wachsende Rebellion. Überraschend lässt Vader am Ende den bothanischen Informationshändler unbehelligt, was interessant ist, da es später die Bothaner sein werden, welche die Informationen über den Bau des zweiten Todessterns an die Rebellen-Allianz weitergeben.
Verpackt ist die kurzweilige Handlung in atemberaubende Bilder. Die Linienführung ist etwas dezenter als üblich, was dem Detailgrad jedoch keinen Abbruch tut. Der ist enorm, wobei vor allem die Lambda-Fähre und die Asteroidenkolonie positiv hervorstechen. Die Charaktere sehen ebenfalls klasse aus und auch der Faltenwurf der Kleidung stimmt. Abgerundet wird alles durch eine exzellente Farbgebung, die nicht mit Leucht- und Glanzeffekten spart. Vor allem das Funkeln des Goldschmucks ist sehr realistisch.
Fazit
Storytechnisch kann die Titelgeschichte nicht überzeugen, dafür grafisch umso mehr. Bei der Bonusgeschichte ist schließlich alles im grünen Bereich, was zumindest etwas für die erste Story entschädigt. Erschienen ist Darth Vader und der neunte Attentäter u. a. als hochwertiger Hardcover-Band mit der Nr. 26 in der Star Wars Comic-Kollektion. Dieser enthält einen kurzen Artikel über den Fortschritt der CGI-Effekte zwischen Episode I und II, wobei der Fokus auf Yoda gelegt wird. Dieser wurde zuvor durch eine Puppe verkörpert und erst für Angriff der Klonkrieger digitalisiert.
Störend sind bei dieser Ausgabe wieder einmal die Papierschnitzel auf einigen Seiten. Man erkennt ganz genau, welche Seiten beim Beschnitt nicht ausreichend getrocknet waren, denn sie sehen an den Rändern wie Streuselkuchen aus. Einige der Papierschnitzel sind gar derart groß, dass sie sich ins Papier eingeprägt haben.
Info
Autoren: Tim Siedell & Ron Marz
Zeichner: Stephen Thompson, Iván Fernández & Brian Ching
Farben: Michael Atiyeh & Brad Anderson
Verlag: Panini
Sonstige Informationen: Produktseite
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