Mit Projekt Full Circle beginnt für die Star Trek Voyager-Romanreihe eine neue Ära.
Die Rückkehr in den Delta-Quadranten
Lange Zeit hatte sich B’Elanna Torres vor diesem Moment gefürchtet. Doch nun ist es soweit: Eine Sekte fanatischer Klingonen hat ihre Tochter Miral entführt, weil sie das Kind aus einer Prophezeiung ist. Sie macht sich an die Verfolgung dieser Fanatiker und erhält schon bald die Unterstützung all ihrer Kameraden und Freunde in Form der U.S.S. Voyager und deren alter wie auch neuer Besatzung.
Einige Zeit nach diesen Ereignissen hat sich vieles geändert. Die Borg haben den Alpha-Quadranten angegriffen, es sind jede Menge Menschen gestorben und die Föderation treibt einen wagemutigen Plan voran. Eine Flotte von Schiffen, ausgestattet mit dem Quantenslipstreamantrieb soll zurück in den Delta-Quadranten reisen und diesen erforschen, sowie gleichzeitig überprüfen, ob die Borg auch wirklich nicht mehr existieren. Mit dabei ist ebenfalls die Voyager…
Projekt Full Circle markiert eine Wende in der Star Trek – Voyager-Romanserie. Nachdem Christie Golden vier Romane lang erzählte, was mit der Mannschaft und dem Schiff nach der Rückkehr aus dem Delta-Quadranten geschah, übernimmt jetzt Kirsten Beyer das Steuer. Die Autorin habe ich bereits in meiner Rezension zu Architekten der Unendlichkeit Buch 1 vorgestellt. Wer sich also an Spoilern nicht stört, der kann dort gerne mehr über sie erfahren.
Ein letztes Mal Gestern, das erste Mal Morgen
Die Autorin kleckert dabei nicht, sie klotzt ran. Das Buch ist ein 617 Seiten starkes Werk. Und die Schriftstellerin weiß den Umfang perfekt auszunutzen. Nicht nur schreibt sie ein würdiges Finale der Christie Golden-Ära. Ebenso geht sie auf andere Ereignisse des Litverse ein, um dann am Ende die Handlungselemente voranzutreiben, die ihre Romane in Zukunft bestimmen werden.
Was damit gemeint ist, ist, dass Projekt Full Circle in drei Teile aufgeteilt werden kann. Im ersten Teil, der grob eine Hälfte ausmacht, nimmt sie zahlreiche Plotfäden auf, die Christie Golden in ihren Romanen angefangen hat und führt sie zu Ende, bzw. baut daraus etwas Eigenes. So nimmt sie sich beispielsweise der Prophezeiung an, mit der sich B’Elanna in den letzten Bänden herumgeschlagen hat, eskaliert diese und nutzt dies gleichzeitig dazu, um noch einmal die Charaktere darzustellen, die diese Ära geprägt haben. Alle Figuren, darunter auch Admiral Janeway und der Trill-Arzt Jarem Kaz, kommen vor und erleben ein letztes Mal ein gemeinsames Abenteuer.
Dass dies auch ein Abschiednehmen ist, merkt man dann im zweiten Teil, der den Mittelteil des Romans ausmacht. Hier arbeitet die Autorin all die Ereignisse auf, die dem Cast der Voyager im restlichen Litverse widerfahren sind. Sie thematisiert den Tod von Kathryn Janeway in Heldentod ebenso wie auch die Vorkommnisse der Destiny-Trilogie. Gleichzeitig nutzt Kirsten Beyer diese Geschehnisse, um den dritten und letzten Teil von Projekt Full Circle vorzubereiten.
Eine Krise, die wehtut
Im dritten Abschnitt geht es um die Rückkehr der Voyager in den Delta-Quadranten, beziehungsweise die Vorbereitung dafür. Denn natürlich werden in dem Roman alle möglichen Bedenken geäußert. Ebenso wie es auch Misstrauen gibt.
Treibende Personen hinter diesem Vorhaben sind Captain Afsarah Eden und ihr Ex-Mann Admiral Willem Batiste. Zwei wichtige Figuren, die für die Voyager-Reihe in Zukunft noch von Bedeutung sein werden. Sie ist es, die die ursprüngliche Idee hatte und auch an der Umsetzung beteiligt ist. Er hingegen wirkt wie ein Störfaktor, der vor allem der alten Voyager-Besatzung jede Menge Misstrauen und teilweise sogar Paranoia entgegenbringt. Es wird sicherlich interessant sein, zu sehen, wie die Dinge sich mit diesen beiden noch entwickeln werden.
Doch auch die alten Figuren werden nicht vergessen. So durchlebt Chakotay eine emotionale Krise, weil seine Liebe Kathryn Janeway gestorben ist. Zu lesen, wie er sich von allem abwendet, was ihm einst etwas bedeutete, tut in der Seele weh, eben weil Kirsten Beyer seine Trauer so glaubwürdig darstellt. Und auch Seven of Nine hat ihre Probleme. Sie hat sich nicht den Caeliar angeschlossen und scheint schizophrene Anfälle zu haben, in denen sie mit ihrem früheren Namen angesprochen wird. Eines haben diese Plots gemeinsam: Sie entwickeln sich nicht vorhersehbar!
Probleme
Im Prinzip ist Projekt Full Circle eine willkommene Abwechslung im Vergleich zu den Geschichten von Christie Golden. Alles wirkt lebendiger, leibhaftiger und interessanter. Wenn der Roman ein Manko hat, dann ist es ein Pacing-Problem, welches aus der merkwürdigen Aufteilung der Erzählung resultiert. Im Grunde genommen wurden hier zweieinhalb Bücher in einen Band gequetscht und das merkt man der Geschichte stellenweise an. Es wäre besser gewesen, wenn man den ersten und den letzten Teil der Story in jeweils separate Romane ausgegliedert hätte.
Übrigens unbedingt das Interview von Julian Wangler mit der Autorin lesen, welches im Anhang des Buches ist.
Bewertung 12/15
Autor: Kirsten Beyer
Titel: Star Trek – Voyager 05: Projekt Full Circle
Originaltitel: Star Trek – Voyager: Full Circle
Übersetzer: Andrea Bottlinger
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 10/2014
Einband: Taschenbuch
Seiten: 660
ISBN: 978-3-86425-422-2
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