Chakotay nimmt ein Shuttle, um das Pakra durchzuführen, ein altes indianisches Ritual, wo er allein über den Tod seines Vaters trauert. Dabei kommt er unbeabsichtigt in Raumgebiet der Kazon, welche einen jungen Kazon aussenden, der Chakotay im Rahmen eines Ritus töten soll, damit er seinen Ogla-Krieger-Namen verdient.

Dunkle Wahrheiten

Der Namenlose ist eine dieser Folgen, die dich mit einem Paukenschlag in die Tiefe ziehen. Nicht, weil es besonders actionreich wäre, sondern weil sie etwas mit dir macht – sie hinterfragt, was es bedeutet, ein Individuum zu sein. Ein herrenloser Kazon wird bewusstlos auf der Voyager gefunden. Klingt erstmal wie ein klassischer Star Trek-Aufhänger: Fremder an Bord, Konflikt vorprogrammiert. Doch die Episode geht tiefer. Viel tiefer.

Neelix (Ethan Phillips) entdeckt sofort die Tragweite des Problems. Der Kazon hat keinen Namen, keine Identität. In der Kazon-Kultur bedeutet das, dass er ein Ausgestoßener ist – und damit quasi wertlos. Janeway (Kate Mulgrew) ist sofort klar, dass der junge Mann, den die Crew Jonas tauft, mehr als nur ein Fundstück ist. Es geht um Moral, um Werte. Und – typisch für Voyager – um die Frage: Was tun wir mit einem Fremden, der nach unseren Maßstäben Hilfe braucht, aber nach seinen vielleicht gar keine will?

Jonas und das Dilemma

Der Namenlose lebt und stirbt mit Jonas (Patrick Kilpatrick). Der Kazon-Ausgestoßene ist eine tragische Figur. Ohne Familie, ohne Zugehörigkeit, ohne Ziel. Kilpatrick gibt Jonas eine verletzliche Stärke, die dich als Zuschauer auf seiner Seite wissen lässt, obwohl du spürst, dass da mehr unter der Oberfläche brodelt.

Das Zusammenspiel mit Chakotay (Robert Beltran) funktioniert besonders gut. Der ehemalige Maquis und der ausgestoßene Kazon haben überraschend viel gemeinsam, was die Folge subtil und ohne Pathos vermittelt. Beide sind auf der Suche nach einem Platz in einer Welt, die sie nicht versteht.

Die großen moralischen Fragen stellt natürlich Janeway. Ihre Diskussionen mit Tuvok (Tim Russ) und Torres (Roxann Dawson) gehören zu den Highlights der Folge. Hier spürt man, wie schwer es ist, moralische Entscheidungen zu treffen, wenn man in einem völlig fremden Raum agiert.

Technik, Trivia und Eastereggs

Die Inszenierung der Kazon-Kultur ist eine der großen Stärken der Episode. Zum ersten Mal wird gezeigt, wie hierarchisch und brutal sie wirklich ist. Das Design der Kazon-Schiffe und ihrer Kleidung lässt subtile Parallelen zu den Klingonen der Originalserie erahnen – nur ohne die Ehre. Interessant ist, dass das Drehbuch ursprünglich mehr über Jonas‘ Herkunft erzählen wollte, aber diese Szenen wurden aus Zeitgründen gestrichen.

Und dann ist da das Shuttle. Natürlich landet ein Außenteam auf einem Planeten – was wäre eine Voyager-Folge ohne Shuttle-Mission? Aber hey, wenigstens stürzt diesmal keins ab! (Ein kleines Wunder in der Serie.)

Ein nettes Detail: Die Kazon sprechen mehrfach vom „Geist der Voyager“ – eine Referenz, die ein bisschen an die „Geistergeschichten“ erinnert, die in Star Trek VI: Das unentdeckte Land über die Klingonen erzählt wurden.

Fazit

Der Namenlose ist eine nachdenkliche Folge, die mit einem starken Gastcharakter und relevanten moralischen Fragen überzeugt. Auch wenn sie ein paar erzählerische Schwächen hat, bleibt sie eine der besseren Kazon-Episoden und erinnert uns daran, dass Voyager immer dann glänzt, wenn es um das Menschsein in all seinen Facetten geht.

 


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Warpskala

Warpskala
8 10 0 1
8/10
Total Score

Positiv

  • Patrick Kilpatrick verleiht Jonas eine glaubhafte emotionale Tiefe
  • Spannende Einblicke in die Kazon-Kultur
  • Moralische Konflikte, die typisch für Star Trek sind und zum Nachdenken anregen

Negativ

  • Einige Nebencharaktere, wie Neelix oder Paris, bekommen kaum etwas zu tun
  • Die Kazon bleiben trotz der Einblicke klischeehafte Schurken
  • Die Auflösung wirkt etwas zu sauber und konfliktfrei

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