Achtung. Dieser Beitrag enthält Spoiler zu Star Trek Voyager. Bitte nicht weiterlesen, wenn ihr die Serie noch nicht gesehen habt.

Es ist noch nicht lange her, da erwähnte Jonathan Frakes auf einer Con, dass sich Voyager wie TNG light angefühlt hat, so berichtet IGN.

Seine Aussage deckt sich erstaunlich eng mit meiner Wahrnehmung der Serie, aber immer schön der Reihe nach. Die Crew der Voyager strandet im unerforschten Delta-Quadranten und tritt eine lange Heimreise an. Dabei gibt es natürlich viel zu entdecken.

Star Trek VoyagerDie Uniformen

Star Trek Voyager bietet die Uniformen, die mit Deep Space Nine eingeführt wurden. Dies ist zwar irgendwo konsequent, aber zu der Zeit, zu der die Voyager aufbricht, trägt nur Sternenbasispersonal diese Version der Uniform. Als Captain Sisko im Laufe der vierten Staffel von Deep Space Nine kurzzeitig einen Posten auf der Erde übernimmt, wechselt er zurück auf die TNG-Version die er auch schon im Pilotfilm trug. Lustigerweise ist während des Films „Treffen der Generationen“ ein regelrechtes Uniform-Wirrwarr an Bord der Enterprise. Teile der Crew tragen die alte TNG-Version, andere Crewmitglieder aber die DS9/Voyager-Version.

Immerhin: Die Uniform ändert sich nicht, auch nicht, nachdem sie Kontakt mit dem Alpha-Quadranten haben und über das neue Design, welches in „Der erste Kontakt“ eingeführt wurde, informiert sind. Warum auch Ressourcen verschwenden, wenn die Uniformen noch tauglich sind?

Das Schiff

Die USS Voyager weicht vom klassischen Schiffdesign ab, ebenso wie bereits die USS Defiant in Deep Space Nine. Diese neue Form gibt ihr ein schnittigeres Aussehen und die Möglichkeit auf Planeten zu landen. Die Intrepid-Klasse zu der die Voyager gehört ist neu, eine andere Form als die bisherigen ist also nachvollziehbar. Als kleines Gimmick stellt die Voyager beim Beschleunigen auf Warp die Antriebsgondeln, die nicht mehr so groß ausfallen wie bei den vorherigen Raumschiffen, auf. Macht nicht viel Sinn, sieht aber nett aus.

Star Trek VoyagerDie Technologie

Die Technologie der Voyager ist natürlich fortschrittlich, aber nachvollziehbar weiterentwickelt von dem, was wir aus DSN und TNG kennen. Die Voyager bekommt gelegentlich ein Upgrade, aus der Zukunft, von einer fremden Spezies oder durch die Ingenieure selbst. So wird ein Shuttle gebaut, welches transwarpfähig ist um zu erforschen, ob man auf diesem Weg schneller ans Ziel kommt. Star Trek Voyager ist die Serie mit dem höchsten Technobabble, was bei manchen Technologien aber wenig Sinn macht. Der absolute Höhepunkt ist das Holodeck – dieses hat eine andere Energiematrix als der Rest des Schiffes und kann deshalb nicht abgeschaltet werden, bzw. eine Abschaltung würde nichts bringen, da die anderen Systeme die gesparte Energie nicht nutzen können. Denken wir da mal eine Sekunde drüber nach. Ja, den Konstrukteuren der Voyager war es wichtiger, dass die Crew im Notfall noch mal kurz auf das Holodeck kann, statt Luft zum Atmen zu haben. Wie sollte überhaupt eine andere Energiematrix aussehen? Ist das sowas wie Diesel und Benzin?

Die Charaktere

Wir nehmen ein Sternenflottenschiff, die Besatzung eines Maquis-Schiffes und zwei Außerirdische und haben unsere Crew. Das klingt erstmal sehr vielversprechend, aber leider bleiben neben dem Captain die Figuren recht blass. Augerechnet Robert Picardo als MHN bekommt die größte Charaktertiefe und brilliert in seiner Rolle ein ums andere Mal. Mit Beginn der dritten Staffel wird dann auch noch die befreite Borgdrohne Seven of Nine eingeführt, die ab diesem Zeitpunkt ein wesentlicher Punkt der Handlung ist. Auch sie ist zu Beginn recht „unmenschlich“, ähnlich wie der Doktor, legt aber eine interessante Entwicklung hin. Wie ich schon sagte, andere bleiben dafür aber eher blass. Harry Kim wechselt das Instrument das er spielt, Chakotay war mal Boxer (und bekommt dafür eine ganze Folge spendiert) und Tom Paris heiratet B’Elanna Torres, wird degradiert und wieder befördert und Tuvok hat mal unter Captain Sulu gedient.

Ab der Hereinnahme von Jeri Ryan als Seven wird Voyager mehr und mehr zu einer Two-Women-Show, denn die Handlung tragen fast nur noch Captain Janeway und Seven. Wäre die Rolle der Janeway nicht so super dominant geschrieben, dann wäre das vielleicht sogar was Gutes – aber an Bord der Voyager wird genau das gemacht, was der Captain sagt – egal wer ihr seine Bedenken äußert, sie ignoriert diese und macht ihr Ding. Das ist eine Charaktereigenschaft, die man eher einer männlichen Rolle zuschreiben würde. Für das, was Captain Janeway innerhalb des Star-Trek-Franchises repräsentiert, sind „typisch männliche Charaktermerkmale“ absolut hinderlich.

Star Trek VoyagerDie Aliens

Das alte Prinzip „Neuer Planet, neues Volk, neues Problem“ kann man in Star Trek Voyager natürlich sehr ausreizen, da der gesamte Quadrant nicht erforscht ist. Manche der Völker, wie die Kazon, trifft man auch öfter im Verlauf der Serie. Das ermöglicht viele neue Rassen, exotische Orte und Gesetze aber leider auch wenig Background zu den einzelnen Völkern. Am selben Problem litten fast alle anderen Star Trek Serien auch, einzig DS9 bot zu fast allen Völkern immensen Background an, nicht nur zu den wichtigeren. Zur eigentlichen Crew gesellen sich dann auch noch zwei „ortsansässige“ Aliens, Kes die Ocampa und Neelix der Thalaxianer. Beide bleiben ebenfalls sehr eindimensional für einen festen Bestandteil der Crew – und warum zwei „Deltabewohner“ in den Alphaquadranten fliegen wollen wird auch nie wirklich geklärt.
Die Involvierung der Borg war unausweichlich, denn immerhin ist der Delta-Quadrant ihre Heimat, aber in Voyager werden die Borg quasi totgeritten. Mehrere Mitglieder der Crew werden z.B. assimiliert, aber die Voyager war darauf vorbereitet. Immerhin, mit Spezies 8472 kommt ein neues interessantes Volk dazu.

Die Story

Voyager hat als erste Star Trek Serie ein klares Ziel vor Augen – die Rückkehr ins Gebiet der Föderation. Es borgt sich also die Idee mit der durchlaufenden Handlung vom direkten Vorgänger DSN und kombiniert es mit der Vielfalt von TNG. Prinzipiell ein gutes Konzept, es scheitert aber leider daran, dass viele Handlungen einfach zu schnell ins Belanglose abdriften. Nehmen wir als Beispiel mal das direkte Problem mit der Maquis-Crew. Es macht ja Sinn, dass diese sich im Laufe der Zeit integrieren und auch Schlüsselrollen besetzen, nur lief das Ganze zu reibungslos ab. Der Captain eines fremden Schiffes gibt den Befehl den einzig bekannten Weg nach Hause zu zerstören, weil Oberste Direktive. Streng genommen war diese Aktion selbst aber ein Verstoß gegen die Oberste Direktive. Der Maquis ist daran aber nicht gebunden und so hätte man die Serie mit einem viel größeren Knall beginnen lassen können. Der Konflikt zwischen Maquis und Sternenflotte hätte einiges an Potential gehabt, welches nicht mal im Ansatz ausgeschöpft wurde. Erst in der siebten (!) Staffel kommt es zur Rebellion, allerdings durch einen Schläferagenten.

Dazu gesellt sich das Problem, dass die Handlungen selten Konsequenzen für die Crew haben. Sogar „Ein Jahr Hölle“ reicht der Voyager nicht um bleibende Spuren bei der Crew zu hinterlassen. So wird am Ende von vielen Folgen einfach der Resetknopf gedrückt, was in Anbetracht der immensen Anzahl an Zeitreisen und Alternativuniversen regelrecht einfach fällt.

Star Trek VoyagerDie Erzählweise

Die Voyager ist auf dem Weg nach Hause. Diese „Haupthandlung“ schwingt immer leicht im Hintergrund mit, tritt aber nur sehr selten in den Vordergrund – all zu oft trifft man auf irgendein Phänomen, auf einen Besucher aus der Zukunft oder eine Krise, bei der man aushelfen kann. Dass dabei die Voyager ein ums andere Mal in Gefahr gerät, geschenkt. Was sind schon Ressourcen, wenn man doch zwei verfeindeten Völkern helfen kann, den brüchigen Frieden zu retten? Auch der Verlust von Shuttles, Torpedos oder Crewmitgliedern scheint hier niemanden zu stören, denn die Crewstärke schwankt wie sie möchte. Zu Beginn heißt es mal 141 Crewmitglieder, von denen ein Dutzend stirbt, dann aber die Maquiscrew und Neelix und Kes aufgenommen werden. In einem Zeitsprung redet Janeway aber von 153 Mitgliedern zu Beginn. Trotzdem ist aber Personalmangel immer mal wieder ein Thema.

Die Serie bietet einige tolle Episoden, die aber thematisch schon alle mal durchgekaut wurden. Der Rest ist zwar zu einem guten Teil solide SciFi-Kost, aber leider fehlt diese eine „spezielle Zutat“ daraus auch eine solide Trek-Kost zu machen. Man fährt die gesamte Serie über die „Nummer Sicher“ Schiene, ohne solche Folgen wie The Visitor, The Measure of a Man, oder Dear Doctor.

Das Finale passt dann sehr zur Serie. Janeway entscheidet in der Zukunft, dass die Opfer, die sie gebracht haben und noch bringen (Tuvok schwer erkrankt, Seven tot) zu viel sind. Sie beschließt eine Zeitreise in die Vergangenheit und überzeugt ihr jüngeres Ich, gegen die oberste temporale Direktive zu verstoßen, sie selbst bleibt zurück und hält die Borg auf. Warum sie genau an diese Stelle zurückreist und nicht schon viel früher, ist ein Rätsel, denn sie hätte sehr einfach die Sternenflotte vor dem Abflug warnen können – auch Tuvok. Es gibt da auch keine wirkliche Erklärung für. Immerhin sind schon im Piloten einige an Bord der Voyager gestorben – die waren wohl nicht so wichtig wie Seven of Nine.

Fazit

Ich war von der Grundidee so begeistert, dass ich mir den Pilotfilm in der Videothek holte, als er dort verfügbar war. Und dieser überzeugte mich damals auch ganz gut, allerdings war ich da auch gerade mal 17. Heute, 23 Jahre später, sehe ich die Serie anders. Tolle Unterhaltung, keine Frage, aber die Episoden sind zu austauschbar und hätten so auch in anderen Serien/Franchises spielen können. Star Trek im Namen und ein Sternenflottenschiff machen einen Film oder eine Serie eben noch nicht zu dem, was Star Trek eigentlich ist. Hier wird zwar der Weltraum erforscht, aber weniger unsere Gesellschaft an sich. Schauen wir uns aber mal die ersten zehn Kinofilme und alle Serien von „Star Trek 1.0“ an, wird schnell deutlich, was der Kern von Star Trek ist. Das kommt hier wie gesagt eigentlich nie zum Vorschein und wenn, dann haben wir dieses schon einmal gesehen.

 

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Marco Golüke

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