Heimtückische Kräfte arbeiten in Schatten daran, einen Krieg zwischen der Föderation und dem Typhon Pact zu provozieren.
Erst mal kräftig durchatmen
Deep Space Nine ist zerstört. Eine Kombination von Bomben an Bord der Raumstation sowie der Angriff von drei Schiffen des Typhon Pacts sind die Ursache dafür. Es konnten zwar viele Leben gerettet werden. Doch ebenso viele sind bei der Vernichtung zu Tode gekommen.
Benjamin Sisko begibt sich mit der Defiant in den Gamma-Quadranten, um herauszufinden, ob das Dominion seit Neustem mit dem Typhon Pact zusammenarbeitet. Dort angekommen erwartet sie schon Odo, der als Vertreter des ehemaligen Föderationsfeindes seinen einstigen Vorgesetzten beruhigen kann. Und gemeinsam finden sie den wahren Plan der Aggressoren heraus, der eine Bedrohung für das Machtgefüge im Alpha- und Beta-Quadranten darstellt.
Wenn man David R. George IIIs Schatten durchhat, wird man erst mal kräftig durchatmen müssen. Dem Autor gelingt nicht nur ein adäquater Abschluss der Ereignisse von Heimsuchung. Ebenso schafft er es, einen Roman zu schreiben, der den Leser eine Achterbahn der Gefühle durchlaufen lässt.
Nicht bloß einfache Vehikel
Zunächst einmal knüpft er an den Cliffhanger des vorherigen Buches an. Er bestätigt, dass Deep Space Nine nicht mehr ist. Die so markante Raumstation, die eines der Merkmale von Star Trek war, wurde durch eine Kombination von Bomben und einem Angriff von Schiffen des Typhon Pacts vernichtet. Das ist ein Schock, den man als Leser erst mal verdauen muss.
Man muss dabei bedenken: Die Schiffe und Raumstationen von Star Trek sind nicht nur einfache Vehikel. Sie sind Teil des Ensembles. Charaktere, die ein wichtiger Bestandteil des Casts sind. Ohne diese Elemente fehlt den Serien etwas. Weshalb die Vernichtung beispielsweise einer Enterprise-D oder eben in diesem Fall von Deep Space Nine ein Fanal ist. Ein Zeichen dafür, dass hier eine Zeitenwende stattfindet.
Das ist in Schatten definitiv der Fall. Der Roman zeigt eindrucksvoll die Stärken und Schwächen des Typhon Pacts, was passiert, wenn die jeweiligen Völker zusammenarbeiten und was geschieht, falls in Wahrheit einzelne versuchen, einen eigenen Vorteil für sich zu erarbeiten. Passiert Ersteres kann der Föderation geschadet werden, wie man anhand des Austritts von Andor aus diesem Sternenbündnis sehen kann. Fällt Letzteres vor, zerfällt jeglicher guter Plan in seine Einzelteile und die Mitglieder der Sternenflotte haben eine Chance, ihrerseits einen Vorteil zu kriegen.
In Würde Abschied nehmen
Dementsprechend nervenzerreibend ist die Darstellung der Ereignisse, in denen es darum geht, die Hintergründe hinter der Zerstörung von Deep Space Nine aufzuarbeiten. Was man hier liest, ist ein Katz und Maus-Spiel auf interstellarer Ebene. Auf der einen Seite Benjamin Sisko mit der Defiant und Odo. Auf der anderen Seite Sela vom romulanischen Imperium, das Bauteile des Slipstream-Antriebs aus dem Gamma-Quadranten entwendet hat und versucht, damit in das Gebiet seiner Heimat zu gelangen. Was natürlich verhindert werden muss, da der Antrieb einer der wenigen Trümpfe der Föderation ist.
David R. George III zeigt dabei in Schatten, dass Sela ohne das Wissen ihres politischen Führers handelt. Der neue romulanische Prätor wird vor bloße Tatsachen gestellt und muss jetzt gucken, wie sie darauf reagiert. Was sie deshalb anschließend macht, ist umso beeindruckender. Anstatt die Aktionen der beiden Abtrünnigen hinzunehmen, unternimmt sie ein unglaubliches Manöver, um einen Krieg zwischen ihrem Reich und der Föderation zu verhindern. Ob mit Erfolg muss man in diesem Roman lesen.
Doch nicht nur die Haupthandlung ist fantastisch. Auch die Nebenhandlungen gefallen. Vor allem der Tod von Elias Vaughn wird entsprechend mit Würde behandelt. Es ist ein leises Dahinscheiden, begleitet von den Abschiedsbesuchen von vielen Freunden. Es ist eine rührende Passage, einfühlsam geschrieben und ein passendes Ende für diesen großartigen Charakter.
Schatten ist eine Zeitenwende. Genau wie Zwietracht wird er das literarische Star Trek-Universum auf lange Sicht verändern. Das Einzige, was man ihm vorwerfen muss, ist die lieblose Aufklärung, wer jetzt eigentlich hinter der Explosion von Deep Space Nine steckt. Das Thema wird schnell abgehandelt und nicht richtig aufgebaut. Schade, denn aus dem Plot hätte man mehr machen können. Allerdings ist dies wieder nur das berühmte Meckern auf hohem Niveau.
Bewertung 13/15
Autor: David R. George III
Titel: Star Trek – Typhon Pact 06: Schatten
Originaltitel: Star Trek – Typhon Pact: Raise the Dawn
Übersetzer: Christian Humberg
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 04/2014
Einband: Taschenbuch
Seiten: 464
ISBN: 978-3-86425-285-3
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