Dieser Beitrag enthält Spoiler zu Star Trek (Raumschiff Enterprise). Bitte nicht weiterlesen, wenn ihr die Serie noch nicht gesehen habt.

Die Serie, mit der alles begann ist erst mit der Zeit zu dem Erfolg geworden, der sie heute ist. Der Weg war steinig und die Qualität schwankte.

Die Uniformen

Im ursprünglichen Pilotfilm „Der Käfig“ (The Cage) waren die Uniformen noch recht schlicht gehalten. Auch im zweiten Pilotfilm (der als Folge drei gesendet wurde) waren die Farben noch schlicht, die berühmten Farben Rot, Blau und Gelb kamen erst später in die Serie. Sie bezeichnen recht gut, wie man sich damals die Zukunft vorgestellt hat. Auf einem Raumschiff gibt es keine Notwendigkeit für ein Tarnmuster, verschiedene Farben oder Embleme für verschiedene Abteilungen sind ziemlich üblich im Militär, so gibt die Farbe des Barretts in Zusammenhang mit den Schulterlitzen bei der Bundeswehr Auskunft darüber, zu welcher Einheit man gehört.

Auch die weibliche Form kam erst später hinzu, ein erneutes Anzeichen für die Zeit, in der Star Trek entstand – Frauen in Hosen? Undenkbar.

Das Schiff

Die Enterprise sieht erstmal gewöhnungsbedürftig aus. In den 60er Jahren waren Raumschiffe entweder flugzeugähnlich oder sahen aus wie ein UFO. Hier hatten wir zwar auch eine Untertasse, diese ist aber über einen Hals mit einem Rumpf verbunden, an dem wiederum die Triebwerke über relativ dünne Streben hängen. Das Ganze sieht sehr fragil aus und die Streben scheinen anfällig für einen direkten Treffer, der dann gleich den Antrieb außer Gefecht setzt.

Trotzdem wurde die Enterprise und ihr Design ikonisch für das Franchise und zwar so ikonisch, dass man sich lange Zeit nicht traute auch andere „Grunddesigns“ zu nutzen. Untertasse und Warpgondeln waren immer dabei, manchmal mit und manchmal ohne Rumpf. Erst die Defiant aus Star Trek Deep Space Nine war ein komplett anderes Design.

Das man USS als Kennzeichnung wählte geht übrigens auf die US Navy zurück – als amerikanische Serie war es nur logisch, dass man gerade zur damaligen Zeit die Amerikaner als „Sieger des Spacerace“ darstellte, auch wenn es nie so gesagt wurde.

Die Technologie

Vieles was wir in Star Trek sehen ist heute Alltag. Drahtlose Kommunikation über Tausende von Kilometern hinweg, Sprachsteuerung, Tablets und mit dem 3D-Drucker auch eine Vorstufe des Replikators. Aus Sicht der 60er gesehen wirkt dies visionär, aus heutiger Sicht aber eher altmodisch. Interessant ist, dass einige Entwicklungen wohl ohne Star Trek nicht oder nicht so schnell gemacht worden wären. Zumindest gaben einige Erfinder an, dass sie sich Inspirationen aus Star Trek und anderen Science-Fiction-Werken geholt zu haben.

Die Charaktere

Eigentlich dreht sich Star Trek sehr um das Dreiergespann Kirk (William Shatner), Pille (DeForest Kelley) und Spock (Leonard Nimoy). Die Charaktere daneben wirken häufig blass. Allerdings gibt es einzelne Folgen, wie z.B. „Implosion in der Spirale“ (The Naked Time) die auch den anderen Charakteren eine Geschichte und vor allem Dialoge verpasst. Hier gibt es aber auch keinen großen Grund zur Klage, denn sowas war damals auch durchaus üblich. Die Geschichten rund um das Dreiergespann und die Interaktion untereinander wird in den meisten Fällen so gut umgesetzt, dass man gar nicht merkt, dass Sulu (George Takei) in der ganzen Folge nur am Pult sitzt und „Aye, Sir“ sagt.

Die Aliens

In den 60ern waren die Aliens in der Regel geschminkte oder in plumpaussehenden Kostümen steckende Menschen. (Es sind heute auch noch Menschen – aber Make-Up und Kostüme sind besser.) Viele Aliens sehen also aus wie wir, fast alle Rassen sind humanoid. Eher selten kommen aufwändigere Kreaturen wie Horta oder die Gorn vor. Beachtet man die Zeit und das Budget der Serie verwundert dies nicht, der Handlung selbst ist es natürlich egal, ob die Klingonen einfach nur dunkle, bärtige Menschen sind. Es geht um den Charakter des Volkes und nicht um das Aussehen.

Die Story

Um die Geschichte von Star Trek ein wenig besser einzuordnen, muss man sich vor Augen führen, zu welcher Zeit diese Serie entstand. In den 60ern waren vor allem Western in den USA beliebt. Es verwundert also nicht, dass man Star Trek (nach dem abgelehnten ersten Pilotfilm) mit bekannten Gesichtern aus Western neu besetzt hat und die Story auch sehr pionierlastig gestaltet hat. Man kann die Gesamtstory der Serie auf die im Intro gesprochenen Worte runterbrechen – to boldly go where no man has gone before.

Damit wird man zwar etlichen anderen Aspekten der Serie nicht gerecht, denn Star Trek spielt zwar in der Zukunft, behandelt aber auch unsere eigene Vergangenheit und die damalige Gegenwart. Im Großen und Ganzen sind die Stories der einzelnen Folgen sogar nebensächlich, denn es ist die Kernaussage der Serie, die hier zählt. Eine Afrikanerin, ein Japaner, ein Russe, zusammen mit einem Alien auf der Brücke eines Raumschiffes. Das ist damals eine große Zukunftsvision gewesen, steckte man doch noch mitten im Kalten Krieg und Rassenunruhen waren in den 60ern keine Seltenheit.

Die Vision, dass wir eines Tages unsere Probleme überwinden würden, war es, die Star Trek von anderen Serien bis heute abhebt.

Die Erzählweise

Star Trek folgt dem lange üblichen Stil: Neue Folge – neues Problem, auch „planet of the week“ genannt. Geschehnisse aus älteren Folgen werden kaum erwähnt, der Einstieg fällt also leicht, auch wenn man eine Folge verpasst haben sollte (oder sie in Deutschland gar nicht gesendet wurde). Daran kann man nicht viel aussetzen, denn es war eben damals so üblich. Heute wirkt es natürlich veraltet, wo wir mit Netflix und Co quasi keine Serien bekommen, sondern lange Filme die in Häppchen aufgeteilt sind.

Synchronisation

Wer kann, sollte sich diese Serie im Original ansehen. Bei der deutschen Übersetzung wurde, auch das war damals üblich, nicht viel Wert auf eine möglichst genaue Übersetzung gelegt. Gerade die vom ZDF synchronisierten Folgen wurden dadurch sogar teilweise in der Story geändert. Die berühmten Worte „…to boldly go where no man has gone before”, was sinngemäß übersetzt „… um mutig dorthin zu gehen, wo noch nie ein Mensch zuvor hingegangen ist“, wurden beim ZDF zu „Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat”, was der Aussage an sich ja durchaus grob entspricht, wäre da nicht die Kleinigkeit, dass die Enterprise nie in eine andere Galaxie fliegt.

Auch aus dem Warp-Antrieb machte man einen Sol-Antrieb, da man Warp für zu exotisch hielt. Die Folge „The Galileo Seven“ wurde mit „Notlandung auf Galileo 7“ übersetzt, dabei geht es in der Folge um das Shuttle Galileo und die sieben Besatzungsmitglieder. Berühmtheit erlangte aber vor allem die Folge „Weltraumfieber“ – „Amok Time“. Hier wurde aus dem Pon Farr eine Art Krankheit gemacht, da der sexuelle Charakter des Pon Farr zu viel des Guten für das ZDF war.

Fazit

Während die erste Staffel uns grandiose Geschichten bietet, schwächeln die späteren Staffeln. Es gibt aber auch in diesen Staffeln immer noch genügend gute Stories. Aus heutiger Sicht ist es auch nicht leicht, Star Trek fair zu beurteilen, zu alt ist die Serie mittlerweile und selbst die BluRay-Fassung sieht einfach veraltet aus. Visuelle Effekte sind mir aber nicht so wichtig wie eine gute Story. Und das bietet Star Trek auch heute noch, auch wenn bei manchen Folgen Themen zu „amerikanisch“ behandelt werden.

Star Trek hat für das Science-Fiction-Genre, vor allem im Bezug auf Weltraum-SF, großartiges geleistet. Der Erfolg bekräftigte Lucas sein Star Wars umzusetzen, sein Erfolg sorgte dafür, dass man sich mit Star Trek auf die Kinoleinwand traute. Man kann über viele Aspekte der Originalserie heute streiten, aber niemals über den Stellenwert den sie heute hat. Captain Kirk und seine Crew sind Kult.

 


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Marco Golüke

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