Die Borg greifen an. Mit einem überraschenden Anführer.
Angriff der Borg – Descent
Staffeln 6 Episode 26 & Staffel 7 Episode 1
Inhalt
Die Enterprise erhält einen Notruf vom Föderationsaußenposten Ohniaka III, der meldet, von einem riesigen fremden Schiff angegriffen zu werden. Dort angekommen entdeckt man, dass es ich bei den Angreifern um die Borg handelt, die sich offenbar seit ihrer letzten Begegnung mit der Föderation weiterentwickelt haben. Die einzelnen Drohnen sprechen sich gegenseitig mit Namen an und agieren mehr wie Individuen als wie willenlose Maschinen.
Als Data in einen Nahkampf mit einem Borg verwickelt wird, empfindet er zu seiner eigenen Verwirrung zum ersten Mal in seinem Leben eine Emotion: Wut. Kurz darauf lassen sich die Drohnen auf ihr Schiff beamen, welches in einer Subraumverzerrung verschwindet. Nachdem es zu weiteren Angriffen der Borg kommt, nimmt die Enterprise die Verfolgung auf.
Auf einem unbewohnten Planeten macht man ihre neue Heimatbasis ausfindig. Dort kommt es zu einer unerwarteten Begegnung mit einem alten Bekannten: Datas verrückter Bruder Lore, der sich als Anführer der Borg zu erkennen gibt. Und dies bleibt nicht die einzige unliebsame Überraschung für die Enterprise Crew …
Rezension
Diese Doppelfolge zeichnet sich dadurch aus, dass sie viele lose Handlungsfäden aus vergangen Staffeln aufgreift und zu einem Ende führt. Die Schicksale von Lore, der von seinem Schöpfer einen Emotionschip erhalten hat (siehe Die ungleichen Brüder, Staffel 4) und Hugh, der Borgdrohne, die eine Zeitlang auf der Enterprise lebte (Ich bin Hugh, Staffel 5), werden miteinander verknüpft.
Außerdem macht Data hier seine allerersten menschlichen Emotionen durch, was ihn jedoch ziemlich verunsichert, da es sich dabei ausgerechnet um ein ausgesprochen destruktives Gefühl handelt. Und wir erfahren, was mit den Borg geschah, nachdem Hugh wieder in das Kollektiv aufgenommen wurde. Die Besatzung seines Schiffes kam durch ihn ebenfalls erstmals mit Emotionen in Berührung, wodurch sie sich vom Kollektiv ablöste. Dadurch befindet sie sich in einer ganz ähnlichen Situation wie Data, was, wie im weiteren Verlauf der Folge deutlich wird, kein Zufall ist.
Besonders loben muss man die darstellerische Leistung von Brent Spiner, der hier eine Bandbreite von Gefühlen vermittelt wie nie zuvor in der Geschichte der Serie. Während er Data bisher immer als völlig stoischen, in jeder Situation rational agierenden Charakter zeigen musste, hat er hier die Gelegenheit, gänzlich neue Seiten der Figur zu präsentieren. Außerdem ist ihm der Spaß dabei, wieder den bösen Lore zu spielen, in jeder Szene anzusehen.
Auch Picard macht in Angriff der Borg eine schwere Zeit durch, dies aber weniger, weil ihm die Ereignisse an seine traumatische Entführung und Assimlierung durch die Borg erinnern, sondern vielmehr weil er mit den Konsequenzen seiner Entscheidung konfrontiert wird, Hugh wieder in das Kollektiv integriert zu haben, nachdem dieser während seiner Zeit auf der Enterprise seine Individualität entdeckt hat. Er stellt sich die Frage, ob dies wirklich die richtige Entscheidung war, da er dadurch womöglich eine einmalige Gelegenheit verpasst hat, die Borg für immer zu vernichten.
Angriff der Borg stellt somit einige interessante moralische Fragen: Inwieweit sind wir für die langfristigen Folgen unserer Entscheidungen verantwortlich? Wie können wir mit den negativen Emotionen, die in uns allen sind, umgehen?
Man kann auch sagen, dass die Folge eine Analogie auf fundamentalistische Ideologien darstellt. Die Borg sind durch ihre Emotionen überfordert und Lore stilisiert sich ihnen gegenüber als eine Art Anführer, der ihnen hilft, ihre Verwirrung zu überwinden, indem er sie zu einer Art verschworenen Gemeinschaft zusammenfügt, mit deren Hilfe er die Galaxis erobern will. Dies erinnert verdächtig an fanatisch-religiöse Gurus, die ihren meist jugendlichen Anhängern versprechen, Teil einer auserwählten Elite zu sein. Einmal mehr kommentiert Star Trek hier ein aktuelles Thema unserer Zeit.
Die Effekte der Folge sind wie immer hervorragend gemacht. In diesen Zusammenhang ist besonders das Design des Borgschiffes zu erwähnen, welches sich von der bekannten Kubusform unterscheidet und etwas organischer erscheint.
Angriff der Borg ist ein spannender und gelungener Einstieg in die siebte Staffel, der in puncto Dramatik jeden Vergleich mit den anderen Zweiteilern der Next Generation standhält.
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