Ein romulanischer Überläufer wäre sicherlich ein Segen für die Föderation. Aber kann man ihm trauen?
Der Überläufer – The Defector
Staffel 3 – Episode 10
Inhalt
Die Enterprise wird Zeuge, wie ein romulanisches Erkundungsschiff von einem Warbird verfolgt und beschossen wird. Dessen Pilot bittet die Crew, ihn an Bord zu beamen, bevor sein Schiff zerstört wird. Er behauptet, ein Logistikbeamter namens Setal zu sein, der wichtige Informationen über einen geheimen Außenposten der Romulaner in der neutralen Zone hat, die er nun an die Föderation weitergeben will. Angeblich planen die Romulaner von dort aus einen Großangriff auf die Föderation. Captain Picard ist sich jedoch absolut nicht sicher, ob er Setal trauen kann. Und tatsächlich stellt sich sehr bald heraus, dass er nicht der ist, der er zu sein vorgibt …
Rezension
Diese spannende Episode nimmt direkten Bezug auf die kurz zuvor ausgestrahlte Folge Auf schmalen Grat, in der es ebenfalls darum ging, einen neuen Krieg zwischen der Föderation und den Romulanern zu verhindern. Damals stellten diese alten Feinde die Verschlagenheit unter Beweis, mit der sie versuchen, einen Konflikt vom Zaun zu brechen, um ihr Imperium zu erweitern. In Der Überläufer“ haben sie jedoch ganz andere Ziele, die sich allerdings erst langsam, im Verlauf der Folge enthüllen.
Der Zuschauer wird lange über die wahre Identität von Setal im Unklaren gelassen, was viel zur Spannung beiträgt. Die Episode ist zwar recht dialoglastig und bietet keine nennenswerten Actionszenen, ist aber trotzdem fesselnd bis zum Schluss, da gerade die Dialoge gut geschrieben sind.
Captain Picard sieht sich hier mit einer Herausforderung konfrontiert, die jener in Auf schmalen Grad nicht unähnlich ist. Eine einzige Fehlentscheidung seinerseits könnte den Ausbruch eines schrecklichen Krieges zur Folge haben. Seine Bemühungen, die Wahrheit über Setal herauszufinden, werden von Patrick Stewart glaubhaft dargestellt.
Aber der eigentliche Star der Episode ist eindeutig Setal selbst. In seiner Ambivalenz ist er ein recht ungewöhnlicher Charakter: Einerseits scheint er die Föderation und ihren Werten mit derselben Abneigung gegenüberzustehen wie alle anderen uns bekannten Romulaner auch. Und trotzdem tut er alles, was er kann, um einen für beide Seiten verlustreichen Konflikt zu verhindern. Sein späteres Schicksal macht ihn zudem zu einer tragischen Figur, auch weil wir erfahren, dass seine Befürchtungen letztlich unbegründet waren, da er in Wahrheit selbst das Opfer einer Intrige ist.
Erwähnenswert ist auch der Anfang, in dem Data auf dem Holodeck eine Szene aus Shakespeares Heinrich V nachspielt. Abgesehen davon, dass diese Folge, vor allem gegen Ende, einige subtile Bezüge zu diesem politischen Drama aufweist, ist vor allem interessant, dass eine der Holodeckfiguren von niemand geringeren als Patrick Stewart höchstpersönlich gespielt wird, den man unter den aufwändigen Make-up kaum wiedererkennt. Da Stewart bekanntlich ein namhafter Shakespeare-Darsteller ist, ist dies ein netter kleiner Gag.
Von der visuellen Seite her ist das romulanische Erkundungsschiff bemerkenswert. Es taucht nur in dieser einen Folge auf, was eigentlich schade ist, da es sich um ein gelungenes Design handelt. Daneben können wir einen Blick auf eine Holodecksimulation von Romulus werfen. Ansonsten hat die Folge keine tricktechnischen Höhepunkte zu bieten.
Der Überläufer ist ein interessanter Thriller mit großartigen Charaktermomenten und einem überraschenden Ende, der mal wieder beweist, dass Star Trek immer dann am besten ist, wenn es Bezug auf Begebenheiten der realen Welt nimmt, denn es ist offensichtlich, dass die Folge von diversen Spionagefällen während des Kalten Krieges inspiriert ist.
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