Nach einer Untersuchung eines alten Wracks häufen sich Auffälligkeiten an Bord der Enterprise.
Inhalt
Die Enterprise untersucht das Wrack des Raumschiffes Tsiolkovsky, dessen Besatzung sich offenbar gegenseitig umbrachte. Kurz nachdem das Außenteam wieder zurückgebeamt wurde, zeigen auch die Crewmitglieder der Enterprise Verhaltensaufälligkeiten, was das Schiff schließlich sogar an den Rand der Vernichtung bringt …
Rezension von Gedankengift
Es ist nicht gerade ein gutes Omen für die Zukunft, wenn die erste reguläre Episode der neuen Star Trek-Serie ein Quasi-Remake einer alten TOS-Folge ist. Anstatt eine wirklich originelle, komplett neue Geschichte zu erzählen, stützten sich die Produzenten auf einen Plot aus der bewährten Classic-Ära. Dadurch entstand der Eindruck, dass sie ihrer eigenen Schöpfung und auch der neuen Besetzung noch nicht so ganz vertrauten, weswegen man wohl die Fans gewissermaßen ködern wollte, um sie auf die nächste Generation neugierig zu machen.
Die klassische Vorgängerepisode Implosion in der Spirale gehört zu den beliebtesten der ersten Staffel, weswegen man es anscheinend für eine gute Idee hielt, hierauf aufzubauen, was jedoch nur zum Teil glückte. Gedankengift krankt daran, dass die Schauspieler sich noch nicht vollständig aufeinander eingespielt haben, weswegen die Interaktionen zwischen ihnen noch nicht ganz natürlich erscheinen.
Da sich der Plot der Folge darum dreht, dass sie alle sich nicht so verhalten, wie gewohnt, ist sie für den Zuschauer nur bedingt nachvollziehbar: Da man anno 1987 mit den Charakteren ja noch gar nicht vertraut war, wusste man auch nichts über ihre speziellen Eigenheiten und auch ihre Beziehungen zueinander waren noch längst nicht etabliert. Daher ist es etwas ungeschickt, ausgerechnet zu Beginn der ersten Staffel eine Episode zu bringen, in der eben die Veränderung dieser Eigenschaften und Beziehungen das zentrale Problem darstellt.
Aber auch davon mal abgesehen hinterlässt Gedankengift nicht unbedingt den allerbesten Gesamteindruck, auch wenn sie einige recht denkwürdige Szenen enthält, wie zum Beispiel jene, in der Tasha Yar Data verführt.
Doch leider macht grade diese Szene auch deutlich, dass sich die Folge eigentlich nicht ernst genug nimmt, um wirklich dramatisch zu sein. Richtige Spannung kommt erst gegen Ende auf, nachdem der Stern zur Nova wird und sich ein Trümmerteil auf Kollisionskurs mit der Enterprise befindet. Hier hat Wesley das erste Mal in der Geschichte der Serie die Gelegenheit, sich als Wunderkind zu profilieren und fast im Alleingang das Schiff zu retten.
Von den anderen Charakteren ist vor allem Data erwähnenswert, der hier von Brent Spiner noch etwas anders dargestellt wird, als wir es später von ihm kennen. In den Szenen, in denen er unter dem Einfluss des Virus steht, wirkt er schon beinahe menschlich, was natürlich extrem unlogisch ist, denn wie wir ja eigentlich wissen, ist der Androide gegen jegliche Krankheiten immun, es ist daher ein Rätsel, wie er sich überhaupt infizieren konnte. Auch zeigt sich eben, dass die Serie noch nicht ganz zu sich gefunden hat, was vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es sich eben um die erste Episode nach dem Pilotfilm handelt, vielleicht entschuldbar ist.
Die Effekte können sich durchaus sehen lassen, wenn es auch hier einen groben Fehler zu vermerken gibt: Wie kann es sein, dass der explodierte Stern ein an einem Asteroiden erinnernden Felsbrocken ins All schleudert? Sterne sind letztlich bloß Ansammlungen aus Gas, die nicht aus fester Materie bestehen, also wo kam der Brocken her? Hier kann die Serie ihr Erbe aus den sechziger Jahren eben auch noch nicht ganz verleugnen. Zum Glück wurden die späteren Abenteuer der Enterprise-Crew sehr viel überzeugender.
Info
Gedankengift – The Naked Now
Staffel 1 – Episode 03
Buch: Michael Bingham
Regie: Paul Lynch
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