Ins Herz des Chaos ist das Finale der Prometheus-Trilogie.
In den ersten beiden Büchern der Prometheus-Reihe war es die Aufgabe der Crew des gleichnamigen Sternenflottenschiffes, die Verantwortlichen für eine Serie von Terroranschlägen auf die Föderation und Klingonen aufzuspüren. Gemeinsam mit der Crew des klingonischen Kreuzers Bortas sind sie dabei immer tiefer in den Lembatta-Cluster vorgedrungen, sind der blutigen Spur der Reinigenden Flamme gefolgt und haben herausgefunden, dass eine feindliche Energielebensform die Renao aufgehetzt hat.
Zu Beginn des finalen Bandes legen sich die Prometheus und die Bortas sogleich mit der bösartigen Entität auf dem Planeten Iad an. Captain Adams versucht es zunächst mit Diplomatie, doch die Wesenheit antwortet nicht auf Kommunikationsversuche und treibt Botschafter Spock, der sich ihr mit einem Shuttle nähert, fast in den Wahnsinn. Die Photonentorpedos, die Captain Kromm daraufhin abfeuern lässt, zeigen ebenso wenig Wirkung. Die Quantentorpedos der Prometheus stellen sich gleichermaßen als nutzlos heraus und durch den Einsatz der Deflektorschüssel gerät schließlich alles außer Kontrolle.
Die Crews der beiden Schiffe bekommen den Zorn der Entität zu spüren. Während es auf der Prometheus zahlreiche Verletzte gibt und alle Telepathen schwere Traumata erleiden, gibt es bei den Klingonen gleich ein paar Tote. Ausgerechnet Raspin, der kaum beachtete Vertreter eines unterworfenen Volkes, bringt die Bortas aus der unmittelbaren Gefahrenzone und rettet somit das Schiff. Dafür erntet er zumindest von vernünftigeren Crewmitgliedern wie L’emka Respekt.
Nachdem die Mannschaften beider Schiffe wieder einigermaßen bei Sinnen sind, entschließt sich Captain Adams, nach dem Weißen Wächter aus den Legenden der Renao zu suchen, während die Bortas die Suche nach der geheimen Werft der Reinigenden Flamme aufnimmt. Doch wo soll Adams nach dem Wächter suchen, der einst vor 10.000 Jahren den sogenannten Sohn der Roten Alten auf Iad eingesperrt hat? Mit dieser Frage wendet er sich an Memory Alpha, womit die Autoren Perplies und Humberg auf die gleichnamige Zentralbibliothek der Föderation anspielen.
Auf Memory Alpha kommt es zu einer Begegnung mit zwei alten Bekannten. Der ehemalige Warpingenieur Kosinski wurde nämlich ins Sternenflottenarchiv versetzt und erhält dort unerwartete Hilfe von Wesley Crusher, der sich eine kleine Auszeit von seinen Reisen mit dem Reisenden nimmt. Leider wirkt dies etwas zu sehr konstruiert, denn es wird nicht erklärt, wie Wesley überhaupt von der aktuellen Krise erfahren hat und wie er die zweite Chaoszone entdeckt hat, welche jener um Iad gleicht.
Zwar hat schon im zweiten Band Lwaxana Troi ein kleines Puzzleteil zur Auflösung beigesteuert, doch Wesley Crusher liefert mit seinem winzigen Gastauftritt gleich die Komplettlösung. Obendrein kann sich Kosinski abermals mit fremden Federn schmücken, wie er es damals schon beim Reisenden getan hat (TNG: Der Reisende). Es hätte besser funktioniert, wenn jemand anderes etwas in den Archiven von Memory Alpha gefunden hätte. Leider versagen die Datenbanken bei der Suche nach der zweiten Chaoszone total. Wie wenig schmeichelhaft für die gleichnamige Webseite…
Während die Prometheus sich auf den Weg zu einer Dunkelwolke macht, spitzt sich die Lage im und um den Lembatta-Cluster weiter zu. Die Entität, die sich von Zorn und Hass ernährt, ist inzwischen stärker geworden, sodass die Reinigende Flamme inzwischen sogar Jagd auf die eigene Bevölkerung macht. All jene, die nicht ihrer Meinung sind und ihren Kreuzzug gegen alles Fremde nicht unterstützen, werden gnadenlos umgebracht. Mit ihren Terroranschlägen machen sie nicht einmal vor Frauen und Kindern halt. Die Parallelen zum Faschismus und Islamismus sind dabei wieder einmal offensichtlich. Rechtsextremisten und religiöse Fundamentalisten greifen ebenfalls Angehörige ihres eigenen Volkes bzw. der eigenen Religion an, wenn diese ihr Weltbild nicht teilen.
Eine derartige Terrorherrschaft zwingt alle Andersdenkenden in die Flucht und so kommt es, dass einige Renao ihre Heimatsphären verlassen müssen und Kurs auf Föderationsgebiet nehmen. Bei den Klingonen will indes niemand um Asyl bitten, denn die denken nur an Vergeltung für ihre eigenen Opfer und haben eine Kriegsflotte an der Grenze zum Lembatta-Cluster zusammengezogen. Immerhin ist das Ultimatum von 100 Stunden vom Tisch, nachdem das klingonische Imperium eine Flugverbotszone für den Cluster durchsetzen konnte.
Außerdem ist es den klingonischen Streitkräften mit Hilfe der U.S.S. Venture und U.S.S. Bougainville gelungen, einen Sonnenspringer der Reinigenden Flamme aufzubringen. Mit diesem Schlag sowie der Auswertung der erbeuteten Daten wird die Luft für die Terroristen langsam knapp und das besänftigt wiederum die Klingonen. Martoks Untergebene haben nämlich inzwischen eingesehen, dass ein gezielter Angriff auf die Extremisten mehr Ehre bringt als ein Krieg gegen ein Volk von Bauern.
Die U.S.S. Venture unter dem Kommando von Captain Henderson und Admiral Gepta taucht im folgenden Handlungsverlauf zudem noch öfter auf, womit jetzt schon drei Schiffscrews zentrale Rollen spielen. Das funktioniert soweit ganz gut, da sich die Grenze zum Lembatta-Cluster zu einem wichtigen Nebenschauplatz entwickelt hat. Dafür spielen auf der Erde nur noch wenige Szenen, die für die Handlung unerlässlich sind.
Etwas mehr Raum erhält indes auf der Prometheus die Beziehung zwischen der Sicherheitschefin z’Thiin und Dr. Barai. Letzterer liegt nach der mentalen Begegnung mit dem Sohn der Roten Alten im Koma, was Lenissa Gelegenheit gibt, sich über ihre Gefühle klar zu werden. Sie sucht sogar die Bordcounselor Isabelle Courmont auf. Mit ihr spielen die Autoren auf Julia Courmont von CPLG – Copyright Promotions an, die der Prometheus-Trilogie den Weg in die USA geebnet hat.
Ein weiterer Charakter dürfte ebenfalls sowohl den deutschen als auch den amerikanischen Fans ein Begriff sein. Das Crewmitglied Tobias Richter gehört im wahrsten Sinne des Wortes zur Crew, denn der CGI-Künstler hat mit seiner Firma The Lightworks nicht nur zahlreiche Fanfilme mit Spezialeffekten versorgt, sondern auch die Cover der Romantrilogie gestaltet.
Doch zurück zur Handlung. Die Prometheus findet in der zweiten Chaoszone tatsächlich nicht nur einen Weißen Wächter, sondern gleich zehn Wesen, die zur selben Spezies wie die Kreatur auf Iad gehören. Diese bedauern sehr, dass einer der ihren aus jugendlicher Neugier dem Wahnsinn verfallen ist und seither Unheil über den Lembatta-Cluster bringt.
Der ursprüngliche Weiße Wächter ist auf der Rückkehr zu der Dunkelwolke verhungert, da seine Spezies bestimmte Energieformen zum Überleben braucht, die im freien Raum nicht ausreichend vorhanden sind. Daher ist es auch ausgeschlossen, dass noch eines der zehn Wesen die weite Reise auf sich nimmt. Dennoch gibt es eine Lösung für das Problem. Die körperlosen Entitäten können einen Teil ihrer Energie abgeben, um ihren verlorenen Sohn von seinem Leid zu erlösen. Als Gefäß bietet sich Jassat ak Namur an, wohl wissend, dass es seinen Tod bedeuten könnte.
Damit packen Perplies und Humberg gleich zwei heikle Themen an, die mit dem Tod zu tun haben. Zum einen die Opferbereitschaft ak Namurs, der sich wissentlich auf eine Selbstmordmission begibt, zum anderen die Sterbehilfe, welche die Wächter dem unheilbar erkrankten Artgenossen als letzten Ausweg anbieten. Letzteres grenzt in diesem Fall allerdings schon eher an einen Gnadenschuss, denn vom Einverständnis des Patienten kann keine Rede sein. Das Wohl der Mehrheit überwiegt hier am Ende tatsächlich das Unwohl eines Einzelnen.
Erwartungsgemäß funktioniert der Plan, die genauen Umstände sollen allerdings an dieser Stelle nicht gespoilert werden. Gleichzeitig mit der finsteren Entität auf Iad findet auch die Reinigende Flamme ihr Ende, nachdem die Bortas ihre geheime Werft ausfindig gemacht hat. Captain Kromm wittert dabei die Chance auf Ruhm und wartet nicht auf Verstärkung. Am Ende werden also doch noch Lieder über ihn und seine Crew gesungen. Sogar der Unterworfene Raspin erhält eine Strophe, da er allen Anfeindungen zum Trotz loyal mit in den Tod geht.
Nach Beendigung der Krise nimmt die Föderation ein neues Forschungsprogramm auf, womit der finale Prometheus-Band mit einem Hoffnungsschimmer endet. Nach all den Kriegen und Konflikten muss auch irgendwann mal Schluss sein, da sonst irgendwann nichts mehr von der Föderation übrig bleibt. Zudem war es Gene Roddenberrys Intention, eine optimistische Zukunft zu zeigen. Vieles davon wurde in den letzten Jahren leider kaputt geschrieben.
Viele Star Trek-Autoren haben einzig auf Action gesetzt und allzu oft die Borg bemüht, um die Verkaufszahlen der Bücher in die Höhe zu treiben. Nicht so Bernd Perplies und Christian Humberg, die mit den Renao ein vollkommen neues Szenario erschaffen und wieder trek-typische Themen wie z. B. Rassismus aufgegriffen haben. Sie sind nicht dem Motto „größer = besser“ gefolgt, welches in Romanen wie Heldentod mit einem unbesiegbaren Borg-Kubus, der den gesamten Zwergplaneten Pluto absorbiert, geradezu ins Absurde getrieben wurde.
Zwar wird die Schuld an der grassierenden Fremdenfeindlichkeit einer überlegenen Entität zugeschrieben, aber wenigstens stellt diese sich am Ende nicht als eindimensionaler Bösewicht heraus. Vielmehr handelt es sich um ein verirrtes Wesen, welches durch mangelnde soziale Kontakte dem Wahnsinn verfallen ist. Das macht die Entscheidung, es zu vernichten, ein wenig bitter. Seine Artgenossen dürften indes ein lohnender Kontakt für die Zukunft sein. Vielleicht kommen die Captains Picard und Sisko auf ihren Forschungsreisen irgendwann an der Dunkelwolke vorbei, in welcher die Wächter ihre Heimat haben. Das wäre sicherlich interessant.
Bewertung: 9/10
Autoren: Bernd Perplies & Christian Humberg
Titel: Star Trek – Prometheus 03: Ins Herz des Chaos
Teil/Band der Reihe: Star Trek – Prometheus
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 20.09.2016
Einband: Taschenbuch
Seiten: 512
ISBN: 978-3-86425-853-4
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