Die Reise der Prometheus geht weiter.

Der Ursprung allen Zorns setzt dort an, wo Feuer gegen Feuer aufgehört hat. Die Prometheus und die Bortas sind tiefer in den Lembatta-Cluster vorgedrungen und suchen auf der Bauernwelt Xhehenem nach weiteren Hinweisen auf die Terrororganisation „Reinigende Flamme“.

Tatsächlich werden sie fündig, denn auf dieser Renao-Kolonie werben die Extremisten gerade neue Anhänger an. Ihre Hasspredigten erinnern dabei gleichermaßen an jene von Islamisten wie auch von rassistischen Hetzern. Wie bei einer Sekte sind die Zuhörer dazu angehalten zu applaudieren. Wer das Zelt vorzeitig verlässt, auf den warten draußen schon die Schläger. Insgesamt ist die konservative Landbevölkerung jedoch sehr anfällig für radikales Gedankengut, welches ihnen ein Gefühl von Beständigkeit vermittelt. Das hat durchaus reale Bezüge, da Städte aufgrund mehrerer Faktoren prinzipiell kosmopolitischer sind als Dörfer.

Nur widerstrebend gewährt die Planetenverwaltung den Fremden von der Föderation und Quo‘noS überhaupt Zugang zum Planeten. Ein Team, bestehend aus dem klingonischen Sicherheitschef Rooth und der Prometheus-Chefingenieurin Jenna Kirk, gerät dabei schnell unter Beschuss. Dennoch kann belastendes Material sichergestellt werden.

Der Renao-Offizier Jassat ak Namur infiltriert derweil eine Terrorzelle der “Reinigenden Flamme” und verplappert sich prompt. Nachdem seine Tarnung aufgeflogen ist, gelingt ihm nur mit Not die Flucht, aber auch er bekommt einen wichtigen Hinweis. Das nächste Ziel der Reise ist Bharatrum, eine Welt im tiefsten Innern des Lembatta-Clusters.

Die “Reinigende Flamme” ist währenddessen ebenfalls nicht untätig und löscht die klingonische Kolonie auf Korinar Prime aus. Die Erzählweise aus Sicht eines kleinen Mädchens lässt den Anschlag besonders tragisch wirken. Kanzler Martok gerät durch dieses Ereignis weiter in Zugzwang und verstärkt die klingonische Flotte an der Grenze des Renao-Raums.

Auf der Erde versucht indes Botschafterin Lwaxana Troi die Wogen zu glätten. Dies betrifft nicht nur die Differenzen zwischen Föderation und Klingonen beim Umgang mit der Renao-Krise, sondern auch das politische Klima auf der Erde. Schon kurz nach ihrer Ankunft in Paris wird sie Zeugin eines rassistischen Streitgesprächs in einem Straßencafé. Ganz offensichtlich wird hier auf das Erstarken des Front National (inzwischen Rassemblement National) angespielt, zumal die Autoren an späterer Stelle den Rechtsruck noch direkt benennen. Durch Lwaxanas Mund teilen Perplies und Humberg mit, was sie von rassistischer Ideologie halten.

Die Botschafterin ist allerdings nicht nur zur Erde gereist, um rechte Hetzer zurechtzuweisen, sondern bei der Mission der Prometheus unter die Arme zu greifen. Sie trifft sich mit dem klingonischen Botschafter, der Föderationspräsidentin zh’Tarash und Admiral Akaar. Den Durchbruch bringt allerdings erst ein Gespräch mit Captain Picard, dessen erster Offizier Worf bei Kanzler Martok eine Galgenfrist von 100 Stunden herausschlagen kann.

Die lassen Captain Adams und Captain Kromm nicht ungenutzt. Während die Klingonen auf Bharatrum durch rohe Gewalt an Datenträger der “Reinigenden Flamme” gelangen, findet die Crew der Prometheus eine Logbuchboje der seit langem verschollenen U.S.S. Valiant. Die darin enthaltenen Aufzeichnungen erinnern an das Logbuch der “Event Horizon” aus dem gleichnamigen Film. Die Besatzung der Valiant hat sich vor über einem Jahrhundert in einem Anfall von Wahnsinn gegenseitig abgeschlachtet.

Je weiter die Prometheus und die Bortas in den Cluster eindringen, umso mehr bekommen auch deren Crews den Einfluss der mysteriösen Strahlung zu spüren, die von der sagenumwobenen Welt Iad ausgeht. Während Jenna Kirk gemeinsam mit Mendon an Abwehrschilden arbeitet, wird die Stimmung an Bord immer aggressiver und in der Bar des Bolianers Moab kommt es häufiger zu offen rassistischen Attacken gegen Jassat ak Namur.

Bei den Klingonen sieht die Sache naturgemäß noch drastischer aus, sodass der hitzköpfige Kromm und die sonst besonnene L’emka sich fast schon an die Gurgel gehen. Um die Situation etwas zu entschärfen, hat Captain Adams die Botschafter austauschen lassen. Spock gelingt es tatsächlich, zu vermitteln und einiges an Bord der Bortas aufzuklären. Zum einen sorgt er dafür, dass die beiden gefangenen Renao angemessen behandelt werden. Zum anderen deckt er auf, dass der angeblich misshandelte Bekk Raspin sich seine Wunden selbst zugefügt hat. Rooth hatte zuvor fälschlich Klarn beschuldigt, was anfangs auch logisch erschien.

Kurz vor der Entdeckung von Iad raufen sich die Crews zusammen und nachdem endlich eine Schildabwehr gegen die aggressiv machende Strahlung gefunden wurde, kühlen die Gemüter wieder ab. Eine Vorahnung, was sie auf Iad finden werden, haben Adams und Spock bereits. Es scheint so, als sei auf dem Planeten eine Entität gefangen, welche jener gleicht, die einst die Crews von Captain Kirk und Kang gegeneinander aufgehetzt hat (TOS: Das Gleichgewicht der Kräfte). Nur ist diese Kreatur um einiges stärker und ihr Einfluss reicht mehrere Lichtjahre weit.

Das erklärt zwar das aggressive Verhalten, ist aber gleichzeitig eine verpasste Chance. Die Wurzel für Rassismus und Hass wird auf eine fremdartige Lebensform gelenkt, was zu kurz greift und fast schon einem Freispruch für Extremisten gleichkommt. Es stimmt zwar, dass kaum ein Mensch von Natur aus rassistisch und gewaltbereit ist, sondern derartige Denkweisen durch äußere Einflüsse wie z. B. das soziale Umfeld anerzogen werden. Doch diese Denkweisen verschwinden nicht einfach, wenn man solche Einflüsse wegnimmt.

Bernd Perplies und Christian Humberg nehmen sich mit dieser Wendung selbst die Möglichkeit einer Analyse der Wirkweisen von rassistischer und fundamentalistischer Propaganda. Der Verweis auf ein übermächtiges Wesen kommt dem Versuch gleich, Hass mit so etwas wie dämonischer Besessenheit erklären zu wollen. Es bleibt zwar abzuwarten, wie die beiden Autoren die Geschichte im dritten Teil auflösen, doch der Ansatz enttäuscht ein wenig.

Ebenso fragwürdig ist die Anspielung auf die Romantrilogie Das Q-Kontinuum, in welcher die Entität (*) gemeinsam mit Q und drei weiteren finsteren Wesenheiten das Ende des T’Kon-Reiches herbeiführt. Diese Romane gehören nicht zum Kanon und bis auf das zweite Buch waren sie obendrein ziemlich schwach. Unter anderem war die Auflösung im dritten Buch ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Ein Bezug auf die Classic-Episode Das Gleichgewicht der Kräfte wäre vollkommen ausreichend gewesen.

Diverse andere Anspielungen sind dagegen schon wieder recht amüsant. So sitzt bei der Versammlung des Föderationsrates ein Admiral Markus Rohde im Podium. Rohde ist in der deutschen Fanszene kein Unbekannter und verantwortlicher Redakteur beim Cross Cult Verlag, welcher die Prometheus-Reihe in Deutschland herausgibt. Ensign Robert Vogel dürfte ebenfalls zahlreichen Trekkies bekannt sein, vor allem wenn sie noch einige alte Ausgaben des Star Trek Magazins, der Space Views oder TV-Highlights im Regal stehen haben. Ob die Leser der englischen Übersetzung diese Anspielungen verstehen werden, ist allerdings fraglich.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Der Ursprung allen Zorns eine spannende Fortsetzung des ersten Prometheus-Bandes ist und abermals nicht mit Statements gegen Rassismus und Hass geizt. Ob jedoch die Auflösung funktionieren wird, muss der dritte Band zeigen.

Star Trek Prometheus 2 Der Ursprung allen ZornsBewertung: 9/10

Autoren: Bernd Perplies & Christian Humberg
Titel:
Star Trek – Prometheus 01: Feuer gegen Feuer
Teil/Band der Reihe:
Star Trek – Prometheus
Verlag:
Cross Cult
Erschienen:
29.07.2016
Einband:
Taschenbuch
Seiten:
450
ISBN: 978-3-86425-851-0
Sonstige Informationen:
Produktseite

 

 


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