Ist Star Trek ein Multiversum? Seit 2009 unterteilt sich das Trekuniversum in die Kelvin und die Prime Zeitlinie.

Aber reichen diese zwei Zeitlinien, um wirklich alles zu erfassen? Ich behaupte nein.
Und ich will versuchen, dies auch zu beweisen.

Verschiedene Zeitlinien

Eigentlich ist dieser Begriff, den wir seit dem Star Trek Film von 2009 benutzen, irreführend. Er basiert auf der Zeitreise, die den Auftakt zur neuen Filmreihe bildet. Ab diesem Punkt hat sich das „Kelvinverse“ oder auch „JJ-Verse“ anders entwickelt. Es gibt zwar Anzeichen dafür, dass schon vor dem Angriff der Narada auf die USS Kelvin hier nicht alles so war wie im Prime-Universum, aber das würde nun den Rahmen sprengen.

Moment mal, warum sag ich denn jetzt auf einmal Universum statt Zeitlinie? Nun, weil jede Zeitlinie eben ein eigenes Universum ist. Dazu schauen wir uns kurz den Artikel zum Multiversum bei Wikipedia an. Das hier nun aufzudröseln, würde ebenso den Rahmen sprengen. Also lassen wir es doch einmal von Data zusammenfassen.

„Es gibt für jede Begebenheit eine unendliche Anzahl von möglichen Folgen. Unsere jeweilige Wahl bestimmt, welche Folge für uns real wird. Aber in der Quantenphysik gibt es eine Theorie, dass sämtliche Möglichkeiten, die jeweils zur Wahl stehen, auch real werden, in alternierenden Quantenrealitäten.“

Er spricht hier von Quantenrealitäten, aber die Definition entspricht der Viele-Welten-Theorie, die oben im Wikipedia-Artikel erwähnt wird. Das Thema ist natürlich weit komplexer, aber Data veranschaulicht dies auch gut mit einer Grafik.

Multiversum
TNG 163 – Parallelen

Hier wird deutlich gemacht, dass sich an einem bestimmten Punkt das Universum teilt und dann in beiden Universen  an weiteren Punkten erneut. So entstehen unendlich viele Möglichkeiten.
In der Episode war es Worf (Michael Dorn), der die Veränderungen bemerkte. So war er Erster Offizier an Bord der Enterprise und mit Deanna Troi (Marina Sirtis) verheiratet, während Riker (Jonathan Frakes) das Kommando hatte, nachdem Captain Picard (Patrick Stewart) nicht von den Borg gerettet werden konnte. Am Ende der Episode überschneiden sich die Realitäten und so sehen wir viele verschiedene Enterprises.

Multiversum

Zusammengefasst ausgedrückt: Ich habe heute Morgen wie immer einen Kaffee getrunken. Es gibt aber auch ein Universum, in dem ich mir einen Tee gemacht habe. Und eines, in dem ich eine andere Tasse genommen habe. Alles was passieren kann, passiert.

Welche Universen kennen wir in unserem Multiversum?

Wie eingangs erwähnt, wir reden immer von Prime- und Kelvinzeitlinie und haben dazu dann noch das Spiegeluniversum. Dies sind alles drei Paralleluniversen. Es gibt aber noch sehr viel mehr, die wir gelegentlich auch sehen dürfen, nur eben nicht so präsent, wie die drei genannten.

Diese Paralleluniversen werden meist durch Zeitreisen erklärt, deswegen nehmen wir sie häufig nur als alternative Zeitlinien wahr. Eine Zeitlinie, wie es zum Beispiel in Die alte Enterprise (TNG 063) gezeigt wird. Hier trifft die Enterprise-C aus der Vergangenheit ein, was dazu führt, dass die Gegenwart sich ändert. Tasha Yar (Denise Crosby) ist lebendig, die Föderation befindet sich im Krieg mit den Klingonen und steht kurz vor der Niederlage.

Die Enterprise-C gelangt wieder in ihre Zeit, nimmt Tasha mit und stellt so die Gegenwart wieder her, zumindest scheint es so, denn Tasha wird von einem Romulaner gefangen genommen, der ein Kind mit ihr zeugt – Sela. Die Gegenwart wurde also doch leicht verändert. Trotzdem ist dies alles eine einzige Linie. In dem, was wir Prime nennen, ist die C immer kurz in der Zukunft gewesen, um Tasha einzusammeln, und Tasha ist immer mit zurückgegangen.

Aber dröseln wir das mal Stück für Stück auf. Die Enterprise-C kommt aus Universum 1 in die Zukunft von Universum 2. Warum Universum 2? Weil in Universum 1 die C nie durch diese Anomalie geflogen ist. In Universum 2 ist sie verschwunden, was eben erst Jahre später aufgeklärt wurde. Ab diesem Zeitpunkt des Verschwindens hat sich die Geschichte in Universum 2 anders entwickelt als in Universum 1. Bis dahin gab es nur Universum 1. Die Enterprise-C kehrt in die eigene Zeit zurück und stellt für uns als Zuschauer die Zeitlinie wieder her. In Wahrheit aber (siehe Grafik oben) wurde da keine Zeitlinie restauriert, sondern ein drittes Universum geschaffen. Universum 3 ist bis auf Tasha Yar und ihre Geschichte nahezu identisch mit Universum 1.  Deswegen ist es für uns als Zuschauer auch nur eine alternative Zeitlinie.

Welches Universum ist dann jetzt Prime?

Der Definition nach ist Prime alle Serien und die ersten 10 Kinofilme. Nun haben wir etliche Zeitreisen und damit Paralleluniversen in Prime gesehen. Ist also Star Trek: Picard in der Tat nicht Prime, wie es manche Fans behaupten? Die Antwort darauf ist: Jein. Prime ist das, was uns gezeigt wird. Die Zeitreisen, die während der Serien und Filme passiert sind, haben kein alternatives Universum erschaffen, sondern sind in Prime alle so passiert.

Klingt vielleicht kompliziert, deswegen mal ein Beispiel. In Star Trek: Der erste Kontakt reisen die Borg und die Crew der Enterprise-E in die Vergangenheit zum Tag des ersten Kontakts. Dadurch, dass die Borg und die Crew anwesend waren und sich teilweise den Leuten sogar offenbart haben, hat sich die Geschichte verändert. Fans behaupten nun, dass wir deswegen nach diesem Film ein Paralleluniversum sehen, bzw. eine alternative Zeitlinie und das Star Trek: Enterprise, da hier auf die Ereignisse eingegangen wird, nicht mehr in Prime spielt.

Dem halte ich nun einfach entgegen: In Prime war diese Zeitreise immer Teil des Universums. Prime ist keine gerade Linie, wie es in vielen Grafiken immer dargestellt wird. Prime ist eine der Linien, die in der Grafik weiter oben zackig verläuft. Im Übrigen auch alle anderen Universen, die wir kennen.

Bleiben wir mal beim Enterprise-C Beispiel. Ich bin kein guter Grafiker, aber ich habe mal was gebastelt. Der gelbe Punkt ist der Zeitsprung der C, der grüne Punkt die Ankunft in der Zukunft und der blaue Punkt ist die Rückreise.

Multiversum

Prime ist das, was wir OnScreen sehen. Ergo: Rot bis zum gelben Punkt, dann blau weiter. Das ist Prime. Rot und grün sind Paralleluniversen, die sich mehr oder weniger stark von Prime unterscheiden. Genau dieses Schema legen wir nun an jeden einzelnen Zeitsprung in Star Trek an. Am Ende haben wir also eine sehr gezackte Linie. Der Einfachheit halber wird aber in der Regel nur Prime und Kelvin und manchmal noch das Spiegeluniversum auf einer Grafik präsentiert. Das sind ja auch die einzigen Universen, die wir ausführlicher als eine oder zwei Episoden sehen und wo es am Ende keinen gefühlten Reset gegeben hat.

Und ob man nun Realität, Universum oder Zeitlinie sagt, ist letzten Endes eine reine Geschmackssache.

In Star Trek wird häufig die „Zeitlinie wiederhergestellt“ am Ende der Folge oder des Films. Sisko (Avery Brooks) wird z. B. zu Graham Bell und so kommt es doch noch zu den Bell-Aufständen. Der Unterschied zu vorher ist lediglich, dass nun ein Bild von Benjamin Sisko im Datenbankeintrag zu Bell vorhanden ist. Witziger wird es, wenn man etwas aus der Vergangenheit mit in die Zukunft nimmt. So geschehen in Star Trek IV. Hier verlässt Dr. Gillian Taylor ihre Zeit und landet in der Zukunft. Prinzipiell kann man das ja machen, aber unserer Theorie nach würde das die Zeitreisenden in eine veränderte Zukunft (also ein anderes Universum) schicken. Haben wir also ein Glück, dass dort die Walsonde ebenso die Erde „bedroht“.

Natürlich werden die „Regeln“ immer wieder mal umgeschrieben, damit sie eine Geschichte erzählen können. Man sollte eben nicht vergessen, dass Star Trek in erster Linie Unterhaltung ist und keine Wissenschaft.

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Marco Golüke

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