Mit Second Contact startet die Lower Decks-Zeichentrickserie.
Neue, gezeichnete „Star Trek“-Abenteuer
Über 40 Jahre nachdem mit Star Trek – The Animated Series eine Zeichentrickserie im Star Trek-Universum lief, gibt es jetzt mit Star Trek – Lower Decks endlich eine weitere animierte Reihe. Dabei ist diese unter den Fans, wie es bei allen aktuellen Star Trek-Serien Standard ist, sehr umstritten. So hat man solche Leute, die sie praktisch von dem Moment an verurteilt haben, seitdem die ersten Infos rauskamen. Und es gibt wiederum auch solche, die sie durchaus positiv erwarten.
Seit dem 06.08. läuft die Serie jetzt in den USA. Hierzulande müssen sich Fans und Neugierige noch etwas gedulden, da sich die Lizenzverhandlungen aufgrund von Corona anscheinend in die Länge ziehen.
Lower Decks handelt von vier Ensigns, die alle an Bord der U.S.S. Cerritos dienen. Sam Rutherford hat ein neues, vulkanisches Cyborg-Implantat, an das er sich noch gewöhnen muss. Die Orionerin D’Vana Tendi ist neu und sieht alles mit großen Augen. Brad Boimler ist jemand, der sich an jede Regel hält, aber außerhalb davon komplett aufgeschmissen ist. Beckett Mariner ist hingegen sein Gegenteil und gibt auf Vorschriften sehr wenig.
Wenn ein Virus das Liebesleben zerstört
Alle vier werden in ein Abenteuer verwickelt, als sich der erste Offizier der Cerritos, Jack Ransom, bei einem Zweitkontakt mit einem Alienvirus infiziert. Als er daran schwer erkrankt, steckt er einen Großteil der Crew des Raumschiffes an, die daraufhin zu einer Art Zombie werden. Die Nichtinfizierten haben alle Hände voll zu tun, die Infizierten und das Schiff zu retten, wobei die Ensigns daran einen wertvollen Anteil haben.
Boimler, der mit der wilden Mariner seine Probleme hat, hat von dem Captain des Schiffes, Carol Freeman, nämlich vorher den Auftrag erhalten, ein Auge auf den anderen Ensign zu haben und zu berichten, ob sie gegen die Regeln verstößt. Tatsächlich ertappt er sie an der Oberfläche des Planeten dabei, wie sie einen Buggy nimmt und diesen mit einer Kiste befüllt. Es stellt sich heraus, dass sie armen Bauern helfen will. Diese lassen, als Boimler in die Übergabe platzt, ein wildes Tier frei, das einen Schleim hinterlässt, der am Ende die Situation löst.
Rutherford hatte derweil ein Date mit Ensign Barnes, einer Trill. Beide haben übereinstimmende Interessen, doch als sich während der Katastrophe herausstellt, dass der Junge mit dem Cyborg-Implantat sich mehr an technischen Fehlern als für sie interessiert, ist das Date passé. D’Vana hingegen ist auf der Krankenstation der mürrischen caitanischen Ärztin T’Ana eine Hilfe.
Humor ist, wenn man … ?
Es scheint so, als ob viele Fans ein Problem mit Humor im Star Trek-Universum haben. Denn ein großer Kritikpunkt, den viele an Lower Decks bzw. Second Contact haben, ist eben, dass die Serie zu klamaukig sei. Dass dies keine Star Trek-Reihe sei, weil sie zu sehr auf Humor setzt, der noch dazu für viele gewöhnungsbedürftig ist.
Als ich die Premierenepisode angeguckt habe, konnte ich die Kritik stellenweise nachvollziehen. Für jemanden, der Komik bei Star Trek nur aus Einzelfällen, wie beispielsweise von Das Festival, her kennt, der dürfte zu Beginn Probleme haben, sich auf die Tonart der Reihe einzulassen. Denn Lower Decks verspricht eben, dass man bei jeder Folge lachen wird, da es eine Comedyserie ist.
Aber andererseits musste ich an New Frontier denken. Und im Vergleich zu Peter Davids Nische im Litverse ist der Humor von Lower Decks wesentlich harmloser. Es wird sich hier nicht über Fortpflanzungsprobleme lustig gemacht und die Figuren sind zwar Exzentriker, doch längst nicht so extrem wie der Cast der eben erwähnten Romanreihe.
Es ist Tiefe da!
Klar, nicht jeder Gag sitzt. Und vor allem Ensign Mariner wird Zuschauern einen Großteil der Folge auf die Nerven gehen mit ihrer übertriebenen, wilden Art und Anti-Föderationseinstellung. Aber, und das ist, was für Lower Decks spricht: Die Charaktere erhalten bereits in Second Contact erste Ansätze von Tiefe. Und vor allem Mariner stellt sich als eine positive Überraschung heraus. Und mit Boimler hat sie den perfekten Konterpart gefunden. Es wird wahrscheinlich so sein, dass beide sich hoffentlich im Laufe der Serie gegenseitig beeinflussen. Dass sie ihn dazu bringt, weniger strikt bezüglich der Regeln zu sein, während er sie dahingehend beeinflusst, positiver über die Föderation zu denken.
Im Vergleich dazu kommen Rutherford und D’Vana zu kurz. Sie erhalten wichtige Szenen, in denen man bereits einiges über ihre Persönlichkeit erfahren kann. Doch das sind nur Ansätze, aus denen in Zukunft mehr gemacht werden muss. Denn diese zwei haben ebenso viel Entwicklungspotenzial wie Mariner und Boimler.
Die Handlung von Second Contact an sich ist nett. Die Idee mit einem Alienvirus, das sich an Bord eines Schiffes ausbreitet und die Leute zu einer Art Zombies macht, wirkt hanebüchen, ist allerdings unterhaltsam übertrieben dargestellt. Und so etwas kann auch nur in Form einer Zeichentrickserie funktionieren.
Liebe ist da
Natürlich kann man jetzt darüber diskutieren, dass der Materietransporter des Schiffes den Virus hätte aufhalten können. Doch dann möge man sich an die TNG-Folge Kraft der Träume entsinnen, in der Riker (Jonathan Frakes) trotz Transports im Koma lag. Der Transporter ist kein Allheilmittel, weshalb der Ausbruch des Virus durchaus logisch ist.
Und man merkt Second Contact trotz aller Komik an, dass hier Leute am Werk sind, die Star Trek lieben und kennen! Schon allein das Intro der Serie wirkt wunderbar oldschool und hat gleichzeitig auch einige lustige Szenen. Ebenso gibt es überall Sachen zu entdecken, kleinere Eastereggs, bekannte Spezies oder Objekte. Der Visor von Geordi LaForge (LeVar Burton) ist zur Zeit von Lower Decks anscheinend weit verbreitet. Man kann Benziten ausmachen und sieht, wo das aus Star Trek IX: Insurection bekannte Auto an Bord eines Föderationsraumschiffes geparkt ist. Wenn diese Liebe zur Vergangenheit weiter beibehalten wird, dann ist die Serie auf einem gutem Wege.
Second Contact ist ein gelungener Auftakt. Es gibt hier und da zwar Kleinigkeiten, die nicht ganz so gut geworden sind. Doch der Rest kann überzeugen! Jetzt kann man nur hoffen, dass es bis zum Deutschlandrelease nicht mehr so lange dauern wird.
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Star Trek IX: Insurection schreibt man „Insurrection“. Und das Auto ist nicht aus Star Trek IX, sondern aus Nemesis, was dann Star Trek X wäre ;D (zumindest habe ich die Argo- Type Vehikel mehrfach in Lower Decks gesehen). Kann aber sein, dass du ein anderes Auto meinst. Rutherford interessiert sich nicht „an Fehlern“, sondern „für Fehler“. Oder er ist „an Fehlern interessiert“, aber dann muss das „sich“ weg ;D. Ich schreibe auch Trek Artikel und kenne diese Momente, wo man sich einfach nicht entscheiden kann hihi
Hi Daniel, danke für die Hinweise. Da habe ich leider nur ungenügend recherchiert, bzw. mich teilweise falsch erinnert.