Dieser Film gehört zu den beliebtesten Star Trek-Kinobeiträgen – und das ganz ohne Enterprise, nur wenigen nicht-irdischen Szenen und einer Haupthandlung, die in der Gegenwart spielt.
Star Trek IV – The Voyage Home
USA 1986
Regie: Leonard Nimoy
Produzenten: Harve Bennett, Kirk Thatcher, Brooke Bretton
Story: Leonard Nimoy & Harve Bennett
Buch: Steve Meerson, Peter Krikes, Harve Bennett, Nicolas Meyer
Gaststars: Catherine Hicks, Mark Lenard, Brock Peters, Alex Henteloff
Inhalt
Während sich die Enterprise-Crew nach der Wiedervereingung von Spock mit seinem Katra noch immer auf Vulkan befindet, nähert sich eine fremde Raumsonde der Erde und sendet unverständliche Funksignale aus. Gleichzeitig verursacht sie rund um den Globus verheerende Naturkatastrophen. Als Kirk und seine Mannschaft sich mit den von ihnen gekapert Bird-of-Pray auf den Weg zur Erde machen, empfangen sie die Notrufe vom Sternenflottenkommando. Spock erkennt, dass die Signale der Sonde den Gesängen der inzwischen ausgestorbenen Buckelwale ähnelt. Die Crew begibt sich daraufhin kurzerhand auf eine Zeitreise zur Erde des Jahres 1986, um dort ein Paar Buckelwale zu fangen, in der Hoffnung dieses könne mit der Sonde kommunizieren und sie irgendwie daran hindern, ihr Zerstörungswerk fortzusetzen …
Rezension
Mitte der Achtziger Jahre waren Zeitreisen schwer in Mode. Nur ein Jahr vor Erscheinen von Star Trek IV brachte Erfolgsproduzent Steven Spielberg die Sci-Fi Komödie Zurück in die Zukunft in die Kinos, die auf amüsante Art von den Tücken einer Reise durch die Zeit erzählte und so zum Megahit an den Kinokassen wurde. Nach dem Erfolg von Star Trek III war es für Paramount beschlossene Sache, einen weiteren Film ihres inzwischen so wertvoll gewordenen Franchises zu produzieren. Leonard Nimoy war wieder als Regisseur und diesmal auch als Autor engagiert worden und gemeinsam mit Harve Bennett kam er auf die Idee, aus dem vierten Kinofilm ebenfall eine Zeitreisegeschichte zu machen, die sich selbst nicht allzu ernst nahm, sondern vor allem eine Komödie sein sollte.
Diese Entscheidung wurde auch durch die Tatsache beeinflusst, dass die humorvoll gehaltenen Episoden der TV-Serie, wie Kennen Sie Tribbles? oder Epigonen auch zu ihren populärsten gehörten. Nachdem die ersten drei Kinoabenteuer der Crew eher einen ernsten Grundton aufwiesen und Humor nur in einzelnen Szenen vorkam, wollte man hier zum ersten Mal eine Geschichte erzählen, welche die bekannten Charaktere in einem eher ironischen Licht zeigte und auf witzige Weise ihre Stärken aber auch ihre Schwächen offenbarte.
Außerdem sollte dies der erste Star Trek-Film sein, der komplett auf einen richtigen Antagonisten verzichtete. Die außerirdische Raumsonde wird zwar anfangs eindeutig als Bedrohung dargestellt, da es sich jedoch nur um eine persönlichkeitslose Maschine handelt, die – anders als V’Ger im ersten Film – über keine eigene Intelligenz verfügt, kann man sie kaum als Gegenspieler im klassischen Sinn bezeichnen.
Humor mit Botschaft
In der ersten Drehbuchfassung sollte der Komödiencharakter des Streifens noch dadurch verstärkt werden, dass der damalige Superstar Eddie Murphy eine große Rolle übernehmen sollte. Zunächst war der bekennende Star Trek-Fan Murphy von der Aussicht, bei dem Projekt mitwirken zu können, begeistert gewesen, schlussendlich sagte ihm jedoch das Drehbuch nicht zu, weswegen er seine Beteiligung absagte, um stattdessen Paramounts Auf der Suche nach dem goldenen Kind zu drehen.
So faszinierend die Vorstellung auch ist, einen bekannten Hollywoodstar in einem Star Trek-Film zu sehen, ist es im Nachhinein wohl doch besser gewesen, dass die Mitwirkung von Eddie Murphy nicht zustande kam. Es ist nur schwer vorstellbar, dass er mit der Star Trek-Crew gut harmoniert hätte, wahrscheinlich hätte er alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen, was dem Film wohl eher geschadet als genutzt hätte.
Denn auch so ist Zurück in die Gegenwart ein absolut unterhaltsamer und witziger Film geworden. Es ist absolut erfrischend, die Crew mal in einer für sie ungewohnten Umgebung zu erleben und ihre Schwierigkeiten im Umgang mit den kulturellen Eigenheiten des 20. Jahrhundert zu sehen. Anders als in den drei Vorgängerstreifen, in denen Kirk, Spock und McCoy doch recht stark im Mittelpunkt standen und die anderen Crewmitglieder nicht übermäßig viel zu tun hatten, haben nun endlich auch alle anderen ihre Szenen, in denen sie glänzen können, und die auch für die Handlung des Films wichtig sind. Nach all den Jahren im Schatten der drei Hauptdarsteller haben Sulu, Chekov, Scotty und Uhura sich dies auch redlich verdient.
Interessant ist hier zum Beispiel der Auftritt der Flugzeugträgers Enterprise, der jedoch durch die USS Ranger gedoubelt wird, da die echte Enterprise zum Zeitpunkt der Dreharbeiten gerade im Einsatz war. Die Szene, in der Uhura und Chekov versuchen, in das Schiff einzudringen, und Chekov von den Sicherheitskräften für einen russischen Agenten gehalten wird, stellt ein kleines Highlight dar, da sie die in den Achtzigern allgegenwärtige Angst vor ausländischen Spionen karikiert.
Denn trotz der Tatsache, dass Star Trek IV als Komödie angelegt ist, besitzt die Story doch einen durchaus ernsten Kern, der perfekt zu Roddenberrys Philosophie passt. Der Film unterstreicht die Notwendigkeit, die Umwelt zu schützen und den Artenreichtum der Erde zu bewahren, da wir Menschen uns dadurch letztendlich auch selbst schützen. So vermittelt der Film, trotz aller Ironie, eine wichtige, fast schon philosophische Botschaft, die zum Nachdenken anregt.
Erfreulicherweise hat die Realität die Fiktion in den letzten 35 Jahren überholt: Anders als von den Machern prophezeit, sind die Buckelwale doch nicht ausgestorben, sondern konnten im Gegenteil sogar von der Liste der bedrohten Tierarten entfernt werden.
Die im Film gezeigten Wale sind freilich nicht echt, sondern detaillierte, ferngesteuerte Modelle. Diese wirken so wirklichkeitsnah, dass es Paramount sogar mit empörten Reaktionen von Tierschützern zu tun bekam, welche glaubten, dass das Filmteam echte Wale in ihrem natürlichen Lebensraum belästigt hat.
Eine stimmige Story
Doch die menschlichen Darsteller wirken in ihren Rollen so lebendig wie selten zuvor. Man merkt ihnen allen den Spaß an, den sie während der Dreharbeiten hatten, und den sie sicherlich auch schon allein deshalb hatten, weil es sehr viele Außenaufnahmen gab. Diese gestatten es ihnen, endlich einmal das Studio zu verlassen, und tragen auch stark zur Atmosphäre des Films bei.
Anders als oft behauptet, wurden die Aufnahmen auf den Straßen von San Francisco aber nicht heimlich mit versteckter Kamera gefilmt, um eine authentische Reaktion der Passanten zu bekommen. In Wahrheit wurden diese Szenen ganz normal auf abgesperrten Sets realisiert.
Glücklicherweise hat Leonard Nimoy es vermeiden, können die beliebten Figuren zu Witzfiguren werden zu lassen, was unter der Regie eines weniger mit Star Trek vertrauten Filmemachers leicht hätte passieren können. Der Wortwitz und die Situationskomik passen zu den Figuren und fügen sich auch perfekt in die Geschichte ein. Nie wirkt der Humor deplatziert, so wie es im Nachfolgefilm Star Trek V – Am Rande des Universums leider oft der Fall sein wird. Die zahlreichen Zeitreisegags sind sicherlich auch als Grund für den enormen Erfolg des Streifens an den Kinokassen zu betrachten.
Dass der Film auch für Nicht-Fans interessant ist, liegt zweifellos eben vor allem daran, dass er in unserer vertrauten Gegenwart und nicht in der erfunden Star Trek-Zukunft spielt. Dadurch ist er auch für den Nicht-Fan zugänglicher, zumal er inhaltlich keinen Bezug auf die früheren Kinoabenteuer legt. Zwar wird hier der im zweiten Film eröffnete Handlungsstrang um Spocks Tod und Wiedergeburt zu einem endgültigen Ende geführt, doch ist dies eben nur ein Nebenstrang, der für die Handlung nicht weiter ins Gewicht fällt.
Nicht zuletzt traf der Film natürlich auch den Zeitgeist, da das Bewusstsein für den Schutz der Umwelt durch die kurz vor dem Kinostart erfolgte Havarie des Atomkraftwerks Tschernobyl geschärft worden war. Dass das Drehbuch diesen ökologischen Aspekt ernst nimmt, verhindert, dass der Film zur selbstzweckhaften Lachnummer verkommt.
Die Tatsache, dass die gesamte Crew hier wie nie zuvor im Mittelpunkt des Interesses steht, führt außerdem dazu, dass es kaum Gaststars gibt. Einzig Catherine Hicks als forsche Meeresbiologin Gillian sticht hier heraus. Sie harmoniert sehr gut mit Kirk, auch wenn ihre Figur in der deutschen Synchronisation bisweilen etwas herablassend herüberkommt. Doch die Leidenschaft, die sie für den Schutz der Wale aufbringt, ist ein wichtiger Bestandteil der Handlung. In diesen Zusammenhang mutet es aber etwas unverständlich an, dass sie am Ende mit in das 23. Jahrhundert kommt. Es wäre storytechnisch vielleicht passender gewesen, wenn sie in der Gegenwart geblieben wäre, da ihr Wissen um die Bedeutung der Wale für die Zukunft der Menschheit sie umso mehr motiviert hätte, sich für deren Schutz einzusetzen.
Zurück in der Zukunft
In technischer Hinsicht ist der Streifen perfekt gelungen: Wie oben bereits erwähnt, sehen die Miniaturwale unglaublich echt aus. Davon abgesehen bietet der Film jedoch eher wenige Effektsequenzen, da er ja vor allem in unserer Zeit und nicht im All spielt. Hier ist nur die fremde Sonde erwähnenswert, die mit ihrem schlichten Design fast ein wenig an den berühmten Monolithen aus 2001 – Odyssee im Weltraum erinnert.
An dieser Stelle muss noch lobend erwähnt werden, dass deren Herkunft und genaue Motivation im Film nicht erklärt werden. Auch was die Wale der Sonde eigentlich genau mitteilen, bleibt ein Geheimnis. Gut so, denn so bleibt hier das Mysterium erhalten.
Nur die Zeitreiseszene wirkt auf den heutigen Betrachter doch etwas seltsam, da sie in einem übertrieben surrealen Stil realisiert wurde. Es sieht fast so aus, als hätten die Effektspezialisten bewusstseinserweiternde Drogen eingenommen, als sie die Sequenz konzipierten.
Ganz am Schluss gibt es dann noch ein besonderes Schmankerl für alle Fans, als die Crew ein neues Raumschiff Enterprise erhält. Dieser Moment erinnert daran, dass dies nicht das letzte Abenteuer sein wird.
Star Trek IV – Zurück in die Gegenwart war der finanziell erfolgreichste Film der TOS-Crew und gilt unter den Fans als Sahnestück der Reihe. Er kombiniert selbstironischen Humor mit einer wichtigen Ökobotschaft, die immer aktuell bleiben wird, und ist von Anfang bis Ende absolut unterhaltsam inszeniert. Und durch den optimistischen Schluss bewahrt der Film die utopische Vision einer besseren Zukunft, die Star Trek immer auszeichnete.
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