In Star Trek: Into Darkness bekommen es Captain Kirk und die Crew der Enterprise mit einem mächtigen Kampfschiff zu tun.

Die Handlung von Star Trek: Into Darkness

James T. Kirk (Chris Pine) wurde nach dem Nero-Zwischenfall (Star Trek, 2009) endgültig zum Captain befördert und erforscht mit der Crew der U.S.S. Enterprise die Galaxie. Obwohl er das Herz am rechten Fleck hat, verhält er sich nach wie vor oft verantwortungslos. Nachdem er auf dem Planeten Nibiru die Oberste Direktive missachtet, wird ihm als Konsequenz schließlich das Kommando über die Enterprise entzogen. Fortan soll Kirk als erster Offizier unter Admiral Pike (Bruce Greenwood) dienen.

Als ohne jede Vorwarnung ein Terroranschlag London erschüttert, werden die obersten Raumschiffkapitäne und Admirale der Sternenflotte im Daystrom Institut zusammengerufen. Als Täter wird der Geheimagent John Harrison (Benedict Cumberbatch), ein Mitglied der mysteriösen Sektion 31, entlarvt. Doch noch während der oberste Sternenflotten-Admiral Alexander Marcus (Peter Weller) den Befehl zur Ergreifung des Abtrünnigen erteilt, erschüttert ein weiterer Anschlag die Erde. Harrison schwebt mit einem gestohlenen Kampfshuttle vor den Fenstern des Konferenzraums der Sternenflotte und eröffnet das Feuer.

Auch Admiral Pike, für Kirk eine Vaterfigur, stirbt während des feigen Hinterhalts. Auf Rache sinnend erbittet er das Kommando über die Enterprise zurück. Er ahnt nicht, dass Admiral Marcus ihm einen Auftrag erteilen wird, der die Föderation in einen erbitterten Krieg mit den Klingonen treiben könnte.

J. J. – die Zweite

Nach dem überraschend großen Erfolg von Star Trek (2009) war es nur eine Frage der Zeit, bis ein Nachfolger angekündigt wurde. Wie bereits 2008 von Paramount angedeutet, wurden wiederum J. J. Abrams Produktionsfirma Bad Robot und Skydance mit der Produktion betraut. Abrams selbst fungierte erneut als Regisseur und in Zusammenarbeit mit Damon Lindelof, Alex Kurtzman, Roberto Orci und Bryan Burk als Produzent.

Mit einem Budget von rund 190 Millionen Dollar ausgestattet, sollte es der bis dato teuerste Star Trek Film aller Zeiten werden. Nach mehreren Teasern und Trailern, die seit Dezember 2012 veröffentlicht wurden, startete Star Trek: Into Darkness am 9. Mai 2013 in den deutschen Kinos und sollte die deutschen Kinocharts in den ersten vier Tagen nach Release anführen.

Ein visuelles Feuerwerk

Dieser Erfolg ist auf rein visueller Ebene hoch verdient. Das Werk wurde auch zurecht für seine brillanten Special Effects für einen Oscar und den British Academy Award nominiert. Vor allem wenn man den Film in 3D genießt, erlebt man ein Effekte-Feuerwerk vom Feinsten. Die Konvertierung des teilweise in IMAX gedrehten Blockbusters ist voll geglückt, die Schnitte rasant, aber stimmig aneinandergefügt und zahllose Actionmomente sorgen für einen Schauwert, den man ansonsten nur in den großen Disney-Produktionen wiederfindet.

So viel man auch über J. J. Abrams meckern mag: Der Produzent, Regisseur und Autor versteht sein Geschäft und wurde wohl nicht ganz zufällig abgeworben, um die neue Star Wars Trilogie zu drehen. Action ist eben Abrams Ding. In der Verwendung brachialer Effekte, gepaart mit Lens Flare und lockeren Sprüchen, scheint der 53-jährige New Yorker seine Erfüllung zu finden.

Star Trek Into DarknessKanon – what the hell is that?

Leider kann man das von der Auswahl seiner Drehbuchautoren nicht immer behaupten. Abrams-Produktionen sind zurecht dafür berüchtigt, dass ihnen nach einem starken Beginn schnell die Luft ausgeht und zu einem meist schwachen, unbefriedigenden Ende führen. Das trifft auf seine Serienprojekte Alias – Die Agentin, Lost und Fringe – Grenzfälle des FBI zu. Ebenso auf die Drehbücher von Armageddon – Das jüngste Gericht oder Star Wars: Das Erwachen der Macht. Dasselbe lässt sich übrigens von Alex Kurtzman sagen, mit dem er gemeinsam an fast allen genannten Projekten beteiligt war.

Diese Schwäche setzt sich im zweiten Reboot-Film fort. Der Plot präsentiert sich grundsätzlich lediglich als schwacher Aufguss des ersten Teils und strotzt nur so vor narrativen Fehlern. Wieder einmal sinnt ein fieser Bösewicht auf Rache und erklärt der Föderation den Krieg. Unser leichtsinniger Macho Kirk nimmt den Kampf auf und rettet die Welt. Abgesehen von Spock (Zachary Quinto), Pille (Karl Urban) und Scotty (Simon Pegg) bleiben die anderen ikonischen Offiziere Chekov (Anton Yelchin), Sulu (John Cho) und Uhura ( Zoé Zaldana) leider eher blass, wenn man sich auch redlich Mühe gibt, ihnen mehr Screentime zu verschaffen.

Als Fan muss man zudem einige arg bittere Pillen schlucken. Zwar geizt Teil 2 nicht mit Reminiszenzen an der originalen Serie der 60er-Jahre. So finden wir unter anderem Hinweise auf die oberste Direktive, den „Mudd-Zwischenfall“, und viele weitere Ereignisse, die dem gestandenen Nerd nur allzu bekannt vorkommen dürften.

Doch warum musste man ausgerechnet mit Khan den Versuch wagen, noch weiter mit dem Fandom anzubiedern? Nicht, dass Benedict Cumberbatch eine schlechte Wahl für eine Neuauflage der eugenischen Kultfigur gewesen wäre. Im Gegenteil. Leider bleibt, bis auf einige Querverweise (72 Crewmitglieder befanden sich auch in der TOS-Folge Der schlafende Tiger auf der Botany Bay), die Figur aber ohne wirkliche Substanz. Kurtzman, Lindelof und Orci schrieben Khan derart konsequent am Kanon vorbei. Bis auf einige wenige Basiselemente ist nicht mehr viel vom genetisch aufgewerteten Despoten übrig geblieben. Lediglich Cumberbatchs leidenschaftlichem Auftritt ist es zu verdanken, dass man dieser verkorksten Khan-Version dennoch etwas abzugewinnen vermag.

Schauspieler? Musik? 1A mit Sternchen

Dass der Film dennoch einen Platz im Herzen des Fans verdient hat, ist neben der oben bereits gelobten Special Effects hauptsächlich den schauspielerischen Qualitäten von Chris Pine, Zachary Quinto und Co. sowie der grandiosen Musik zu verdanken. Pine schafft es im Verlauf der 132 Minuten (3D BluRay-Fassung), Kirk aus den Fängen seines großmäuligen Habitus zu befreien und aus ihm einen würdigen Captain zu kreieren.

Quinto, Urban, Yelchin und Cho haben ihre Vorbilder herzerfreuend gut studiert. Simon Pegg verlässt die Pfade überzogener komödiantischer Einlagen zugunsten von mehr Glaubwürdigkeit. Michael Giacchino, dessen Score in Star Trek (2009) stellenweise noch zu hart und laut gewesen war, besinnt sich auf die Stärken eines orchestralen Soundtracks. Er legt eine Titelmelodie hin, die noch beim Schreiben dieses Artikels erinnerungswürdig im Gedächtnis nachhallt.

Fazit

Was bleibt, ist ein unterhaltsamer Actionfilm mit einem Bösewicht, der jeden anderen Namen außer Khan hätte tragen dürfen. Mit ein wenig mehr Feingefühl für die lange Fernseh- und Filmgeschichte des Star Trek Universums wäre noch so viel mehr drin gewesen. So bleibt leider ein Popcorn-Blockbuster, der zwar genug Einnahmen generierte, um Star Trek: Beyond auf den Weg zu bringen, andererseits aber auch zu einer massiven Verärgerung der Alt-Fans führte, die sich möglicherweise mit auf die Einspielergebnisse des bislang letzten Teils der Kelvin-Zeitlinie auswirkte.

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Reinhard Prahl

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