Nachdem die Enterprise von einer schweren Raumverzerrung getroffen wird verliert Captain Archer die Fähigkeiten sein Langzeitgedächtnis zu nutzen. So wacht er jeden morgen auf ohne zu wissen, was am Tag zuvor geschehen ist.

„Groundhog Day auf Vulkanisch“

Die Star Trek: Enterprise-Episode Dämmerung (im Original Twilight) ist ein Paradebeispiel dafür, wie man die klassische „Was wäre wenn?“-Prämisse in einem Sci-Fi-Setting kreativ und emotional durch die Mangel dreht. Captain Jonathan Archer (Scott Bakula) wacht nach einem Angriff der Xindi ohne Erinnerung an die letzten 12 Jahre auf. Und wer könnte besser als Babysitter für einen vergesslichen Captain herhalten als T’Pol (Jolene Blalock)? Die einst nüchterne Vulkanierin zeigt hier so viele Emotionen, dass man fast nach einer vulkanischen Ärztin rufen möchte.

Der erste Akt schaltet gleich in den Melancholie-Modus: Die Erde ist futsch, die Menschheit am Rande des Aussterbens, und der einstige Captain der Enterprise ist ein sabbernder Pflegefall. Harte Kost, aber man bleibt dran, denn schon nach zehn Minuten fängt man an, Parallelen zu Und täglich grüßt das Murmeltier zu ziehen – nur dass Archer und T’Pol weniger witzig, aber dafür umso tragischer unterwegs sind.

„Die Kunst des Zeitlupendramas“

Die Chemie zwischen Bakula und Blalock trägt die Folge, denn das Setup könnte leicht ins Kitschige abdriften. Stattdessen sehen wir, wie T’Pol über die Jahre an ihrem stoischen Ex-Captain hängt und ihn mit einer Hingabe pflegt, die fast schon nach einer vulkanischen Romanze schreit. Kleine Referenzen zu Star Trek: First Contact und DS9 finden sich in der Technologie, mit der Phlox (John Billingsley) die Parasiten zu bekämpfen versucht. Ja, auch in der Zukunft ist Biologie manchmal einfach nur Trial and Error.

Die großen Action-Sequenzen im zweiten und dritten Akt wirken etwas aufgesetzt, um die Zeitlinien-Katastrophe aufzulösen. Klar, Explosionen sind immer schön, aber hier hätte man ruhig mehr Zeit für Charakter-Momente einplanen können. Immerhin macht der Auftritt von Commander Tucker (Connor Trinneer) und Malcolm Reed (Dominic Keating) als alternde Rebellen wieder einiges wett. Da musste ich doch schmunzeln: Die beiden wirken fast wie eine Hommage an die Geister der vergangenen Weihnachten aus A Christmas Carol.

„Der alte Captain und das Meer der Zeit“

Am Ende wird alles rückgängig gemacht (wer hätte es gedacht?), aber der emotionale Eindruck bleibt. Archer opfert sich heldenhaft, die Parasiten werden besiegt, und die Xindi-Bedrohung steht wieder auf Anfang. Das klingt vorhersehbar, doch das Drehbuch schafft es, die Tragik dieser alternativen Zeitlinie greifbar zu machen. Bakula liefert eine seiner besten Leistungen der Serie, und Blalock zeigt, dass Vulkanier Herz und Seele haben können, auch wenn sie es nicht zugeben wollen.

Trivia & Funfacts zum Mitnehmen

Die zerstörte Erde, die in der Folge gezeigt wird, ist ein recyceltes Modell aus Star Trek: Der erste Kontakt. Im Hintergrund eines Rebellenlagers kann man ein zerstörtes Modell eines vulkanischen Shuttles aus Voyager sehen. Die Folge war ursprünglich als Zweiteiler geplant, wurde dann aber auf eine Folge komprimiert – zum Glück, denn mehr Drama hätte mein Herz nicht ausgehalten. Die Idee für die Parasiten, die Archers Gedächtnis beeinflussen, stammt wohl aus einem verworfenen Drehbuch von Star Trek: The Next Generation.

FAZIT

Dämmerung ist ein melancholischer Ausflug in die „Was wäre wenn“-Welt von Star Trek, der trotz ein paar erzählerischer Längen und einer etwas übertriebenen Action-Auflösung durch starke Charakter-Momente überzeugt. Der emotionale Kern stimmt, und die Chemie zwischen Archer und T’Pol wird hier auf ein neues Level gehoben. Hätte Enterprise mehr solche Folgen gehabt, wäre es vielleicht heute nicht die unterschätzteste Serie des Franchise.

 


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Warpskala

Warpskala
8 10 0 1
8/10
Total Score

Positiv

  • Die düstere, post-apokalyptische Zukunft bietet spannende Einblicke
  • T’Pols emotionale Bindung an Archer wird glaubwürdig dargestellt
  • Scott Bakula und Jolene Blalock glänzen in ihren Rollen
  • Die Rettungsmission gegen die Zeit ist packend inszeniert

Negativ

  • Das Zurücksetzen der Handlung schmälert die Tragweite der Ereignisse
  • Die Auflösung der Zeitlinien-Parasiten wirkt überstürzt

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