Die Ausdehnung ist das nächste Ziel der Enterprise.
Das Ruder herumreißen
Eine außerirdische Sonde unbekannten Ursprungs greift aus heiterem Himmel die Erde an und zieht eine Schneise der Verwüstung über den Planeten, ehe sie verschwindet. Angesichts dieser Katastrophe wird die Enterprise zurück zur Erde beordert. Doch unterwegs werden sie von den Sulliban aufgegriffen, die Captain Jonathan Archer (Scott Bakula) vor dem Future Guy bringen. Der ihm daraufhin Näheres über die Aggressoren erzählt.
Zurück auf der Erde wird darüber diskutiert, wie es weitergehen soll. Nach einigem Überlegen wird die Enterprise aufgerüstet, damit sie in die delphische Ausdehnung reisen soll. Dort soll sie verhindern, dass die Angreifer eine zweite Sonde bauen können. Doch bereits der Weg zum Beginn dieses Gebiets ist alles andere als einfach. Denn Duras (Daniel Riordan) darauf brennt, seine Ehre zurückzukriegen und will deshalb den Kommandanten der Enterprise gefangen nehmen.
Die Ausdehnung ist Ausdruck eines Versuchs, das Ruder herumzureißen. Die Zuschauerzahlen von Star Trek – Enterprise befanden sich im freien Fall, weshalb hinter den Kulissen Überlegungen gemacht wurden, was man dagegen tun könne. Da sowohl die Rückkehr der Borg (Regeneration), wie auch viel nackte Haut (Kopfgeld) nicht so wirklich funktionierten, wurde stattdessen etwas anderes gewagt.
Prequel-Problematik
Ab der dritten Staffel sollte es wieder einen episodenübergreifenden Plot geben. Etwas, was in der Geschichte von Star Trek zuvor zuletzt in Deep Space Nine stattfand. Und mit der Abschlussepisode der zweiten Season sollte die Grundlage dafür gelegt werden.
Doch Die Ausdehnung fühlt sich jetzt nicht wie ein frischer Wind an. Mehr wie ein laues Lüftchen, dass noch nicht mal dazu reicht, einen zu erfrischen. Wenn überhaupt, dann zeigt diese Folge besonders schön die Problematik, die so eine Prequelreihe mit sich bringt.
Denn der Angriff der Sonde auf die Erde, die Schneise der Zerstörung, die sie hinterlassen hat, sowie die Mission in der delphischen Ausdehnung sind alles Elemente, die eigentlich ein solches Traumata hinterlassen müssten. Weshalb man eigentlich meinen müsste, dass davon ebenfalls in Zukunft die Rede wäre. Was allerdings nicht der Fall ist, da die Ereignisse zwar laut Serienlore vor TOS stattfanden. Aber die Reihe wurde erst Jahrzehnte nach der allerersten Star Trek-Serie produziert, wodurch eben diese Kontinuitätslücken entstanden.
Abhaken und weiter
Immerhin wird anhand von „Trip“ Tucker gut gezeigt, was ein solches Ereignis, bei dem man auch einen geliebten Menschen verliert, mit einem machen kann. Zuerst ist er in Die Ausdehnung voll panischer Hoffnung, dass seine Schwester überlebt hat. Dann macht sich Trauer breit. Und anschließend ist da diese irrationale Wut, die er unter anderem am Sicherheitschef der Enterprise auslässt. Hier brodelt etwas, etwas was dann hoffentlich dafür sorgt, dass hier etwas passiert, was über mehrere Folgen hinweg konsequent weiterentwickelt wird.
Doch auch T’Pol erhält in dieser Folge mehr Profil, als es in allen ihren bisherigen Auftritten der Fall war. Die Vulkanierin erkennt, dass es ihr an Bord der Enterprise gefällt, dass sie die Mannschaft nicht im Stich lassen kann und beschließt deshalb, den Befehl des Oberkommandos zur Rückkehr in ihre Heimat zu ignorieren. All dies wird in wunderbaren Szenen präsentiert, die deutlich machen, wie sehr sie sich seit dem Anfang der Serie gewandelt hat.
Allerdings wirkt Die Ausdehnung abgesehen davon wie ein bloßes Abhandeln einiger Plots ab, da diese in der dritten Staffel vermutlich keine Rolle mehr spielen werden. Die Sulibans und ihr Future Guy dürfen nochmal auftauchen, derweil Duras und der Haftbefehl des klingonischen Reichs gegenüber Jonathan Archer ein für alle Mal abgeschlossen werden. Ach ja und auch Soval darf auftreten und versuchen, der Expedition Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Das große Problem all dieser Ereignisse ist, dass man ihnen anmerkt, dass sie hier nur deshalb auftauchen, weil sie abgehakt werden werden müssen. In der kommenden Season ist für sie ohne Verrenkungen kein Platz mehr vorhanden.
(K)ein Aufbruch zu neuen Ufern
Die Wiederbegegnung mit dem Future Guy ist enttäuschend. Es gibt eine halbgare Erklärung, wieso er ausgerechnet jetzt in Die Ausdehnung Jonathan Archer warnt und wieso er und die Suliban versucht haben, ihn aufzuhalten. Hier macht sich nicht nur das Abhaken bemerkbar, sondern ebenso, wie stiefmütterlich dieser Plot, der ja ursprünglich die Star Trek – Enterprise-Serie bestimmen sollte, behandelt wurde.
Ebenso stört, dass man erfährt, dass die Enterprise MACOs, also Soldaten an Bord genommen hat. Dass man die jedoch in dieser Episode nie zu Gesicht bekommt. Was das Gefühl der Unzufriedenheit nur mehr verstärkt.
Die Ausdehnung sollte ein neuer Aufbruch werden. Stattdessen verkommt die Folge nahezu zu einem Rohrkrepierer. Was auch für die gesamte zweite Staffel gilt. Hoffentlich wird die Dritte besser.
Info
Drehbuch: Rick Berman, Brannon Braga
Showrunner: Brannon Braga
Regie: Allan Kroeker
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