Ist „Regeneration“ eine Verzweiflungstat?
Die Rückkehr der Borg
Ein Team von Wissenschaftlern untersucht in der Arktis die Überreste eines mysteriösen, abgestürzten Raumschiffes. Dabei stoßen sie auf zwei Humanoide, die kybernetisch verändert worden sind. Doch dann erwacht einer von diesen, injiziert einen der Wissenschaftler mit Nanobots und schon bald ist das gesamte Team verändert. Diese Gruppe baut aus den Überresten des Schiffes und eines Transporters ein weltraumfähiges Raumschiff zusammen und brechen zu einem unbekannten Ziel auf.
Die Enterprise kriegt den Auftrag, die Forscher, von deren Transformation sie nichts wissen, zu retten. Und erhält dabei einen Hilferuf eines tarkaleanischen Frachters, der von diesen angegriffen wird. Captain Jonathan Archer (Scott Bakula) und seine Crew können noch die Überlebenden retten, doch der Transporter warpt sich davon, ehe sie ihn unschädlich machen können. Und die Tarkaleaner selbst verhalten sich merkwürdig und weisen Spuren von kybernetischen Modifikationen auf…
Es ist heutzutage kein Geheimnis, dass sich die Quoten von Star Trek – Enterprise zur Zeit der zweiten Season im Sinken befanden. Da die bisherigen Folgen nicht dafür sorgten, dass mehr Zuschauer einschalteten, griffen die Macher der Serie auf Altbewährtes zurück. Sie holten in Regeneration die Borg zurück.
Eigentlich ein Sequel
Zwar hatten die kybernetischen Erzfeinde der Föderation im Laufe der Jahre viel von ihrer ursprünglichen Faszination verloren, nicht zuletzt dank Star Trek – Voyager. Aber eine gewisse Aura war ihnen noch geblieben. Und darauf wurde in dieser Folge dann auch gesetzt. Es sollte sich die Frage gestellt werden, wie es damals überhaupt gelingen würde, die Borg zu besiegen. Denn schließlich war der technologische Stand offiziell damals längst nicht so fortgeschritten, wie bei der eigentlichen Erstbegegnung der D-Enterprise in Zeitsprung mit Q.
Und man muss den Drehbuchautoren zu Gute halten, dass sie zumindest versuchten, eine logische Erklärung für die Existenz der Borg in der Vergangenheit herbeizuführen. Denn im Prinzip ist Regeneration ein Sequel zu Star Trek – Der Erste Kontakt, als das Borg-Shuttle über der Erde vernichtet wurde und abstürzte. Dass damals etwas zurückblieb, ja zurückbleiben musste, lag dabei eigentlich auf der Hand.
In der Tat ist die Eröffnung, als die Wissenschaftler auf die Überreste stoßen und ohne es zu ahnen, den Geist aus der Flasche freilassen, beste Unterhaltung. Man weiß zwar, dass etwas schlimmes passieren wird. Doch wie dass dann geschieht, das hat etwas gruseliges an sich. Zu sehen, wie die Drohnen auf ein Mal anfangen zu atmen und aktiv werden, jagt einem eine Gänsehaut über den Rücken.
Eine einfache Möglichkeit
Leider schafft es Regeneration nicht, das grandiose Auftaktniveau beizubehalten. Denn danach baut die Folge immer mehr und mehr ab. Das Problem ist, dass die Episode natürlich irgendwann auch die Enterprise einbinden und dabei weiterhin für Spannung sorgen muss. Womit sie nach und nach scheitert.
Es ist das eine, wenn man mitkriegt, wie die Enterprise sich infizierte Tarkaleaner an Bord holt. Diese „Naivität“ lässt sich dadurch erklären, dass eben damals das Wissen über die Borg noch nicht vorhanden war. Doch was dann geschieht, das enttäuscht leider.
Das fängt in Regeneration schon mit Dr. Phlox an, der mit Nanosonden injiziert wurde und dessen Transformation deutlich langsamer voranschreitet, als bei allen anderen Personen in dieser Folge. Zwar wird dies damit erklärt, dass er auf Nahrung verzichtet, weil das sonst den Transformationsprozess beschleunigen könnte. Aber dieser Grund wirkt an den Haaren herbeigezogen, genauso, wie er sich am Ende von den Nanosonden der Borg einfach nur durch eine Art Strahlentherapie entledigen kann. Wieso wurde dann nicht auch früher, bzw. später – je nach Sichtweise – daran gedacht?
Ein Riesenproblem
Und wie dann am Ende die Borgdrohnen und das modifizierte Schiff erledigt werden, das wirkt hier zu einfach. Dass sie sich anpassen können, wird im Grunde einmal gezeigt, und danach sind sie schnell erledigt. Woran man merkt, dass den Borg doch in all den Jahren seit ihrem Erstauftritt deutlich der Zahn gezogen wurde. Denn eigentlich müsste man erwarten, dass sie in der Zeit der NX-Enterprise eine größere Gefahr darstellen, als zur Epoche der D-Enterprise. Gefühlt ist jedoch das Gegenteil der Fall.
All dies führt in Regeneration noch zu einem anderem Riesenproblem: Der Widerspruch zu TNG. Denn wenn man die Story logisch zu Ende denkt, wirkt es angesichts der Ereignisse unvorstellbar, dass nicht irgendwelche Hinweise oder Einträge in den Datenbanken, auf die die Crew der D-Enterprise hätte zugreifen können, vorhanden waren. Dass dem nicht so ist, liegt natürlich daran, dass Star Trek – Enterprise ein Prequel ist, dass gedreht wurde, als der Erstauftritt der Borg schon lange her war. Dennoch ist dieser Widerspruch ärgerlich und man hätte das sicherlich besser lösen können.
Man kann es drehen und wenden, wie man will. Aber diese Folge wirkt wie ein verzweifelter Versuch, Zuschauer mit den Borg anzulocken. Doch ob diese nach dieser halbgaren Episode Fans der Serie wurden, darf bezweifelt werden.
Info
Drehbuch: Mike Sussman, Phyllis Strong
Showrunner: Brannon Braga
Regie: David Livingston
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Lieber Götz, Deine Sichtweise kann ich sehr gut nachvollziehen und teile sie.