Endlich erfährt man, was es mit der legendären Kobayashi Maru auf sich hat und wieso ein Test nach ihr benannt wurde.

Star Trek - Enterprise 03 Kobayashi Maru
Cover © Cross Cult

Der Ursprung eines Tests

Schiffe der Koalition der Planeten werden wiederholt von feindlichen Raumschiffen angegriffen, weshalb die Enterprise und die Columbia Patrouille fliegen müssen. Für Captain Jonathan Archer ist die Situation vor allem deshalb so frustrierend, weil seine Warnungen, dass hinter den mysteriösen Angriffen die Romulaner stecken, auf taube Ohren stoßen. Erst durch Informationen, die er von den Klingonen erhält, ändert sich die Lage.

Derweil begnügen sich die Romulaner nicht mehr damit, Kriegsschiffe mit ihrem Telekontrollsystem zu kontrollieren. Viel mehr beginnen sie jetzt auch damit, zivile Schiffe fernzusteuern. Eines der ersten Opfer ist die Horizon, das Heimatschiff von Travis Mayweather, das letzten Endes in eine Sonne fliegt und dabei zerstört wird. Ein anderes betroffenes Raumschiff ist die Kobayashi Maru, das als Falle für die Enterprise dienen soll.

Jeder Star Trek-Fan kennt den Kobayashi Maru-Test. Hierbei wird ein angehender Offizier in eine simulierte Situation gebracht, in der er normalerweise nicht gewinnen kann! Natürlich weiß man als Trekkie und Fan des Litverse, dass es zwei Personen gab, die am Ende den Test dennoch bestanden. Einmal Captain James T. Kirk, der die Simulation einfach umprogrammierte. Und einmal Mackenzie Calhoun, der ihn aufgrund seiner Kaltblütigkeit gewann.

Eine heimtückische Waffe

Doch was genau hinter dem Test steckte, wieso er überhaupt existierte, bzw. auf welcher Grundlage er basierte, das war lange Zeit unklar. Bis eben jetzt Michael A. Martin und Andy Mangels mit dem nach dem Schiff benannten Roman Klarheit schaffen. Gleichzeitig ist ihr Buch aber auch ein Prolog, da mit dem folgenden Band der Romulanische Krieg anfängt.

Dementsprechend werden hier die Grundbedingungen für diese Auseinandersetzung erschaffen. Dabei werden die Romulaner als skrupellos und kaltblütig dargestellt. Das kann man unter anderem an der Art und Weise erkennen, wie sie das Telekontrollsystem einsetzen. Sie geben keinen Wert auf unschuldige Zivilisten, alles dient nur dem Zweck, den Sieg ihres Reiches zu garantieren.

Dass die Darstellung dieser Spezies nicht zu einseitig gerät, liegt vor allem an der Handlungsebene von „Trip“ Tucker, der im Auftrag von Sektion 31 undercover in der Heimat dieser Aggressoren agiert. Hier wird die Charakterisierung der Romulaner aufgebrochen bzw. differenziert. Es wird zwar gezeigt, dass der Großteil des Volkes hinter dem Angriff auf die Koalition und den Verbündeten steht. Doch gleichzeitig wird auch klar gemacht, dass diese Angreifer keine tumben Figuren sind, sondern lebendige Charaktere, die ihre eigenen Meinungen haben.

Es gibt Tote zu beklagen

Auf der Gegenseite, also der der Koalition, erlebt man vor allem einen mahnenden Jonathan Archer, dem die Führung dieser Gemeinschaft nicht glaubt. Seine Frustration wird in Kobayashi Maru ebenso deutlich dargestellt wie auch sein verzweifeltes Bemühen, endlich die nötigen Beweise für die Rolle der Romulaner zu finden. Nur so lässt sich verstehen, wieso er zu den Klingonen geht und sich auf ein Duell auf Leben und Tod einlässt, um an die gewünschten Informationen zu kommen. Diese Entscheidung des Captains wird gut begründet und der rituelle Kampf auf Qo’onoS wird fantastisch geschrieben.

Was das Telekontrollsystem an Bord eines betroffenen Schiffes anrichten kann, sieht man im Fall von Travis Mayweathers Heimat. Das stetig schlimmer werdende Entsetzen, dass man als Crew eines Raumschiffes nichts gegen die Fremdkontrolle machen kann, sowie die immer verzweifelter werdenden Versuche, Gegenmaßnahmen zu treffen, die am Ende trotzdem nichts bewirken, werden von dem Autorenteam herzergreifend dargestellt. Deutlicher hätte man nicht unterstreichen können, wie wirkungsvoll in jederlei Hinsicht dieses System der Romulaner ist.

Kobayashi Maru ist ein guter Roman, aber kein exzellenter. Denn das titelgebende Schiff kommt in dem Buch selbst nur selten vor. Man lernt das Raumschiff und seine Besatzung kennen, danach taucht es lange Zeit nicht mehr auf, bis es zu dem dramatischen Finale kommt. Hier hätte man sich mehr Auftritte gewünscht, damit dieses Schiff mitsamt seiner Crew einem am Ende wirklich am Herzen liegt.

Doch davon mal abgesehen gelingt es Michael A. Martin und Andy Mangels, eine überzeugende Geschichte zu präsentieren, die klar macht, wodurch der Kobayashi Maru-Test entstanden ist. Und am Ende bleibt die Gewissheit, dass jetzt Krieg herrscht!

Bewertung 12/15

Autor: Michael A. Martin, Andy Mangels
Titel: Star Trek – Enterprise 03: Kobayashi Maru
Originaltitel: Star Trek – Enterprise: Kobayashi Maru
Übersetzer: Bernd Perplies
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 02/2014
Einband: Taschenbuch
Seiten: 509
ISBN: 978-3-86425-299-0
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