Mit Das Leben an sich endet nicht nur die fünfte Staffel Star Trek – Discovery, sondern auch die Serie an sich.

Spoiler-Warnung!

Vorab: Diese Rezension wird und muss Spoiler über die finale Star Trek – Discovery-Episode enthalten. Es geht gar nicht anders, weil es hier einige Sachen gibt, über die geredet werden muss. Ebenso wird sich dieser Review nur auf die finale Folge fokussieren. Zu einem späteren Zeitpunkt wird noch ein Artikel kommen, der auf das Gesamtwerk dieser für Star Trek so bedeutenden Serie blicken wird.

Michael Burnham  (Sonequa Martin-Green) befindet sich im Inneren der Hinterlassenschaft der Progenitoren. Es handelt sich um einen Riesenkomplex mit vielen Portalen zu anderen, anscheinend unbewohnten Welten. Nach und nach muss sie es mit den Breen aufnehmen, die sie zum Glück ausschalten kann. Ehe sie dann Moll (Eve Harlow) begegnet und beide einen brüchigen Waffenstillstand beschließen, um zusammenzuarbeiten.

Die Discovery muss derweil eine Möglichkeit finden, die Breen aufzuhalten, ehe diese angreifen. Um die Situation zu erleichtern, beschließen Cleveland Booker (David Ajala) und Doktor Hugh Culber (Wilson Cruz), mit einem Shuttle zu dem Progenitorenerbe zu fliegen und es zu stabilisieren. Und Saru (Doug Jones) muss gemeinsam mit Nhan (Rachael Ancheril) versuchen, eine Primarchin der Breen zu stoppen, ohne dass es zum Krieg kommt.

Eine enorme Bedeutung

In der gesamten Star Trek – Discovery-Serie gibt es wohl kaum eine Episode, der so viel Bedeutung zukommt wie Das Leben an sich. Weil diese Folge das Kunststück schaffen muss, sowohl die aktuelle Staffel, als auch die Reihe erfolgreich abzuschließen. Was eine ziemliche Herausforderung darstellt.

Meine Erwartung war, dass die Folge sich hauptsächlich mit dem Progenitoren-Plot beschäftigen würde, ehe es dann mit Sarus Hochzeit einen extensiven Epilog geben würde, wo nochmal alle wichtigen Figuren auftreten. Meine Erwartung wurde jedoch nur zum Teil erfüllt, weil der überlange Epilog die Eheschließung zwar zeigt, aber zeitlich deutlich darüber hinaus geht. Genauer gesagt wird hier unerwartet ein Bogen zu der Short Treks-Episode Calypso geschlagen.

Wenn der Unterkiefer runterklappt

Doch der Reihe nach. Der Großteil von Das Leben an sich beschäftigt sich mit dem Ende des Plots der Progenitoren. Dabei geht es hoch und heiß her, weil nicht nur Michael Burnham sich mit den Breen auseinandersetzen muss, sondern ebenso die Discovery und Saru.

Der Plot im Inneren des Erbes der Progenitoren erzeugt dabei einen gewissen Sense of Wonder. Weil eben die Darstellung dieser Station – oder was auch immer es ist – beeindruckend gestaltet worden ist. Die verschiedenen Planeten und Portale werden exzellent in Szene gesetzt.

Schließlich kommt es zur Konfrontation zwischen Moll und Michael Burnham. Diese kann zum Glück friedlich beigelegt werden, bis die beiden beim eigentlichen Erbe ankommen, wo die Geliebte des toten L’ak den Captain der Discovery ausknockt. Nur um dann das Erbe falsch zu aktivieren, weshalb Michael Burnham ran muss, um die Lage zu retten. Damit kommt es zu dem ersten von zwei Passagen in Das Leben an sich, wo einem der Unterkiefer runterklappt.

Dass ein Vertreter (in diesem Fall eine Vertreterin) der Progenitoren auftaucht, war zu erwarten. Zum Glück vermeidet es die Folge, diese als eine Art Deus Ex Machina einzusetzen, die mit einer Handbewegung alles wieder gut macht. Stattdessen muss der Konflikt mit den Breen ohne ihre Mithilfe beigelegt werden. Was diese Passage jetzt so sensationell macht, ist, dass die Progenitorin enthüllt, dass nicht sie es waren, die die Station gebaut hatten. Vielmehr haben sie diese bereits vorgefunden. Zudem waren sie nicht diejenigen, die das Leben in der Galaxie aussäten. Und das ist eine Enthüllung, deren Wucht man nicht unterschätzen darf. Übrigens wurde das Design der Progenitoren wunderbar an die Moderne angepasst.

Sehr schön ist auch, wie Michael Burnham am Ende mit dem Erbe umgeht, das sie als Auserwählte verwalten darf. Es ist genau die richtige Wahl, weil ansonsten damit in Das Leben an sich ein Fass aufgemacht worden wäre, das für etwaige Nachfolgereihen Riesenprobleme verursacht hätte.

Eine stumme Zeugin

Natürlich kommt auch die restliche Discovery-Crew zur Geltung. Vor allem Commander Rayner kann einmal mehr begeistern, als er sich, ohne zu Zögern, mit dem Schiff in die Gefahr stürzt, um seinen Captain zu schützen. Schade allerdings, dass er nicht noch ein paar mehr Szenen gekriegt hat, wo sein Charakter weiter ausgebaut wird. Trotzdem hat er einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Den haben auch Saru und Nhan gemacht. Vor allem der Kelpianer zeigt, wie vielfältig man Diplomatie interpretieren kann. Die Szene, wie er es schafft, die Primarchin in Das Leben an sich zum Einlenken zu bringen, ist grandios. Schade nur, dass Nhan hier im Prinzip nur eine nahezu stumme Zeugin ist und ansonsten nichts Sinnvolles beiträgt. Sie ist da und hätte von jedem x-beliebigen Charakter ersetzt werden können.

Ein genialer Plottwist

Bei Cleveland Bookers und Doktor Culbers Abenteuer stört es hingegen, dass auf einmal der Arzt eine Ahnung hat, dass er an einem bestimmten Ort sein muss und etwas bestimmtes tun soll. Hier wird übrigens Jinaal aufgegriffen. Doch kommt diese Ahnung wie aus dem Nichts und wirkt so, als ob sie nur deswegen existiert, damit dieser Subplot überhaupt erst funktionieren kann.

Nachdem der Breen-und-Progenitorenplot abgeschlossen wurde, kommt es zum bereits erwähnten extensiven Epilog. Der fängt gleich mit einer Überraschung an, als man erfährt, dass Kovich niemand geringeres als Daniels ist, der Zeitreisende aus Star Trek – Enterprise. Womit Discovery in Das Leben an sich ein Plottwist gelungen ist, den man so nicht hat kommen sehen. Aber ist eine gute Erklärung für all das, was die Figur so bislang ausgemacht hat.

Die eigentliche Hochzeit von Saru und T’Rina wird dann nicht gezeigt, wohl aber die Auswirkungen. Wie gesagt, ist diese nicht zentraler Bestandteil des Epilogs, allerdings dennoch essentiell für diesen Part der Folge. Weil nämlich Michael Burnham und Cleveland Booker sich einander ihre Liebe gestehen.

Ein bittersüßes Ende

Weshalb man dann auch hauptsächlich in dem Ende von Das Leben an sich einen Zeitsprung macht, in eine Zeit, in der sie und Cleveland glücklich verheiratet sind und einen Sohn haben. Dieser holt seine Mutter, einen Admiral, persönlich ab, damit sie eine letzte Mission machen kann. Nämlich die Discovery an einen Ort bringen, wo irgendwann in Zukunft die Ereignisse von Calypso stattfinden.

Es ist ein bittersüßes Ende, aber eben auch eins, das notwendig ist. Die Discovery hat ihren Dienst getan und da es unwahrscheinlich ist, dass das Schiff in Form eines Films wieder Abenteuer erlebt, dient dies dazu, einen optischen und inhaltlichen Schlussstrich unter die Serie zu ziehen. Einen, der zwar wehtut, aber auch einen, der irgendwo Sinn ergibt.

Was am Ende von Das Leben an sich bleibt, ist die Erkenntnis, dass mit dieser Folge eine Ära zu Ende gegangen ist. Natürlich hätte man sich mehr Episoden von Star Trek – Discovery gewünscht. Aber man muss den Machern zu Gute halten, dass ihnen ein Abschluss gelungen ist, der nahezu rund geworden ist.

 

Drehbuch: Kyle Jarrow & Michelle Paradise
Showrunner: Alex Kurtzman, Michelle Paradise
Regie: Olatunde Osunsanmi

 

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Götz Piesbergen
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