Michael Burnham ist in Labyrinthe gefangen.

Das Ende ist (leider) nahe

Die Discovery erreicht die Badlands, wo sie Kontakt mit der Bibliothek aufnehmen. Sie werden freundlich begrüßt, vor allem Book (David Ajala), auf den ein Kwejan-Artefakt wartet. Michael Burnham  (Sonequa Martin-Green) hingegen erhält Zugang zu dem Buch des betazoidischen Wissenschaftlers mit dem Titel „Labyrinthe des Verstandes“. In seinem Inneren findet sie eine Metalltafel, die sie berührt, woraufhin sie ohnmächtig wird.

Als sie wieder zu sich kommt, befindet sie sich in einem mentalen Abbild der Bibliothek, wo ein Archivar in Gestalt von Cleveland Booker auf sie wartet. Ihr ist klar, dass sie eine Prüfung absolvieren muss, um an den letzten Bestandteil des Schlüssels zu kommen. Doch was genau dieses Examen ist, weiß sie nicht. Und was sie auch nicht weiß, ist, dass in der realen Welt ihr die Zeit davonläuft. Denn die Breen kommen und sie sind alles andere als wohlgesonnen.

Am Ende von Labyrinthe war mir klar, dass ich nur noch zwei Episoden von Star Trek – Discovery vor mir hatte. Danach wäre die Staffel und damit auch die Serie vorbei. Und um ehrlich zu sein, fürchte ich mich vor dem Moment. Denn so, wie die Reihe aktuell ist, macht sie am meisten Spaß. Besonders diese Folge macht klar, dass sie endlich zu sich gefunden hat.

Wenn Kopf durch die Wand nicht hilft

Im Zentrum der Handlung steht eine Michael Burnham, die versucht, das nächste Rätsel zu lösen, um an den letzten Bestandteil des Schlüssels zu kommen. Dabei erlebt man einen Captain, die, für ihre Verhältnisse, ungewöhnlich aggressiv agiert. Sie will unbedingt das Rätsel lösen, sie will unbedingt weiterkommen, sie will einfach. Nur, dass sie mit bloßem Willen hier nicht weiterkommt.

Es ist in Labyrinthe schön zu sehen, wie sie immer wieder einen neuen Lösungsansatz versucht, nur um dann später festzustellen, dass das nicht der Richtige war. Sie steigert sich dabei regelrecht in diese Sache ein, will förmlich mit dem Kopf durch die Wand. Sie verlangt vom Archiv, dass es ihr hilft, doch das hält sich vornehm zurück und gibt nur die nötigsten Hinweise. Gerade genug, damit Michael Burnham selber herausfindet, wie es weitergeht.

Die Vorgehensweise des Captains der Discovery wirkt ungewöhnlich, irritierend, schon fast Out-Of-Character. Ehe dann am Ende der Folge alles Sinn ergibt. Als sie selber erkennt, was des Rätsels Lösung ist, und wo man auch einen Eindruck davon erhält, wie sehr sie sich selbst unter Druck gesetzt hat. Man kann das als eine Konsequenz ihrer bisherigen Erfolge sehen: Sie ist es gewohnt, dass sie am Ende immer recht hat, immer mit allem durchkommt. Und dass sie jetzt in einer Sackgasse steckt, zwingt sie dazu, in ihr Seeleninneres zu blicken und laut zu formulieren, dass dies auch irgendwo dazu führt, dass sie dadurch erst recht unter einem hohen Erfolgsdruck steht. Einen, den sie selbst herbeiführt. Dass das wieder zu Tränen führt? Geschenkt. Sie steht am Ende unter einem solchen emotionalen Druck, dass dies zwangsläufig geschehen muss.

Große und kleine Charaktermomente

Unter Druck steht in Labyrinthe auch Moll. Sie muss an Bord des Breenschiffes mit erleben, wie Primarch Ruhn nur an einer Sache interessiert ist: Macht! Wiederholt versucht sie, ihm dazwischenzufunken, ihn auf dazu zu bringen, was sie für richtig hält. Während sie gleichzeitig auch beginnt, hinter seinem Rücken zu intrigieren. Doch ihr Widersacher macht ihr klar, dass wenn sie weiter offen gegen ihn agiert, sie ihr Leben verliert. Dass sie dennoch weitermacht, ist klar. Weil sie eben daran glaubt, dass sie mit der Technik der Progenitoren ihren geliebten R’ul wieder zum Leben erwecken kann.

Neben den beiden gibt es auch einige andere kleinere Charaktermomente. Etwa wenn Reno mit Adiral und Stamets an einer Lösung arbeitet, mit der sie die Breen aufhalten können. Wo die umtriebige Ingenieurin wieder durchblicken lässt, was sie alles gemacht hat. Und wie super sie es findet, wenn Adira und ihr „Vater“ gemeinsam eine Lösung aussprechen oder sich ergänzen. Oder die Bibliothekarin Hy’Rell, die liebend gerne erzählt und sich auch nicht durch die Tatsache aus der Ruhe bringen lässt, dass die Discovery gerade durch die Badlands fliegt und dabei schwer zu kämpfen hat. Oder wenn Book Überreste seiner Heimat erhält.

David Ajala kann in Labyrinthe übrigens in einer Doppelrolle glänzen. Neben seiner Standardrolle als Cleveland Booker spielt er auch das Archiv, das Michel Burnham „unterstützt“. Er stellt die Figur komplett anders dar, als den Freund des Captains. Das Archiv wirkt schon fast gelangweilt, tut allerdings doch einiges, um Michael Burnham zu helfen. Und tut dies auf eine so lässige Weise, dass es Spaß macht, ihm dabei zuzusehen. Es sind einfach geniale Szenen, in denen er in dieser Rolle agiert.

Nur noch zwei Episoden, dann ist Ende. Und wenn die Reihe dieses Niveau aus dieser Folge beibehalten kann, dann wird es ein hoffentlich Gutes. Denn das hat die Serie nach all den Jahren verdient.

Drehbuch: Lauren Wilkinson & Eric J. Robbins
Showrunner: Alex Kurtzman, Michelle Paradise
Regie: Emmanuel Osei-Kuffour

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Götz Piesbergen
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