Die Pfeifsprache ist interessant.

Typisch Star Trek

Auf der Suche nach den Progenitoren findet die Discovery die nächste Spur. Diese führt zu dem Planeten Halem’no, dessen Bewohner eine interessante Sprache haben. Unter gegebenen Umständen kommunizieren sie mit Pfeiflauten, die ähnlich wie Vogelgezwitscher klingen. Allerdings handelt es sich um eine vorindustrielle Kultur, weshalb nicht einfach so ein Außenteam runtergebeamt werden kann.

Stattdessen begeben sich Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) und Tilly (Mary Wiseman) undercover auf die Oberfläche. Sie werden freundlich empfangen und erfahren schon bald, dass es einen Wettbewerb gibt, dessen Sieger Zugang zu einem Turm erhält, wo sich vermutlich Hinweise auf das nächste Puzzlestück befinden. Die beiden nehmen an dem Wettkampf teil, doch schnell wird klar, dass nur eine von ihnen weiterkommen kann.

Die fünfte Season von Star Trek – Discovery versucht ein neue Erzählweise. Es gilt nicht mehr, eine große Bedrohung zu bekämpfen oder zu erforschen, wie noch in den vorherigen Seasons. Stattdessen ist die Crew des Schiffes auf einer interstellaren Schnitzeljagd. Die deutlich verminderte Epik hat den Vorteil, dass so mehr Platz geschaffen wird, damit die jeweiligen Folgen ihre eigene Story erzählen können, bei denen es eben nicht immer nur ums Große Ganze geht. Konsequenz davon ist Die Pfeifsprache, die sich mit einem Thema beschäftigt, dass so typisch Star Trek ist, wie sonst nichts anderes. Es geht um die oberste Direktive, und die Probleme, die sich daraus ergeben.

Da, um gebrochen zu werden

Wann immer die oberste Direktive zum Einsatz kommt, kann man davon ausgehen, dass sie früher oder später gebrochen wird. Der Anlass dazu ist zwar häufig ein guter Grund. Aber wenn man ehrlich sein soll, ist diese Regel mittlerweile ein Treppenwitz geworden, ein Plotdevice, ein Aufhänger, damit eine Story erzählt werden kann.

Erstaunlicherweise ist es in der Geschichte von Star Trek – Discovery nach meinem Wissen erst das zweite Mal, dass die Reihe sich damit beschäftigt. Das letzte Mal geschah dies in der Episode New Eden aus der zweiten Staffel. Danach stand immer wieder der große Plot, die große Bedrohung im Vordergrund, was vermutlich auch der Grund ist, wieso die Serie so lange brauchte, um sich in Die Pfeifsprache erneut mit der Prime Directive zu beschäftigen.

Dementsprechend muss man die Episode auch beachten. Dass die oberste Direktive gebrochen wird, kann man als gegeben voraussetzen. Interessant ist daher eher die Frage, wie es dazu kommt und ob es Konsequenzen haben wird?

Die Heilige der Regelbrüche schlägt wieder zu

Das Volk, das in Die Pfeifsprache präsentiert wird, hat interessante Charakteristika. Klar, am Ende sind es wieder Humanoide, deren Stirn anders aussieht. Doch das passt im Kontext des Seasonplots, wo es ja um die Progenitoren geht, die für den Ursprung sämtlicher humanoiden Spezies in „Star Trek“ verantwortlich sind. Wesentlich wichtiger ist die Tatsache, dass sie sich mit Pfeiflauten unterhalten und das, was man über ihre Kultur erfährt. Wobei Ersteres im Laufe der Folge leider etwas untergeht.

Und lange Zeit funktioniert die Folge auch gut. Die Einheimischen werden charismatisch dargestellt und das Team Burnham Tilly funktioniert grandios. Kritisch wird es erst, als sie sich trennen und klar wird, dass das Ritual, an dem die ehemalige Nummer eins der Discovery teilnimmt, einen tödlichen Ausgang hat. Was dann erhebliche Konsequenzen für die Folge hat.

Man ist es ja mittlerweile gewöhnt, dass Regeln für Michael Burnham nicht existieren und sie sie gerne bricht, ohne, dass es für sie Folgen hat. Doch dieses Mal wird damit übertrieben. Die Art und Weise, wie sie die oberste Direktive in Die Pfeifsprache ignoriert, wie sie mit den Konsequenzen umgeht, ist haarsträubend. Das ist eine Michael Burnham, wie sie die Serie nicht braucht, wie sie der Figur und damit auch Star Trek eher schadet. Es ist einfach das sattsam bekannte Klischee, dass sie schon fast eine Heilige ist, der alles gelingt, was sie anfasst und die am Ende für ihren Regelbruch sogar noch belohnt wird.

Nett

Immerhin gibt es ein paar nette Szenen und Nebenplots. Sei es wie Kovach ihr einen handgeschriebenen Zettel mit wichtigen Namen überreicht und dabei betont, dass er aus dem 21. Jahrhundert stammt. Was eine Szene ist, in der man das Augenzwinkern der Macher deutlich mitkriegt und auch honoriert. Wie Culber versucht, mit Stamets etwas gemeinsam zu unternehmen. Oder wie Rayner auf seine forsche Art Adira Tal motiviert.

Es sind nette Momente, die allerdings gegenüber der sattsam bekannten Charakterisierung der heiligen Burnham angeht verblassen. Eigentlich wäre dies eine Episode mit Potential gewesen. Aber so ist Die Pfeifsprache wieder ein Mal eine Burnham-zentrische Folge, die die schlimmsten Seiten ihrer Figur hervorhebt.

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Götz Piesbergen
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