In Ursünde werden die Kinder, darunter auch Benjamin Siskos Tochter Rebecca, von Bord der U.S.S. Robinson entführt.

Wenn sich die Vergangenheit wiederholt

Benjamin Sisko und die U.S.S. Robinson sind auf einer Forschungsmission im Gamma-Quadranten unterwegs. Der einstig kommandierende Offizier von Deep Space Nine ist nicht allein auf dem Schiff, sondern wird von seiner Frau Kasidy Yates und ihrer gemeinsamen Tochter Rebecca begleitet. Doch dann wird das Raumschiff von einer unbekannten Alienspezies angegriffen, die alle Kinder, die sich an Bord dieses Galaxy-Class-Schiffes befinden, entführen.

Und während der Captain mit Hilfe seiner Crew versucht, die Gekidnappten wiederzufinden, kommen ihm und seiner Frau Erinnerungen an die Vergangenheit auf. Damals, als auf Bajor das Mitglied einer bajoranischen Sekte Rebecca entführte, um sie ihrem Schicksal, wie es in einem obskuren religiösen Text vorhergesagt wurde, zuzuführen. Und damals wie heute läuft ihnen die Zeit davon.

Es ist immer ein Problem, wenn Charaktere, die im Prinzip tot sein sollten, wieder zum Leben erweckt werden. Dieses Phänomen kennt man als Fan von Superheldencomics bereits zur Genüge. Doch dass es auch im Litverse von Star Trek Anwendung findet, ist problematisch, um es milde auszudrücken.

Gute, aber keine Spitzenunterhaltung

Die Rückkehr von Benjamin Sisko am Ende von Einheit ist ein gutes Beispiel dafür. In dem eben genannten Roman passte es. Doch danach wirkte es so, als wüssten die Autoren nicht, was sie mit dem Wiedererweckten nun tun sollten. Zunächst war er ein weiser Mann, der auf Bajor glücklich und zufrieden die Zeit mit seiner Familie verbrachte. Er hatte hier und da ein paar Gastauftritte wie beispielsweise in Kriegspfad, wo er seinen Freunden mit Rat und Tat zur Seite stand. Sein Auftauchen in dem Typhon-Pact-Roman Bestien war dann auf einmal das komplette Gegenteil: Plötzlich hatte man einen Captain vor sich, der sich aufgrund diverser Ereignisse von seiner Familie und Freunden völlig entfremdet hatte und kurz davor stand, sich von Kasidy Yates zu scheiden. Davon wurde dann Abstand genommen und in der Zwischenzeit erhielt er die Mission, für mehrere Jahre den Gamma-Quadranten zu erforschen.

Geschrieben wird Ursünde von demselben Autoren wie Bestien, also von David R. George III. Und der Name ist eine Garantie für gute Unterhaltung, auch wenn man keine Spitzenhighlights erwarten darf.

Für seine Geschichte greift er auf die Tatsache zurück, dass auf den Schiffen der Galaxy-Class auch Familien mit an Bord durften. Dementsprechend viele Kinder und Kleinkinder gibt es. Dass diese jetzt entführt werden, so etwas hat man zuletzt in der TNG-Episode Die Sorge der Aldeaner gesehen. Und der Autor nutzt diesen Plot gut aus, um die Sorgen und Nöte, die Benjamin Sisko und Kasidy Yates stellvertretend für die anderen Eltern verspüren, darzustellen.

Langeweile

Das muss man beim Lesen von Ursünde auch im Hinterkopf behalten:  Der Roman fokussiert sich, bis auf wenige Ausnahmen, fast ausschließlich auf das eben genannte Paar. Andere Charaktere, andere Eltern, kommen nur am Rande vor. Das hat aber auch mit der Vergangenheitsebene zu tun, in der man liest, wie Rebecca ebenfalls entführt wird und die beiden alle Hebel in Bewegung setzen, um sie rechtzeitig wiederzufinden.

Dabei bemüht sich David R. George III, den Entführer Radovan Tavus ausführlich zu charakterisieren. Er macht klar, dass er der Antagonist ist. Doch erfährt man auch mehr über die Gedanken dieses Mannes, was ihn antreibt und was sein religiöses Erweckungserlebnis war.

Doch am Ende kann dies nicht verhindern, dass Ursünde ein stinklangweiliger Roman ist. Es kommt zu keinem Zeitpunkt Spannung auf, was unter anderem daran liegt, dass auch Benjamin Sisko selber nicht interessant wirkt. Hier rächt sich die gefühlte Orientierungslosigkeit, die dem Charakter seit seiner Rückkehr anhaftet. Im Laufe der vergangenen Jahre hatte er viele verschiedene Darstellungsweisen und keine wurde wirklich ausführlich entwickelt.

Die Crew interessiert niemanden

Auch stört, dass die Crew der U.S.S. Robinson den ganzen Roman über blass bleibt. Das ist dadurch bedingt, dass der Fokus eben auf den Erlebnissen von Benjamin Sisko und Kasidy Yates liegt. Aber das hat leider die Konsequenz, dass interessante Figuren, wie der Ingenieur des Raumschiffes, nur am Rande gestreift werden.

Und auch die Auflösung der Entführungsplots in Ursünde fällt flach. Sowohl in der Gegenwart wie auch in der Vergangenheit werden sie genutzt, um auf bestimmte besondere Fähigkeiten einer Figur hinzuarbeiten. Wobei man sich hier fragt, wohin dies führen soll.

Am Ende ist Ursünde leider ein mittelmäßiger Roman, der es nicht schafft, das Interesse des Lesers dauerhaft zu halten. Es wäre schön, wenn man sich endlich dazu entscheiden würde, Benjamin Sisko eine konsistente Darstellung zu gönnen, die auch auf lange Sicht verfolgt wird.

Bewertung 07/15

Autor: David R. George III
Titel: Star Trek – Deep Space Nine: Gamma – Ursünde
Originaltitel: Star Trek – Deep Space Nine: Gamma – Original Sin
Übersetzer: René Ulmer
Verlag: Cross Cult
Erschienen: 04/2020
Einband: Taschenbuch
Seiten: 448
ISBN: 978-3-96658-061-8
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