Dieser Beiträg enthält Spoiler zu Star Trek Deep Space Nine.

Star Trek Deep Space Nine ist die vierte Serie im Franchise, wenn man die Zeichentrickserie mitrechnet. Sie lief von 1993 bis 1999, zu Beginn parallel zu Star Trek The Next Generation und dann zu Star Trek Voyager. DSN ist die erste Star-Trek-Serie ohne Beteiligung von Gene Roddenberry.

Deep Space NineDie Uniformen

Für Deep Space Nine gab es auch wieder neue Uniformen. Die zweiteiligen Oberteile, bestehend aus „Rollkragenunterhemd“ und schwarzem Oberteil mit farbigem Schulterteil verloren langsam den Schlafanzug-Charakter, sahen aber immer noch eher unpraktisch für Außeneinsätze aus. Die neuen Uniformen waren für Stationspersonal gedacht, deswegen sieht man des öfteren auch noch die TNG-Version. Erst mit dem Start von Voyager wurde diese Uniform zum Standard.
Dumm irgendwie, dass man mit dem achten Kinofilm erneut die Uniform für die TNG-Ära wechselte. Immerhin war man hier dann auch konsequent und wechselte die Uniform auch bei Deep Space Nine. Ein Glücksgriff, denn die neuen Uniformen sahen endlich mehr wie eine Uniform aus als wie ein Schlafanzug. Den Abteilungsfarben blieb man übrigens treu.

Deep Space NineDie Station, das Schiff, die Technologie

Captain Sisko nennt die Station einmal „cardassianische Monstrosität“. Und das stimmt auch soweit, denn wirklich hübsch ist die Station nicht. Aber gerade das macht sie so gut für die Handlung. Eine normale Sternenbasis der Föderation wäre sicherlich auch möglich gewesen, aber eine fremde Station bringt gleich einige Handlungselemente mit sich. Noch besser wird die Serie, als die Defiant dazu kommt. Das erste (inoffizielle) Kriegsschiff der Föderation weicht vom Design stark von den Vorgaben seitens Gene Roddenberry ab. Die Tarnvorrichtung macht aus der Defiant obendrein noch das ideale Schiff, den Gamma-Quadranten zu erforschen. Technologisch sind die Cardassianer nicht anders aufgestellt als die Föderation. Einzig die Defiant ist leistungsfähiger als die Schiffe, die wir bisher gekannt haben.

Die Charaktere

Hier sind wir nun bei der ersten richtigen Stärke von Deep Space Nine. Die Charaktere sind vielschichtig und dadurch, dass wir im Prinzip einen festen Handlungsort haben, können auch die Nebencharaktere richtig stark auffahren. Der erste schwarze (Serien)Captain in Star Trek, ein junger Arzt, der sich seine Sporen verdienen will, ein Trill, dessen vorheriger Wirt ein Mentor für den Captain war (der zu Beginn sogar nur Commander ist), ein Formwandler, der auf der Suche nach seinem Volk ist, eine ehemalige Widerstandskämpferin, die einen immensen Hass auf die einstigen Unterdrücker in sich trägt und ein Ingenieur, der kein Offizier ist, aber trotzdem brilliant in seinem Job. All diese Charaktere haben schon von der Charakterzeichnung zu Beginn Potential, entwickeln dieses auch weiter und runden ihre eigene Geschichte zum Ende hin ab. Dazu kommen vielschichtige Nebencharaktere wie Garak oder Gul Dukat, Vedek/Kai Winn oder auch Weyoun und die Gründerin. All diese machen das Ensemble sehenswert. In der vierten Staffel kommt auch noch Worf hinzu, der hier endlich sowas wie Charakter bekommt. Einzig störend ist Ezri Dax, die einfach zu viel Screentime in der letzten Staffel hat. Man hätte einfach keinen neuen Wirt gebraucht.

Die Aliens

Da der Gamma-Quadrant noch unerforscht ist, sind natürlich auch viele der Aliens neu. Das Rad erfindet man hier aber auch nicht neu und so bleibt es bei altbekannten Mustern in der Gestaltung. Einzig das Dominion, das keine Spezies an sich ist, sondern eher eine Anti-Föderation, ist sehr facettenreich. Die Gründer gehören zum Volk von Odo, dem Formwandler. Diese haben sich diverse Dienerrassen gezüchtet und denen auch absoluten Gehorsam eingepflanzt. Ein interessantes Konzept, das leider viel zu selten erforscht wird und auch Fragen aufwirft. Während die Vorta geklont werden und der Gehorsam genetisch eingepflanzt ist, werden die Jem’Hadar mit einer Droge, Ketracel-White, gefügig gehalten. Wieso pflanzt man ihnen nicht auch diesen Gehorsam ein? Immerhin ist die Droge eine Schwachstelle der Jem’Hadar.

Wir erfahren natürlich auch viel über die Hauptvölker. Cardassianer, Bajoraner, Trill, Ferengi. Das rundet die sieben Staffeln insgesamt sehr schön ab, denn hier ist eine Raumstation einfach ideal.

Die Story

Während bei der anderen großen Raumstation-Serie Babylon 5 die Story von Beginn an klar ist, entwickelt sich hier die Geschichte erst langsam. Zu Beginn steht hauptsächlich der Konflikt zwischen Bajor und Cardassia im Fokus, während man den Gamma-Quadranten hin und wieder besucht. Später kommt es dann zum Konflikt mit dem Dominion, welcher im Krieg und der drohenden Niederlage gipfelt. Während die Enterprise unter Kirk oder Picard selten die Konsequenzen von Handlungen spürt, da sie einfach wegfliegen, hat die Crew von Deep Space Nine nicht diesen Vorteil. Hier wird immer wieder Bezug genommen auf Handlungen, viele laufen sogar über mehrere Folgen im Hintergrund mit, wie z.B. der Wahlkampf für die neue Kai. Das ist ein weiterer Pluspunkt für eine Serie auf einer Raumstation. Auch ist das Setting generell düsterer angehaucht, zeigt die Serie uns doch auch die Grauen des Krieges, ohne auf Effekthascherei zu setzen oder glorifizierend zu wirken.

Die Erzählweise

Deep Space Nine ist episodisch, aber wie schon erwähnt, sind viele dieser Folgen miteinander verknüpft. Spätestens ab Staffel Drei läuft im Hintergrund ein roter Faden mit der, mal mehr, mal weniger immer präsent ist. Das macht einen Teil des Charmes der Serie aus.

Synchronisation

Hier gibt es nicht viel zu bemängeln. Auch hier gab es typische Aussetzer, so wird mal aus einer 24 ein 20-4, aber diese Aussetzer sind selten und verschmerzbar. Mit den deutschen Stimmen kann man relativ gut leben, einzig für Avery Brooks hätte ich mir einen zackigeren Sprecher als Jörg Hengstler gewünscht. Der macht seine Sache zwar auch ordentlich, bringt aber nicht immer die Intensität eines Brooks rüber.

Fazit

Wie bewerte ich eine Serie, die schon so alt ist, aber teilweise immer noch so aktuell? Die Eisen, die Deep Space Nine anfasst, sind für Star-Trek-Verhältnisse eher weniger philosophisch, dafür aber umso realistischer. In der Folge „In the pale Moonlight“ macht sich Sisko eines Komplotts mitschuldig, das einigen Romulanern das Leben kostet und bei denen Sisko ein ums andere Mal seine Prinzipien verrät. Am Ende meint er nur lapidar „Ich glaube, ich kann damit leben“. Die Prinzipien sind eben das Erste, was auf dem Schlachtfeld fällt. Diese eine Folge ist quasi die Quintessenz der letzten Staffeln.

Bis heute hat Deep Space Nine einen schweren Stand bei den Fans. Die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Als die Serie angekündigt wurde, wurde auch gemeckert, dass sie ja kein Star Trek sein könne, wenn sie sich nicht um die Erforschung des Weltalls drehe. Tja, weit gefehlt. In Star Trek erforschen wir nicht das Weltall, sondern uns selbst. Und das schaffte keine Serie so gut wie Deep Space Nine. Für mich bleibt diese Serie bis heute die beste, die das Franchise hervorgebracht hat.

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Marco Golüke

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